Das Mittelalter bezeichnet eine Epoche in der europäischen Geschichte zwischen der Antike und der Neuzeit, d.h. ungefähr von der Völkerwanderung (4. bis 6. Jahrhundert) bzw. dem Untergang des weströmischen Reiches 476 bis zum Zeitalter der Renaissance seit der Mitte des 15. Jahrhunderts.
Die Datierungen sind nicht immer einheitlich, es kommt oft darauf an, welche Aspekte der Entwicklung priorisiert werden und von welchem Land man ausgeht. So war z.B. um 1420 in Italien bereits das Zeitalter der Renaissance angebrochen, während man zur gleichen Zeit in England noch vom Mittelalter spricht.
Mittelalter bezieht sich in erster Linie auf die Geschichte des christlichen Abendlands vor der Reformation - der Begriff wird kaum im Zusammenhang mit anderen Kulturen verwendet.
Grundzüge des Mittelalters sind die nach Ständen geordnete Gesellschaft, die gläubig christliche Geisteshaltung in Literatur, Kunst und Wissenschaft, Latein als gemeinsame Kultur- und Bildungssprache, die Idee der Einheit der christlichen Kirche (die zwar faktisch nach dem großen Schisma nicht mehr bestand) und ein recht einheitliches Weltbild.
Epochen des Mittelalters
Die Epoche des Mittelalters wird grob in Früh-, Hoch- und Spätmittelalter gegliedert.
Das Frühmittelalter umfasst die Zeit der Völkerwanderung, die weitgehende Christianisierung Europas, das Frankenreich, den Beginn des römisch-deutschen Kaiserreichs, die Kämpfe zwischen Kaisertum und Papsttum. Wirtschaftlich ist es eine Zeit der Naturalwirtschaft mit Adels- und Grundherren und Leibeigenen. Wesentliche Kulturträger sind die Klöster insbesondere des Benediktinerordens.
Das Hochmittelalter ist die Blütezeit des Rittertums und des römisch-deutschen Kaiserreichs, und Lehnswesens und des Minnesangs. Die wichtigsten Orden sind jetzt die Bettelorden (Franziskaner, Dominikaner) in den aufkommenden Städten.
Das Spätmittelalter ist die Zeit des aufsteigenden Bürgertums der Städte und der beginnenden Geldwirtschaft. In dieser Zeit steigt die Hanse zur Welthandelsmacht auf.
Als wesentlich für den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit betrachtet man heute im allgemeinen die Zeit der Renaissance (je nach Land spätes 14. Jahrhundert - 16. Jahrhundert), die Entdeckung insbesondere der neuen Welt durch Christoph Columbus 1492, die Erfindung des Buchdrucks 1454 und in engen Zusammenhang damit der Verlust des Einflusses der institutionalisierten katholischen Kirche und der Beginn der Reformation, Ereignisse, die alle in etwa an der Schwelle vom 15. zum 16. Jahrhundert anzusiedeln sind.
Der Begriff Mittelalter
Der Begriff Mittelalter bekam vom 16. bis 17. Jahrhundert eine negative Bedeutung. Der Begriff selbst wurde von den Humanisten im 16. Jahrhundert geprägt, weil sie das Mittelalter als "dunkle" Epoche zwischen der Antike und ihrer Zeit ansahen, in der antike Traditionen wiedergeboren wurden. In der Romantik wurde das Mittelalter dann aber wieder positiver gesehen.
Sonstiges
Auch gibt es die umstrittene Theorie vom erfundenen Mittelalter.
Siehe auch:
Artikel über verwandte Themen:
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Artikel über Personen des Mittelalters (Auswahl)
Bedeutende Herrscher siehe unter Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation
Bedeutende Dichter siehe unter Deutsche Literatur im Mittelalter
Literatur
- Fischer Weltgeschichte, Mittelalter und frühe Neuzeit (4 Bände) ISBN 3596507324 [[pl:%A6redniowiecze]]