Friedrich II. (Preußen)

König von Preußen
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Friedrich II., genannt Friedrich der Große, auch der Alte Fritz genannt, (* 24. Januar 1712 in Berlin; † 17. August 1786 in Potsdam) war König von Preußen. Er war das 4. Kind König Friedrich Wilhelms I. in Preußen und dessen Gattin Sophie Dorothea von Hannover.

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Friedrich II. von Preußen (der Große)
Standbild auf der Hohenzollern-Burg

Jugend

Friedrich II. wurde von seinem Vater Friedrich Wilhelm I. streng autoritär und militärisch erzogen. 1730 unternahm er gemeinsam mit seinem Jugendfreund Hans Hermann von Katte einen dilettantisch geplanten Fluchtversuch, der vereitelt werden konnte. Beide wurden in der Festung Küstrin inhaftiert, wo Katte vor den Augen Friedrichs II. hingerichtet wurde. Enge Freundschaften verbanden ihn ebenfalls mit Peter Karl Christoph von Keith und Hans Karl von Winterfeldt.

Auf Druck seines Vaters heiratete er Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern. Die Ehe blieb allerdings kinderlos. Friedrich lebte meistens von ihr getrennt und zeigte sich mit seiner Gemahlin lediglich zu Galafesten. Ob Friedrich nach heutiger Definition homosexuell war (so Hergemöller) ist umstritten. Unstrittig ist, dass er ein sehr distanziertes Verhältnis zu Frauen hatte, was möglicherweise auf eine Geschlechtskrankheit zurückzuführen ist. Eine der wenigen Frauen, denen er Respekt zollte, war die so genannte „große Landgräfin“, Karoline.

König

Nach Amtsantritt begann er den 1. Schlesischen Krieg, in dem er für das stark zergliederte und an Naturgütern arme Preußen eine Grenze schaffen wollte, die leicht zu verteidigen sein sollte und die wirtschaftlich starke Regionen einschloss.

Im Krieg eroberte er Schlesien für Preußen. Im 2. Schlesischen Krieg verteidigte er diese Eroberung erfolgreich. Im Siebenjährigen Krieg marschierten seine Truppen in Kursachsen ein. Damit kam er einem koordinierten Angriff einer Allianz praktisch aller direkter Nachbarn Preußens einschließlich der Großmächte Österreich, Frankreich, Russland um wenige Monate zuvor, die vom österreichischen Kanzler Graf Kaunitz initiiert worden war. Das Zahlenverhältnis der Armee Preußens gegenüber dieser Allianz betrug etwa 1:3, das der reinen Bevölkerungszahl der Staaten etwa 1:20! Aufgrund seines strategischen Geschicks bürgerte sich für ihn der Beiname „der Große“ ein. Bei den Polnischen Teilungen annektierte er, wie auch Österreich und Russland, Teile Polens für Preußen.

Friedrich korrespondierte mit Voltaire und empfing ihn in Potsdam. Er schrieb selbst zahlreiche Werke in französischer Sprache und war einer der weit verbreiteten Schriftsteller im 18. Jahrhundert. Europaweit berühmt wurde sein „Anti-Macchiavell“ (1740), in dem er staatspolitische Grundsätze des Machiavelli einer kritischen, aufgeklärten Analyse unterwarf.

 
Adolph von Menzel: Tafelrunde König Friedrich II. (mitte) in Sanssouci mit Voltaire (links) und den führenden Köpfen der Berliner Akademie, 1850, ehem. Nationalgalerie, Berlin, 1945 im Flakturm Friedrichshain verbrannt.

