Kunstmärchen

Märchen, das einem bestimmten Autor zuzuordnen ist
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Dezember 2004 um 16:46 Uhr durch 80.146.158.191 (Diskussion) (Vergleich zum Volksmärchen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Kunstmärchen sind literarisch konzipiert und daher in der Regel umfangreicher und komplizierter als Volksmärchen, von denen sie Stil, Themen und Elemente übernehmen. Märchen in Romanform werden heute oft zur literarischen Gattung des Fantasy gezählt.

Vergleich zum Volksmärchen

Wie Märchen im Allgemeinen nehmen auch Kunstmärchen selten konkret Bezug auf den Ort oder die Zeit der Handlung. Personen werden nicht notwendigerweise mit Namen, sondern durch ihre Eigenschaft (Ritter, Fee, Prinzessin) benannt. Daneben besitzen sie auch eine eindimensionale Erzählform und eine Typisierung. Weiter sind Schwarz-Weiß-Malerei und eine Moral sowie übernatürliche oder irrationale Elemente kennzeichnend.

Das Kunstmärchen kann als eine Weiterentwicklung des traditionellen Volksmärchens verstanden werden. Von diesem weicht es etwa durch ein nicht immer glückliches Ende ab. Auch die Verwendung von Metaphern ist im Kunstmärchen eher häufiger anzutreffen.

Weiterhin sind detaillierte Beschreibungen von Figuren und Ereignissen charakteristisch.

Außerdem ist beim Volksmärchen in der Regel kein Autor zu benennen, da es mündlich weitergegeben wird. Ein Kunstmärchen zeichnet sich dadurch aus, daß es einem konkreten Autor zuzuordnen ist.

Kunstmärchendichter

In Deutschland beginnt die Geschichte des Kunstmärchens in der Romantik mit Ludwig Tieck (Der Runenberg) und Novalis (Atlantismärchen in Heinrich von Ofterdingen). Clemens Brentano verfasste Märchen wie Gockel, Hinkel und Gackeleia. Auch Wilhelm Hauff machte sich als Verfasser zahlreicher Märchen wie Kalif Storch oder Zwerg Nase einen Namen. Im 20. Jahrhundert wurde Manfred Kyber durch seine Tiermärchen bekannt, Hermann Hesse schrieb oft satirische Märchen.

Einer der bekanntesten Schriftsteller, der Märchen literarisch konzipiert hat, ist der Däne Hans Christian Andersen: z.B. "Des Kaisers neue Kleider" oder "Die Prinzessin auf der Erbse". Daneben ist The Happy Prince and Other Stories von Oscar Wilde bekannt.

Das Kunstmärchen kann sich zum Märchenroman oder zur Märchenoper auswachsen. Diese längere Form hat sich seit der Popularisierung der Fantasyliteratur zu einem verbreiteten Genre entwickelt.