Als Freie Reichsstadt war Nürnberg direkt dem deutschen Kaiser unterstellt. Die Geschichte der Stadt Nürnberg war somit oft und eng mit der Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation in seinen unterschiedlichen Ausprägungen verzahnt.
Sagenhaftes Vorspiel
Nach der Sage soll Nürnberg bereits in römischer Zeit gegründet worden sein. Es wird erzählt, dass der römische Feldherr Drusius Nero auf einem seiner Feldzüge sein Lager auf dem heutigen Burgberg aufgeschlagen habe. Weil ihm der Ort so gefiel, fing er an, dort einen Turm und Befestigungen zu bauen. Die Bauern aus der Umgebung nannten daher den Berg "Neroberg", woraus sich später der Name Nürnberg entwickelt habe. Nach einer anderen Sagenversion soll der Name von "Nur ein Berg" kommen, weil ansonsten weit und breit kein anderer Berg gelegen habe. Eine dritte Sage behauptet, die Ureinwohner Nürnbergs seien aus der römischen Provinz Noricum eingewandert und haben ihre Gründung nach der alten Heimat mit dem lateinischen Namen "Noris" benannt, einem Begriff, der heute noch regelmäßig für die Stadt verwendet wird.
Anfänge
Nürnberg wurde erstmals als nuorenberc (felsiger Berg), am 16. Juli 1050, in der "Sigena-Urkunde" von Kaiser Heinrich III., mit der die Freilassung der Leibeigenen Sigena dokumentiert wird, urkundlich erwähnt; neuere Grabungen im Burghof haben Siedlungsspuren nachgewiesen, die deutlich vor dem Jahr 1000 liegen. Dabei wurde auch das Fundament eines runden Turmes mit einer Wandstärke von zwei Metern ausgegraben, der nach Angaben des Landesamtes für Denkmalpflege ebenfalls vor 1000 errichtet wurde.
Als kaiserlicher Stützpunkt erreichte die Nürnberger Burg bald Bedeutung für das Reich. Südlich unterhalb der Burg, die 1183 und 1207 als "Pfalz" bezeichnet wurde, bezogen die Burgmannen Wohnquartiere und die dortige Siedlung - zu der offensichtlich auch Kaufleute und Handwerker gehörten - erhielt das Marktrecht.
Eine andere Ursache für die schnell wachsende Bedeutung Nürnbergs war auch, dass es regelmäßige Wallfahrten zum Grab des heiligen Sebaldus gab. Bei diesem entstand in den Jahren von 1230 bis 1273 die erste große Kirche Nürnbergs.
Mit dem "Großen Freiheitsbrief" machte Kaiser Friedrich II. Nürnberg 1219 zur freien Reichsstadt mit den entsprechenden Sonderrechten für Politik und Handel.
Burggrafenzeit
Im Jahre 1105 geriet Nürnberg in die Auseinandersetzung zwischen Kaiser Heinrich IV. und seinem Sohn Heinrich V. und wurde als kaisertreue Stadt zerstört. Um die Stadt künftig besser schützen zu können, ernannte der Kaiser mit dem österreichischen Grafen Gottfried von Raabs einen Grafen für die Nürnberger Burg (Castellan). Bis zum Jahr 1427 wurde die Stadt von Burggrafen regiert, zunächst von Gottfrieds Nachkommen aus dem Geschlecht derer von Raabs, ab 1192 von den Hohenzollern.
In diese Zeit fällt auch die Vertreibung der Juden aus Nürnberg. Nachdem sich die Stadt immer mehr auf die südliche Pegnitzseite ausgeweitet hatte, lag das Judenviertel in der Gegend des heutigen Hauptmarktes plötzlich im Mittelpunkt der Stadt, was viele störte. 1349 wurde daher der Patrizier Ulrich Stromer zum Kaiser geschickt, um die Erlaubnis zur Beseitigung des Viertels einzuholen. Alle Juden hatten Nürnberg zu verlassen, aber bereits 1352 gestattete man ihnen die Wiederansiedlung in einem anderen Teil der Stadt. Auf den Ruinen des alten Judenviertels entstand 1358 die Frauenkirche.
