Mülheim (Köln)
Mülheim ist ein Stadtteil von Köln, der dem Bezirk Mülheim den Namen gegeben hat. Die Einwohnerzahl beträgt 40.805 (Stand 31. Dezember 2006) und die Fläche 7,07 km².
![]() Stadtteil 901 von Köln | |
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Fläche | 7,1 km² |
Einwohner | 40.805 (31. Dez. 2006) |
Bevölkerungsdichte | 5747 Einwohner/km² |
Eingemeindung | 1. Apr. 1914 |
Postleitzahlen | 51063, 51065 |
Vorwahl | 0221 |
Stadtbezirk | Mülheim (9) |
Verkehrsanbindung | |
Autobahn | ![]() |
Bundesstraße | ![]() ![]() ![]() |
Eisenbahnanschluss | [[Bahnhof Köln-Mülheim|Vorlage:Bahn-Linie]] |
Stadtbahnlinien | 4 13 18 |
Buslinien | 151 152 153 155 159 250 260 434 |
Quelle: Einwohner 2021. (PDF) Kölner Stadtteilinformationen |





Lage
Mülheim grenzt im Osten an Höhenhaus und Buchheim, im Süden an Buchforst und Deutz, im Westen an den Rhein und im Norden an Stammheim
Geschichte
Der Name des heutigen Stadtteils entstammt den einst am Strunderbach existierenden Mühlen. Die Anfänge des Ortes gehen bis ins 9. Jahrhundert zurück. Poltisch gehörte Mülheim seit dem Mittelalter zum Herzogtum Berg.
- Die erste Erwähnung des Ortes (als Mulenheym) erfolgte im Jahr 1098. Andere Schreibweisen des Ortes zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert sind Mulinheim oder Molenheym. Mülheim war damals unbedeutender als das benachbarte Buchheim, von dessen Pfarrei es bis zum Ende des 16. Jahrhunderts abhängig blieb.
- 1268 stieg Mülheims Bedeutung, weil es wegen seiner Hochuferlage Fährplatz des Klosters Altenberg wurde, was es bis 1700 blieb. Seit dieser Zeit bis zur französischen Besetzung 1795–1801 wurde Mülheim durch den Grafen von Berg als Vorposten gegen Köln genutzt. 1275 wurde der Ort mit Mauern befestigt. Adolf von Berg errichtete in Mülheim auch eine Münzstätte.
- 1308 schwerer Eisgang
- Im Jahre 1322 wurde der Stadt Mülheim das Stadtrecht verliehen. Die beabsichtigte Konkurrenz der Grafen von Berg zur Stadt Köln wurde von den Kölnern argwöhnisch betrachtet. Die gegen Köln gerichteten Befestigungsmauern der „Freiheit“ (heute noch unter dem Namen „Mülheimer Freiheit“ als Straßenzug vorhanden) wurden auf Kölner Veranlassung immer wieder abgebrochen, zuletzt 1641. Köln hat immer wieder versucht, den Ausbau Mülheims zur Stadt einzuschränken (Befestigungen Mülheims: 1255-1286, 1288 - ?, 1414-1417, 1588-1615, 1637-1641).

- 1656 macht Mülheim Köln Konkurrenz als Marktort. Es erhält das Recht, dreimal im Jahr Markt abzuhalten. 1688 und 1715 werden diese Sonderrechte nochmals bestätigt.
- Im 18. Jahrhundert gab es einen wirtschaftlichen Aufschwung. Das kleinere Mülheim nutzte dagegen Schwächen der größeren Konkurrentin. Seit 1609 gab es im Bergischen Land die freie Religionsausübung. 1610 errichteten die Protestanten in Mülheim die erste evangelische Kirche. Mülheim lockte durch diese religiöse Toleranz wohlhabende protestantische Kaufleute an, die sich im streng katholischen Köln nicht ansiedeln durften (seit den religiösen Wirren von 1714). Zuerst kam die Seidenfabrik „Andeae“ nach Mülheim. Auch half man rheinaufwärts fahrenden Händlern, das Kölner Stapelrecht zu umgehen, indem deren Schiffe ausgeladen wurden, um die Waren auf dem Landweg um Köln herum zu transportieren: Man vermied somit die Verpflichtung, alle Waren in Köln auszuladen und sie dort drei Tage zum Verkauf anzubieten.
- 1784 Das große Rheinhochwasser im Februar zerstörte Mülheim fast völlig.
