Colt M1911

Halbautomatische Pistole im Kaliber 45, Standard-Dienstwaffe der US-Armee von 1911 bis 1985; produziert von Colt und einer Vielzahl anderer Waffenfirmen
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Die Pistole M1911 (U.S. Pistol, Caliber .45 of 1911 - alias Colt Government) gehört zu den bekanntesten Pistolen des Herstellers Colt, wenn nicht der Welt, und ist eine Entwicklung des amerikanischen Waffenentwicklers John Moses Browning (1855-1926). Es ist eine Selbstladepistole mit Browning-System, abkippendem Lauf mit Kettengliedsteuerung der Verriegelung, Single-Action-Abzug und Flügelsicherung, Griffstücksicherung, Halbstellungsrast sowie Trennstücksicherung.

Colt M1911
Allgemeine Information
Zivile Bezeichnung Colt M1911A1, Government
Entwickler/Hersteller John Moses Browning,
Colt Firearms Company /
Colt,
Remington Arms,
Ithaca Gun Inc.,
Springfield Armory
und viele andere
Entwicklungsjahr 1906 bis 1907
Produktionszeit seit 1911
Modellvarianten 1911, 1911A1, Colt National Match, Colt Commander, Colt Gold Cup National Match, Colt Mark IV 70 Series, Colt Mark IV 80 Series, Colt Govenment Mod. .45 SST
Waffenkategorie
Ausstattung
Gesamtlänge 219 mm
Gesamthöhe 137 mm
Gesamtbreite 31,5 mm
Gewicht (ungeladen) 1,075 kg
Lauflänge 127 mm
Technische Daten
Kaliber .45 ACP (11,43 x 23 mm)
Mögliche Magazinfüllungen 7+1 Patronen
Munitionszufuhr Stangenmagazin
Feuerarten Halbautomatik
Anzahl Züge 6
Drall Links
Visier Kimme und Korn
Verschluss Verriegelt über Kamm
Ladeprinzip Rückstoßlader
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Geschichte

Nachdem die US Army den Revolver SAA im Kaliber .45 Colt durch einen Revolver im Kaliber .38 Special ersetzt hatte, musste sie bei den Kämpfen auf den Philippinen feststellen, dass die kleineren 0.38 inch Geschosse im Vergleich zu den 0.45 inch Geschossen des Colt SAA 1873 (Colt Single Action Army Model 1873 – der berühmte Peacemaker) eine unbefriedigende zielballistische Wirkung aufwiesen. Deshalb suchte sie nach einer Faustfeuerwaffe im Kaliber .45. Vorzugsweise sollte die neue Waffe eine moderne Selbstladepistole sein.

Browning, der zu dieser Zeit bei Colt beschäftigt war, hatte bereits eine halbautomatische Pistole im Kaliber .38 ACP (Automatic Colt Pistol) gebaut. (Dieses Kaliber, 9x23 mm, existiert heute nur noch mit stärkerer Ladung als .38 Super.) Als er vom Interesse der Armee für eine .45er Waffe erfuhr, baute er seine Pistole für die neue Patrone .45 ACP um. So entstand 1905 eine vergrößerte Version der Pistole im Kaliber .45 ACP, die „Browning-Colt .45 Automatic Pistol“.

Bei denen am 28. Dezember 1906, auf Befehl des Kriegsministers der USA initiierten Ausscheidungstests der Armee ging die Waffe zusammen mit einer Pistole der Firma Savage in Führung, die das Colt Modell nach weiteren Versuchsreihen für sich entschied. Das Colt Modell wurde nun intensiven Prüfungen durch die US Army unterzogen, zu Testzwecken 1907 bei zwei Kavallerie-Einheiten der US Army eingeführt und nach einigen Änderungen und Verbesserungen gegenüber dem Modell von 1905 schließlich im März des Jahres 1911 zum vorläufigen Sieger der Ausschreibung und zur offiziellen US-Dienstwaffe erklärt. Die Änderungen bezogen sich im Wesentlichen auf folgende Punkte, die schwache Schlagfeder, die über einen beweglich gelagerten Hahnsporn mit dem Hahn verbunden ist, wurde durch eine Spiralschlagfeder ersetzt, die Form des Hammers („Hahn“), der zuvor abgerundet war und damit beim Spannen abrutschen konnte, wurde verbessert, eine Griffsicherung erlaubt das Abfeuern der Waffe nur bei fester Handhaltung, das Griffstück, welches ursprünglich steil nach unten gerichtet war, bekam einen flacheren Winkel.

