Damenstift Oedingen

ehemaliges Stift in Lennestadt-Oedingen
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Geschichte

In der Zeit, in der das Sachsenland christianisiert wurde, war es üblich, dass von den fränkischen Adeligen Klöster gegründet wurden, welche in der Regel vom Kaiser bestätigt wurden. Zur Ausstattung bzw. zum Unterhalt der Klöster gehörten mehrere Höfe, die von den Stifterfamilien dem Kloster zum Erhalt geschenkt wurden. Jeder neue König bestätigte dem Kloster seine Berechtigung und stattete es oftmals mit zusätzlichen Gütern, Grundstücken oder auch mit entsprechenden Privilegien aus, damit keine weltliche Gerichtsbarkeit das Handeln der Klöster beeinträchtigen konnte. So bestätigte Kaiser Otto I. am 6. Februar 937 den Klosterfrauen zu Meschede die von seinen Vorfahren erteilten Privilegien. Ebenso schenkte er im Jahre 958 den Klosterfrauen zu Gesecke die Malheuer in der Gesecker Mark. Die Gründung dieses Kloster geht vermutlich auf die Anfänge des 9. Jahrhunderts zurück. Als Gründerin des Stifts gilt Emhildis, die vermutlich aus der Familie der späteren Grafen von Werl stammte.

Sein Sohn Otto II. bestätigt wie sein Vater in althergebrachter Weise am 5. Juni 973 den Klosterfrauen im Stift Meschede alle bisher gehabten Rechte, namentlich auch das der freien Äbtissinnenwahl.

Der Hof um den 8 Jährigen Otto III. verhält sich, was die Klosterstiftungen angeht, wie seine Vorgänger, denn die Amtsgeschäfte wurden noch von seiner Mutter Theophanu geführt. Er bestätigt am 2. September 985 auf Fürbitte seiner Mutter Theophania, die dem Stift Meschede von seinen Vorfahren verliehenen Privilegien, namentlich die freie Äbtissinnenwahl und erimirt dasselbe von aller Gerichtsbarkeit, außer der des Advocaten, welchen die Äbtissin selbst zu wählen habe.

So bestätigte Kaiser Otto III. am (18) 21. Mai 1000 die Stiftung des Nonnenklosters Oedingen im Gau Lochtrop. Die Mutter des Grafen Hermann von Werl (später Arnsberg), und Gattin des Grafen Hermann I. von Westfalen zu Werl, Gerberga als Gründerin des Klostersund gab dem Kloster die Rechte wie Abtei Essen und Quedlinburg. Gerberga war die Tochter des Königs von Burgund, ihre Mutter die Tochter des Königs von Frankreich. Ihre Tante Adelheid, die Schwester ihres Vaters Konrad war die Gemahlin Otto des Großen.

Aus Schmerz über den Tod ihres Mannes Graf Hermann I., der kurz vor dem Jahre 1000 verstarb, gründete sie das Damenstift Oedingen und zog sich nach Einrichtung desselben in die Einsamkeit der Sauerländer Berge zurück.

Kaiser Otto III. nahm das Stift in seinen persönlichen Schutz. Kein Bischof oder weltlicher Richter noch Graf oder sonst wer konnte über das Stift richten oder es in irgendeiner Weise beanspruchen. Sie durften ihre Äbtissin und ihren eigenen Vogt wählen, der sie in weltlichen Dingen nach außen vertrat.

Die Stiftung war eine reine Familienstiftung, die westfälische Gräfin Gerberga war die erste Äbtissin, der westfälische Graf der Vogt. Die Gründerin Gerberga heiratete bereits nach kurzer Zeit im Stift den Herzog Hermann vom Schwaben. Nach dessen Tode im Jahr 1003 kehrte sie anscheinend wieder ins Stift Oedingen zurück.

Vermutlich lebten im Stift die Damen des gräflichen Geschlechts sowie andere aus dem Hochadel. Sie brauchten auch kein Gelübde wie in anderen Klöstern ablegen und durften ihr Privatvermögen zur freien Verfügung halten. Im Stift sahen die adeligen Familien später eine Versorgungsmöglichkeit für ihrer Töchter bis zu ihrer Heirat. Im Jahre 1042 ist die Tochter des Grafen Hermann II., dem Sohn der Gründerin, mit Namen Gerberge, die Äbtissin von Oedingen. Aus Urkunden geht hervor, das von 1175 bis 1200, Adelheid, Tochter des Grafen Heinrich I. von Arnsberg, Äbtissin war. Um 1214 heißt die Äbtissin Jutta, und 1232 scheint die Abhängigkeit vom Stift Meschede nicht mehr so groß gewesen zu sein. Das Stift Meschede lebte anscheinend in einer solchen Zuchtlosigkeit das es bereits 1306 vom Erzbischof Heinrich wegen Sittenlosigkeit aufgelöst wurde.

1272 heißt die Äbtissin Agnes, eine Tochter des Grafen Gottfried von Arnsberg.

Mit dem Verkauf der Grafschaft Arnsberg durch den letzten Grafen Gottfried von Arnsberg musste er den Familienstift Oedingen zurückgeben, da ihm der nötige Schutz versagt wurde. Da die meisten Damenstifte in Klöster umgewandelt wurden, wohnten zuletzt nur noch zwei Stiftsdamen in Oedingen und es wurde 1533 aufgelöst. Der Erzbischof Hermann V. nahm es vorläufig in seinen Besitz und sein Nachfolger Bischof Adolf III. wollte es dem Kloster Grafschaft überweisen, worüber er jedoch verstarb. Sein Nachfolger Bischof Saletin überwies ein Teil zum Stift nach Meschede, einen anderen brauchte er zur Dotation der Schulen zu Werl. Die übrig gebliebenen Renten wurden 1601 den armen Klosterfrauen zu Odacker geschenkt.

