Pfarrkirche Kaisersteinbruch

Kirche in Bruckneudorf (6015)
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. Dezember 2007 um 23:32 Uhr durch Helmuth Furch (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Kaisersteinbrucher Kirche, ehemals die Zunftkirche des ehrsamen Steinmetz- und Maurerhandwerkes in Kaisersteinbruch / Burgenland, ist den beiden Pestheiligen Rochus und Sebastian geweiht.

Datei:Kai-Kirchenfenster.jpg
Fenster der Turmfassade nach der Restaurierung 1962.
Blick von der Feuerwehrleiter auf die Kaisersteinbrucher Kirche samt Friedhof. Inschrift ERBAUET ANNO 1745. Rechts seitlich das barocke Friedhofsportal von Ambrosius Ferrethi
Barockisierung der Kirche 1745, Rundgiebel mit Steinstatuen links Sebastian, rechts Rochus, oben Maria Immaculata, 2 zerstörte Architekturvasen von Bildhauer Ferenc Gyurcsek 1991 nachgebildet.

Geschichte

 
Kaisersteinbrucher Hochaltar, 1720 ein Werk der Bruderschaft
 
Hügel-Altar mit Kreuzigungsgruppe des späten 19. Jh.
 
der restaurierte Regondi-Altar mit dem Bild "Pfingstwunder"
 
Pery-Altar, 1717 von Schilck restauriert
 
Barbara, Bildhauer Antonius Pery
 
Katharina, Bildhauer Antonius Pery

Der bislang älteste bekannte Vorgängerbau war eine Kapelle, die wegen der Vergrößerung des Kapellenbruches abgerissen wurde. 1617, als im kaiserlichen Steinbruch am Leithaberg wie auch in den umliegenden Orten die Pest grassierte, leisteten Steinmetzen das Gelübde, eine Kapelle zu errichten, wenn sie die Pest überlebten. Dem schloss sich das Gelöbnis der Margarethe Ruffinin an, der Ehefrau des Steinmetzmeisters Andre Ruffini, welche 10 Eimer Wein stiftete. Diese erbrachten den Gegenwert von 30 Gulden für das Fundament. Das Stift Heiligenkreuz als Grundherrschaft stellte das Grundstück zur Verfügung.

Am 21. November 1618 übergab die Kaisersteinbrucher Bruderschaft dem Maurermeister von Ebenfurth Steffan Friedrich den Spannzettel, den Auftrag für genau bestimmte Bauarbeiten nach ihrem Plan.

Die italienisch-schweizerischen Maurer und Steinmetzen wandten sich 1624 an Kaiser Ferdinand II. mit der Bitte um eine eigene Handwerksordnung. Doch die deutschen Handwerker behielten ihre Freiheiten, die Italiener mussten die vorgeschriebene Ordnung akzeptieren. Ein Konflikt entstand, während die deutschen Steinmetze beim hölzernen Peter und Pauls-Altar zu St. Stephan feierten, war es in Kaisersteinbruch ein Altarbild mit Himmelfahrt Marias, der Dreifaltigkeit und den Pestheiligen Rochus und Sebastian. Die Weihe der Kirche erfolgte am 30. Juli 1652 durch Abt Michael Schnabel vom Stift Heiligenkreuz. Schon seit 1645 sind Wallfahrten zur Kirche in den kaiserlichen Steinbruch dokumentiert.

Während der Zweiten Türkenbelagerung im Juli 1683 wurden wie in anderen Orten der Umgebung alle Häuser samt den Kirchen in Brand gesetzt. Zwei steinerne Seitenaltäre, von Giorgio Regondi und Antonius Pery blieben erhalten und wurden von Johann Paul Schilck 1717 restauriert.