- 1815 Mülheim gerät an Preußen (preußische Rheinprovinz), wird Kreishauptstadt des Kreises Mülheim und Industriestadt. Diese jetzt im 19. Jahrhundert erfolgte Industrialisierung ließ einige der damals gegründeten Unternehmen überregionale Bekanntheit erreichen. 1846 kam die Waggonfabrik „Zypern und Charlier“, 1851 die Bleiweißfabrik „Lindgens & Söhne“, 1872 die Schamottefabrik „Martin & Pagenstecher“, 1872 das Walzwerk „Böcking & Cie“, 1874 die Drahtseilerei „Felten und Guilleaume“.
- 1845 Einweihung der Köln-Mindener Eisenbahn. Mülheim wird allmählich Eisenbahnknotenpunkt (1868 Bergisch-Märkische Eisenbahn, 1879 Rheinische Eisenbahn).
- 1888 ersetzte eine Schiffsbrücke den Fährbetrieb
- 1901 offizielle Anerkennung Mülheims als „Stadt“.
- 1914 Die Eingemeindung der Stadt Mülheim am Rhein nach Köln erfolgte gegen den Widerstand der Bevölkerung am 1. April.
Beschreibung der 'Freiheit Mülheim' von 1729
Johann Wülfing: Beschreibung der vornehmen Handelsstädte und Flecken des Bergischen Landes (1729)
Mülheim
"Die Freiheit oder der Mark-Flecken Mülheim lieget in einer schönen, lustigen Ebene am Rhein vor der Reichsstadt Cöllen, ist in der Lage weitwendig mit prächtigen Häuseren erbauet und ist einer sehr feinen Stadt ähnlich. Allhier gibt es sehr viele vornehme Kauf- und Handelsleute, so mit Seiden in frembde Länder eine starke Handlung treiben, wie auch Frucht- und Weinhändler. Bürgermeister und Rat seind römisch-katholischer Religion, auch die mehreste Bürger jedoch haben die Evangelisch-Lutherische und Reformierte allhier ihre Kirchen und freies Exercitium Religionis (Relegionsausübung). Die Evangelisch-Lutherische und Reformierte in der Stadt Cöllen müssen Sonn- und Feiertage über den Rhein fahren und halten allhier ihren Gottesdienst; sonsten haben die Römisch-Katholischen allhier eine schöne Kirche."
Einzelheiten zum Prozess der Eingemeindung nach Köln
Das enorme Raumbedürfnis der wachsenden Großstadt Köln im 19. Jahrhundert sorgte dafür, dass die Stadt zunehmend mit umliegenden Ortschaften Verhandlungen über eine Eingemeindung aufnahm. Aber ausgerechnet die Kontakte zu Mülheim scheiterten immer wieder. Das Unangenehme für Köln daran war, dass diese ständige Widerstandshaltung Mülheims auf andere rechtsrheinische Orts abfärbte. Deshalb überlegte sich der Kölner Stadtrat, wie er gerade auf Mülheim erhöhten Druck ausüben konnte.
Eine erste Maßnahme war, Mülheim einzukesseln mit ehemals selbständigen, jetzt nach Köln eingemeindeten Stadtteilen. Der damalige Kölner Oberbürgermeister Wallraf verstärkte beispielsweise die Kontakte zum Merheimer Bürgermeister Bensberg. Anfangs hatte man in Mülheim gehofft, sich mit Merheim zusammen zu tun – gegen Köln. Aber Kölns Vorgehen war erfolgreicher. Am 29. Oktober 1912 kam zwischen Köln und Merheim ein Eingemeindungsvertrag zustande. Ein entscheidendes Lockmittel war dabei das Angebot, für die Bürger Merheims Steuergleichheit zu Köln zu gewährleisten. Es gab aber auch mehr ‚private’ Angebote, die nicht so in der Öffentlichkeit diskutiert wurden. So erhielt der Merheimer Bürgermeister Bensberg auf Lebenszeit 10.000 Mark als jährliche Zahlung garantiert – persönlich.