Weitere Tests, die man im Jahre 1911 unternahm, beinhalteten u.a. eine Schussserie von 6.000 Schuss. Die Pistole wurde nach jeweils 1.000 Schuss gereinigt, nach den 6.000 Schuss mit fehlerhafter Munition getestet, in Säure getaucht, mit Sand und Schlamm verschmutzt und weiter abgefeuert. Nachdem die Waffe alle Tests überstand, wurde sie am 29. März 1911 als „U.S. Pistol, Caliber .45 of 1911“ eingeführt.

1919 wurden einige Modelle im Kaliber .455 Eley an das britische Kriegsministerium, zur Verwendung in der Royal Air Force geliefert. Diese Waffen waren auf dem Griffstück mit den Insignien „R.A.F.“ gestempelt.

1923 wurde die Pistole modernisiert und erhielt als Modell M1911A1 u.a. ein gewölbtes Schlagfedergehäuse, ein runderes Korn, einen kürzeren Schlaghahnsporn, einen kürzeren Abzug und einen längeres Griffstücksicherungshorn (um das „Beißen“ des Schlittens zu verhindern). Die Version A1 unterscheidet sich vom Basismodell nur geringfügig. Bis zu ihrer Ausmusterung aus der US Army 1985 wurde die Waffe dann unverändert als Ordonnanzwaffe geführt.

1985 wurde die M1911A1 durch die Beretta 92FS ersetzt. An der Beliebtheit des über 3 Millionen mal gebauten Modells 1911 änderte das jedoch wenig, und so wird die Pistole auch heute noch von Mitgliedern von Spezialeinheiten der Armee und der Polizei geführt. Auch bei Sportschützen weltweit sind 1911-Derivate (z.B. Safari Arms Matchmaster) hochbeliebt.

Modellchronologie

  • 1905 Browning-Colt .45 Automatic Pistol
  • 1911 Colt Pistol Modell 1911
  • 1923 Colt Pistol Modell 1911A1
  • 1933 Colt First National Match
  • 1949 Colt Commander
  • 1957 Colt Gold Cup National Match (Abb.[1])
  • 1970 Colt Mark IV 70 Series
  • 1971 Colt Combat Commander
  • 1983 Colt Mark IV 80 Series
  • 1985 Colt Government Stainless Steel

Technik

Die Pistolen der 1911er Baureihe sind halbautomatische Rückstosslader mit dem nach dem Erfinder benannten Browning-Colt-Verschluss. Dabei ist zu beachten, dass Browning noch zwei ähnliche Systeme (Browning-FN-Verschluss und Browning-Petter-Verschluss) entwickelt hat. Eine dieser drei Verriegelungsarten nutzt die überwiegende Mehrheit der modernen Großkaliberpistolen.

Oberhalb des Patronenlagers befinden sich zwei Verriegelungskämme, die in Aussparungen auf der Innenseite des Verschlusses greifen und diesen so mit dem Lauf verbinden. Der hintere Teil des Laufs ist durch ein Scharnier, das so genannte Kettenglied, mit dem Griffstück verbunden. Nach dem Schuss bewegt sich der Verschluss zusammen mit dem Lauf zurück, dessen hinteres Ende aufgrund des Scharnieres nach unten abkippt. Dadurch treten die Verriegelungskämme aus den Aussparungen im Verschluss und dieser läuft nun alleine zurück.

Die Pistole verfügt über einen Single-Action-Abzug und vier Sicherungen. Eine manuelle Sicherung, die mit dem Daumen bedient wird, befindet sich hinten links am Griffstück und blockiert Verschluss und Hammer. Die Waffe kann mit der manuellen Sicherung nur im gespannten Zustand gesichert werden. Die zweite Sicherung ist eine Griffsicherung, die eine Schussabgabe nur erlaubt, wenn der Pistolengriff fest umfasst ist. Die dritte Sicherung ist die Halbstellungsraste des Schlaghammers. Zur Verwendung der Halbstellungsraste ist es nötig, den Abzug, bei gespannter Waffe, unter gleichzeitigem Festhalten des Hammers vorsichtig zu betätigen. Dabei wird der Hammer langsam nach vorn, in seine Halbstellungsraste geführt. Die Waffe bleibt gespannt, vor der Schussabgabe muss der Hammer wieder in seine hintere Position gezogen werden. Die vierte Sicherung ist das Trennstück, das dafür sorgt, dass die Waffe nicht mit geöffnetem, resp. nicht verriegeltem Verschluss, betätigt werden kann. So ist auch die Schussabgabe mit hart „aufgesetztem Lauf“ nicht möglich.