Nachdem Burggraf Friedrich VI. 1412 auch Kurfürst von Brandenburg geworden war, verkaufte er 1427 den Burggrafentitel an den "Rat der Stadt Nürnberg" und zog sich auf seine Burg nach Cadolzburg zurück. Von diesem Zeitpunkt an bis zum Übergang an Bayern wurden die politischen Geschicke der Stadt von diesem Rat gelenkt.
Die Patrizische Ratsverfassung
Der Rat wird erstmals 1256 erwähnt, um 1285 scheinen sich die ersten Regeln für den „Rat“ herausgebildet zu haben, die konkrete Ausformulierung der patrizischen Verfassung des Rates erfolgt um das Jahr 1320. Im "Rat der Stadt" waren die durch ihren Handel reich geworden Patrizierfamilien vertreten, zeitweise hatten auch einige Handwerkerzünfte ein gewisses Mitspracherecht. Die Anzahl der Mitglieder und der berechtigten Familien wechselte über die Jahrhunderte hinweg. So bestand der "Rat" im 15. Jahrhundert beispielsweise aus 26 Mitgliedern, die von 28 Familien bestimmt wurden, im 18. Jahrhundert waren es 34 Mitglieder, die 19 "rats- und gerichtsfähige" Familien der Stadt repräsentierten. Keine Familie durfte mehr als zwei Mitglieder haben. Die Mitgliedschaft war lebenslang und wurde jedes Jahr an Ostern formell bestätigt. Vorsitzende des Rates waren zwei Konsuln, die aber jeweils nur 26 Tage regieren durften, so dass es praktisch unmöglich ist, eine auch nur annähernd vollständige Liste der Herrscher Nürnbergs zu erstellen. Als wichtigste und bekannteste dieser Patrizierfamilien sind u.a. zu nennen: Tucher von Simmelsdorf, Haller von Hallerstein, Löffelholz von Kolberg, Holzschuher von Harlach oder Stromer von Reichenbach.
Durch laufend neue Lehensverhältnisse mit den Bauern der Umgebung dehnte sich der Einfluss der Nürnberger Patrizier auf das gesamte Umfeld der Stadt aus, so dass Nürnberg zur bedeutendsten Regionalmacht der Gegend wurde. Aber auch soziale Angelegenheiten wurden nicht aus den Augen gelassen. So wurde vom Nürnberger Bürger Konrad Groß, der über seine Frau mit der Familie Haller verbunden war, im Jahre 1339 mittels einer Stiftung das Heilig-Geist-Spital gegründet, das sich bald nicht nur zur wichtigsten sozialen Institution unter dem "Rat der Stadt" entwickelte, sondern über Zins- und Abgabenverpflichtungen zu einem der größten Grundstückbesitzer des Nürnberger Umlandes wurde. Als weitere bedeutende Sozialinstitution der Stadt ist noch das so genannte "Nürnberger Landalmosen" zu nennen.
Nürnbergs Blütezeit
Kaiser Ludwig der Bayer wählte Nürnberg gern als Aufenthaltsort; ebenso dann Karl IV., der 1356 in Nürnberg die Goldene Bulle erließ, in der zum einen die Wahl des deutschen Königs geregelt wurde, und zum anderen, dass jeder Kaiser den ersten Reichstag nach seiner Wahl in Nürnberg abhalten sollte. An dieses Ereignis erinnert noch heute die berühmte Touristenattraktion des "Männleinlaufens" aus dem Jahr 1509 an der Frauenkirche, die die Huldigung des Kaisers Karls IV. durch die sieben Kurfürsten darstellt.