Damit war Mülheim weitgehend eingekreist. Neben dem Rhein im Westen lagen nun Merheim im Norden und Osten und Deutz und Kalk im Süden in Kölner Hand. Der damalige Mülheimer Oberbürgermeister Clostermann sah sich jetzt auch noch einem leichten Druck der Preußischen Staatsregierung gegenüber, die hier auch noch mitzureden hatte. Man empfahl ihm in Berlin, sich erneuten Verhandlungen mit Köln nicht entgegen zu stellen. Der Regierungspräsident griff im März 1913 vermittelnd ein. Und so fand dann im Jahr 1913 in den politischen Kreisen Mülheims ein Stimmungsumschwung statt. Man spürte, dass man sich den kommenden Entwicklungen nicht entziehen konnte und nutzte die Gunst der Stunde. Am 18. März 1913 kam es zu einem Eingemeindungsvertrag, dem die beiden Stadtverordnetenversammlungen am 27. März ohne Gegenstimme zustimmten. Man erreichte in den weiteren Verhandlungen mit Köln nicht nur die Steuergleichheit, sondern auch – als deutlichstes Zeichen – die Errichtung einer großen Hängebrücke an Stelle der alten Schiffsbrücke. Daneben wurden vereinbart: Einrichtung einer eigenen örtlichen Verwaltungsstelle, Beibehaltung des Königlichen Amtsgerichts und des Gewerbegerichts, eine Straßenbahnverbindung zwischen Mülheim und Bergisch-Gladbach, ein Ausbau der Werft und die Garantie, dass die Mülheimer Gottestracht weiter bestehen sollte.
Trotzdem gab es immer noch massive Proteste in der Mülheimer Bürgerschaft. Ein „Komitee zur Abwehr der Eingemeindung“ hatte 4.000 Unterschriften gesammelt und reichte im Berliner Reichstag eine Petition ein. Die entscheidende Abstimmung fand also gar nicht in Köln statt, sondern in Berlin. Am 10. Juni 1914 – 18 Tage vor dem Attentat in Sarajewo, das den Ersten Weltkrieg einleitete – entschied eine breite Mehrheit in Berlin, dass Mülheim nunmehr ein Bestandteil Kölns sei. Damit war auch der letzte Widerstand gebrochen.
Verkehrsgeschichte in Mülheim: Eisenbahn, Pferdebahn und Straßenbahn
Für Mülheim begann das Eisenbahnzeitalter mit dem 15. Dezember 1845, als die Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft ihren Betrieb auf der Teilstrecke Deutz-Düsseldorf mit Bahnstation an der Frankfurter Straße in Betrieb nahm. Zunächst blieb der Verkehr auf dieser Strecke sehr gering, lediglich vier Personenzüge und ein Güterzug fuhren täglich von Deutz nach Minden und zurück. Erst nach dem Krieg 1870/71 begann ein Aufschwung im Eisenbahnverkehr, der sich dann fortwährend steigerte. Im Jahre 1914 wurde Mülheim von sieben Eisenbahnlinien durchzogen:
- Köln-Mindener Eisenbahn über Mülheim nach Düsseldorf, erbaut 1843-1847.
- Köln-Gießener Eisenbahn über Porz-Urbach und Wahn, erbaut 1855-1859.
- Bergisch-Märkische Eisenbahn von Köln über Mülheim nach Opladen und Elberfeld; erbaut 1867-1868 von Gruiten Haan-Gruiten bis Mülheim und 1872 weiter bis Deutz.
- Köln-Lindlarer Eisenbahn (Sülztalbahn) über Dellbrück, erbaut 1868 bis Bergisch Gladbach, 1870 bis Bensberg, Forsbach, 1890 bis Rösrath-Hoffnungsthal, Eschbach und 1891 bis Immekeppel und 1912 bis Lindlar.
- Rheinische Eisenbahn von Speldorf über Buchheim nach Niederlahnstein, erbaut 1874, ab 1886 nur noch Güterverkehr.
- Siegburg-Derschlager Eisenbahn Aggertalbahn über Overath und Vilkerath, erbaut 1886.
- Kalk-Overather Eisenbahn über Heumar, Rösrath, Hoffnungsthal und Honrath, eröffnet am 1. August 1910.