Der Schlagbolzen wird durch eine Feder komplett im Verschluss verborgen gehalten, auch dann, wenn die Waffe entspannt ist. Da er dadurch nicht auf dem Zündhütchen der Patrone ruhen kann, sind Unfälle sehr unwahrscheinlich (es müsste der Schlagbolzen durch Stoß oder Fall der Waffe derart aus seiner Ruhelage gegen die Feder beschleunigt werden, dass er alleine durch Massenträgheit das Zündhütchen mit ausreichendem Impuls treffen könnte...).

Das Magazin der M1911 und M1911A1 fasst 7 Patronen des Kalibers .45 ACP.

Baugruppen und Teile


Major groups
(Hauptgruppen)
Slide group
(Verschlussgruppe)
Receiver group
(Griffstückgruppe)
Item
Teil
Magazine, Cartridge
(Magazin)
Plug, Recoil Spring
(Hülse, Verschlussfeder)
Safety, Small Arms
(Sicherungsflügel)
1
Stop, Slide
(Schlittenfanghebel)
Spring, Helical,
Compression, Recoil
(Verschlussfeder)
Pin, Mainspring Housing
(Schlagfedergehäusestift)
2
Guide, Recoil Spring
(Verschlussfederführung)
Safety, Gun Grip
(Griffstücksichrung)
3
Bearing , Barrel
(Laufführung)
Housing, Assembly, Mainspring
(Baugruppe
Schlagfedergehäuse)
4
Barrel, Pistol
(Pistolenlauf)
Pin, Spring , Tubular
(Federstift)
5
Pin, Barrel Link
(Stift,
Verschlusssteuerungsstück)
Loop, Lanyard, U Shape
(Öse, Pistolenfangschnur)
6
Link, Barrel
(Verschlusssteuerungsstück)
Housing, Mainspring
(Schlagfedergehäuse)
7
Stop, Firring Pin
(Schlagbolzenhaltestück)
Pin, Straight, Headed,
Mainspring Housing
(Kopfstift,
Schlagfedergehäuse)
8
Pin, Firing
(Schlagbolzen)
Pin, Straight, Head,
Mainspring Cap
(Kopfstift, Schlagfederkappe)
9
Spring, Helical,
Compression,
Firing Pin
(Schlagbolzenfeder)
Spring, Helical, Compression,
Housing Assambly
(Schlagfeder)
10
Extractor,
Small Arms Cartridge
(Auszieher)
Plunger, Detent
(Federlagereinsatz)
11
Slide, Automatic Pistol
(Baugruppe Pistolenschlitten)
Spring, Sear
(Abzugsfeder)
12
Sught, Rear,
Open Notch Type
(Visierkimme)
Pin, Straight, Headed, Hammer
(Kopfstift, Schlaghahnachse)
13
Sight, Front,Blade Type
(Visierkorn)
Hammer, Firing, Small Arms
(Schlaghahn)
14
Slide
(Schlitten)
Pin, Straight, Headless,
Hammer Strut
(Stift, Schlaghahnabstützung)
15
Strut, Hammer
(Schlaghammersporn)
16
Pin, Straight, Headed, Sear
(Kopfstift, Hahnraste)
17
Sear
(Hahnraste)
18
Disconnector, Receiver Assambly
(Unterbrecher)
19
Catch, Magazine
(Magazinhalteknopf)
20
Lock, Magazine Catch
(Magazinhalteknopfschraube)
21
Spring, Helical, Compression,
Magazine Catch
(Magazinhalteknopffeder)
22
Trigger
(Abzug)
23
Pin, Straight, Headless, Ejector
(Stift, Auswerfer)
24
Ejector, Cartridge
(Auswerfer)
25
Screw, Machine, Grip
(Griffschalenschraube)
26
Grip, Pistol, LH,
Plastic, Checkered
(Kunststoffgriffschale links)
27
, Pistol, RH, Plastic, Checkered
(Kunststoffgriffschale rechts)
28
Bushing, Stock Screw,
Receiver Assambly
(Griffstückgewindeeinsatz)
29
Plunger, Safety
(Raststift, Sicherungsflügel)
30
Spring, Helical, Compression,
Plunger
(Raststiftfeder)
31
Plunger, Slide Stop
(Raststift, Schlittenfanghebel)
32
Tube, Plunger
(Raststiftgehäuserohr)
33
Receiver
(Pistolengriffstück)
34