Am 29. September 1423 übergab Kaiser Sigismund die Reichskleinodien »auf ewige Zeiten, unwiderruflich und unanfechtbar« der Stadt, wo sie bis Anfang des 19. Jahrhunderts (siehe "Übergang an Bayern") in der Kirche des Heilig-Geist-Spitals aufgewahrt wurden.
1439 wurde an der Stelle einer bereits seit 1235 existierenden Kapelle auf der Südseite der Pegnitz der Grundstein zur größten und prächtigsten Nürnberger Kirche, der Lorenzkirche, gelegt. es dauerte aber noch bis 1519, bis der Bau abgeschlossen werden konnte.
Die aufstrebende Regionalmacht Nürnberg geriet bald mit ihrem alten Herrschergeschlecht, den früheren Burggrafen, in Konflikt, die nach dem Verkauf ihres Einflusses in Nürnberg als Markgrafen vom Brandenburg-Kulmbach und als Kurfürsten von Brandenburg ebenfalls große Bereiche der Gegend um die Stadt unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Höhepunkt dieser Auseinandersetzung war in den Jahren 1449/1450 der so genannte "Erste Markgrafenkrieg", mit dem Markgraf Albrecht Achilles versuchte, sich seine früheren Rechte von der Stadt Nürnberg wieder zurückzuholen, was ihm nicht gelang.
Die folgenden Jahre zwischen 1470 und 1530 gelten allgemein als die Blütezeit der Stadt. Der Nürnberger Handel mit praktisch allen Teilen der damals bekannten Welt wurde sprichwörtlich: Nürnberger Tand geht durch alle Land, ebenso Nürnbergs Reichtum: Des Reiches Schatzkästlein. In dieser Zeit lebte und arbeitete beispielsweise Albrecht Dürer (1471-1528) in der Stadt, Martin Behaim (1459-1507) baute den ersten Globus und Peter Henlein (ca. 1485-1542) fertigte die erste Taschenuhr. Zu nennen sind aus diesem Zeitraum ferner der Holzschnitzer Veit Stoß (1447-1533), der Bildhauer Adam Kraft (ca. 1460-1508/09) und der Erzgießer Peter Vischer (ca. 1460-1529). Lediglich die Literatur fand nicht zu der Blüte wie andere Künste, wenn auch mit dem Schuster und Poet Hans Sachs (1494-1576) zumindest ein bedeutender Literat zu dieser Zeit in Nürnberg lebte.
Sehr schnell festigte sich die Reformation in Nürnberg und bereits im Jahre 1529 erklärte sich die Freie Reichsstadt auf dem Reichstag von Speyer als protestantisch. Mit Melanchthons Unterstützung entstand 1526 ein Gymnasium, das fähige Lehrer anziehen konnte. 1533 wurde eine neue, sich auch auf das Landgebiet erstreckende Kirchenordnung erlassen.
1543 wurde zum letzten Mal ein Reichstag nach Nürnberg einberufen.
Beginnender Abstieg
Den im Jahr 1552 ausgebrochenen verlustreichen "Zweiten Markgrafenkrieg" gegen den hohenzollerischen Markgraf Albrecht Alcibiades überstand die Stadt ohne Probleme. Die Wirtschaftskraft war ungebrochen und die Stadt blieb weiter der Technologiezentrum des Reiches, aus dem sich Kaiser Rudolf II. (1576-1612) regelmäßig Spezialisten an seinen Hof nach Prag holte. Im Jahre 1616 begann man mit der Erweiterung des prächtigen Barock-Rathauses und die geistige Offenheit der Stadt drückte sich nochmals 1622 in der Gründung einer Universität auf dem Territorium der Reichsstadt in Altdorf aus. Sie sollte der Ausbildung protestantischer Theologen und Juristen dienen und bestand bis zum Jahre 1809. Prominente Studenten wie beispielsweise Albrecht von Wallenstein (1583-1634) oder Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), der 1667 in Altdorf den Doktortitel erwarb, zeugen von der Attraktivität der Hochschule.