Die Bahnlinien der verschiedenen Eisenbahngesellschaften verliefen lange Zeit getrennt von denen der Rheinischen Eisenbahn zu den Endstellen Deutzerfeld, Deutz, Kalk - und zwar derart, daß große Teile des wirtschaftlich aufstrebenden Mülheimer Stadtgebietes voneinander getrennt wurden. Dies führte zu erheblichen Verkehrsstörungen und Gefährdungen, meist betroffen waren die Knotenpunkte der Bahn mit den Hauptverkehrsstraßen. Getrennte Bahnhöfe der Köln-Mindener und Bergischen Eisenbahngesellschaft lagen nebeneinander an der Buchheimer-Str. (Höhe Wiener Platz), da beide Eisenbahngesellschaften ein eigenes Schienennetz hatten. Dies führte zu zwei Jahrzehnte langen Überlegungen, die dringend erforderliche Umlegung der Bahnhöfe durchzuführen, um den Schienenverkehr in einem neuen Bahnhof auszugliedern. Die Bauarbeiten begannen 1903, am 1. Juli 1909 konnte der neue Bahnhof eröffnet und der gesamte Güter- und Personenverkehr über die neuerbaute Strecke verlegt werden.
Am 28, April 1877 wurde in Köln, zwischen Deutz und Kalk, die erste Pferdebahnverbindung eröffnet. Die ab dem Jahre 1880 betriebene Pferdebahn zwischen Mülheim und Deutz beförderte 1885 noch 390.831 und 1900 bereits 815.726 Personen zum Fahrpreis von zunächst -,25 Pfg. wurde aber - nachdem die Lokaldampfschiffahrt Mülheim-Köln im Jahre 1895 ihren Tarif ermäßigte - zum 1. Januar 1896 auf -,15 Pfg. heruntergesetzt.
Der Pferdebahnbetrieb hielt sich auf einzelnen Nebenstrecken bis 1907, da die Elektrifizierung, die Umstellung auf den elektrischen Betrieb, in Köln verhältnismäßig spät einsetzte. Erst nach langen Verhandlungen und Zahlung einer Abfindung war es der Stadt Köln möglich, die langfristigen Verträge mit den Pferdebahnen aufzulösen. Jetzt konnte die Stadt Köln die Verwaltung für den Betrieb übernehmen. Von diesem Zeitpunkt wurde die Umstellung auf die Elektrische zügig vorangetrieben und im wesentlich bis 1903 abgeschlossen sowie das Straßenbahnnetz in den Folgejahren systematisch ausgebaut. Im 19. Jahrhundert war bereits in Mülheim ein Konsortium zum Bau und Betrieb der Mülheimer Straßenbahnen gegründet worden. Mit der Stadt Köln gab es jedoch zunächst keine Eintscheidung, da sie ihre Bahnen von Schmal- auf Normalspur umstellte. Man einigte sich erst nach längeren Verhandlungen darauf, daß das benötigte Kraftwerk nicht vom Konsortium, sondern von der Stadt erbaut und betrieben werden sollte. In Mülheim selbst standen die schwierigen Eisenbahnverhältnisse und die zur Beseitigung eingeleiteten Baumaßnahmen einer schnellen Verwirklichung des Straßenbahnprojekts hindernd im Wege.
Im Herbst 1903 wurde auf der alten Strecke der Pferdebahn, von Mülheim nach Deutz, der elektrische Betrieb der Mülheimer Straßenbahngesellschaft eröffnet. Die alten Rechte der Strecke der Pferdebahn lagen noch beim Betreiber der Pferdebahn. Diese Rechte waren auf Grund des Abfindungsvertrages an die Stadt Köln bis zum 30. April 1904 an die Stadt Köln übergegangen. Von diesem Zeitpunkt an übernahm die Mülheimer Straßenbahngesellschaft den Betrieb dieser Strecke, da keine andere Einigung erzielt werden konnte mit der Folge, daß die Fahrt nach Köln nur durch lästiges Umsteigen in Deutz möglich war. Da bereits zu diesem Zeitpunkt Verhandlungen über die Eingemeindung Mülheims zur Stadt Köln bestanden, einigte man sich demzufolge darauf, mit Wirkung vom 1. Januar 1910, die Linien Deutzer-, Freiheit-, Dünnwalder-, Berliner Str. und Danzier, Damm-, Gladbacherstraße, auf die Dauer von 10 Jahren, gegen bestimmte Bedingungen der Stadt Köln zu überlassen.
Im Jahre 1913 bestanden im Kreis Mülheim am Rhein sieben Straßenbahnlinien, die entweder in Köln oder Mülheim ihren Ausgang nahmen.
- Köln-Königsforst über Rath-Heumar, eröffnet 1904.
- Köln-Bergisch Gladbach über Buchheim, eröffnet 1906.
- Mülheim-Holweide, eröffnet 1906.
- Köln-Porz über Poll, eröffnet 1909.
- Mülheim-Opladen eröffnet 1910.