Nach dem endgültigen Sieg über die Türken in Wien brach eine noch nie dagewesene Bautätigkeit aus. Die Zeit der Belagerung und Zerstörung wurde abgelöst von einer Lebensfreude, die sich in einer völlig anderen Lebensweise ausdrückte. Alle Bereiche wurden davon erfasst, Wien wurde eine Stadt der barocken Architektur und übte im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation eine starke Sogwirkung auf Baufachleute aus. Der Genius Johann Bernhard Fischer von Erlach verwirklichte all das im Gesamtkunstwerk der Wiener Karlskirche. Einer seiner Mitarbeiter, der im kaiserlichen Steinbruch tätige, aus dem Frankenland zugewanderte Steinmetz Elias Hügel verarbeitete diesen Geist und die Formen in seinen monumentalen Steinaltären. Die Erweiterung und Barockisierung der nunmehr zweitürmigen Kirche nach den Plänen von Elias Hügel war 1745 abgeschlossen. Der Hochaltar wurde 1720 von der Steinmetzbruderschaft, die Seitenkapelle mit Kreuzaltar 1738 von Elias Hügel errichtet.

Am 26. Juli 1814 entstand in Steinbruch eine Feuersbrunst, die 22 Häuser samt der Kirchen in die Aschen legt. 1825 erfolgte der Neubau der Türme, die zerstörte Glocke wurde umgegossen, Altarbilder gemalt.

Die Fronleichnamsprozession war seit dem Beginn das Hauptfest der Steinmetzen, bis zuletzt, mit dem Tragen der großen Zunftfahne, den genauen Kleidungsvorschriften bis zu den Glaceehandschuhen. Die Jungen auf dem Foto mußten fast alle als Hilfskräfte auswärts arbeiten, einige wenige konnten im Blauen Bruch der Meister Amelin Arbeit finden, längst nicht mehr für Bausteine sondern zur Schottergewinnung, die Steinmetzzeit war endgültig vorbei.

1938, im Zusammenhang mit der Einverleibung Österreichs in das „Deutsche Reich“, wurde in Kaisersteinbruch die Absiedlung befohlen, das Kriegsgefangenenlager Stalag XVII A brauchte Platz, das Stift Heiligenkreuz verließ die hiesige Pfarre sofort und endgültig und verkaufte das Kirchengebäude an die Deutsche Ansiedlungsgesellschaft. Durch die Kriegsfolgen schwerst beschädigt, blieb nur noch eine Ruine. Ein Abriss wurde erwogen, die Diözese Eisenstadt als neuer Eigentümer entschloss sich zu einer einfachen Restaurierung, ohne den Denkmalschutz besonders zu beachten.

Drei Glocken

 
Glocke der Hl. Dreifaltigkeit

Die letzten Jahre ihrer langen Geschichte schrieb Josef Wolf 1962 in Gedichtform (auszugsweise)

Neunzehnundvierzehn habens die große Glockn gnommen, eingeschmolzen und daraus gemacht Kanonen. Statt mit ihrem Klang uns zu erfreuen, mußte sie nun Tod und Feuer speien.

Neunzehnhundertdreißig und neune, holten sie dann auch die ganz Kleine. Auch sie mußt statt hell zu erklingen, der Menschheit Schmerz und Leiden bringen.

Neunzehnhundertvierzig und acht, hat man die Mittlere nach Sommerein gebracht. Von dort hört man sie tagtäglich schrein, "Holt mich doch endlich, ich will heim!" ....

Heimgekehrt bist du am neunzehnten November Sechzig und zwei, durch Bischof László erfolgte die Kirchenweih. Und mit deinem ersten Glockenschlag erklang das "Tedeum-Laudamus" als Lobgesang!

Diese letzte Kaisersteinbrucher Glocke wurde 1851 von Hilzer k.k.Hofglockengießer zu Wiener Neustadt gegossen.

Mit der Kirchweihe 1962 wurde im Dorf ein neuer Anfang gesetzt. Heute ist das Gebäude aus eigener – Kaisersteinbrucher – Kraft wieder prachtvoll restauriert.

Seit 1971 ist Kaisersteinbruch Ortsteil von Bruckneudorf. Bruckneudorf verfügt über keinen eigenen Kirchenbau, ist Bruck an der Leitha, also der Erzdiözese Wien zugeteilt. Kaisersteinbruch mit der großen Kirche, aus seiner Steinmetzgeschichte begründet, ist heute nur mehr Seelsorgestelle der Diözese Eisenstadt.

