Die Berentzen-Gruppe AG ist ein börsennotiertes mittelständisches Familienunternehmen mit Hauptsitz in Haselünne. Die Gruppe ist in Deutschland einer der führenden Getränkehersteller. Sie beschäftigt über 700 Mitarbeiter (davon rund 400 in Haselünne) an sechs Standorten in Deutschland und Tschechien. Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit sind Herstellung und Vertrieb von Spirituosen und alkoholfreien Getränken.
Berentzen-Gruppe AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1758 |
Sitz | Haselünne |
Leitung | Axel Dahm (Vorsitzender des Vorstandes) |
Mitarbeiterzahl | ca. 729 (31.3.2007)[1] |
Umsatz | ca. 180 Mio. Euro (2006, ohne Branntweinsteuer)[2] |
Branche | Nahrungs- und Genussmittelindustrie |
Website | www.berentzen-gruppe.de |

Geschichte
Die Berentzen-Gruppe wurde 1758 von Ratsherr Johann Bernhard Tobias Berentzen (* 2. April 1718, † 18. Dezember 1798) als I. B. Berentzen im emsländischen Haselünne gegründet. Zur Zeit der Gründung bestanden in Haselünne schon 25 weitere Kornbrennereien.
Durch die Gründung der Emsland-Getränke GmbH (1958) gelang der Einstieg in den Vertrieb alkoholfreier Getränke. Im Jahr 1960 konnte die Pepsi-Cola-Konzession für Deutschland erworben werden. Heute ist das Tochterunternehmen Vivaris größter deutscher PepsiCo-Konzessionär.
Die Einführung des Apfelkorns im Jahr 1976 durch die Brüder Friedrich und Dr. Hans Berentzen markierte einen Durchbruch in der Unternehmensgeschichte. Erstmals wurde die beliebte Partymischung von Weizenkorn und Apfelsaft als fertiges Produkt angeboten. Berentzen Apfelkorn gilt als erfolgreichste Neueinführung einer Spirituose in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg.
1994 wagte Berentzen als bis dahin einziger deutscher Spirituosenhersteller einen Börsengang. Wenig später kaufte Berentzen die Unternehmen Strothmann (1996) und Dethleffsen (1999). Nach anfänglichen Kurserfolgen büßte die Aktie jedoch gegenüber ihrem Allzeithoch von 1996 (über 35 EUR) bis zum Tiefststand 2003 (3 EUR) über 90 % ihres Wertes ein. Seitdem hat sich die Aktie trotz mehrerer Umstrukturierungen und Wechseln an der Unternehmensspitze nur leicht erholt. Probleme gab es vor allem im Kerngeschäft Spirituosen. Innerhalb von zehn Jahren schrumpfte der Inlandsumsatz in diesem Bereich - trotz zwischenzeitlicher Zukäufe und dem Erwerb von Lizenzmarken - von über 200 Mio. EUR im Jahr 1996 auf nur noch 104 Mio. EUR im Jahr 2006.[2]
Der Konzernumsatz (ohne Branntweinsteuer) betrug im Jahr 2006 180 Mio. EUR. Davon entfielen gut ein Viertel auf alkoholfreie Getränke.[2]
2007 kündigte Berentzen einen Konsolidierungskurs an, bei dem die Marken des Hauses gestärkt werden sollen. Der neue Claim „So schmeckt Lebensfreude“ soll dies unterstützen und die Position des Unternehmens auf dem insgesamt rückläufigen Spirituosenmarkt in Europa stärken.
