Unter Alpenüberquerung versteht man die Überquerung des Alpenhauptkamms oder des gesamten Gebirgssystems
- zu Fuß – siehe auch Höhen- und Weitwanderweg,
- mit dem Fahrrad – siehe auch Transalp und Heckmair-Route, und
- mit dem Segelflugzeug – siehe z. B. die Berichte von Kalckreuth.

Alpenüberquerung zu Fuß
Da die Alpen im Durchschnitt eine Breite von 150 km haben und teilweise mehr als zehn parallele Gebirgsketten aufweisen, erfordert die gesamte Überquerung zu Fuß etwa zehn Tage. Einige Wallfahrts- und Höhenwege bzw. Abfolgen von Berghütten geben solche Routen vor, doch werden sie meist individuell geplant.
Bekannt ist unter anderem die „Alpenüberquerung Oberstdorf–Meran“ auf der sog. Panoramaroute der Ostalpen. Hierzu gibt es das Taschenbuch von Klaus Schlösser (sl-Verlag 2001, ISBN 3-9806935-7-0). Interessanterweise verläuft diese Route fast genau dort, wo die Alpen am breitesten sind (über 200 km bis zu den südlichen Ausläufern).
Ebenfalls bekannt ist der sog. Traumpfad, eine Fernwanderung von München nach Venedig, die von Ludwig Graßler 1974 ausgekundschaftet wurde. Die 28 Tage lange Tour wird im gleichnamigen Füher (Bruckmann, ISBN 3-7654-3994-0) beschrieben.
Einen vergleichbaren Führer gibt es für die Westalpenroute GR 5 Genf-Nizza (OutdoorHandbuch 107 von Sven Deutschmann, ISBN 3-89392-507-4).
Einen Teil dieser Route kombiniert die Via Alpina, auf der man alle 8 Alpenländer bewandern kann, mit mehreren Alpen-Längs-Wanderungen.
Wesentlich häufiger werden freilich Überquerungen einzelner Gebirgsmassive durchgeführt. Beliebt sind zum Beispiel die „Überschreitungen“ des Toten Gebirges, der Hohen Tauern, der Berner Alpen und einzelner Gebirgszüge der Dolomiten, sowie in Deutschland Überschreitungen von Allgäuer Alpen, Harz oder Schwarzwald.
Hingegen laufen die beliebten Höhenwege häufiger parallel zu den Bergketten als sie zu queren. Eine Ausnahme stellen beispielsweise einige Dolomiten-Höhenwege und die erwähnte Via Alpina dar.
Geschichtliches
Man kann davon ausgehen, dass einzelne Gebirgszüge schon in der frühen Steinzeit überquert wurden, denn sonst hätten sich die vorgeschichtlichen Werkzeuge und Kulturen kaum so rasch über ganz Europa verbreiten können.
Erwiesen sind Wanderbewegungen über den Tiroler Alpenhauptkamm u. a. durch den Fund der Gletschermumie „Ötzi“, die 5.300 Jahre alt ist. Ferner gibt es seit Jahrtausenden Weiderechte von Nord- nach Südtirol und umgekehrt (siehe auch Ötztal und Vinschgau).
Die militärische Alpenüberschreitung durch Hannibals Armee – um Rom von unerwarteter Seite her zu überraschen – war allerdings wohl das größte derartige Unternehmen bis in die Neuzeit.
Für die deutschen Könige des Mittelalters hatte die Alpenquerung insbesondere dann eine große Bedeutung, wenn sie die Kaiserkrönung in Rom anstrebten. Fürsten oder auch Landadlige, die Territorien im Alpenraum kontrollierten, konnten durch die Sperrung der Pässe erheblichen Einfluss auf die Reichspolitik ausüben.
Dem Wort nach sind auch Fahrten über die Pässe als „Alpenüberquerung“ zu bezeichnen. Was allerdings Goethe auf seiner Italienreise noch zu ausführlichen Schilderungen veranlasst hat, ist heute durch sommerliche Staus und die zunehmende Transitproblematik gekennzeichnet.
Alpenüberquerung mit dem Fahrrad
Im Radsport gibt es zahlreiche Initiativen und Routen zur Überquerung des Alpenhauptkamms oder der gesamten Alpen. Sie betreffen in erster Linie Radtouren mit dem Mountainbike, aber auch für das Reiserad, und einige hochalpine Etappen von Radrennen. Ähnliche Routen für Motorrad-Touren werden hier nicht behandelt (siehe auch Enduro und Stella Alpina).
