Felix Steiner

deutscher Offizier, SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS

Felix Martin Steiner (* 23. Mai 1896 in Stallupönen/Ostpreussen; † 17. Mai 1966 in München), deutscher Militär, SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS.

Militärische Karriere

Seine millitärische Karriere begann als junger Infanterieoffizier im Jahre 1914 als der 1. Weltkrieg ausbrach. Er nahm sowohl an Feldzügen an der Westfront als auch an der Ostfront teil. 1919 wurde er in die junge Reichswehr übernommen und schied 1933 im Range eines Major aus. Er schloß sich nun der NSDAP als deren 4.264.295 Mitglied an.

1935 trat Steiner der SS (Mitgliedsnummer: 253.351) bei. Dort übernahm er am 1. Juni 1936 als SS-Standartenführer das Kommando über ein kurz vorher gegründetes Regiment der SS-Verfügungstruppe, der SS-Standarte "Deutschland".

Im Oktober 1936 wurde Felix Steiner militärischer Ausbilder an der SS-Junkerschule Tölz. Dort traf er auf Cassius Freiherr von Montigny, der kurz vorher von den SS-Totenkopf-Verbänden Dachaus übergewechselt war.

Felix Steiner nahm an der Besetzung der Tschechoslowakei 1938 sowie an den Feldzügen gegen Polen 1939 und Frankreich 1940 teil.

Am 1. Dezember 1940 wurde Steiner Chef der 5. SS Panzerdivision "Wiking", die sich vor allem aus den so genannten germanischen Brudervölkern Europa zusammensetzte. Vom 21. November 1942 bis zum 2. Januar 1943 war Steiner Kommandierender General des III. Heeres-Panzerkorps, das an der Ostfront eingesetzt war. Am 30. März 1943 übernahm er den Oberbefehl über das II SS-Panzerkorps, bis Ende Oktober 1944 an der Ostfront eingesetzt war. Danach wurde er Oberbefehlshaber der 11. Panzerarmee in Pommern, Ende März 1945 wurde er Chef der so genannten "Kampfgruppe Steiner" einer praktisch nur auf dem Papier bestehenden Armeegruppe, auf deren Entsatzangriffe im Raum Berlin Hitler vergeblich wartete. Steiner wurde mit den Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern ausgezeichnet.

Steiner und die Waffen-SS

Der Aufbau der Waffen-SS als Armee

Neben dem ehemaligen Reichswehrgeneral Paul Hausser gehörte Steiner zu den maßgeblichen Personen, die am Aufbau der Waffen-SS beteiligt waren. Die Wurzeln dieser Truppe reichten zwar schon in die Frühphase der nationalsozialistischen Bewegung zurück, jedoch begann der Aufbau der SS-Verfügungstruppe, wie die Waffen-SS anfangs hieß, zu einer echten Armee erst nach der nationalsozialistischen Machtübernahme. Die Waffen-SS blieb jedoch entgegen aller späteren Dementis auch Steiners, eine im Grunde politische Armee, die sich Hitler zu seiner persönlichen Verfügung hatte schaffen lassen. Er stand aber äußerst skeptisch der Leibstandarte SS Adolf Hitler gegenüber. Im Beisein Sepp Dietrichs äußerte sich Steiner einmal auf einer SS-Führertagung in München spöttisch über die LAH: "Es ist rührend, aber wenn der Führer merkt, wie wenig seine blonden Götter können, dann würde er sie entlassen!" (Sepp Dietrich war eingeschnapt und brachte seinen Verband in der Folgezeit auf Vordermann.)

Steiner gehörte zu den wenigen (ehem.) Offizieren, auf die sich die Reichsführung-SS beim Aufbau von militärischen Strukturen in der Waffen-SS stützen konnte. Steiner bildete hierbei den Widerpart zu seinem Kameraden Hausser, der dem festen Generalstabsdenken der alten preussischen Armee verhaftet war. Aufgrund seiner Fronterfahrung schuf Steiner ein völlig neuorganisiertes Ausbildungskonzept. Kern der Armee waren nicht mehr große Verbände, sondern der Stoßtrupp, welcher eine viel beweglichere Kampfführung ermöglichte. Auf diese Weise sollten Grabenkriege wie die des ersten Weltkriegs verhindert werden. Dazu setzte Steiner nicht mehr auf Vorbildung, wie in der Wehrmacht üblich, sondern auf Sportausbildung und körperliche Fitness. Was für die Kriegsführung an sich tauglich war, sollte sich jedoch für die innere Einstellung der Truppe als fatal erweisen. Durch die fehlende Bildung und ethisch-moralische Führung wurde die Waffen-SS viel anfälliger für den Typus des erbarmungslosen Menschenschlächters. Die Soldaten der Waffen-SS ließen sich so leichter als Mordkommandos hinter der Front einsetzen. Auch ließen sich die Soldaten durch ihre fehlende Vorbildung viel leichter im Sinne der NS-Ideologie indoktrinieren.