- Mülheim-Dünnwald eröffnet 1910.
- Köln-Bensberg über Brück eröffnet (1906) 1913.

Die ersten drei Bahnlinien befanden sich im Eigentum der Mülheimer Gesellschaft, für die übrigen Linien war die Stadt Köln Betreiber.
Literatur
- Dietmar, Carl: „Mülheim wehrte sich vergebens“. Kölner Stadt-Anzeiger vom 28.7.1984, S. 20.
- Jahrbuch für Geschichte und Landeskunde, Band 5 (Rechtsrheinisches Köln), S. 76.
- Die Handelskammer für den Kreis Mülheim am Rhein 1871-1914 und die Wirtschaft des Köln-Mülheimer Raumes. Heinz Hermanns. Hrsg. Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln 1969.
Sehenswürdigkeiten
Sakralbauten
St. Clemens

Die frühere Schifferkirche St. Clemens ist die bekannteste Kirche Mülheims. Sie wurde auf Grund ihrer Lage direkt am Rhein über einer hohen Aufmauerung errichtet. Archäologische Untersuchungen haben ergeben, dass es hier bereits im 12. Jahrhundert eine einschiffige dreiachsige Kapelle, also eine romanische Saalkirche, gegeben hatte. Die bewegte Baugeschichte hat dazu geführt, dass der Grundriss unregelmäßig ist. Es existieren kaum korrekte Achsenverhältnisse und rechte Winkel. Die Clemenskirche ist Ausgangs- und Endpunkt der „Mülheimer Gottestracht“.
In den Jahren 1692 und 1720 - soviel zumindest ist dokumentarisch belegt – wurde die Kirche phasenweise erweitert zu einem dreischiffigen Putzbau mit vierachsigem Mittelschiff und dreiachsigen Seitenschiffen. Der Ostabschluss wurde gebildet durch drei in gleicher Flucht liegende dreiseitige Apsiden. Hinter der Hauptapsis erhebt sich noch heute der quadratische Chorturm. Dieser Ostturm zeigt über der quadratischen Grundform einer Balustrade, ein Achteckgeschoß, darauf aufsitzend eine welsche Haube mit abschließender Laterne. Dieser Formenkanon war nicht neu. Bereits der Turm von St. Mariä Himmelfahrt in der Innenstadt von Köln in der Marzellenstraße hatte diesen Aufbau und später noch die Klosterkirche St. Maria vom Frieden in der Schnurgasse. 1864 wurde St. Clemens kirchenrechtlich zur 'Nebenkirche' der Liebfrauengemeinde.
Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg schwer mitgenommen. Bei ihrer Wiederherstellung verzichtete man auf eine Westvorhalle und auf Maßwerkfenster. Das ehemalige Steingewölbe wurde von 1952 bis 1960 durch Joachim Schürmann durch eine hölzerne Flachdecke ersetzt. „Da man erst 1939 bei Renovierungsarbeiten in der barocken Kirchenanlage einen romanischen Kern entdeckt hatte, folgte der Architekt bei der Wiederherstellung dem Prinzip einer ‚Romanisierung‘ im Geiste der Moderne, d.h. er versuchte mit den verbliebenen Gebäudeteilen ein an die Romanik erinnerndes Erscheinungsbild der Kirche herzustellen, ohne dabei originale Teile zu restaurieren.“
Das heutige „Irische Portal“ aus dem Jahr 1960 stammt ebenfalls von Joachim Schürmann. Auf seiner Innenseite befinden sich Szenen aus dem Leben des hl. Clemens. Das Altarkreuz im Innenraum der Kirche hat Werner Schürmann, der Bruder des Nachkriegs-Baumeisters geschaffen. Damit war der Beitrag dieser Familie aber noch nicht vollendet. Das Tabernakel und die Fenster der Clemenskirche stammen von Gerda Schürmann-Frömel.
Gegenüber dem Hauptportal steht seit 1992 die neugeschaffene Statue des Hl. Nepomuk (Schutzheiliger der Brücken) auf der Rheinmauer. Sie wurde geschaffen von Michael Pohlmann.