Urkunden

  • 1000.05.18 bestätigt Kaiser Otto III. in Elspe die Stiftung des Nonnenklosters Oedingen, durch Gerberge, die Mutter des Grafen Hermann (von Arnsberg) in dessen Grafschaft der Ort Oedingen und der Pagus Lohtorp, wozu er gehörte, gelegen waren und verleiht im ausgezeichnete Privilegien. (SU II, Nr.18)
  • 1025 Freistühle gehörten auch zu vielen Klostervogteien und geistlichen Grundherrschaften u.a. auch in Oedingen. Ihre Entstehung kann man alle vor dem Jahre 1025 datieren
  • 1068.06.30 befreit Erzbischof Anno der Heilige auf Bitten der Äbtissin Gerberge, den der Kirche zu Oedingen gehörigen Hof Witenchusen in pago Sosaciensi, von aller Zehntpflicht, wogegen der Villicus von Grening eine Entschädigung erhält. (SU II, Nr. 29 )
  • 1175 bestätigt Erzbischof Philipp I. den Tausch von 2 Mansis zwischen den Klöstern Oedingen und Scheda. Derjenige welchen dadurch das Erste erwarb, lag in der Villa Ennest, der welcher dem Letzten zufiel, in der Villa Birincdorb. (SU II, Nr. 68)
  • 1179.03.12 bekundet Erzbischof Philipp I. einen Tausch zwischen den Klöstern Oedingen und Oelinghausen, über zwei Bauernhöfe zu Bredenbeck und Oelinghausen, wovon der Letzte zu dem Haupthofe Geveren gehöre. (SU II, Nr. 77)
  • 1203-04-15 Nach einer Urkunde der Abtissin Jutta zu Meschede und Oedingen wird neben andern Geistlichen und Laien auch der Priester Henrikus von Elspe genannt. Brill Seite 41
  • 1216 vertauschen die Klöster Oedingen und Rumbeck, mit Bewilligung ihrer Vögte Güter, welche zu den Haupthöfen Sirenchusen und Berge gehörten. (SU II, Nr. 144)
  • 1232 übertragen die Äbtissin Jutta von Meschede und die Probstin Guda von Oedingen mit Bewilligung ihres Vogtes, des Grafen von Arnsberg, dem Kloster Wedinghausen die Äcker zu Odensvelt, mit der Verbindlichkeit, davon jährlich 6 Denare an dem Haupthof Ruren zu entrichten. Der Villicus und die ganze zu diesem Hof gehörige Familie sind damit einverstanden. (SU II, Nr. 200)
  • 1238.04.24 übergibt Jutta Äbtissin von Meschede und Oedingen, dem Grafen Gottfried II. von Arnsberg, einen zum Oedinger Haupthof gehörenden Wald, wogegen der Graf auf gewisse Einkünfte und Rechte, die er als Advocat zu Oedingen von dem Hofe hatte, verzichtet und den Schulten zu Bau- Geschirr- und Brandholz so wie zur Mast im Odacker Walde berechtigte. (SU II, Nr. 210)
  • 1272.03.16 genehmigen Probstin und Convent zu Oedingen, den von ihrer Äbtissin Agnes abgeschlossenen Tausch einiger Bauernhöfe, mit dem Kloster Oelinghausen. (SU II, Nr. 355)
  • 1341.03.10 bekennt Philipp Sobbe, von der Pröbstin und dem Kapitel zu Oedingen, den Hof zu Sconenlo in Pacht erhalten zu haben. (SU III, Nr. 677)
  • 1354.02.14 verkaufen die Hofesleute von Ober- und Nieder-Salvey, zum Vortheil ihrer Kapelle dem Convent der Kirche zu Oedingen, ein Markenrecht in ihrem Walde. (SU III, Nr. 729)
  • 1374.01.13 beauftragt Papst Gregor XI. den Dechant zu Meschede, alle von der Kirche zu Oedingen, auf unrechtmäßige Weise veräußerte Güter, zu derselben zurückzubringen. (SU III, Nr. 839)
  • 1397.05.31 verlegt der Kölnische Weihbischof konrad, das Kirchweihfest der Kirche zu Oedingen, von dem Tage Johannis Enthauptung, wo es bis dahin gefeiert worden, auf den Geburtstag Johannes des Täufers und beschenkt es mit Ablässen. (SU III, Nr. 894)
  • 1457.08.06 Bürgermeister und Rat von Attendorn entscheiden über das zwischen dem Pastor zu Odyngen und dem Altaristen Johan Keyser zu Elspe strittige Gütchen zu Oedingen zugunsten Keysers.
  • 1533 erfolgte die Aufhebung des Damenstifts Oedingen, der damit verbundenen Oedinger Zehnte ging an die Werler Ratsschule über. (LWL)

Literatur

  • Seibertz, Landes und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, Band II und III
  • Seibertz, Urkundenbuch
  • Brill,1948, Geschichte der Pfarrei Elspe
  • Uhlitz, 1954, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III.
  • Böhmer, o.D., Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Oedingen
  • Heimatstimmen des Kreises Olpe div. Jahrgänge
  • Wiegel, 1972, Grafschaft, Beiträge zur Geschichte von Kloster und Dorf
  • Hesse, 1971, Geschichte des Kirchspiels und Klosters Drolshagen