Er war an Kunst in jeder Form interessiert, skizzierte z. B. selbst sein Potsdamer Schloss Sanssouci und ließ es von Knobelsdorff ausführen. Er legte eine bedeutende Bildersammlung an, spielte selbst sehr gut Querflöte (Flötenlehrer Johann Joachim Quantz) und komponierte. Weithin bekannt ist sein Treffen mit Johann Sebastian Bach im Jahre 1747 in Sanssouci. Als junger König erregte er Aufsehen in Europa weil er die Folter abschaffte, die Religionsfreiheit verkündete und das bis dahin österreichische Schlesien einverleibte. Sein Wahlspruch: „Ich bin der erste Diener meines Staates.“ Sehr verdient machte er sich um die Entwicklung des Rechts (Allgemeines Landrecht).

Innenpolitisch waren seine Reformen in der Landwirtschaft (Kartoffel), im Militärwesen, im Erziehungswesen, im Rechtswesen, die Trockenlegung des Oderbruches, die Abschaffung der Folter und die Schaffung eines starken Beamtenstandes, der angehalten war, jeden Bürger gleich zu behandeln, kennzeichnend für seine Regierungszeit. Ebenso war innenpolitisch die Toleranz und die Offenheit gegenüber Einwanderern (Hugenotten) prägend, zudem war Preußen die erste absolute Monarchie Europas, in der eine weit reichende, aber nicht umfassende Pressefreiheit eingeführt wurde.
Außerdem war es im Preußen Friedrichs II. für alle Bürger möglich, sich brieflich direkt an den König zu wenden, der getreu seiner berühmten Maxime „Der König ist der erste Diener des Staates“ trotz des klaren Feudalsystems bemüht war, allzu große Ungerechtigkeit oder Willkür zu unterbinden.

(„Es mißfällt mir sehr, daß mit den armen Leuten, die in Prozeßsachen in Berlin zu tun haben, so hart umgegangen wird und daß man sie mit Arrest bedroht, wie das beispielsweise mit dem Jacob Dreher aus Ostpreußen geschehen ist, der sich eines Prozesses wegen in Berlin aufhält und den die Polizei hat arretieren wollen. Ich habe das bereits untersagt und möchte Euch hiermit zu erkennen geben, daß in meinen Augen ein armer Bauer ebenso viel gilt wie der vornehmste Graf und der reichste Edelmann. Das Recht gilt ebenso für vornehme wie für geringe Leute!“ Brief Friedrichs des Großen an seinen Justizminister, 1777)

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Totenmaske Friedrich II. abgenommen von Johann Eckstein am 17. August 1786 (Wachsausguss der originalen Form, durch Anstückung zum Kopf ergänzt), wie sie im Hohenzollern-Museum im ehemaligen Schloss Monbijou aufbewahrt wurde (zerstört).



Die von ihm gewünschte und angeregte Abschaffung bzw. Milderung der Leibeigenschaft scheiterte am massiven Widerstand des preußischen Adels, wurde aber in Gebieten, die nicht dem preußischen Landadel gehörten (Westpreußen, Gebiet im Eigentum des Staates, neu erschlossene Gebiete im Oderbruch), durchgesetzt. In den neu erschlossenen Gebieten wurden Dörfer errichtet und freie Bauern angesiedelt.
Es war bei anstehender Verlängerung eines Pachtvertrags für staatlichen Grund üblich, dass Angestellte, Mägde, Knechte über ihre Behandlung befragt wurden und bei Missständen der Pächter, auch bei erfolgreichem Wirtschaften, ausgetauscht wurde.
Ebenfalls während der Regentschaft Friedrich II. wurden Hunderte Schulen gebaut, jedoch versäumte er es aus Sparsamkeit einen Lehrerstand ins Leben zu rufen, weswegen das Schulsystem ein recht provisorisches blieb und die Lehrgewalt bei kirchlichen Personen oder auch Schankwirten o. Ä. blieb.

Friedrich starb auf Schloss Sanssouci.

Ihm zu Ehren wurde seine Büste in der Walhalla aufgestellt.

Feldherr

Ungeachtet seiner herausragenden administrativen Leistungen auf nichtmilitärischen Gebieten, insbesondere in der Begründung einer säkularen Rechtsordnung und Lockerung der überkommenden Erbuntertänigkeit, war und ist König Friedrich II. mit einiger Berechtigung als Feldherr ins Geschichtsbewusstsein von Mit- und Nachwelt eingegangen.