Lutherkirche (Luther-Notkirche)
Als Zentralkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Mülheim am Rhein wurde 1885 die alte Lutherkirche nach Plänen der Kölner Architekten Schreiterer & Below als Quaderbau mit Gliederung in rotem Sandstein fertiggestellt (andere Datierung: 1893-95). Im 2. Weltkrieg (1942 und 1944) wurde die Kirche zerstört, nur der Turm blieb als Ruine übrig. Aus den Trümmern wurde die Luther-Notkirche (Adamsstr. 47, 51063 Köln) nach Plänen des Architekten Prof. Bartning neben der Turmruine errichtet. Sie wurde 1949 eingeweiht. Es ist eine freitragende Holzkonstruktion, in deren Zwischenräume die Trümmersteine gemauert wurden. Die Kirche erinnert an ein umgedrehtes Schiff. Nach diesem Muster entstanden mehrere Notkirchen in Deutschland. Die Luther-Notkirche ist aber eine der letzten, die noch im Originalzustand erhalten sind. Wiederaufbau des Turmes 1968-78.
Friedenskirche
Der erste Bau der Friedenskirche von 1655 war die erste lutherische Kirche in Mülheim. Sie wurde 1784 durch Eisgang zerstört. Nur der Kirchturm blieb erhalten, wurde aber abgebrochen. Seine barocke Schweifhaube wurde der evangelischen Gemeinde in Monschau verkauft. Von 1784–86 wurde von Wilhelm Hellwig ein schlichter Zentralbau errichtet, eine Durchdringung von Kreuzform und Kreis. 1845–48 wurde ein dreigeschossiger Westturm hinzugefügt – nach Plänen Zwirners. 1935 wurde die Kirche barock überarbeitet. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bau sehr zerstört. Danach wurde versucht, zumindest den Außenbau auf den Zustand von 1935 zu bringen.
Herz-Jesu-Kirche

1893-1900 als dreischiffige Halle mit Querhaus, polygonaler Ostapsis und Westturm errichtet.
Liebfrauenkirche
1857-64 nach Plänen des Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner errichtet als dreischiffiger neugotischer Backsteinbau mit vorgesetztem Westturm. Die Kirche wurde im Krieg schwer zerstört. Erhalten sind der Westturm und die zurecht gestutzte Umfassungsmauer des Langhauses.
St. Antonius
Für die schnell wachsende Bevölkerung Mülheims plante man im ausgehenden 19. Jahrhundert eine neue Kirche im neogotischen Stil. St. Antonius ist eine dreischiffige Basilika mit Querhaus und Rechteckchor. Über dem Chor erhebt sich ein achteckiger Turmhelm, der nach Süden und Norden von zwei kleinen quadratischen Türmen begleitet wird. Vor der Westfassade befinden sich zwei eingeschossige Eingangshallen, die wie Verlängerungen der Seitenschiffe wirken. Beide besitzen spitze Pyramidendächer. Die Pläne zu diesem neugotischen Neubau stammen von Heinrich Renard. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Neubau in zwei Phasen errichtet. 1921 konnte Erzbischof Karl Joseph Kardinal Schulte die Schlussweihe vollziehen. Die Antoniuskirche wurde im Zweiten Weltkrieg nur wenig beschädigt. Nur die Fenster und Teile des Daches mussten ersetzt werden. Bereits am 12. Juni 1946 konnte wieder der erste Gottesdienst gefeiert werden. 1967 wurde der Innenraum von Gottfried Böhm neu gestaltet. Gleichzeitig ging die Kirche in die Hände der Salesianer Don Boscos über. 1993 wurde die Kirche erneut restauriert. Zum Innenraum: In der Vierung steht der Zelebrationsaltar aus Travertin, den ebenfalls Gottfried Böhm geschaffen hat. Zwischen der Vierung und dem Chor hängt ein neogotisches Triumphkreuz des Mülheimer Bildhauers Schmitz. Es war ursprünglich nicht für diese Stelle vorgesehen, sondern Teil des Hochaltars. Dieser wurde jedoch 1916 durch einen neuen ersetzt.
Weitere Kirchen im Stadtteil
- St. Elisabeth
- St. Bruder Klaus
- Erlöserkirche (Baptisten)
- Alfonsus-Haus der Redemptoristen Sonderburgerstr.
- Evang. Andrae-Haus Graf-Adolf-Str.