Den Beginn des Abstiegs Nürnbergs markiert das Jahr 1632, als im Dreißigjährigen Krieg ein bis zum Jahr 1635 dauernder Stellungskrieg zwischen der katholischen Partei Wallensteins und den Schweden vor den Toren Nürnbergs begann. Riesige Verwüstungen im Umland schwächten die Stadt in der Folgezeit in ihrer Substanz. Genau in dieser Zeit flackerte die kulturelle Bedeutung Nürnbergs nochmals auf, als im Jahre 1644 mit der Gründung einer Sprach- und Dichtergesellschaft unter dem Namen "Pegnesischer Blumenorden" die Stadt in den Blickpunkt des literarischen Deutschlands rückte. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges erlebte Nürnberg mit dem »Friedensmahl«, das Pfalzgraf Karl Gustav, der spätere König von Schweden, am 25. September 1649 im großen Saal des Rathauses gab, ein letztes Mal ein bedeutendes Ereignis.
Bald nach dem Ende des Krieges wurde der politische und kulturelle Abstieg Nürnbergs immer deutlicher. Neben den bereits angesprochenen Verwüstungen sind für die beginnende Stagnation in der Stadtentwicklung vor allem zwei weitere Gründe zu nennen: Zum einen verschuldete sich die Stadt im Laufe der Zeit so sehr, so dass sie allmählich handlungsunfähig wurde. Zum anderen führte das hohe Eigenständigkeitsstreben des "Rates der Stadt" dazu, dass man sich mehr und mehr isolierte (z.B. war es praktisch unmöglich, dass sich jemand von außen in der Stadt ansiedelte). Als sich dann nach der Französischen Revolution gegen Ende des 18. Jahrhunderts große politische Veränderungen abzeichneten, stand die Stadt praktisch auf sich allein gestellt und zwischen den Fronten der Großmächte Frankreich, Preußen und Bayern, die in Rivalität um die Territorien rund um die Freie Reichsstadt standen.
Der Übergang an Bayern
Die einschneidendste Ereignisse in der Geschichte Nürnbergs spielen sich in den gut 20 Jahren von 1796 bis 1818 ab, in denen die Stadt an Bayern kommt. Die meisten Geschichtsbücher tun diese Ereignisse lapidar mit einem Satz ab und erwecken den Eindruck, als ob es sich um einen friedlichen Übergang gehandelt habe und sich die Nürnberger problemlos mit den neuen Herren ihrer Stadt arrangiert hätten. Die tatsächlichen Ereignisse zeigen jedoch ein völlig anderes Bild.
Am Nachmittag des 9. August 1796 besetzt die französische Revolutionsarmee unter General Jean-Baptist Jourdan (1762-1833) Nürnberg. Unmittelbar vor dem Einmarsch der französischen Truppen werden am frühen Morgen des selben Tages die Reichskleinodien durch den Oberst Johann Georg Haller von Hallerstein in Sicherheit gebracht, zunächst nach Regensburg und ab 1800 nach Wien, wo sie sich heute noch befinden. Nach der Niederlage in der Schlacht von Eggmühl (bei Regensburg) ziehen die Franzosen wieder ab. Als Schutzmacht ruft der "Rat der Stadt" am 2. September preußische Truppen und gestattet ihren Einmarsch in die Stadt, auch um sich vor den bereits erkennbaren bayerischen Ansprüchen abzusichern. Da der preußische König aber nicht bereit ist, die hohen Schulden Nürnbergs zu übernehmen, zieht die preußische Armee bereits am 1. Oktober wieder ab.