Mountainbiking
Das Überqueren der Alpen mit dem Mountainbike wird meist als „Transalp“ (siehe dort) oder als „Alpencross“ bezeichnet. Es erfordert etwa fünf bis acht Tage und kann weitgehend direkt verlaufen (über zahlreiche Alpenpässe von Nebentälern) oder über längere Strecken einem Haupttal folgen (z. B. Ennstal, Engadin, Vorder- bzw.Hinterrhein, Rhonetal), sodass nur wenige Pässe zu überwinden sind. Beliebte Routen führen unter anderem
- von Niederbayern bzw. Oberösterreich über Enns- und Drautal nach Slowenien
- von Oberbayern über Nord- und Südtirol zum Gardasee (auch zu Fuß als Heckmair-Route)
- vom Bodensee-Gebiet über Graubünden in die Lombardei
- von Luzern bzw. Bern über St.Gotthard oder Simplon zum Lago Maggiore
- vom Genfersee über den St.Bernhard ins Aostatal
- von Chambéry oder Grenoble über Frejus nach Turin.
Je nach Auswahl der Pässe bzw. „Umwegen“ betragen die aufsummierten Höhenmeter etwa 6.000 bis 20.000 m. Wegen der robusten Bauweise von Mountainbikes ist die Routenwahl nicht auf geteerte Straßen beschränkt, sondern kann auf einer Vielzahl von Wander- und Wirtschaftswegen erfolgen. Eine Planungsgrundlage bietet der Große Alpenstraßenführer aus dem Denzel-Verlag [1].
Ein Alpenrelief mit einer Übersicht verschiedenster Routen findet sich unter Alpenüberquerungen.de.
Reiserad
Das Überqueren der Alpen mit dem Reiserad erfolgt meist auf wenig befahrenen Straßen z.B. mit einem Trekkingrad. Bei entsprechender Planung kann die Überquerung mit nur einem Alpenpass, der dann gleichzeitig die Wasserscheide zwischen Nordsee und Mittelmeer ist, erfolgen. z.B.
- vom Bodensee über den Lukmanierpass nach Italien
- vom Bodensee durch die Via Mala über den Splügenpass nach Italien [2]
- vom Bodensee über den Albulapass [3] nach Graubünden und über den Berninapass nach Italien
Bekannte hochalpine Etappen bei Radrennen
Einige Etappen der Tour de France, der Schweiz- und Österreich-Rundfahrt sowie des Giro d’Italia beinhalten hohe Pässe, die für sich schon einen Großteil der Höhendifferenz einer Alpenquerung darstellen. Es sind unter anderem:
- Der Col du Galibier (2.646 m) zwischen Grenoble und Briançon. Der fünfthöchste Straßenpass der Alpen wird seit 1911 in fast jeder Tour befahren, auch als „Königsetappe“ mit dem Col de la Madeleine und dem Col du Télégraphe
- Der Col d'Izoard (2.360 m) etwas südlicher davon; oft als nächste Etappe nach dem Galibier. In der „Casse Deserte“ ist auch das Denkmal der Rennradheroen Coppi und Bopet.
- Lukmanier- und Gotthardpass-Etappe der Tour de Suisse
- Die Großglockner-Hochalpenstraße über die Hohen Tauern (Fuscher Törl und Hochtor 2.576 m), die Königsetappe der Österreich-Rundfahrt
- Fleimstal (Val di Fiemme) und andere Dolomiten-Pässe beim Giro d’Italia
- Der Col Agnel (Colle dell'Agnello, 2.746 m), einer der höchsten Alpenpässe und oft im „Giro“ enthalten.
Alpenüberquerung mit Segelflugzeug oder Ballon
Im Hochleistungs-Segelflug gelten Alpenüberquerungen als Königsdisziplin. Sie werden in Form des langen Streckenflugs oder – noch anspruchsvoller – des Dreiecksflugs durchgeführt. Die Kunst besteht darin, die thermischen Aufwinde (an besonnten Berghängen) oder die meteorologischen Hangwinde konsequent austunützen und „in Strecke umzusetzen“.
Die Flugrouten führen im Regelfall über jene Alpenpässe, die von Norden oder Süden möglichstr direkt zugänglich sind. Dazu gehören der Brennerpass und – landschaftlich noch beliebter – der Malojapass.
Ein völlig anderes Spezialwissen ist bei einer Überfliegung der Alpen mit einem Heißluftballon erforderlich. Hier geht es nicht um die lokalen Winde wie beim Segelflug, sondern um die Abschätzung und Ausnützung der Höhenwinde (mindestens 80 km/h), um in etwa die gewünschte Route zu erreichen. Dazu muss die entsprechende Großwetterlage abgewartet werden. Die erforderliche Luftdruck-Verteilung tritt häufiger im Winter als im Sommer ein.
Einige Ballonfahrt-Unternehmen in Oberbayern, Österreich und der Schweiz bieten solche Überflüge an, wobei für jüngere Passagiere Flughöhen bis etwa 5000 m möglich sind. Es wurden bereits Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h erreicht mit der der Ballon dann die Alpen überfährt. Durch die Wellenbildung des Windes an den Kämmen, muss mit einiger Überhöhung über die Gipfel gefahren werden, um größere Turbulenzen zu vermeiden.