Der Bundesnachrichtendienst (BND) mit Sitz in Pullach bei München sowie in Berlin ist einer der drei deutschen Nachrichten- bzw. Geheimdienste. Er ist zuständig für die Beschaffung von sicherheits- und außenpolitisch relevanten Informationen aus dem Ausland bzw. über das Ausland (§ 1 Abs. 2 BNDG).
Der BND wurde 1956 eingerichtet, indem die Organisation Gehlen (Sitz: Oberursel) in den BND überführt wurde. Der BND untersteht dem Bundeskanzleramt.
An den beiden Standorten Pullach und Berlin sowie in den Auslandsdienststellen (sog. Residenturen) arbeiten ca. 5.800 Mitarbeiter. Es ist geplant, bis 2008 alle Dienststellen nach Berlin zu verlagern. Standort soll das Gelände des ehemaligen Stadions der Weltjugend im Bezirk Mitte sein.
Präsidenten des BND
An der Spitze des BND steht ein Präsident. Folgende Personen hatten seit 1956 dieses Amt inne:
- 1956 - 1968: Reinhard Gehlen
- 1968 - 1978: Gerhard Wessel
- 1979 - 1983: Dr. Klaus Kinkel
- 1983 - 1985: Eberhard Blum
- 1985 (August) Heribert Hellenbroich
- 1985 - 1990: Hans-Georg Wieck
- 1990 - 1996: Konrad Porzner
- 1996 - 1998: Hansjörg Geiger
- 1998 - heute: Dr. August Hanning
Struktur des BND
Der Bundesnachrichtendienst ist in 8 Abteilungen unterteilt, die alle unterschiedlichen nachrichtendienstlichen Aufgaben nachgehen:
Abteilung 1: Operative Aufklärung
Die operative Aufklärung ist eine sogenannte HUMINT (Human Intelligence) Abteilung, die Gewinnung von geheimen Informationen über das Ausland mit Hilfe von menschlichen Quellen anstrebt. Die Agenten der operativen Aufklärung erhalten jedoch, im Gegensatz zu vielen ausländischen Geheimdienstlern, keine physische Ausbildung, sondern nur mentales Training. Auch sind offiziell keine operativen Aufklärer befugt, eine Dienstwaffe zu tragen, geschweige denn, diese anzuwenden. Dies könnte sich aber mit der öffentlich bereits andiskutierten "Aufgabenfeld-Erweiterung" des BND, dem Hinzukommen immer gefährlicherer Einsatzgebiete, wie zum Beispiel der Kampf gegen Terrorismus und Drogenhandel, in den nächsten Jahren durchaus ändern.
Abteilung 2: Technische Aufklärung
Die technische Aufklärung beschäftigt sich mit der Informationsbeschaffung auf technischer Basis. Interessante Informationen werden durch Filterung der internationalen Kommunikationsströme gewonnen.
Diese Fernmelde- und elektronische Aufklärung bezeichnet man als SIGINT (Signal Intelligence), die sich weiter in COMINT (Communications) und ELINT (Electronic Intelligence) gliedert, wobei COMINT der Gewinnung von Informationen aus Gesprächsinhalten dient und ELINT der aus Daten-Signalen, wie u.a. Richtfunkstrecken, Datensignalübertragungen und verschlüsselte Sendungen, die einer besonderen Aufbereitung vor der Auswertung bedürfen. Früher gebräuchlicher Tastfunkverkehr (Morse-Technik) ist heute zumeist durch verschlüsselte Funkfernschreiber (RTTY), quasi weiterentwickelte Nachfolger der "ENIGMA"-Verschlüsselungsmaschinen, ersetzt worden und zunehmend inhaltlich schwieriger aufklärbar. Mehrere Abhörstationen in Deutschland betreibt der BND offiziell unter dem Namen der Bundesstelle für Fernmeldestatistik
Abteilung 3: Auswertung
Die Abteilung Auswertung dient als Dreh- und Angelpunkt für Aufträge. Sie ist für die Auswertung der erlangten Informationen aus den Beschaffungsabteilungen (1,2,5) zuständig.
Abteilung 4: Steuerung und zentrale Dienstleistung
Die 4. Abteilung ist die Verwaltungsabteilung des Bundesnachrichtendienstes. Personalmanagement, Finanzen, Rechtswesen und Zentrale Serviceleistungen sind die Aufgabenfelder dieser Abteilung.
Abteilung 5: Operative Aufklärung / Auswertung Organisierte Kriminalität-Internationaler Terrorismus
Der Bundesnachrichtendienst trägt einem gestiegenen Informationsbedürfnis über so genannte transnationale Phänomene, wie "der Internationale Terrorismus" und die Organisierte Kriminalität / OK, mit der Abteilung 5 Rechnung. Informationen über asymmetrische Bedrohungen, wie Terrorismus, Kriminalität etc., werden in dieser Abteilung bearbeitet.
Abteilung 6: Technische Unterstützung
Diese Abteilung beliefert alle anderen Abteilungen des Bundesnachrichtendienstes mit technischem Material, wie Computer, nachrichtendienstlichen Geräten, Handys und ähnlichem.
Abteilung 7: Schule des BND
Hier werden Mitarbeiter aus allen Abteilungen aus- und weitergebildet. Als Sitz ist Köln bzw. ein unauffälliges Areal bei Heimerzheim "im Gespräch".
Abteilung 8: Sicherheit
Dem BND ist die Sicherheit des eigenen Personals besonders wichtig, da er, im Gegensatz zu anderen Behörden, ein besonderes Geheimschutzbedürfnis hat. Dem Bundesnachrichtendienst obliegt die Eigensicherung des Personals, der Informationen, Einrichtungen und Geräte.
Literatur
- Hermann Zolling, Heinz Höhne: Pullach intern. General Gehlen und die Geschichte des Bundesnachrichtendienstes. Hoffmann und Campe, Hamburg, 1971.
- Peter F. Müller, Michael Mueller: Gegen Freund und Feind. Der BND. Rowohlt Verlag, Reinbek 2002, ISBN 3-498-04481-8
- Erich Schmidt-Eenboom: Empfänglich für Geheimes in STRENG GEHEIM, Die Welt der verschlüsselten Kommunikation. Klaus Beyrer (Hrsg.), Publikation der Museumsstiftung Post und Telekommunikation anläßlich der gleichnamigen Ausstellung im Museum für Post und Kommunikation, Frankfurt/Main, UMSCHAU/BRAUS (1999), ISBN 3-829-56906-8 ;
GEHEIMDIENST, POLITIK und MEDIEN. Meinungsmache UNDERCOVER. Kai Homilius Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-89706-879-6, (Leseprobe) - Udo Ulfkotte: Verschlußsache BND. Heyne Verlag, München 1997, ISBN 3-453-14143-1
- Albrecht Charisius, Julius Mader: Nicht länger geheim. Deutscher Militärverlag Berlin (mehrere Auflagen ab 1966)
- Norbert Juretzko, Wilhelm Dietl: Bedingt dienstbereit. Ullstein Verlag, 2004, ISBN 3-550-07605-3
siehe auch
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, Verfassungsschutz, Militärischer Abschirmdienst