Der Koran (arabisch Qur'an "Rezitation") ist die Heilige Schrift der Muslime. Nach islamischen Glauben ist er die Offenbarung Allahs.
Der Koran besteht aus 114 in Reimprosa verfassten Suren, die nach ihrem Entstehungsort in mekkanische und medinensische unterteilt werden. Die Suren bestehen aus einer unterschiedlichen Anzahl an Versen (ayat).
Nach islamischer Tradition hat der Prophet Muhammad den Koran in direkter Offenbarung von Allah erhalten. Der in arabischer Sprache überlieferte Text gilt als 'Wort Gottes'. Daher wird Kritik am Inhalt des Korans von vielen Muslimen als Gotteslästerung angesehen.
Der Koran ist neben der Sunna die Hauptquelle des islamischen Gesetzes, der Scharia.
Textgeschichte
Nachdem der Koran zunächst mündlich weitergegeben wurde (siehe Hafiz), entstand auf Anordnung des Kalifen Uthman ibn Affan (644-656) die erste offizielle Niederschrift des Konsonantentexts, die endgültige vokalisierte Textfassung wurde vermutlich im frühen 10. Jahrhundert niedergeschrieben.
Bis heute existieren mehrere anerkannte Lesarten (qira'at) des Korans.
Wirkung
Der Koran bildete die Grundlage für zahlreiche Zweige der arabischen Wissenschaft. Aus dem Bedürfnis nach Auslegung des oft rätselhaften Stil des Korans entwickelte sich die ilm at-tafsir, die Wissenschaft der (Koran)-Auslegung. Ausführliche, oft Dutzende Bände füllende Kommentarwerke entstanden, zu den berühmtesten zählen die von Tabari, Qurtubi oder Ibn Kathir.
Seine Sprache beeinflusste stark die Entwicklung der arabischen Grammatik - neben den vorislamischen Dichtern galt das koranische Arabisch als Richtschnur für die Korrektheit sprachlicher Ausdrücke.
Christoph Luxenberg (Pseudonym) bedenkt die sprachgeschichtliche Situation
der Entstehung des Korans und das religionsgeschichtliche Umfeld neu, um so
zahlreiche Stellen entgegen der Tradition zu lesen; diese Analyse ändert auch
das Bild, dass im Koran vom Jenseits entworfen wird: den Gläubigen werden in
den Suren 44 und 52 nicht "Jungfrauen", sondern "weiße, kristallklare Trauben"
versprochen.
Inhalt
Die geheimnisvollen Buchstaben
Ein bisher ungeklärtes Rätsel ist der Sinn der so genannten geheimnisvollen Buchstaben, die am Anfang von 29 Suren nach der Basmala stehen (z.B. alif lam mim).
Übersetzungen
Der Orientalist Friedrich Rückert hat in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts weite Teile des Koran in gebundener Sprache ins Deutsche übertragen. Rückerts Übersetzung ist für ihre sprachliche Ausdrucksstärke berühmt, die so viel wie möglich vom Klang des koranischen Arabisch ins Deutsche hinüberzuretten versucht. Trockener, dafür häufig näher am Text bleibt die moderne Übersetzung von Rudi Paret. Daneben zirkuliert der so genannte Ahmadiya-Koran, sowie eine Übersetzungen von Adel Khoury, Ahmad von Denffer und Max Henning.
- Der Koran. Übersetzung von Adel Khoury. Gütersloh 1987.
- Der Koran. Übersetzung von Rudi Paret. Stuttgart 1966.
- Hartmut Bobzin (Hg.): Der Koran in der Übersetzung von Friedrich Rückert, 4. Aufl., Würzburg 2001.
Literatur
- Koran, in: Meyers Konversationslexikon, 4.Aufl. 1888, Bd.10, S.80.
- Theodor Nöldeke: Geschichte des Qorans.
- Über den Ursprung des Qorans. Leipzig 1909
- Die Sammlung des Qorans. Leipzig 1919
- Die Geschichte des Qorantextes. Leipzig 1938
- Tilman Nagel: Der Koran. Einführung - Texte - Erläuterungen, München 1983
- William Montgomery Watt: Companion to the Qur'an, based on the Arberry translation. London 1967
- Hartmut Bobzin: Der Koran. Eine Einführung. München 1999 (Beck)
- Christoph Luxenberg: Die syro-aramäische Lesart des Koran, Berlin: Verlag Das Arabische Buch 2000.
- Jörg Lau, Keine Huris im Paradies, in: Die Zeit, 14. Mai 2003, 47
Weblinks
- http://cwis.usc.edu:80/dept/MSA/quran/ - Online-Fassung des Koran
- http://www.sub.uni-goettingen.de/ebene_1/orient/quran-text.htm - Rüdiger Lohlker, Der Koran im Internet
- Mona Naggar: Wie aramäisch ist der Koran? Ein provokatives Buch zur Deutung «unklarer» Stellen, in: NZZ Online, 3. Februar 2001 (2003-05-17 eingesehen)