Blaustein

Stadt in Baden-Württemberg, Deutschland
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Dezember 2007 um 14:26 Uhr durch OKBot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Ergänze: ro:Blaustein). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Blaustein ist eine Gemeinde im Alb-Donau-Kreis in Baden-Württemberg. Sie ist mit ihren gut 15.000 Einwohnern die größte Gemeinde im Ulmer Umland.

Geografie

Geografische Lage

Eingebettet zwischen Hochsträß, Blautal, Lautertal und der Hochfläche der Schwäbische Alb liegt Blaustein unmittelbar westlich von Ulm. Die Gemeinde liegt auf einer Höhe zwischen 490 bis 690 Meter. Die Flüße Blau und die kleine Lauter, die in Lautern (Blaustein) entspringt, fließen durch das Gemeindegebiet.

Nachbargemeinden

Die Gemeinde grenzt im Norden und Westen an Dornstadt, im Süden an die Stadt Ulm, im Westen an die Stadt Blaubeuren und im Nordwesten an Berghülen.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Blaustein besteht aus den Ortsteilen Arnegg, Bermaringen, Dietingen, Ehrenstein, Herrlingen, Klingenstein, Lautern, Markbronn, Weidach und Wippingen.

Geschichte

Blaustein entstand am 1. September 1968 durch den Zusammenschluss der Orte (Gemeindereform) Ehrenstein und Klingenstein.

Eingemeindungen

Im Zuge der Gemeindereform wurden im Jahr 1974 die Gemeinden Bermaringen und Wippingen (mit dem Ortsteil Lautern) eingegliedert. Arnegg, das sich bereits 1971 mit Markbronn-Dietingen vereinigt hatte, und Herrlingen (mit Weidach) traten der neuen Gemeinde Blaustein 1975 bei.

Ortsteile

Arnegg

1292 erstmals urkundlich erwähnt, gruppierte sich der Ort um die gleichnamige Burg, von der heute nur noch Reste erhalten sind. Nach wechselnden Ortsherrschaften wurde seit 1700 die weitere Entwicklung von der Deutschordenskommende Altshausen bestimmt.

Heute noch zu sehen ist die unter dem Deutschorden im 17. Jahrhundert entstandene Zehntscheuer, die 1737 erbaute Marienkirche und das 1783 errichtete Amtshaus, das heute noch als Rathaus (Ortsverwaltung) genutzt wird.

Bermaringen

zum Artikel Bermaringen

Ehrenstein

In einer Sandgrube wurde in den 1950er Jahren eine Siedlung der Jungsteinzeit entdeckt und in zwei Grabungen durch Oscar Paret und Hartwig Zürn teilweise untersucht. Die mehrphasige Siedlung bestand aus mehreren, in Reihen angeordneten Holzbauten. Kulturell gehört die Siedlung zur jungneolithischen Schussenrieder Kultur, zeigt aber Einflüsse der Michelsberger Kultur. Unter den Funden fallen große doppelt durchbohrte Kalksteinscheiben auf (siehe auch Jungsteinzeitliches Dorf bei Ehrenstein).

Auf dem Schlossberg liegen Funde einer frühbronzezeitlichen Höhensiedlung. An diesen Funden definierte Hans Jürgen Hundt erstmals die Keramik der sog. Übergangsperiode BzA2/B1.

Weidach

Weidach hat zwei katholische Kirchen, die eine der beiden heißt St. Wendelin und besitzt einen kleinen Glockenturm, die andere heißt St. Nikolaus von Flue und besitzt keinen Glockenturm. Weidach teilt sich einen Ortsvorsteher mit Herrlingen. Seit neuestem gibt es in Weidach neben zum Beispiel dem Jugendraum und dem Landfrauenverein auch einen Bürgerverein.

Wippingen

Wippingen ist schon seit dem Jahre 1085 urkundlich bekannt, doch 1611 brannte es fast vollständig ab. Noch Heute gibt es das Zollhaus, ein alter, inzwischen restaurierter Fachwerkbau. Es spielte bei der Auseinandersetzung der Reichsstadt Ulm und dem Herzogtum Württemberg eine nicht unerhebliche Rolle.

Herrlingen

zum Artikel Herrlingen

Markbronn

zum Artikel Markbronn

Einwohnerentwicklung

 
Graphische Darstellung der Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand.[1] Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze).