Andere Bauten
Pohlsches Haus
Direkt neben der Clemenskirche liegt das ausgezeichnet restaurierte Pohlsche Haus. Es verdankt seinen Namen dem ehemaligen Bürgermeister Mülheims, Peter Pohl, der es von 1916–1933 bewohnt hatte. Gebaut wurde es jedoch schon 1773 von Franz Josef Bertoldi auf der Rückseite seines Grundstücks an der Mülheimer Freiheit, wo er einen Zollhof betrieb. Im Gebäude befand sich der Rheinsaal, in dem die Familie Bertoldi Feste feierte und Empfänge gab. Wie viele andere Häuser Mülheims verschonte der Eisgang von 1784 auch dieses Haus nicht – die beiden Obergeschosse wurden zerstört, aber wieder aufgebaut. Der Zweite Weltkrieg ließ von dem Gebäude nur drei Außenmauern übrig. 1965 war das Haus wieder hergestellt. Dabei wurden Verzierungen des abgebrochenen Hauses Mülheimer Freiheit 111 wieder verwandt und mit eingebaut. 1992 fand eine erneute Restaurierung statt.
Haus Krahnenburg
Krahnenstraße 8. Erbaut 1758. Barockbau mit neun Achsen, zwei Geschossen mit Mansarddach. Der Dreiflügelbau besitzt zwei Keller („Krahnenburgkeller“). Die sorgfältig restaurierte Stuckfassade zeigt Werksteingliederungen.
Haus Bertoldi

Buchheimer Straße 29, ehem. Bärenhof, heute Hirsch-Apotheke. Erbaut 1780. Feine fünfachsige Louis XVI.-Fassade, zweigeschossiges Mansardendach. Hier wurde Napoleon vom damaligen Bürgermeister Bertoldi bewirtet.
Nach schweren Kriegszerstörungen 1963 wieder aufgebaut.
Stadtbrunnen
Der Stadtbrunnen Mülheims liegt an dem Knickpunkt der Straße Mülheimer Freiheit. Dieser „Mülheimia“ betitelte Brunnen wurde 1884 von Wilhelm Albermann geschaffen. Er stellt auf der Spitze einer säulenähnlichen Konstruktion die Stadtgöttin dar. Die Säule wird im Mittelteil umgeben von drei mittelalterlich gekleideten Knaben, die den Handel, die Industrie und den Ackerbau darstellen, entsprechend der früheren Bedeutung des Ortes als florierende Industriestadt.
Weitere Sehenswürdigkeiten
Durch Naturkatastrophen, Krieg und Wiederaufbau sind von der ursprünglichen barocken Bebauung des alten Mülheims nur einige wenige Häuser erhalten. Die ehemalige Hauptstraße, die Mülheimer Freiheit, wurde in ihrem Verlauf seit der Errichtung der Rheinbrücke 1927–29 nachhaltig gestört. Das alte Mülheim lag damals hauptsächlich zwischen der parallel zum Rhein verlaufenden Mülheimer Freiheit und der landseitigen Begrenzung im Bereich der heutigen Wallstraße. Aber bis auf einige Grundrisslinien südlich der Brücke sind diese Spuren verwischt. Erhalten – wenn auch nicht in originaler Bausubstanz – sind aus der barocken Epoche noch die Häuser Mülheimer Freiheit Nr. 31, 33, 102 und 119 und die Krahnenstraße Nr. 8 (Haus Krahnenburg).

In den klassizistischen Häusern des 19. Jahrhunderts Mülheimer Freiheit 69, 71, 113 und 121 hat sich zumindest die barocke Grundstruktur erhalten. Von den denkmalgeschützten Häusern des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts ist noch das vergleichsweise hohe Haus Mülheimer Freiheit 2–4 aus dem Jahr 1907 erwähnenswert, das mit seinem markanten, reichdekorierten Giebelfenster schon von weitem die Häuserreihe am Rhein bestimmt.
Von den Straßen, die damals zum Randbereich gehörten, haben sich vor allem in der Regenten-, Adam-, Keup- und Münsterer Straße gründerzeitliche Villen wohlsituierter Bürger erhalten.
- Wohnhaus „Zum goldenen Berg“, Mülheimer Freiheit 40: dort frühstückte Napoleon mit dem ehemaligen Besitzer, Seidenfabrikant Karl Andreä.
- Zwischenwerk XIb (Cottbuser Straße)
- Brunnen
- Genoveva-Brunnen
- Märchen-Brunnen
- Schifffahrt-Brunnen-Denkmal

Friedhöfe
- Evangelischer Friedhof, Bergisch-Gladbacher Straße
- Alter Katholischer Friedhof, Sonderburger Straße
Verkehr

Zentraler Punkt des Stadtteils ist der Wiener Platz. Hier kreuzen sich die Bundesstraßen B 8 und B 51, und es beginnt die B 506. Im Zuge der B 51 beginnt hier die rechtsrheinische Brückenrampe der Mülheimer Brücke. Auf und unter dem Platz kreuzen sich mehrere Stadtbahnlinien.