Im Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 bleibt Nürnberg zunächst weiter unabhängig, bis durch die so genannte Rheinbundakte vom 12. Juli 1806, mit der sich 16 deutsche Staaten (inklusive Bayern) aus dem Reich lösen und unter den Schutz Napoleons stellen, die Stadt als bayerische Einflusssphäre angesehen wird. Nach der Abdankung von Kaiser Franz II. am 6. August 1806 ist auch formell die unmittelbare Beziehung der Freien Reichsstadt zum Kaiser beendet, womit die Stadt jetzt auf sich allein gestellt und praktisch schutzlos den übrigen Mächten ausgeliefert ist. Sofort besetzt die französische Armee erneut Nürnberg im Namen ihres Verbündeten Maximilian I. von Bayern. Die heftigen Proteste des "Rates der Stadt" bleiben erfolglos. Der Aufruf "Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung", mit dem der Buchhändler Johann Philipp Palm (1766-1806) zum Widerstand gegen die Franzosen und den bayerischen König auffordert, führt zu seiner Hinrichtung am 26. August in Braunau am Inn. Am 15. September 1806 übergibt der französische General Bernard Georges François Frère (1764-1826) schließlich die Stadt auch offiziell an das neu gegründete Königreich Bayern und an die einrückenden Truppen des Königs. Aus Angst vor Unruhen bleiben Einheiten der bayerische Armee noch längere Zeit in der Stadt. Der "Rat der Stadt" hat die Eingliederung nach Bayern übrigens nie akzeptiert.
Am 28. Oktober 1808 löst der bayerische König den "Rat der Stadt" und alle bisherigen Institutionen der Stadtregierung auf und beendet damit endgültig die Unabhängigkeit Nürnbergs. Die Stadt erhält einen eigenen „Polizeikommissär“, untersteht aber der Kreisverwaltung des neu gegründeten Pegnitzkreises, dessen Hauptstadt Nürnberg wird. Nach antibayerischen Unruhen löst die bayerische Regierung diesen Kreis am 23. September 1810 auf und ordnet ihn dem Rezatkreis mit der Hauptstadt Ansbach (das spätere Mittelfranken) zu. Die Stadt selbst bleibt unter der Verwaltung seines aus Ansbach stammenden Polizeikommissars Christian Wurm (1771-1835), der bis zum Jahre 1818 dann mit brutaler Gewalt Ruhe unter den Einwohnern schafft. Nicht zuletzt als Gegenleistung für die Übernahme der hohen Schulden der Stadt wird eine Fülle wertvoller Kunstwerke aus Nürnberg nach München geschafft, wo viele heute noch in Museum zu sehen sind. Viele antibayerische Ressentiments in der Stadt haben ihre Wurzeln in dieser Zeit.
Der völkerrechtliche Schlusspunkt unter den Übergang an Bayern wird mit dem Abschlussdokument des Wiener Kongresses vom 9. Juni 1815 gesetzt, in dem die Zugehörigkeit der fränkischen Erwerbungen zu Bayern von den europäischen Staatsmännern vertraglich anerkannt wird als Gegenleistung dafür, dass Bayern kurz vor der Völkerschlacht von Leipzig im Vertrag von Ried vom 8. Oktober 1813 die Fronten gewechselt hat und auf die Seite der Gegner Napoleons getreten ist.
Im Jahre 1818 wird dann erstmals eine Zivilverwaltung in Nürnberg installiert, indem ein Magistrat mit einem Bürgermeister beziehungsweise Oberbürgermeister an der Spitze eingerichtet wird. Aus Angst vor den Bürgern setzt sich der abgelöste Polizeikommissar Wurm nach München ab, wo er 1835 stirbt. Nürnberg ist nun endgültig in die Verwaltungsstrukturen Bayerns eingegliedert. Es dauerte allerdings noch einmal 30 Jahre, bis ein endgültiger Schlussstrich unter den Übergang an Bayern gezogen werden konnte. Am 1. Oktober 1848 trat ein Gesetz in Kraft, mit dem sämtliche Sonderrechte der Nürnberger Patrizier aus kaiserlicher Zeit aufgehoben wurden, v.a. das Recht, eigene so genannte "Patrimonialgerichte" zu unterhalten, mit denen die Grundherren über ihre Untertanen eigenständig richten konnten. Die bisherigen Lehensverhältnisse mit den Bauern der Umgebung wurden aufgelöst und den Bauern die Möglichkeit angeboten, den Grund und Boden für sich zu erwerben.