Die völkerrechtswidrige Eroberung Schlesiens im Ersten Schlesischen Krieg (1740–42) nutzte die vorgebliche Schwäche Österreichs aus, dass dort in Wien erstmals – und gegen geltendes Recht – eine Frau auf den Thron gelangt war: Friedrichs Gegenspielerin Maria Theresia. Die mehrfach auf der Kippe stehende Sicherung der neuen katholischen und reichen Provinz Schlesien im darauf folgenden Zweiten (1744–45) und Dritten Schlesischen Krieg, dem so genannten Siebenjährigen Krieg (1756–63) ließen das protestantische Preußen zum gleichberechtigten Partner in der europäischen Pentarchie (Leopold von Ranke) werden. Die wenig angesehene „Streusandbüchse“ des Heiligen Römischen Reiches hatte sich gegen den Widerstand von schließlich fünf europäischen Großmächten (Frankreich, Österreich, Russland, Schweden, Sachsen-Polen) behauptet. Dadurch verschaffte er dem nach Zeugnis vieler Geistesgrößen von Voltaire und Mirabeau bis Walther Rathenau und Sebastian Haffner modernsten der damaligen Staaten eine sichere existenzielle Basis im politischen Wettstreit. Auch dass Preußen erst nach dieser „Feuertaufe“ seine Rolle als Stabilisator in Mitteleuropa und Anwalt der deutschen Einheitsidee vor aller Welt wirksam wahrnehmen konnte (und dies im Übrigen auch und gerade unter Friedrich tat (Bayerischer Erbfolgekrieg), der die Gefahr einer Hegemonie fremder Mächte auf deutschem Boden zeitlebens nicht aus dem Auge verlor), erhöht die Bedeutung der Kriege wie des persönlichen Einsatzes Friedrichs, eines in jungen Jahren feingeistigen und zartfühlenden Menschen, dem das Schicksal mit der Entwicklung, Vergrößerung und Verteidigung eines jungen, fortschrittlichen Staatswesens keine leichte Aufgabe zugewiesen hatte.

Unter den weitschauenden Reformen Friedrichs stieg Preußen von der etwas belächelten Mittelmacht zur Großmacht in Augenhöhe mit Frankreich und Österreich auf. Nach dem Krieg war Friedrich neben seinem Bündnis mit England um ein Bündnis mit Russland bemüht und erreichte das auch.

 
Das Wappen des Königs mit seinem Wahlspruch: „Jedem das Seine.“, der später so fürchterliche Umdeutung als Überschrift über dem Lagereingang des KZs Buchenwald erfuhr.

Bewertung

Nicht zuletzt trug die eiserne Konsequenz des einstigen „roi charmant“ aus Sanssouci in den schweren Zeiten des Siebenjährigen Krieges zu seinem bis heute nicht verblichenem Ruhm bei. Über aller Kritik, die zweifellos berechtigt am Entschluss des Monarchen zum „Rendezvous des Ruhms“ (Friedrich vor dem Einmarsch in Schlesien 1740) geübt wurde und auch in Zukunft geübt werden wird, verdient auch das tapfere Durchhalten des leidgeprüften „roi-connétable“ (König-Feldherr) in sieben entbehrungsreichen Kriegsjahren seine historiographische Würdigung. Durch alle schweren Schicksalsschläge hindurch, die den früh gealterten Regenten in seinen Feldlagern, auf seinen Schlachtfeldern trafen (der Tod enger Freunde wie des Generals von Winterfeldt, seiner geliebten Schwester Wilhelmine von Bayreuth oder des Feldmarschalls Keith binnen eines Jahres), unter allen denkbaren Strapazen, die er – im Gegensatz zu seinen fürstlichen Gegnern, die ihre Tage oftmals nur zu opulent in Palästen zubrachten und untergeordnete Militärs für sich kämpfen ließen – freiwillig auf sich nahm – er wachte mit den einfachen Soldaten am Lager, führte sie persönlich in den feindlichen Kugelhagel (Friedrich wurden zwei Pferde beim Reiten erschossen), schlief bei ihnen auf Stroh, verlangte mithin nicht mehr von seinen Untergebenen, als er nicht selbst zu leisten bereit gewesen wäre – hielt der oft von Selbstmordgedanken geplagte Monarch bis zum mühsam errungenen Sieg durch – und bewahrte nicht nur sein Land vor Besetzung und Teilung sondern auch Mitteleuropa vor einer französisch-österreichischen Hegemonie. Nicht seine bloßen Schlachtensiege, vielmehr seine Charakterstärke und Durchhaltefähigkeit – der Basler Historiker Jacob Burckhardt spricht in seinen „Weltgeschichtlichen Betrachtungen“ von „Seelenstärke“ – wie sein auch im blutigen Überlebenskampf nie geschwundener Sinn für Gerechtigkeit und Mitleid machten ihn zum „Großen König“.

