György Ligeti

österreichischer Komponist rumänisch-ungarischer Herkunft
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György Ligeti Vorlage:Lautschrift ist ein ungarischer Komponist, der allgemein als einer der großen Komponisten des 20. Jahrhunderts gesehen wird. Einem größeren Publikum ist er vermutlich am besten durch seine Beiträge zum Soundtrack von Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum bekannt.

Leben

Ligeti wurde am 28. Mai 1923 in Dicsőszentmárton (heute Târnăveni) in Siebenbürgen geboren. Er begann seine musikalische Ausbildung am Konservatorium von Cluj-Napoca und später in Budapest, musste sie aber 1943 unterbrechen, weil die Nationalsozialisten ihn dazu zwangen.

Nach dem Krieg konnte er seine Studien wieder aufnehmen und 1949 abschließen. Ein Jahr lang arbeitete er als Musikethnologe an rumänischer Volksmusik, kehrte aber dann an seine alte Schule in Budapest zurück, diesmal als Lehrer für Harmonielehre, Kontrapunkt und Musikanalyse. Zu dieser Zeit wurde die Kommunikation zwischen Ungarn und dem Westen durch die kommunistische Partei eingeschränkt, so dass Ligeti gezwungen war, heimlich westliche Radiosendungen zu hören, um die aktuellen musikalischen Entwicklungen zu verfolgen. Nach dem Volksaufstand in Ungarn 1956 floh er nach Wien. Später nahm er die österreichische Staatsbürgerschaft an, die er bis heute besitzt.

In Wien war es Ligeti möglich, einige Schlüsselfiguren der Avantgarde zu treffen, darunter die Komponisten Karlheinz Stockhausen und Gottfried Michael König, die damals Pionierarbeit im Bereich der elektronischen Musik leisteten. Ligeti arbeitete mit ihnen im Kölner Studio für elektronische Musik und ließ sich von den Klängen inspirieren, die mit den neuen technischen Möglichkeiten erzeugbar waren. Allerdings schrieb er selbst nur wenige Werke im Bereich der elektronischen Musik, er konzentrierte sich auf Instrumentalmusik, die jedoch häufig elektronisch klingende Texturen enthält.

Seit dieser Zeit wurde Ligetis Arbeit besser bekannt und anerkannt. Ligeti nahm 1973 eine Lehrtätigkeit in Hamburg auf, die er bis 1989 innehatte.

Werke

Ligetis frühesten Werke sind Erweiterungen der musikalischen Sprache seines Landsmanns Béla Bartók. Die Klavierstücke Musica Ricercata (1951–1953) werden beispielsweise oft mit Bartóks Mikrokosmos verglichen.

Bereits in diesem frühen Stadium seiner Karriere wurde Ligeti in seiner Arbeit von der Kommunistischen Partei Ungarns beeinträchtigt. Das zehnte Stück der Musica Ricercata wurde wegen angeblicher "Dekadenz" von den Behörden verboten. Bedenkt man die weit radikalere Richtung, die Ligeti einzuschlagen beabsichtigte, ist es kaum erstaunlich, dass er Ungarn baldmöglichst verließ.

Nach seiner Ankunft in Köln begann er, elektronische Musik zu komponieren. Zu den wenigen Arbeiten in diesem Bereich gehören Glissandi (1957) und Artikulation (1958). Später widmete er sich wieder verstärkt der Instrumentalmusik, die jedoch von seiner Arbeit mit elektronisch erzeugten Klängen beeinflusst wurde. Apparitions (1958–1959) war eines der ersten Werke, die ihm eine gewisse kritische Aufmerksamkeit einbrachten, aber es ist seine nächste Arbeit, Atmosphères, die heute am besten bekannt ist.

Atmosphères (1961) ist für großes Orchester geschrieben. Es gilt als ein Kernstück von Ligetis Œuvre, da es viele der Themen vorgibt, mit denen er sich im Laufe der sechziger Jahre beschäftigen würde. Es verzichtet beinahe vollständig auf Melodie, Harmonie und Rhythmus, und konzentriert sich vollständig auf die Klangfarbe. Es beginnt mit einem massiven Zusammenklang – jede Note der chromatischen Skala über ein Spektrum von fünf Oktaven wird gleichzeitig gespielt. Das Stück scheint aus diesem anfänglichem, sehr leisem Akkord zu erwachsen, wobei die Texturen sich ständig wandeln.

Seine Etüden für Soloklavier entstanden über einen langen Zeitraum in den achtziger und neunziger Jahren – sie beschäftigen sich mit komplexen rhythmischen Verwicklungen, wurden durch die „Studies“ für Player-piano von Conlon Nancarrow und die afrikanische Musik der südlichen Sahara inspiriert. In den siebziger Jahren entstand seine erste Oper Le Grande Macabre, inspiriert vom absurden Theater.