Jahr Einwohnerzahlen
1880 ¹ 3.277
1900 ¹ 3.595
1925 ¹ 5.151
1950 ¹ 8.690
1970 ¹ 12.967
1975 13.568
Jahr Einwohnerzahlen
1980 13.740
1985 13.448
1990 13.545
1995 14.611
2000 14.699
2005 15.154

¹ Volkszählungsergebnis

Politik

 
Sitzverteilung Gemeinderat Blaustein

Gemeinderat

Bei der Gemeinderatswahl am 13. Juni 2004 wurde die Sitzzahl auf 22 verringert. Durch die Gemeinderatswahl 2004 ergab sich folgende Sitzverteilung:

  • CDU 36,0 % (−4,0), 8 Sitze (−5)
  • FW 28,4 % (+1,5), 6 Sitze (−2)
  • SPD 18,5 % (−5,5), 4 Sitze (−3)
  • Grüne 17,1 % (+8,1), 4 Sitze (+2)

Die Fraktionsvorsitzenden sind Heiner Kahle für die CDU, Joseph Oßwald für die FW, Elisabeth Couvigny für die SPD sowie für die Grünen Robert Jungwirth.

Bürgermeister

Erster Bürgermeister war Robert Epple. Nach einer kurzen Interimszeit von Gerhard Häberle folgte 2000 Gerald Schikorr, dessen Amtszeit am 31. Januar 2008 endet. Am 4. November 2007 verlor Schikorr die Wahl , Thomas Kayser wurde mit 64,5 % der Stimmen [2] zum Nachfolger gewählt.

Wappen

 
Wappen der Gemeinde Blaustein

Das Blausteiner Wappen repräsentiert seit dem 30. Mai 1978 die Gemeinde Blaustein.[3] Die bisherigen Wappen der ehemaligen Teilgemeinden bzw. Ortsteile verloren durch die Bildung der Gemeinde Blaustein (im Zuge der Gemeindereform) ihre rechtliche Bedeutung.

Das Blausteiner Wappen ist ein gespaltenes Schild. Vorne sind auf goldenem Grund drei gestürzte schwarze Wolfsangeln abgebildet. Hinten ist auf schwarzem Grund ein aufgerichtetes goldenes Hifthorn mit goldener Fessel abgebildet.

Da die Herren von Stein zu Klingenstein (die Wolfsangeln) und die Herren von Herrlingen-Hörningen (das Hifthorn) im Laufe der Zeit über alle Teilorte die Ortsherrschaft oder in ihnen Grundbesitz besaßen, sollen heute ihre Symbole alle Ortsteile aus historischer Sicht am besten repräsentiert.

Flagge

Die Gemeinde-Flagge wurde ebenfalls am 30. Mai 1978 verliehen und entspricht mit den Farben Gelb(Gold)-Schwarz den Farben des Wappens.[3] Die Flagge wird nur bei besonderen Anlässen benutzt, z. B. bei Gemeindewahlen.

Ortschaftsräte

Neben dem Gemeinderat bilden die zehn Ortsteile verschiedene Ortschaftsräte. Die Ortsteile Ehrenstein und Klingenstein bilden gemeinsam einen Ausschuss. Die Ortschäftsräte bieten den Bürgern in den einzelnen Ortsteilen direkte Ansprechpartner für diverse Belange und Wünsche.

Folgende Zusammenschlüsse zu einem Ortschaftsrat bestehen:

  • Arnegg, Dietingen und Markbronn (Ortsvorsteher Manfred Strobel)
  • Bermaringen (Ortsvorsteherin Sylvia von Darl-Späth)
  • Ehrenstein und Klingenstein (Ausschuss)
  • Wippingen und Lautern (Ortsvorsteher Peter Enderle)
  • Herrlingen und Weidach (Ortsvorsteher Heiner Kahle)

Gemeindepartnerschaften

Die Gemeinde Blaustein unterhält eine Gemeindepartnerschaft mit der Gemeinde Moustoir-Remungol in Frankreich.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 
Kurz vor der Bergmesse (Juni 2006)

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Alle fünf Jahre findet auf dem Löwenfelsen eine Bergmesse beim "Kapelle" statt. Nur bei schlechtem Wetter wird die Messe in einer der Kirchen verlegt. Oft findet nach der traditionellen Bergmesse ein Frühschoppen statt, dessen Einnahmen einem wohltätigen Zweck gespendet werden. Die letzte Bergmesse war im Juni 2006.
  • Kurz vor Weihnachten findet der eintägige Blausteiner Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz vor dem Rathaus statt. Der Weihnachtsmarkt wird durch verschiedene Vereine und Gruppierungen veranstaltet, die den gesamten Erlös für soziale und kulturelle Zwecke der Gemeinde zur Verfügung stellen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Blaustein liegt direkt an der Bundesstraße 28, in der Nähe der Autobahnen A 8 und A 7. Außerdem ist die Gemeinde mit zwei Bahnhöfen (Blaustein und Herrlingen) an die Donautalbahn (UlmDonaueschingen) angebunden. Mehrere Buslinien der DING durchqueren den Ort und verbinden somit Blaustein mit Ulm und weiteren Orten in der Umgebung.