Kritiker werfen Friedrich oft vor, dass er in seinen Bemühungen um Freiheiten, Rechte und Gleichbehandlung aller Menschen auf halbem Wege stehen geblieben sei. Letztendlich wirft man ihm damit vor, sich nicht an den Wertmaßstäben des späten 20. Jahrhunderts orientiert zu haben. Es bleibt festzustellen, dass die Bemühungen des aufgeklärt-intellektuellen Königs zu seiner Zeit in manchen Punkten die umwälzendsten auf dem europäischen Kontinent waren und tatsächlich Nachahmer fanden (Joseph II. (HRR). Dabei ging er durchaus rücksichtslos vor, wenn es ihm notwendig schien.

Sich einbilden, daß die Menschen sämtlich Teufel sind, und sie mit Grausamkeit verfolgen, das wäre das Wahngesicht eines scheuen Menschenhassers.
Voraussetzen, daß die Menschen alle Engel sind, und ihnen die Zügel schießen lassen, das wäre der Traum eines törichten Kapuzinermönchs.
Glauben, daß sie alle weder gut noch schlecht sind – ihre guten Handlungen über den Wert lohnen – ihre schlechten unter dem Maß strafen – Nachsicht üben gegen ihre Schwächen – und Menschlichkeit haben gegen alle – das heißt handeln, wie ein vernünftiger Mensch soll.
Friedrich II., der Große

Die kurz vor seinem Lebensende von ihm angestoßenen Rechtsreformen führten schließlich unter den Preußischen Reformern zur Befreiung der Bauern aus Leibeigenschaft, nicht nur auf den Staatsdomänen, sondern auch auf den großen Gütern des dagegen frondierenden preußischen Adels (siehe Friedrich August Ludwig von der Marwitz).

Vorgänger :
Friedrich Wilhelm I.
(König in Preußen)

Liste der preußischen Könige

Nachfolger:
Friedrich Wilhelm II.

Literatur

  • Gedanken und Erinnerungen des Preußenkönigs. ISBN 3-88851-167-4
  • Theodor Schieder: Friedrich der Große – Ein Königtum der Widersprüche. ISBN 3-548-26534-0
  • Karl Otmar von Aretin (Mitverf.): Friedrich der Große. Herrscher zwischen Tradition und Fortschritt. ISBN 3-570-05104-8
  • Oswald Hauser (Hrsg.): Friedrich der Große in seiner Zeit ISBN 3-412-08186-8
  • Johannes Kunisch: Friedrich der Große. Der König und seine Zeit. Beck: München 2004, 624 S., ISBN 3-406-52209-2
  • Ingrid Mittenzwei: Friedrich II. von Preußen (DDR-geschichtliche Sicht der Dinge)
  • Dieter Wunderlich: Vernetzte Karrieren. Friedrich der Große, Maria Theresia und Katharina die Große. ISBN 3-7917-1720-0


Siehe auch