Industrialisierung
Das 19. Jahrhundert steht im Zeichen der Industrialisierung, wobei sich Nürnberg zu einem der industriellen Zentren Bayerns entwickelt. So fuhr 1835 die erste Eisenbahn in Deutschland, gezogen vom Adler, auf der Ludwigsbahn zwischen Nürnberg und Fürth mit einer Länge von rund 6 km. Bald folgte 1844 die fertiggestellte Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Bamberg und im Jahre 1846 wurde feierlich der neu gebaute Ludwigskanal eröffnet.
Als Firmen, die den guten Ruf des Industriestandorts Nürnberg begründeten, sind zu nennen die 1841 gegründete Maschinenfabrik des Theodor Cramer-Klett, die später in der MAN aufging, die Elektrofirma des Johann Siegmund Schuckert, die 1873 Nürnberg zu ihrem Sitz machte und später in der Großfirma Siemens & Halske aufging, und schließlich die fast monopolistische Fabrik für Bleistift- und Farbminen des Lothar Faber (1817-1896) (später Faber-Castell). Durch starken Zugzug von Arbeitern nach Nürnberg entwickelten sich die typischen Arbeiterviertel der Nürnberger Südstadt. Bald wurde die Stadt auch zum Zentrum der bayerischen Sozialdemokratie unter der Führung des Arbeiterführers Karl Grillenberger (1848-1897). Im Jahre 1874 wohnte fast die Hälfte der bayerischen Sozialdemokraten in Nürnberg.
Die liberale Tradition der Freien Reichsstadt führte dazu, dass sich die Stadt im Revolutionsjahr 1848 hinter die Frankfurter Paulskirchenversammlung stellte und sogar drohte, sich von Bayern zu lösen, wenn der König sich gegen deren Beschlüsse wenden würde. Der Vorschlag von Hans von Aufseß (1801-1872), der 1852 das "Germanische Nationalmuseum" in Nürnberg gründete, die Nürnberger Burg zum Sitz eines neuen deutschen Kaisers zu machen und dem künftigen deutschen Reichstag seinen Platz im Rathaussaal von Nürnberg zu geben, fand jedoch keine Befürworter.
Im Rahmen der Trennung von Justiz und Verwaltung in Bayern wurde 1862 das Bezirksamt Nürnberg gebildet, aus dem später der Landkreis Nürnberg hervorging. Dieser ging bei der Kreisreform 1972 überwiegend im Landkreis Nürnberger Land auf. Die Stadt selbst blieb stets eine kreisfreie Stadt.
1903 wurde der Rangierbahnhof eröffnet, einer der größten Europas, in der seltenen Bauform eines Gefällsbahnhofes.
Im Anschluss an das größte gemessene Hochwasser der Pegnitz im Februar 1909 (Abfluss von 370 m³/s) wurden umfangreiche Schutzmaßnahmen wie Begradigungen, Befestigungen und Vertiefungen ergriffen, die jedoch nur bedingten lokalen Nutzen brachten.
Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg
In der Zeit des Dritten Reiches machten die Nationalsozialisten Nürnberg zur »Stadt der Reichsparteitage«. Mit der Absicht, an die alte Reichstagstradition Nürnbergs anzuknüpfen, fand alljährlich auf dem Reichsparteitagsgelände mit großen Aufmärschen die "Heerschau" der Partei statt. Auf dem 7. Reichsparteitag wurden am 15. September 1935 die Rassengesetze erlassen, die allgemeinen als der Beginn der Judenverfolgungen (Holocaust) angesehen werden. Bereits ab 1925 betätigte sich hier Julius Streicher, der Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes Der Stürmer, als Gauleiter der NSDAP. Wie in vielen Städten Deutschlands wurde auch in Nürnberg in der so genannten Reichskristallnacht am 9. November 1938 die große jüdische Synagoge am Hans-Sachs-Platz zerstört. Für die Jahre von 1938-1945 holte Hitler die Reichskleinodien nochmals aus Wien in die Stadt zurück.
