Livno ist eine Stadt in Bosnien und Herzegowina. Sie ist die Hauptstadt des Kantons 10 (auch Livanjski kanton genannt) innerhalb der Föderation Bosnien und Herzegowina, einer der beiden Entitäten des Landes.
Livno Ливно | ||
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Basisdaten | ||
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Staat: | ![]() | |
Entität: | Föderation BiH | |
Kanton: | 10 | |
Koordinaten: | 43° 50′ N, 17° 0′ O | |
Höhe: | 730 m. i. J. | |
Fläche: | 994 km² | |
Einwohner: | 12.090 (2006) | |
Bevölkerungsdichte: | 12 Einwohner je km² | |
Telefonvorwahl: | +387 (0) 034 | |
Postleitzahl: | 80101 | |
Struktur und Verwaltung (Stand: 2007) | ||
Bürgermeister: | Luka Čelan (HDZ BiH) | |
Webpräsenz: | ||
Sonstiges | ||
Stadtfest: | 28. September | |
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Geografie
Geografische Lage
Livno liegt inmitten der durch das Dinarische Gebirge gebildeten Mittelgebirgslandschaft, die von einigen herausragenden Bergen beherrscht wird: (Troglav 1913 m/Dinara-Gebirge, Kamešnica - Konj 1856 m, Tušnica 1697 m, Krug 1740 m, Golija 1892 m, Cincar 2006 m, Šator 1875 m) auf einer Höhe von 700 m bis 720 m. Das Livanjsko polje (Livnoer Ebene) hat eine Länge von 65 km und umfasst die Fläche von 380 km².
Die eigentliche Stadt hat ca. 12.000 Einwohner (2006) und dehnt sich ca. 1,5 km in West-Ost-Richtung und ca. 2 km in Nord-Süd-Richtung aus. Die Gemeinde Livno hat eine Fläche von 994 km² und einschließlich der zugehörigen weiteren Ortschaften 32.454 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2003).
Die Gemeinde Livno grenzt im Nordwesten an die Gemeinde Bosansko Grahovo, im Norden an Glamoč, im Nordosten an Kupres, im Süden an Tomislavgrad und im Westen an die zur Republik Kroatien gehörenden Gemeinden Sinj und Imotski.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Livno gehören die Orte Bila, Bilo Polje, Bogdaše, Bojmunte, Čaić, Čaprazlije, Čelebić, Čuklić,Čakori,Ćosanlije, Dobro, Donji Rujani, Drinova Međa, Drnžalije, Golinjevo, Gornji Rujani,Grborezi, Grguići, Gubin, Komorani, Kovačić, Lipa, Lištani, Lopatice, Lusnić, Ljubunčić, Mali Guber, Mali Kablići, Miši, Odžak, Orguz, Podgradina, Podgreda, Podhum, Potkraj, Potočani, Potok, Priluka, Prisap, Prolog, Provo, Radanovci, Rapovine, Sajković, Smričani, Srđevići, Strupnić, Sturba, Suhača, Tribić, Veliki Guber, Veliki Kablići, Vidoši, Vrbica, Vržerale, Žabljak, Zabrišće, Zagoričani, Zastinje und Žirović.
Klima
Das Klima in der Region um die Stadt Livno wird maßgeblich von der Nähe zur adriatischen Küste beeinflusst. Es herrscht ein mediterran beeinflusstes Bergklima mit starken Winden (Bora) und sehr vielen Sonnenstunden im Jahr. Die Sommer sind sehr heiß und trocken, teilweise mit Temperaturen über 40°C. So sind Dürren, mit zahlreichen Waldbränden zur Folge, keine Seltenheit. Im Gegensatz dazu sind die Winter recht kühl und es kommt regelmäßig zu Schneefall. Die Schneedecke kann bis zu 150 cm hoch werden.
Tierwelt
Die Natur um Livno ist an vielen Stellen unberührt geblieben. So kommt es, dass es in der Region noch viele freilebende Wildschweine, Füchse, Luchse, Wölfe, Bären sowie einige Giftschlangenarten (vor allem Poskok) und kleinere Skorpione gibt. Außerdem dienen die Seen und Flüsse der Gegend zahlreichen Vogel- und Fischarten sowie auch Krebsen als Lebensraum.