Sonstiges

  • Die Pistole M1911 war in mancherlei Hinsicht richtungsweisend. Wie bereits erwähnt, wird ihr Verschlusstyp von den meisten Pistolen genutzt. In seiner reinen Form findet dieses System in der russischen Pistole Tokarev TT-33 Verwendung, in einer abgewandelten beispielsweise in der Bundeswehrpistole HK P8. Viele moderne Sportpistolen sind im Grunde getunte Abarten der Colt 1911. Außer von Colt, werden qualitative hochwertige Klone des Modells 1911 von Springfield Armory, Para Ordnance, Kimber, SIG GSR, Rock Island Arms, Les Baer und in Deutschland von Peters Stahl hergestellt. Ein Lieferant von preiswerten 1911-Klonen für vorzugsweise militärische Zwecke ist die chinesische Firma Norinco.
  • Während der gesamten Einsatzzeit der M1911 beschwerten sich regelmäßig Schießausbilder der US-Streitkräfte, daß es unmöglich sei, mit dem vorgegebenen Aufwand unerfahrene Rekruten zu ausreichend sicheren Schützen mit der starken .45er-Waffe auszubilden. Diese Probleme waren einer der Gründe für die Einführung des leichten M1 Carbine-Gewehres.
  • Es existieren Berichte darüber, dass die Waffe von der Terrorgruppe IRA so modifiziert wurde, dass damit Dauerfeuer abgegeben werden konnte. Hierfür sei sie mit einem Vorder- und einem Anschlagschaft versehen worden.
  • Eine der ersten, zur vollatomatischen Waffe modifizierten M1911, soll J. Edgar Hoover, ehemaliger Chef des Federal Bureau of Investigation (FBI), gehört haben.
  • Die Waffe wurde und wird von vielen Firmen in Lizenz, aber auch illegal nachgebaut.

Darstellung des Colt M1911 in den Medien

  • In James Camerons Film Titanic besitzt der Leibwächter des von Billy Zane gespielten Bösewichts eine reichhaltig verzierten Colt M1911, die ihm sein Auftraggeber später entwendet und benutzt. Durch dieses Detail unterstreicht Cameron den Charakter der Figur: Diese hochmoderne Waffe (die Titanic versank 1912) war mit ihren Ziselierungen (die Colt-Werkstätten sind bekannt für ihre diesbezügliche Handwerkskunst) sicherlich sehr kostspielig und zuletzt mehr als Schmuck und nicht unbedingt zur Benutzung vorgesehen (die Fa. Colt verschenkte so dekorierte Waffen mit einiger Berechnung z. B. an US-Präsidenten)
  • Im Film „Forrest Gump“ schiesst Lieutenant Dan mit einer M1911A1 auf eine Gruppe von Vietcong, nachdem Forrest angeschossen wurde. Die Pistole war im Vietnamkrieg Bestandteil der Standardbewaffnung der US Army.
  • In dem Weltkriegsdrama „Letters from Iwo Jima“ erhält der japanische kommandierende General der Insel in einer Rückschau eine verzierte Pistole dieses Typs als Gastgeschenk. Er war zuvor in den USA als Attaché eingesetzt.
  • In dem Actionfilm „Im Körper des Feindes“ mit Nicolas Cage benutzt dieser, bzw. sein Charakter Castor Troy, zwei reichhaltig goldverzierte M1911.
  • Steven Seagal benutzt diese Waffe in jedem seiner Filme. Außerdem besitzt er eine Sammlung verschiedener Modelle des M1911.
  • In der von 1996 bis 2001 gedrehten Krimiserie Nash Bridges benutzt der gleichnamige Inspector - gespielt von Don Johnson - eine strak modifizierte Version der genannten Pistole.
Commons: M1911 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Original Colt Modell 1911

Klone-Hersteller des Modell 1911

Sammler

  • Der aktuelle Sammlerwert der Colt Pistolen (auch Modell 1911) kann unter folgender Web-Adresse eingesehen werden:

„collectorebooks.com/gregg01/coltpistol/COLTAUCTIONS.htm“ (Link wegen Werbung auf der Seite entfernt.)

Quelle

  • Department of the Army Technical Manual, TM 9-1005-211-35,
    "Pistol, Caliber .45, Automatic: M1911A1"