Grabplatten der Kaisersteinbrucher Kirche

Datei:Kaisersteinbrucher Kirche Innen.jpg
Die Tätigkeit des Museums- und Kulturvereines im Innenraum der Kirche, neuer Schmuck des Hochaltares, als Dauerleihgabe des Diözesanmuseums Wien das Bild „Heilige Sippe“ von Franz Christoph Janneck, 14 Kreuzwegstationen aus Bronzeguß mit Steinrahmen von Bildhauer Alexandru Ciutureanu aus Bukarest, Bild für den „Pery“-Altar der Malerin Nadia Ioan aus Bukarest, 2 Altarengel von Giovanni Giuliani

Noch vorhandene Epitaphe - der Kirchenboden war damit ausgelegt - der Meister, deren Ehefrauen und auch Kinder, Pfarrer und 1 Geselle. Zeitlich geordnet:

  • Justina Ruffini, †1620, Tochter v. Margaretha (Privatbesitz)
  • Margaretha Ruffinin, †1636, 1. Ehefrau des Andre Ruffini.
  • Susanne Hardnerin, †1637, Ehefrau des Hans Hardner.
  • Andre Ruffini, †1648, (Privatbesitz)
  • Catharina Perin, Ehefrau des Antonius Pery, geb. Retacco †1681
  • Hofsteinmetzmeister Giorgio Regondi †1681
  • Pater Theobald Hug, Pfarrherr †1682
  • Hofsteinmetzmeister Ambrosius Ferrethi, †1696 (Privatbesitz)
  • Angela Regondi, Richterin, Witwe nach Ambrosius Regondi †1699
  • Reichardt Fux, †1699 (Privatbesitz)
  • Martin Trumler, †1705
  • Catharina Hareslebin, Witwe nach Ambrosius Ferrethi †1707
  • Giovanni Battista Passerini, †1710 (Privatbesitz)
  • Hans Georg Haresleben, †1716
  • Sebastian Regondi, †1717
  • Pater Edmund Fraisamb, Verwalter in Königshof †1722
  • Anna Christina Winklerin, Ehefrau des Joseph Winkler
  • Geselle Felix Freiwiller, hat dem Kaiser 30 Jahr gedient †1726
  • Pater Gerhard Hauer, Pfarrherr †1726
  • Maria Elisabetha Hügelin, Ehefrau von Elias Hügel, †1728
  • Maria Elisabetha Hügelin, Tochter, †1733
  • Franz Daniel Hügel, Sohn, †1735
  • Sebastian Siebenbürger, Kastner in Königshof †1736
  • Simon Sasslaber †1740 (Privatbesitz)
  • Joseph Elias Hügel, Sohn, †1743
  • Johann Paul Schilck, †1745 (Privatbesitz)
  • Hofsteinmetzmeister Elias Hügel, †1755

Literatur

  • Stift Heiligenkreuz Archiv, Rubrik 51 Kaisersteinbruch, f11 Kirche Alte Zechrechnungen ab 1619, Kirchenrechnungen ab 1685, Gottesdienstordnung in Kaisersteinbruch
  • Ferdinand Olbort, Die Pest in Niederösterreich von 1653-1683, Dissertation, Wien 1973.
  • Helmuth Furch, Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch. Nr. 1,1-8 Die Grabsteine der Kaisersteinbrucher Kirche, Nr. 40, Dezember 1995, Festschrift: Das löbliche Gotteshaus St. Rochi und Sebastiani im kaiserlichen Steinbruch am Leithaberg. Darinnen
  • Ana Maria Altmann, Die vier - noch erhaltenen - Steinaltäre der Kaisersteinbrucher Kirche, S 45-56.
  • Josef Wolf, Die Geschichte von Kaisersteinbruch, wie oben Nr. 43, S 1-36, August 1996.

Vorlage:Koordinate Artikel|