Kulturerdteil

Raum subkontinentalen Ausmaßes mit gemeinsamer kultureller Identität
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Kulturerdteil ist ein Begriff aus der Humangeographie.

Tastatur mit einer Art Kulturerdteile

Definition

"Kulturerdteile sind - anders als die physischen Kontinente - nicht starr, sondern verändern sich langsam im Laufe der Geschichte. Sie weisen häufig breite Überschneidungsräume auf." 1

Die klassische Definition stammt von Albert Kolb aus dem Jahr 1962:

"Unter einem Kulturerdteil [wird] ein Raum subkontinentalen Ausmaßes verstanden, dessen Einheit auf dem individuellen Ursprung der Kultur, auf der besonderen einmaligen Verbindung der landschaftsgestaltenden Natur- und Kulturelemente, auf der eigenständigen, geistigen und gesellschaftlichen Ordnung und dem Zusammenhang des historischen Ablaufes beruht." 2

Ein Kulturerdteil ist ein Raum mit mindestens subkontinentalen Ausmaßen. Er entwickelt eine zu seinen Nachbarräumen deutlich abgrenzbare, individuelle Physiognomie, die aus den Wechselwirkungen zwischen den Naturelementen und dem gestalterischen Tun des Menschen entstand und sich stets weiter wandelt. Ein Kulturerdteil besitzt eigenständige Wirtschaftssysteme und -strukturen, die durch angepasstes (oder oft auch unangepasstes) Handeln des Menschen entstanden und sich weiter verändern. In einem Kulturerdteil ergeben sich durch das existenzsichernde Wirtschaften des Menschen Formen des Zusammenlebens, das heißt eine raumprägende Gesellschaftsordnung mit Herrschaftssystemen eigenständigen Charakters. Zur Sicherung der Herrschaftssysteme werden in einem Kulturerdteil geistige Grundlagen (Religionen oder Ideologien) geschaffen oder den eigenen Verhältnissen angepasst.

Zugehörigkeiten

Man unterscheidet zwischen 9 bzw. 10 verschiedenen Kulturerdteilen:

  1. Angloamerika (Kanada und USA)
  2. Lateinamerika (alle Länder südlich der USA, also von Mexiko im Norden bis Chile im Süden)
  3. Europäischer Kulturerdteil (Europa)
  4. Russischer Kulturerdteil (Dieser Kulturerdteil wird seit geraumer Zeit nicht mehr erwähnt, denn man kann Russland auch zum europäischen Kulturerdteil zählen: Die Kultur jenseits des Urals passt sich durch die Globalisierung immer mehr der westlichen Welt an.)
  5. Orient (Nordafrika, Arabische Halbinsel und einige Golfstaaten sowie deren Anrainer)
  6. Schwarzafrika (Afrika südlich der Sahara)
  7. Südasien (zum größten Teil Indien, Nepal und Teile Pakistans)
  8. Südostasien (HI Hinterindien und Teile Malaysias und Indonesiens)
  9. Ostasien (China, Mongolei, Japan, Halbinsel Korea, Taiwan)
  10. Australien / Ozeanien

Zuordnung

Die eindeutige Zuordnung eines Staates zu einem Kulturraum ist nicht immer eindeutig und kann sich auch zeitentsprechend verändern.

Es gibt auf der Welt viele verschiedene Kulturerdteile. Ihre Grenzen sind nicht wie mit einem Lineal gezogen, sie sind "fließend". Das bedeutet nicht, das sie durch Meere getrennt sein müssen, sie können aber durch Meere getrennt sein. "Fließend" bedeutet,dass die Grenzen "verschwommen" sind und dass es Grenzgebiete gibt.

Kritik

(Zumindest) innerhalb der Geographie gilt das Konzept der Kulturerdteile, wie es u.a. durch Jürgen Newig vertreten wird, als umstritten. Des Weiteren muss erwähnt werden, dass das Konzept der Kulturerdteile, genauso wie andere abstrakte Einteilungen, konstruiert ist, also unter bestimmten Gesichtspunkten erstellt. Folglich kann man sagen: Kulturerdteile existieren nicht, können aber gedacht werden.

Kulturkreise nach Huntington

 
Huntingtons Einteilung der Welt in Kulturkreise

Der US-amerikanische Professor Samuel Phillips Huntington vertritt in seinem Buch "Clash of Civilizations - Kampf der Kulturen" eine andere Einteilung der Weltregionen in Kulturkreise. Diese sind nach Huntington dynamisch, ohne scharfe Grenzen, und entwickeln sich weiter. Jeder Kulturkreis hat einen Kernstaat, der das Machtzentrum der jeweiligen Kultur darstellt.