Geschichte
Die Geschichte Livnos reicht bis etwa 2000 Jahre vor Christus zurück. Von dahin bis zur Ankunft der Römer (Pannonisch-Delmatischer Aufstand in den Jahren 6 bis 9 nach Christus - nach Angaben des Historikers Velleius Paterculus, der im Römischen Hauptquartier anwesend war, beteiligten sich 800.000 Menschen an diesem Aufstand) besiedelte der illyrische Stamm der Delmaten die Gegend um die Stadt Livno. Von dem Stamm der Delmaten und ihrer Hauptstadt Delmium (heute Tomislavgrad nach dem ersten kroatischen König Tomislav) leitet sich der Name der Region Dalmatien ab.
14 bis 20 nach Christus beginnt die Romanisierung der Region um Livno mit dem Bau von fünf Straßen. Die Hauptstraße führt von Salona (Solin) bis nach Servitium (Bosanska Gradiška) und verbindet die Provinz Dalmatien mit Pannonien.
Die erste Erwähnung der Stadt Livno findet sich mit Datum vom 28. September 892 in der Povelja (Urkunde) des kroatischen Fürsten Mutimir, in der er die Kirche des Hl. Juraj (dt. Hl. Georg) dem Bischof von Split Peter II. schenkt. Als Zeuge wird in der Urkunde der Župan der Stadt Livno, Želimir, erwähnt. Ab 1326 untersteht Livno dem bosnischen Banus Stjepan II. Kotromanić, um nach dessen Tod wieder ein Teil Dalmatiens zu werden. Bis 1448 erweitert der bosnische Vojvode Stjepan Vukčić Kosača, Herrscher über Hum, sein Herrschaftsgebiet um die Gebiete Poljica, Završje (Gegend um Livno), Omiš, Gornja Zeta, Bar, Trebinje und Klobuk.
1463 wird Livno vom osmanischem Militär besetzt. Während der osmanischen Besatzung ist Livno zunächst Teil des Sandschak Klis. Nachdem dieser allerdings zum größten Teil venezianisch wird, wird Livno ein Teil des Sandschak Herzegowina. 1485 hat Livno 37 Familien und 26 Bürger ohne festen Wohnsitz. 1516 lebten 2 muslimische und 63 katholische Familien, sowie 5 Alleinstehende in der Stadt.
Während des Candia-Krieges (1645 bis 1669) und des Österreichischer Türkenkrieges (1683 bis 1699) gibt es einen großen Exodus der katholischen Bevölkerung in Richtung Dalmatien (Cetina-Region und Split. Am 28. September 1878 wird Livno, wie ganz Bosnien und Herzegowina, österreichisch-ungarischer Verwaltung unterstellt, während es bis 1908 formell weiterhin dem Sultan unterstand. In den Wiener Archiven mit zahlreichen Daten und Plänen über die Stadt wird Livno als gefestigte Stadt in der Herzegowina erwähnt.
Ab 1918 gehörte Livno zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. 1929 wurde der Name in Königreich Jugoslawien geändert. Zur Zeit des Königreiches gehört Livno zur Primorska banovina mit Split als Hauptstadt. Von 1941 bis 1945 ist die Herzegowina und damit auch Livno Teil des Unabhängigen Staates Kroatien (NDH). Livno befindet sich für einige Zeit unter italienischer Besatzung.
Von 1945 bis 1992 gehört die Stadt zur Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ) und liegt administrativ im Einzugsbereich der Stadt Mostar. Nach der Unabhängigkeitserklärung von Bosnien und Herzegowinas 1992 gehört Livno von 1993 bis 1994 zur kroatischen, international nicht anerkannten Republik Herceg-Bosna. Mit dem Washingtoner Abkommen 1994 wird Livno Teil der Föderation Bosnien und Herzegowina und Kantonshauptstadt.