Im Zweiten Weltkrieg war Nürnberg eines der bevorzugten Ziele der alliierten Bomber, geriet wegen seiner Lage im Süden Deutschlands jedoch erst relativ spät in ihren Aktionsradius. Aufgrund der starken Industrie, aber auch aufgrund der symbolischen Bedeutung als »Stadt der Reichsparteitage« war es aber fast so etwas wie ein "natürliches" Ziel. Die größten Verwüstungen richtete der Angriff vom 2. Januar 1945 an, den 521 große Langstreckenbomber auf Nürnberg flogen und innerhalb einer Stunde 6.000 Sprengbomben und eine Million Brandbomben abwarfen. Die Bevölkerung hatte über 2.000 Tote und 100.000 Obdachlose zu beklagen. Durch diesen Angriff wurde die Nürnberger Altstadt zerstört, die Stadt als Ganzes schwer beschädigt. Insgesamt war Nürnberg die nach Dresden am stärksten zerstörte deutsche Stadt.
Die Stadt wurde am 20. April 1945 von Einheiten der 7. US-Armee besetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, ab November 1945, hielten die Siegermächte hier die Nürnberger Prozesse gegen führende Kriegsverbrecher der nationalsozialistischen Diktatur ab.
Nachkriegszeit und Gegenwart
Nach 1945 stand natürlich zunächst der Wiederaufbau der zerstörten Stadt im Vordergrund. Dabei orientierte man sich an den vormaligen Stadtstrukturen und dem quasi vorgegebenen Ring der Altstadtbefestigung, so dass mittelalterliche und vor allen Dingen frühneuzeitliche Zusammenhänge an vielen Plätzen ablesbar sind. Dieser behutsame Wiederaufbau bildete die Grundlage für die heutige Attraktivität der Stadt für viele Touristen aus aller Welt.
Bald machte sich aber auch der alte Nürnberger Unternehmergeist bemerkbar und und Unternehmen wie Siemens, Schöller, MAN, AEG oder Triumph Adler hatten maßgeblichen Anteil am deutschen Wirtschaftswunder. Besondere Bedeutung hat Nürnberg durch die seit 1950 jährlich stattfindende Spielwarenmesse gewonnen, die heute im 1973 vollendeten Messezentrum in Langwasser stattfindet. Durch den 1955 eröffneten Flughafen und den 1972 fertig gestellten Hafen am Rhein-Main-Donau-Kanal ist Nürnberg an den internationalen Verkehr angebunden. Innerstädtisch schuf man ab 1967 mit dem Bau einer U-Bahn eine attraktive Nahverkehrsverbindung.
1952 wurde in Nürnberg die Bundesanstalt (heute: Bundesagentur) für Arbeit eingerichtet, deren Veröffentlichung der Arbeitslosenzahlen die Stadt monatlich in die deutschen Schlagzeilen bringt.
In der Tradition der Nürnberger Prozesse gelang es der Stadt, sich in den letzten Jahren als "Stadt der Menschenrechte" zu profilieren. Seit 1995 wird alljährlich der Nürnberger Menschenrechtspreis an bedeutende Persönlichkeiten verliehen.
