Franziskus oder auch Franz von Assisi, eigentlich Giovanni Bernardone (* um 1181/1182; † Vorabend des 4. Oktober 1226) war der Gründer des christlichen Franziskanerordens (siehe auch Franziskaner (OFM)).

Leben
Giovanni wurde in der umbrischen Stadt Assisi als Sohn des reichen Tuchhändlers Pietro di Bernardone und seiner Frau Pica geboren. Obwohl er auf den Namen Giovanni getauft wurde, nannte ihn sein Vater, der sich oft auf Geschäftsreisen in Frankreich aufhielt, Francesco, kleiner Franzose. Er war gebildet und führte das sorgenfreie Leben eines jungen, reichen Mannes. 1202 zog er in den Städtekrieg Assisis gegen Perugia und wurde gefangen genommen. Nach schwerer Krankheit und langer Genesung während der Gefangenschaft erfuhr er die Bekehrung - nach seiner eigenen Aussage bei der Pflege von Aussätzigen. Danach zog er sich immer wieder in die Einsamkeit zurück, um den Willen Gottes zu erspüren.
Im Jahre 1209 vernahm Franz den Ruf, das Evangelium zu predigen und ein Leben in völliger Armut zu führen. Er nahm Waren und Geld aus dem Geschäft seiner Eltern für karitative Zwecke. Dies führte zum Streit und schließlich nach einem Prozess des Vaters gegen den Sohn zum Bruch mit der Familie und zum Verzicht auf das Erbe. Er wählte das Einsiedlerleben in Armut und Gebet, dem sich im Laufe der Zeit immer mehr junge Männer anschlossen.
1210 wanderte Franziskus mit seinen Gefährten nach Rom, um vom Papst die Bestätigung der Regel ihrer „Armutsbewegung“ zu erbitten. Kirchenrechtlich argumentierte er geschickt, indem er die Brüder als Büßer deklarierte. Die Büßer waren ein anerkannter Stand in der Kirche im Gegensatz zu den verketzerten Armutsbewegungen der Katharer und Waldenser. Außerdem war es damals verboten worden, neue Orden zu gründen.
Als er im Jahre 1224 in die Einsiedelei auf dem Berg La Verna zurückzog, wurden ihm in einer Vision die Wundmale Christi (Stigmata) eingeprägt.
Verzehrt vom Einsatz für das Evangelium Christi - wobei er auf seinen Missionswanderungen bis ins Heilige Land kam und vor dem dortigen Sultan predigte - starb Franziskus 1226 unterhalb von Assisi in Portiuncula im Kreise seiner treuesten Gefährten, die den von ihm gedichteten Sonnengesang anstimmten. Franziskus starb am Vorabend des 4. Oktober, was nach damaliger Zeitrechnung nicht mehr zum 3. Oktober zählte. Darum wird sein Fest am 4. Oktober gefeiert.
1228 wurde er von Papst Gregor IX. heilig gesprochen.
Seit 1230 liegen seine Gebeine in einem Sarkophag in der Unterkirche von San Francesco in Assisi.
Werk
Franziskus ging es in seiner Religionsausübung im besonderen um die Rettung jeder einzelnen Seele. Um eine echte religiöse Rührung in einem einzelnen Menschen hervorzurufen, fand er vielfältige Weisen der Liebe Gottes in der Begeisterung für die Schönheiten der Schöpfung. So entstanden insbesondere auch die franziskanischen Gesänge (Laudi). Diese unterscheiden sich von den bis dahin allein in der Liturgie verwendeten gregorianischen Gesängen durch die Gliederung in Strophen und Refrain. Sie wurden bei Prozessionen gesungen, wobei die Strophe vom Vorsänger und der Refrain vom Volk gesungen wurde.
Heute hat der Franziskanerorden mehrere Zweige und Zehntausende Mitglieder, die zusammengenommen die größte Ordensbewegung der Katholischen Kirche ausmachen. In Deutschland sind die Franziskaner bereits zu Lebzeiten des Heiligen (1221) vertreten.
Franz von Assisi gilt auf grund seines Wirkens als erster Tierschützer. Daher wird am 4. Oktober, dem Tag des Heiligen Franziskus, weltweit von Tierschützern der Welttierschutztag begangen. Franz von Assisi wurde von der katholischen Kirche zum Patron der Umweltschützer und Ökologen "erhoben". In dieser Tradition steht die 1995 gegründete Franz von Assisi Akademie zum Schutz der Erde.
Literatur
- Julien Green: Bruder Franz. Aus dem Französischen von Hanns Bücker. Herder Verlag, Freiburg 1993
- Hermann Hesse: Franz von Assisi m. Bildern v. Giotto di Bondone. Insel Verlag, Frankfurt 1988
- Adolf Holl: Der letzte Christ.
- Nikos Kazantzakis: Mein Franz von Assisi. Aus dem Neugriechischen übertr. von Helmut von den Steinen; 3. Aufl. - Frankfurt/M; Berlin: Ullstein, 1994