Bevölkerung
Bevölkerung in der Gemeinde Livno (2007):
- Gesamt 2007: 42.454
- Kroaten: 40.450 (83,4 %)
- Bosniaken: 1.189 (12,9 %)
- Serben: 525 (2,2 %)
- Andere: 290 (0,9 %)
Bevölkerung 1991: 39.526
Die Bevölkerung in Livno unterscheidet sich in der Sprache, Mentalität und Bräuchen nur unwesentlich von den Einwohnern der benachbarten Regionen Dalmatien und der Herzegowina. Der Grund für diese Verbundenheit ist auch familiärer Natur. Viele Familien sind sowohl in der Region um Livno, als auch in der benachbarten Region Dalmatien vertreten. Ein großer Teil der Familien hat sich nach dem Ende der osmanischen Herrschaft (Ende des 19. Jahrhunderts) aus Dalmatien hier angesiedelt oder ist von dort zurückgekehrt. Die heutige Staatsgrenze trennt sie allerdings nur formell von ihren Verwandten auf der jeweils anderen Seite.
Die kroatische Bevölkerung von Livno fühlt sich, sowohl politisch als auch geographisch Kroatien sehr verbunden. Dies betrifft besonders die Region von Dalmatien, zu der sie auch wirtschaftliche Beziehungen unterhält. Die Bosniaken von Livno sehen in Zentral-Bosnien ihr einziges Mutterland, unterhalten allerdings ebenso gute Kontakte zu den dalmatinischen Nachbarn.
Persönlichkeiten
- Ivan Šuker, kroatischer Finanzminister
- Antonio Pelivan (auch Mäx de Bo), kroatischer Musiker aus Deutschland
Wirtschaft und Verkehr
(Gemeinde Livno, Stand: 2003)
- Zahl der Betriebe: 298, Betriebe pro 1000 Einwohner: 9,8 (Föderation Bosnien-Herzegowina: 9,7)
- Zahl der Beschäftigten: 4.586
- durchschnittlicher Nettoverdienst: 518 KM (Föderation Bosnien-Herzegowina: 483 KM)
- BSP: 107.079.000 KM
- Straßen insgesamt: 165 km
- Registrierte Fahrzeuge: 5.005, Einwohner pro Fahrzeug: 6,5 (Föderation Bosnien-Herzegowina: 6,2)
Die Wirtschaftskraft der Region Livno ist sehr labil. Es erfolgt nahezu keine Wertschöpfung in der Stadt, der am stärksten wachsende Wirtschaftszweig ist die saisonale Gastronomie, dies überwiegend in Form von Straßencafes. Bei einer Einwohnerzahl von ca. 33.000 Menschen gibt es in Livno über 180 registrierte Straßencafes und zahlreiche Diskotheken. Es wird allerdings geschätzt, dass sich die Bevölkerungszahl während der Sommermonate fast verdoppelt. Das hängt damit zusammen, dass viele Einwohner von Livno, aus wirtschaftlichen und politischen Gründen, ins Ausland gegangen sind und dort arbeiten und leben. Viele von ihnen leben heute in Deutschland (vor allem in Frankfurt am Main), Österreich, der Schweiz, den Vereinigten Staaten, Kanada, Australien sowie Argentinien).
In Livno gibt es eine Reihe von Fabriken, die im Krieg keinerlei Schäden erlitten haben. Die Maschinen sind allerdings veraltet und es fehlt bisher an Investoren für eine umfassende Modernisierung. Wegen des kürzeren Wegs zur kroatischen Hafenstadt Split und der mittlerweile niedrigen Grundstückspreise ist Livno für Firmengründer interessant, da es sich in Bosnien und Herzegowina bzw. in Livno günstiger produzieren und arbeiten lässt.
Statistische Daten
Statistische Daten für Gemeinde Livno (Stand: 2003)
- Einwohner pro km²: 32,7 (Föderation Bosnien-Herzegowina: 88,8)
- Landwirtschaftliche Fläche: 11.987 ha, davon nutzbar 8.799 ha (73,4%)
- Zahl der Ärzte: 53, Einwohner pro Arzt: 613 (637)
- Zahl der Zahnärzte: 14, Einwohner pro Zahnarzt: 2.322 (5.258)
- Zahl der Krankenhausbetten: 233, Einwohner pro Bett: 140 (279)
Kultur
Museum und Galerie
- Das Franziskanermuseum (Franjevački muzej) wurde gegründet 1995. Das Museum verfügt über eine ethnografische, numismatische, eine archäologische, eine sakrale und eine philatelistische Sammlung sowie eine Klosterbibliothek.
