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Mathias Brodkorb

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Mathias Brodkorb (* 20. März 1977 in Rostock) ist stellvertretender Landesvorsitzender der SPD Mecklenburg-Vorpommern.

Leben

In den Jahren 1994-1997 war Brodkorb Mitglied der PDS. Seit 1997 ist er SPD-Mitglied. Im September 2002 wurde er über die Landesliste in den Landtag Mecklenburg-Vorpommern gewählt. Dort ist er Sprecher für Hochschulpolitik und politische Bildung der SPD-Landtagsfraktion.

Bekannt wurde der überzeugte Vegetarier und Tierschützer, als er auf seiner Internetseite das Werk des australischen Philosophen Peter Singer diskutierte. Singer macht darauf aufmerksam, dass die Unterscheidung zwischen Mensch und Tier anhand des Kriteriums der Vernunft, wie sie seit mehr als 2000 Jahren in der Geschichte der Philosophie von Aristoteles bis Immanuel Kant und darüber hinaus vorgenommen wird, zu Schwierigkeiten führe. Brodkorb paraphrasierte Singers Fragestellung auf seiner Abgeordnetenseite folgendermaßen, distanzierte sich von dessen Schlussfolgerungen jedoch stets: „Warum sperren wir Schimpansen in Käfige und drehen ihnen Schrauben in den Kopf oder schmieren ihnen giftige Substanzen in die Augen, während wir menschliche Lebewesen, die geistig schwer behindert und eindeutig weniger intelligent als Schimpansen sind, behutsam pflegen?”[1] Brodkorb plädierte als Schlussfolgerung für eine Ausweitung des Tierschutzes. Er bedauerte, Singers Thesen auf seiner Internetseite diskutiert zu haben, da diese wissenschaftliche Diskussion im öffentlichen Raum falsch verstanden werden konnte. Er gab an, sich alleine gegen die Quälerei und Tötung von Tieren, nicht aber gegen behinderte Menschen wenden zu wollen. Ein wissenschaftliches Gutachten des damaligen Rektors der Universität Rostock, Philosophieprofessor Hans-Jürgen Wendel, bestätigte, dass gegen Brodkorb erhobene Vorwürfe haltlos waren.

Politische Schwerpunkte

Im Jahr 2004 veröffentlichte der Jungpolitiker sein Diskussionspapier Die Zukunft der Hochschullandschaft von Mecklenburg-Vorpommern bis zum Jahre 2020.[2] Darin eröffnete er neue Ansätze zur Reform der Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern unter dem Druck des demografischen Wandels in Ostdeutschland und plädierte unter anderem für die Einführung nachgelagerter "Studiengebühren" für besserverdienende Hochschulabsolventen. In seinem Diskussionspapier errechnete Brodkorb einen strukturellen Konsolidierungsbedarf von 48-69 Mio. Euro. Das Papier löste in Mecklenburg-Vorpommern zahlreiche Diskussionen und schließlich eine Hochschulreform aus. Einige Monate nach Erscheinen des Papiers stellte der damalige Bildungsminister Metelmann auf einer Fachkonferenz die Rückbaubedarfe vor, die sich auf etwa 18% der Gesamtausgaben beliefen.[3]

Wenige Wochen nach der Warnemünder Konferenz legten die Universitätsrektoren Westermann (Greifswald) und Wendel (Rostock) ein Rückbaukonzept vor, nach dem sich Rostock von der Juristenbildung und Greifswald von der Lehrerausbildung trennen wollte. Nur Tage später änderte der Rostocker Rektor seine Meinung. Die Landespolitik hielt am ursprünglichen Vorschlag fest. Hieraus entwickelte sich ein Konflikt mit der Universität Rostock, mit der im Jahr 2006 als einziger Hochschule des Landes keine einvernehmlichen Zielvereinbarungen ausgehandelt werden konnten. Der Landtag beschloss daher eine Zielvorgabe, die auch die Einstellung der Juristenausbildung am Standort Rostock vorsah. Dies führte zu heftigen Protesten seitens der Studierendenschaft der Universität Rostock. Im Jahr 2006 wurde Prof. Strothotte zum neuen Rektor der Universität Rostock gewählt und schließlich doch eine Einigung mit dem Land erzielt. Die Universität Rostock stellt demnach das Staatsexamen im Bereich Jura selbst ein. Eine im Jahr 2006 gebildete die Volksinitiative "Pro Jura", deren Forderungen mit der Unterstützung von knapp 20.000 Bürgern in den Landtag eingebracht wurden, konnte sich weder in der Universität noch gegenüber dem Land durchsetzen.

Brodkorb gehört zu den Mitbegründern, Redakteuren und Herausgebern des seit dem Jahr 2002 erscheinenden politischen Magazins horizonte. Er ist Mitbegründer und Redakteur der Internetseite endstation-rechts.de, die über die Aktivitäten der NPD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern aufklärt.

Wissenschaftliche Schwerpunkte

Seinen wissenschaftlichen Schwerpunkt setzt Brodkorb bei der Erforschung rechtsextremistischer Ideologien. Im Jahr 2003 veröffentlichte er in diesem Zusammenhang mit Metamorphosen von Rechts eine Einführung in Ideologie und Strategie des modernen Rechtsextremismus der NPD. Zuletzt war er Lehrbeauftragter im Fach Philosophie an der Universität Rostock.

Werke

  • Zwischen Skylla und Charybdis. In: Dokumentation zur Fachkonferenz am 14. Januar 2005 in Warnemünde, Schwerin 2005 [1] (PDF-Datei)
  • Zur Zukunft der Hochschullandschaft von Mecklenburg-Vorpommern bis zum Jahr 2020. Schwerin 2004 [2] (PDF-Datei)
  • Metamorphosen von rechts. Eine Einführung in Strategie und Ideologie des modernen Rechtsextremismus. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2003, ISBN 3-89691-595-9
  • Liberaler Kapitalismus oder soziale Demokratie? Die SPD auf dem Weg zu einem neuen Grundsatzprogramm. Bliemel-Verlag, Banzkow 2003, ISBN 978-3-9809375-1-1
  • Gibt es einen modernen Rechtsextremismus? Das Fallbeispiel Mecklenburg-Vorpommern. Gemeinsam mit Thomas Schmidt, Friedrich-Ebert-Stiftung 2002, ISBN 978-3-89892-050-6
  • Ausbau der Zivilgesellschaft. Non-Profit-Organisationen und Dritter Sektor. Gemeinsam mit Jörg Nielandt, VSA ISBN 978-3-87975-956-9
  • Zahlreiche Artikel in verschiedenen Zeitschriften

Einzelnachweise

  1. Peer Brocke: Mein Vergleich von Tieren mit Menschen war dumm und falsch. Landtagsabgeordneter Mathias Brodkorb bittet um Verzeihung Lebenshilfe-Zeitung 1/2004, 11. März 2004
  2. Mathias Brodkorb: Die Zukunft der Hochschullandschaft von Mecklenburg-Vorpommern bis zum Jahre 2020 (PDF-Datei)
  3. Mathias Brodkorb: Dokumentation zur Fachkonferenz am 14. Januar 2005 in Warnemünde (PDF-Datei)