Steiner als Kommandeur der SS-Division "Wiking"

Unter dem Oberbefehl Steiners war die "Wiking" von Anfang an an der Ostfront eingesetzt. Dort waren Soldaten der Division auch an Kriegsverbrechen beteiligt, wie zum Beispiel der Erschießung von 600 galizischen Juden als "Vergeltung für sowjetischen Untaten" schon zwei Wochen nach Beginn des Feldzuges. Bei späteren Verbrechen der Division, wie etwa den Todesmärschen nach Mauthausen war Steiner allerdings nicht mehr Kommandeur der Division

Steiners Verhältnis zur SS und zum Nationalsozialismus

Verhältnis zur Ideologie

Steiner und große Teile des kämpfenden Personals waren naturgemäß die ersten, die aufgrund der Erfahrungen an der Ostfront einsahen, dass die Ideologie vom "Untermenschentum" der Ostvölker nicht zu halten war. Allerdings führte dies, obgleich ursprünglich eine ideologische Begründung für den Krieg, nicht zu einem Umdenken, sondern lediglich zur Forderung der Eingliederung von ukrainischen Soldaten in die Waffen-SS. Die Nichtbeachtung solcher Vorschläge durch die Führung des deutschen Reichs führte bei Steiner wie auch bei der Waffen-SS zu einer schleichenden Entfremdung gegenüber dem Nationalsozialismus. Diese Kritik und Entfremdung zog jedoch nie die offene Opposition gegenüber dem NS-Regime nach sich, was ein Beispiel für die gedankliche Schizophrenie vieler hochrangiger Personen des III. Reichs war. Zwar wehrte sich Steiner gegen die Verklammerungen von Waffen-SS und Ideologie, die letzte Konsequenz war er jedoch nicht bereit einzugehen. Von der politischen Opposition im Reich wurden zwar Putschpläne an Steiner herangetragen, trotz seiner Erkenntnis, das Reich sei dem Untergang geweiht, wollte er sich diesen jedoch nie anschließen. Aber er verriet diese Leute auch nicht, als sie ihm offenbarten: "Wir müssen Hitler totschlagen, bevor er Deutschland zu grunde richtet!"

"Die Armee der Geächteten"- Steiner und der Versuch der Resozialisierung ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS nach dem Krieg

Über seine ganze Dienstzeit und erst recht nach dem verlorenen Krieg versuchte Steiner, die Waffen-SS als normale Armee darzustellen, die vom der Partei und der SS losgelöst gewesen sei. Er beklagte, Waffen-SS sei eine "Armee der Geächteten", die mit den Verbrechen des Nationalsozialismus in Verbindung gebracht werden würde, obwohl sie Zeit ihrer Existenz lediglich ein militärischer Verband gewesen sei. Er brachte hervor, daß die Verurteilung der Waffen-SS als "verbrecherische Organisation" allein auf dem "Geheimerlass des Führers" über "die Abgrenzung der gemeinsamen Aufgaben der SS und der Wehrmacht" (17. August 1938) fusste. Damit hatte er zweifelsfrei recht. Steiner ferner: "Es existierten legentlich drei Exemplare dieses Geheimerlasses. Diese waren intern für die Reichsführung-SS [2 Exemplare] und der Obersten Wehrmachtsführung [1 Exemplar] zugedacht. In der Reichsführung-SS ging jeweils ein Exemplar an das Komandoamt der SS-Verfügungstruppe und ans Kommandoamt der SS-Totenkopfverbände. Für uns aber war dieser Geheimerlass unereblich, da er uns nie verbindlich mitgeteilt wurde."