Die Burggrafen von Nürnberg
(angegeben sind jeweils die Daten für die Regierungszeit)
aus den österreichischen Geschlecht von Raabs:
1105 - ?? Gottfried II. von Raabs
1160- 1192 Konrad II. (stirbt ohne männlichen Nachkommen)
aus dem Geschlecht der Hohenzollern:
1192 - 1200 Friedrich I. (ursprünglich Friedrich III. von Zollern, war verheiratet mit Sophia, der Tochter Konrads II. und kam auf diese Weise zur Burggrafschaft)
1218 - 1262 Konrad III. (= Konrad I. von Zollern)
1398 - 1427 Friedrich VI. (seit 1412 als Friedrich I. auch Kurfürst von Brandenburg, seit 1420 Markgraf von Brandenburg-Kulmbach)
Bedeutende Patrizierfamilien
Die Patrizierfamilien waren ursprünglich Kaufleute, die durch ihren Handel reich geworden waren. Um zu demonstrieren, dass sie sich als adelig fühlten, fügten sie ihrem ursprünglichen Familiennamen einen Zusatz mit "von" bei. In den meisten Fällen wurde dieser Zusatz später vom Kaiser als Adelsprädikat anerkannt. In Klammer angegeben ist als erstes das Jahr, seit dem die jeweilige Familie das Recht hatte, Mitglieder in den "Rat der Stadt" zu schicken, als zweites das Jahr, in dem ihr Zusatz als Adelstitel anerkannt wurde.
- Holzschuher von Harlach (13. Jhdt./1547)
- Geuder von Heroldsberg (Mitte 13. Jhdt./1697)
- Behaim von Schwartzbach und Kirchensittenbach (1277/1681)
- Stromer von Reichenbach (1291/1697)
- Haller von Hallerstein (1314/1790)
- Tucher von Simmelsdorf (1332/1697)
- Grundherr von Altenthann und Weiherhaus (1340/1547)
- Kreß von Kressenstein (1350/1815)
- Volckamer von Kirchensittenbach (1362/1813)
- Harsdorf von Enderndorf (1380/1697)
- Pömer von Diepoltsdorf (1395/1697)
- Löffelholz von Kolberg (1440/1512)
- Fürer von Haimendorf (1496/1599)
- Welser zu Neunhof und Beerbach (1504/1368)
- Scheurl von Defersdorf (1529/1540)
- Peller von Schoppershof (1788/1585)
- Gugel von Brand und Diepoltsdorf (1792/1543)
Literatur
- Gerhard Fink (Hrsg.): Norimberga. Ein Büchlein über Ursprung, Lage, Einrichtungen und Gesittung Nürnbergs, ins Deutsche übersetzte Ausgabe des Büchleins von Konrad Celtis (s. historische Quellen), Verlag Nürnberger Presse, Nürnberg, 2000, ISBN 3-9316-8306-0
- Christoph von Imhoff: Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, Edelmann, Nürnberg, 2000, ISBN 3-8719-1088-0
- Martin Schieber: Nürnberg - Eine illustrierte Geschichte der Stadt, Verlag C.H. Beck, München, 2000, ISBN 3-4064-6126-3
- Walter Herppich: Das unterirdische Nürnberg, Hofmann Verlag, Nürnberg, 2001, ISBN 3-87191-301-4
Periodika
- Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (erscheinen seit 1878).
- Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg (seit 1959)
Historische Quellen mit Informationen zur Geschichte Nürnbergs
- Nürnberg, in: Meyers Konversationslexikon, 4.Aufl. 1888-90, Bd.12, S.282. Originalausgabe online
- Konrad Celtis: Norinberga. De origine, situ, moribus & institutis Norinbergae lateinische Originalausgabe 1502 online
- Friedrich Nicolai: Einige Nachrichten von Nürnberg, Berlinische Monatsschrift 1/1783, S. 79 ff. Originalausgabe online
- Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band III, Zweite Abtheilung: Mittelfranken. München 1865, (enthält v.a. die Informationen zu den Sagen von der Gründung Nürnbergs) Originalausgabe online
- Hanns-Hubert Hoffmann: Historischer Atlas von Bayern, Franken Heft 4: Nürnberg-Fürth, München 1954 Originalausgabe online
Weblinks
- Stadtarchiv Nürnberg; dort auch:
- Daten zur Nürnberger Geschichte mit Abbildungen zur Nürnberger Stadtgeschichte
- Altstadtfreunde Nürnberg
- Geschichte für alle e.V. - Institut für Regionalgeschichte (Nürnberg · Bamberg · Erlangen · Fürth)