Mülheim hat an der Bahnstrecke Köln–Duisburg auch einen eigenen Regionalbahnhof.
Kultur und Veranstaltungen
Feste
Das größte Fest in Mülheim ist die „Mülheimer Gottestracht“, die wahrscheinlich seit dem 14. Jahrhundert gefeiert wird. Hierbei handelt es sich um die größte Schiffsprozession auf dem Rhein. Das Fest beginnt mit der Prozession an Fronleichnam und endet am Sonntag der gleichen Woche.
Veranstaltungshallen

- Das E-Werk ist eine Veranstaltungshalle, die vor allem für Rock- und Popkonzerte genutzt wird. Zur Karnevalszeit findet hier die Stunksitzung statt.
- Das Palladium liegt gegenüber vom E-Werk, dieses bietet bei Konzert- und Eventveranstaltungen Platz für 4000 Personen.
- Die Mülheimer Stadthalle wird ebenfalls für Konzerte genutzt. Außerdem finden dort auch diverse andere Veranstaltungen wie Antikmärkte, Verkaufsmessen und Modellbahnbörsen statt. Eine ungewollte Berühmtheit erreichte diese Halle, als am 25. April 1990 der damalige SPD-Kanzlerkandidat Oskar Lafontaine bei einem Wahlkampfauftritt von der psychisch kranken Adelheid Streidel mit einem Messerstich nahe der Halsschlagader lebensgefährlich verletzt wurde.
Medien
Mülheim ist der Standort zahlreicher Fernsehstudios, in denen u. a. die TV-Shows Harald Schmidt, TV total oder Was guckst du?! aufgezeichnet werden. Im Hafen von Mülheim ist für die Serie Die Anrheiner ein eigenes Veedel entstanden.
Persönlichkeiten
- Adam Adami (1610-1663), Theologe
- Abraham Roentgen, Kunstschreiner (1711-1793)
- Herbert Eulenberg, Schriftsteller (1876-1949)
- Willi Ostermann, Sänger und Heimatdichter (1876-1936)
Malergruppe „Mülheimer Freiheit“
In einem Hinterhofatelier in dem Haus „Mülheimer Freiheit Nr. 110“ formierte sich 1979 eine neue Gruppe neoexpressionistischer Maler, die sich nach dieser Adresse „Mülheimer Freiheit“ nannte. Sie bestand aus Hans Peter Adamski, Peter Bömmels, Walter Dahn, Jiri Georg Dokoupil, Gerard Kever und Gerhard Naschberger. Von 1979–82 vertrat der Kölner Galerist Paul Maenz die jungen Künstler auf dem internationalen Markt. 1984 löste sich die Gruppe auf.
Bürgermeister
- 1815-1819 Karl Brünninghausen
- 1815-1837 Franz-Joseph Nuss (kommissarischer Bürgermeister)
- 1820-1830 Karl Joseph Alster
- 1831-1836 Alois Mathias Böcker
- 1836-1844 Peter Joseph Maßen
- 1844-1863 Johann Heinrich Bau
- 1852-1875 Ludwig Blin
- 1874-1876 Viktor Kaifer
- 1876-1908 Friedrich Wilhelm Steinkopf (seit dem 25.Oktober 1898 Oberbürgermeister)
- 1909-1914 Bernhard Clostermann (seit dem 3. September 1914 unbesoldeter Beigeordneter der Stadt Köln)
Ehrenbürger
Wilhelm Steinkopf, von 1877 bis 1911 Oberbürgermeister von Mülheim, seit dem 7. Dezember 1907.
Literatur
- Kempkes, Bernhard: Köln-Mülheim in alten Bildern. Verlag Sutton, 2002, ISBN 3-89702-492-6
- Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Rheinland. 1967, S. 412-414
- Landeskonservator Rheinland: Denkmälerverzeichnis 12.7 Köln Stadtbezirk 9 (Mülheim). Köln 1979, S. 84-140
- Zimmermann, Susanne: Scheint die Sonne, entstehen im Stein die feinen Risse. Kölner Stadt-Anzeiger vom 14. Mai 1992 (Pohlsches Haus).