Zwar versuchten Steiner und einige andere Führer der Waffen-SS, vor allem der SS-Oberstgruppenführer Hausser und der Obergruppenführer Bittrich während des Krieges, sich der Gewalt der SS und damit der Gewalt Heinrich Himmlers zu entziehen. Gleichzeitig wurde aber in SS-Junkerschulen den Rekruten der Waffen-SS die nationalsozialistische Ideologie eingeimpft. In seiner Klage nach dem Krieg verkennt Steiner zudem, dass sich kein General der Waffen-SS gegen die Verschmelzung der Verfügungstruppe mit den SS-Totenkopf-Standarten wehrte, jener Standarten, die die Wachmannschaften für die Konzentrationslager stellten. Der dadurch in die Truppe einkehrende Geist ließ die Waffen-SS zur Täterin vieler Kriegsverbrechen werden. Auch diese wurden von Steiner bei seiner Kritik am Nachkriegsbild der Waffen-SS ausgeklammert. Man muss jedoch den Generälen der Waffen-SS zum Teil zugestehen, dass sie sich nach dem Krieg auch deshalb gegen das Meinungsbild der Öffentlichkeit über die Waffen-SS wehrten, weil viele Reichswehrgeneräle wie z.B. Generallfeldmarschall von Manstein nach dem Krieg von ihrer Bewunderung der Waffen-SS nichts mehr wissen wollten und in den allgemeinen (natürlich berechtigten) Tenor einstimmten.

(Aber, vor ihrer Eingliederung in die Waffen-SS waren die Angehörigen der Totenkopfverbände Reservisten der Wehrmacht gewesen. Kaum zu glauben, daß auch die Wehrmachtsführung ihrer Eingliederung in das aktive Feldheer widerspochen hätte, wenn sie 1940 zur Wehrmacht gezogen worden wären. Immerhin widersprachen die Wehrmacht auch nicht, als die Angehörigen in Friedenszeiten ihre allgemeine Wehrpflicht in den Reihen der Wehrmacht erfüllte, da der Dienst in den Konzentrationslagern nicht als "Ableistung der allgemeinen Wehrpflicht" anerkannt wurde!

Auch das dürfen wir in diesem Zusammenhang nicht vergessen zu erwähnen!)

Bewertung

In Steiner ist ein weiteres Beispiel für die Zerrissenheit der Waffen-SS zu sehen. Obwohl nicht dem Nationalsozialsmus verbunden und obwohl er sich nur als Soldat in der Waffen-SS sah, konnte sich Steiner trotz verzweifelter Versuche nie davon befreien, trotz aller Versuche, die Waffen-SS zu einem normalen Wehrmachtsteil zu machen, im Grunde Mitglied in einer Vereinigung gewesen zu sein, die den Terror des Hitler Staates maßgeblich in Europa verteilt hatte. Steiner war, obwohl kein Nationalsozialist, durch seine Arbeit trotzdem ein wichtiges Zahnrad in der Kriegsmaschine des 3. Reichs. Dies konnte er wie viele anderen nie akzeptieren, die Geschichte jedoch fällte jedoch über die Waffen-SS ein anderes Urteil. Obwohl Steiner dies nicht wahrhaben wollte, musste er es sich gleichwohl zurechnen lassen. Die Waffen-SS war zwar ursprünglich als politische Polizeitruppe des Reiches gegründet worden. Damit galt sie folgerichtig nicht als Teil der Wehrmacht. Aber im Oktober 1938 verfügte Hitler, "...das die SS-Verfügungstruppe ab sofort der Obersten Heeresführung unterstellt und nach dessen Weisungen zu führen sei. Damit war der Einfluß Himmlers auf die spätere Waffen-SS erloschen, da er nur noch formal als Kommandant vorstand. Politisch und de jure war die Waffen-SS weiterhin Teil der NSDAP und der SS, de facto war sie seit 1938 "Teil einer Staatstruppe" und damit erstmals der Wehrmacht gleichgestellt. Im Zweiten Weltkrieg empfanden sich die Soldaten der Waffen-SS völlig zurecht als "4. Wehrmachtsteil".

Die Waffen-SS war international als Teil der deutschen Feldstreitkräfte angezeigt worden und ihre Angehörigen unterstanden den selben Vorschriften wie die Angehörigen der Wehrmacht. Auch war der Dienst in ihr ursprünglich als Ableistung der allgemeinen Wehrpflicht anerkannt worden.

Nachkriegszeit

Im Verlauf der Nürnberger Prozesse wurde Felix Steiner von allen Vorwürfen der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und anderer, ähnlich lautender Kriegsverbrechen freigesprochen.

Steiner begann nun, seine Vergangenheit aufzuarbeiten. Dazu verfaßte er mehrere Bücher, von denen "Die Armee der Geächteten" und "Die Freiwilligen" am bekanntesten sind. Aber er verfaßte auch einige Romane, die allerdings wieder vielfach im zweiten Weltkrieg spielen.