Eigentümer und Beteiligungen
Die Berentzen-Aktien sind zur Hälfte Stammaktien und zur Hälfte stimmrechtslose Vorzugsaktien. Letztere werden an der Börse gehandelt und befinden sich in Streubesitz, darunter Mitarbeiter des Unternehmens und Anleger aus der Region. Viele Anleger erwarben die Aktie auch als „Eintrittskarte“ zu den Hauptversammlungen, die bis 2005 in Festzelten in Haselünne stattfanden und beliebt waren, da die Produkte des Hauses großzügig ausgeschenkt wurden. Die Stammaktien und damit alle Stimmrechte werden von den Gesellschafterfamilien gehalten, darunter die Familienstämme Berentzen und Pabst & Richarz, deren Weinbrennerei 1988 mit Berentzen fusionierte. Mit dem Ausscheiden von Dr. Jan Bernd Berentzen aus dem Vorstand (2006) liegt das operative Geschäft allerdings inzwischen in den Händen eines familienfremden Managements.[3]
Zu den wichtigsten Beteiligungen der Berentzen-Gruppe gehören: Dethleffsen Spirituosen GmbH, Flensburg (100 %); Der Berentzen Hof GmbH, Haselünne (100 %); Zinnaer Klosterspirituosen GmbH, Kloster Zinna (100 %); Doornkaat AG, Norden (100 %); Berentzen Distillers International GmbH, Haselünne (100 %); Berentzen Distillers CR s.r.o., Slapanice u Brna, Tschechien (10 % und weitere 90 % über Berentzen Distillers International GmbH), Berentzen Distillers Slovakia s.r.o., Bratislava, Slowakei (100 %); Pabst & Richarz Vertriebs GmbH, Elsfleth (100 %); Vivaris Getränke GmbH & Co. KG, Haselünne (100 %), Sucra AS, Oslo, Norwegen (27 %).[2]
Produkte und Marken
Insgesamt wurden im Jahr 2006 über 38 Mio. 0,7l-Flaschen Markenspirituosen abgesetzt. Dem stehen fast 55 Mio. Flaschen gegenüber, die als Handels- oder Zweitmarke unter verschiedenen Bezeichnungen in den Handel gingen.[2]
Die bekanntesten und umsatzstärksten Eigenmarken der Gruppe sind Berentzen und Puschkin. Weiterhin stellt Berentzen norddeutsche Klassiker wie Weizenkorn und Bommerlunder her und vertreibt internationale Lizenzmarken, darunter den sehr erfolgreichen spanischen Likör Licor 43.
Das Tochterunternehmen Vivaris verzeichnet nach eigenen Angaben 150 Millionen Füllungen alkoholfreier Getränke (z.B. Mineralwasser und Softdrinks).[4]
Die wichtigsten Marken der Berentzen-Gruppe:
Berentzen Fruchtige
Diese Fruchtspirituosen mit Weizenkorn haben einen Alkoholgehalt zwischen 15 und 20 %. Sie werden in schlanken, eckigen Flaschen und verschiedenen Geschmacksrichtungen angeboten, darunter Apfel, Saurer Apfel, Plum (Pflaume), WildKirsch, GrüneBirne, JohannisBeer, HofsKirsch, HerberZwetsch, RoterApfel (seit 2007). Einige Produkte gibt es auch als Mini-Flasche für unterwegs.
Weitere Spirituosen
Zu den Klassikern von Berentzen gehören der Berentzen Traditionskorn (32 % vol), Berentzen DoppelKorn (38 % vol) und der in Eichenfässern gereifte Berentzen Edelkorn vom alten Faß (38,5 % vol). Unter der Hausmarke werden außerdem Sahneliköre angeboten (Großmutters Vanille Geheimnis und Großmutters Schoko Geheimnis, je 19 % vol).
Weitere Marken der Gruppe sind:
- Bommerlunder
- Dirty Harry (Lakritzlikör mit 21,5 % vol)
- Doornkaat (Korn)
- Echt Stonsdorfer (Kräuterlikör mit 32 % vol)
- Hansen (Rum-Verschnitt)
- Persiko (Kirschlikör)
- Polar (Limes)
- Puschkin (Wodka)
- Springer Urvater (Weinbrand)
- Strothmann (Weizenkorn und Kräuterlikör)
- Zinnaer Klosterbruder
Seit 2005 wird auch der aus den 60er Jahren bekannte Lufthansa Cocktail, ein Orangen-Aprikosenlikör mit 38,5 % vol, wieder produziert.
Internationale Lizenzmarken
Zu den Lizenzmarken, deren Vertriebsrechte für Deutschland Berentzen besitzt, gehören:
- Amaro Montenegro
- Licor 43 (Likör)
- Linie Aquavit
- Pusser's Rum
- Vecchia Romagna (Brandy)
Alkoholfreie Getränke
- Mineralwässer (Emsland-Quelle, Grüneberg-Quelle, Märkisch Kristall, St. Ansgari)
- Wellness-Drinks und Sportgetränke der Marke Vivaris
- Pepsi Cola
Weblinks
- www.berentzen-gruppe.de Offizielle Website
- www.vivaris.net Offizielle Website der Konzerntochter Vivaris
Einzelnachweise
- ↑ Zwischenbericht 2007
- ↑ a b c d e Geschäftsbericht 2006
- ↑ Familienfremder Manager bei Berentzen (Handelsblatt, 23.10.2006), aufgerufen am 22.10.2007
- ↑ www.vivaris.net (abgerufen am 7.9.2007)