- Die Galerie Gorica (Galerija Gorica) zeigt u. a. Werke des Malers Gabrijel Jurkić (1886-1974) aus Livno.
Moscheen
Livno besitzt auch heute noch - trotz einiger Kriegszerstörungen im Zweiten Weltkrieg - einige städtische Moscheen aus der osmanischen Zeit. Im Laufe der bewegten Geschichte auf dem Balkan entstanden während der osmanischen Zeit 17 Moscheen in der Stadt: Altstädtische Moschee, Sinan-Caus-Moschee (oder Dzumanusa), Bali-Aga-Ljubuncic-Moschee (oder Balagusa), Hadzi-Ahmet-Dukatar-Moschee (oder Glavica), Muhamed-Spahija-Moschee (oder Perkusa), Mustafa-Pasa-Moschee oder Lala-Pasa-Moschee (genannt auch Beglucka), Paschas-Moschee (oder Atlagica-Moschee), Tepet-Moschee, Borusa-Moschee, Busatlija-Moschee (oder Milosnik-Moschee), Zavra-Moschee, Firdus-Moschee, Piragica-Moschee (oder Mesdzid), Curcinica-Moschee im Zentrum der Stadt.
Zu Ende des 20. Jahrhunderts gibt es in Livno allerdings nur noch fünf der insgesamt 17 städtischen Moscheen. Die Moscheen zeichnen sich durch Kuppelbauten sowie durch eine floral-freskale Kunst im Inneren aus. Das sind: Sinan-Caus-Moschee (oder Dzumanusa), Bali-aga-Kaka-Ljubuncic-Moschee, Hadzi-Ahmet-Kaknet-Dukatar-Moschee, Mustafa-jede-pasa-Moschee oder Lala-Pasa-Moschee.
Franziskanerkloster
Die Klosterkirche von Gorica in Livno ist gebaut in drei Etappen (1854-1875, 1876-1891, 1892-1906). Der erste Plan stammt von Franjo Moise, eines damals gut bekannten Architekten aus Split. Dieser Plan wurde später, in der dritten Etappe, wesentlich geändert und verbessert von einem bekannten kroatischen Architekten Josip Vancaš.
Die Kirche ist eine dreischiffige Basilika mit einem Narthex und einem geräumigen Presbyterium. Das Hauptschiff ist in drei Jochen durch große Pfeiler geteilt, die oben mit runden Bögen verbunden sind und die Tonnengewölbe abgrenzen. Der Raum wirkt auch durch die warmen Farben seiner Flächen als eine kräftige, gedrungene Einheit.
Der Bau der Kirche hat nach Schätzungen mehr als 300.000 Kronen gekostet. Diese für die damalige Zeit große Summe haben die Franziskaner von Livno und der Umgebung gemeinsam mit ihrer Gemeinde fast allein bestritten.
König-Tomislav-Denkmal
Das Denkmal wurde zur Erinnerung an die 1000 Jahre zuvor stattgefundene Krönung des ersten kroatischen Königs Tomislav erbaut und am 5. September 1926 enthüllt. Die Höhe beträgt 9,25 m. Das Denkmal ist zu einem Symbol der Stadt Livno geworden.
Käse aus Livno (Livanjski sir)
Der Käse ist eine Spezialität der Gegend. Er wird aus einer Mischung von Kuh- und Schafsmilch gemacht und auf den Bauernmärkten in der Umgebung sowie ins Ausland verkauft. Die Herstellung von Käse aus Livno begann schon 1885. Die Produktion in der Molkerei Livno (Mljekara Livno) beträgt über 500 Tonnen jährlich (Stand: 2002). Dort werden über 10 Millionen Liter Milch von etwa 1000 Lieferanten verarbeitet. Die Reifezeit des Livnoer Käses beträgt 60 bis 66 Tage.
Literatur
- Muzej hrvatskih arheoloških spomenika - Split, Općinsko Hrvatsko vijeće obrane - Livno: Livanjski kraj u povijesti, Split-Livno 1994
- Federalni zavod za programiranje razvoja: Socioekonomski pokazatelji po općinama u Federaciji Bosne i Hercegovine, Sarajevo 2004