Bildung

Die Gemeinde verfügt über sechs Grundschulen in den Ortsteilen Arnegg, Bermaringen, Ehrenstein, Herrlingen, Klingenstein und Wippingen, sowie über zwei Hauptschulen (Herrlingen, Klingenstein), eine Realschule in Ehrenstein und eine Schule für Lernbehinderte.

 
Grabplatte des Marquard Anton von Bernhausen im Mortuarium des Eichstätter Domes

Persönlichkeiten

  • Marquard Anton von Bernhausen, Herr in Eppishausen, Klingenstein und Herrlingen, Kanoniker in den Fürstbistümern Eichstätt und Augsburg, † 1699 in Eichstätt
  • Anna Essinger leitete in Herrlingen ihr jüdisches Landschulheim bis ca. 1938. Dieses Heim wurde von einem Zeitzeugen als Paradies in der Hölle beschrieben. Das Haus des Landschulheims steht in der Erwin-Rommel-Steige 1.
  • Erwin Rommel, im Zweiten Weltkrieg unter anderem Oberbefehlshaber des deutschen Afrikakorps sowie der für die Verteidigung des „Westwalls“ zuständigen Heeresgruppe B, wohnte von Mitte 1943 an mit seiner Familie im Ortsteil Herrlingen (damals Wippinger Steige, heute: Erwin-Rommel-Steige; das Haus gehörte ursprünglich zum Komplex des jüdischen Landschulheims). Nach einer schweren Verwundung wurde er am 14. Oktober 1944 während eines Genesungsurlaubs von zwei hochrangigen Offizieren zu Hause abgeholt und auf der Fahrt im Auto zwischen Herrlingen und Wippingen zum Selbstmord durch Einnahme von Zyankali gezwungen. Der vormalige „Lieblingsgeneral des Führers“ war bei Hitler in Ungnade gefallen, weil er kritische Lagevorträge zur Situation an der Westfront gehalten hatte. Er wurde zudem verdächtigt, am Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 beteiligt gewesen zu sein. An der Stelle, an der Rommel starb, befindet sich ein Gedenkstein. Rommel ist auf dem Herrlinger Friedhof begraben. In der Herrlinger Lindenhofvilla wurde vor einiger Zeit ein Rommel-Museum eingerichtet, womit eine eher vorläufige Gedenkstätte in zwei Räumen des Herrlinger Rathauses abgelöst wurde.

Sonstiges

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel und die Bild-Zeitung führten Blaustein im August 2007 als einen Stützpunkt der italienischen Camorra-Mafia auf.Wobei der bekannteste Sizilianer Blausteins 'Giuseppe Coco' bisher nur als Zeremonienmeister der "Lachentrapper Dornstadt" und als Schützenkönig des "Herrlinger Schützenvereins" aufgefallen ist.

Literatur

  • Zürn, Hartwig: Das jungsteinzeitliche Dorf Ehrenstein (Kreis Ulm). Ausgrabung 1960. Teil I: Die Baugeschichte. Veröff. Staatl. Amt Denkmalpfl. Stuttgart A 10/1, Stuttgart 1965
  • J. Lüning/Sommer, Ulrike/Achilles, K. A./Krumm, H./Waiblinger, J./Hahn, J./Wagner, E.: Das jungsteinzeitliche Dorf Ehrenstein III Teil III: Die Funde. Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Bad.-Württ. 58, Stuttgart 1997
  • Hundt, H.-J.: Keramik aus dem Ende der frühen Bronzezeit von Heubach (Kr. Schwäbisch Gmünd) und Ehrenstein (Kr. Ulm). Fundber. Schwaben N. F. 14, 1957, 27–50
  • v. Memminger, Beschreibung des Oberamts Blaubeuren, 1830. Reprint bei Horst Bissinger KG, Verlag und Druckerei, Magstadt, 1976, ISBN 3-7644-0007-2
Commons: Blaustein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (www.statistik.baden-wuerttemberg.de)
  2. Südwest Presse: Erdrutschsieg für Thomas Kayser. Ulmer Ausgabe; Nr.255; 63. Jahrgang; S. 13
  3. a b Gemeinsames Amtsblatt Baden-Württemberg: GABI 328/1979