Logistik
Logistik (auch Warenbewegung) verbindet die betrieblichen Bereiche Lagerung und Transportwesen. Unter dem Lohnkostendruck und mit Hilfe der elektronischen Datenverarbeitung war es notwendig und möglich diese beiden Bereiche unter einer gemeinsamen Strategie zusammen zu fassen.
Früher erfolgte die Lagerverwaltung mit Karteikarten oder ähnlichen Organisationsmitteln händisch. Heute übernehmen Lagerverwaltungsrechner mit automatischen Ein- und Auslagerbediengeräten diese Arbeit. Betriebliche Rechner kann man miteinander verknüpfen. So liegt es auf der Hand, auch das innerbetriebliche und außerbetriebliche Transportwesen in diese Verwaltung zu integrieren. Im Anfang war es das Ziel, die Lager so klein wie möglich zu halten. Denn hier entstanden erhebliche Kosten. Bei guter Planung können so Vorprodukte in die Firma direkt an die Fertigungsstationen gebracht werden. In diesem Fall gibt es keine Einlagerung. Generell wird versucht, überflüssige Transporte zu vermeiden. So kann es sein, dass der Unterlieferant mehrere Teile zusammen montiert, weil hierdurch unter dem Strich weniger Transportarbeit anfällt.
Sobald dieser Teil reibungslos funktioniert, liegt es auf der Hand auch die Terminplanung mit der Bestellung der Vorprodukte und dem Versand der Fertigprodukte hiermit zu verknüpfen. Alle Fachabteilungen haben diegleiche Informationsbasis. Schließlich erfolgt die Bewertung aller Vorgänge unter buchhalterischen Gesichtspunkten.
In der Regel erfordert eine gut funktionierende Logistik hohe Investitionskosten. Dem stehen eingesparte Lohnkosten gegenüber.
Die technische Ausführung der zugehörigen Transporteinrichtungen gehören zur Fördertechnik, welche eine Teildisziplin des Maschinenbaus ist.
Entwicklungen der Logistik
Historisch hat die Logistik ihren Ursprung im Militärwesen (Napoleon). Sie stellte den Nachschub für die Kämpfer sicher.
Ursprünglich als Hauptfunktion der Materialwirtschaft verstanden, wird Logistik heute vor allem als betriebliche Querschnittsfunktion über die Bereiche Beschaffung, betriebliche Leistungserstellung (Produktion im weiteren Sinne) und Absatz betrachtet. .
Ziele, Aufgaben und Bereiche der Logistik
Konkreter wird Logistik daher definiert als integrierte Planung (Logistikplanung), Organisation, Steuerung, Abwicklung und Kontrolle des gesamten Material- und Warenflusses mit den damit verbundenen Informationsflüssen, beginnend bei der Absatzplanung / Marketing; Entwicklung über Produktion, durch die (eigenen) betrieblichen Wertschöpfungsstufen (z. B. Produktions- und/oder Distributionsstufen), Beschaffung bis zur Auslieferung der Produkte beim Kunden, inklusive der Abfallentsorgung und des Recyclings.
Pragmatischer wird dies auch durch die Seven Rights (nach E. Grosvenor Plowman ) der Logistik ausgedrückt: Es gilt, das richtige Gut in der richtigen Menge, im richtigen Zustand (in der richtigen Qualität), am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, für den richtigen Kunden und zu den richtigen Kosten bereitzustellen. Reinhardt Jünemann hat es 1989 so formuliert: „Der logistische Auftrag besteht darin: Die richtige Menge, der richtigen Objekte als Gegenstände der Logistik, am richtigen Ort, in der richtigen Qualität, zum richtigen Zeitpunkt, zu den besten Kosten zur Verfügung zu stellen.“
Man untergliedert die Logistik im engeren Sinne daher horizontal auch in die fünf Subsysteme:
- Beschaffungslogistik (vom Lieferanten ins Eingangslager = Inbound)
- Produktionslogistik (Material- und Warenwirtschaft, Verwaltung von Halbfabrikaten in Zwischenlagern, z. T. auch Fertigungswirtschaft)
- Distributionslogistik (Absatzlogistik) (vom Vertriebslager zum Kunden = Outbound)
- Ersatzteillogistik (Sicherstellung der Einsatzfähigkeit der verkauften Produkte durch Ersatz- oder Wartungsprodukte)
- Entsorgungslogistik (Reverselogistik) (Rücknahme von Abfällen, Leergut, Recycling)
Im Rahmen der Distributionslogistik wird auch von Marketinglogistik gesprochen. Die Personallogistik ist hingegen Kernaufgabe der Personalabteilung (Personaleinsatzplanung).
Durch moderne Konzepte wie Efficient Consumer Response, Supply Chain Management, Category Management (CM) und Technologien wie z. B. EDI (Electronic Data Interchange) kann Logistik effizienter gestaltet werden. Beispiele sind JIT-Belieferung und Kanban.
Nach Art der Tätigkeit wird auch zwischen Lagerlogistik (Lagerwesen), Verpackungslogistik und Transportlogistik unterschieden. Häufig taucht in diesem Zusammenhang auch der Begriff Intralogistik auf, der in der Regel die kompletten logistischen Vorgänge an einem Standort übergreifend zusammenfasst und je nach Betrieb eine Kombination aus Produktionslogistik, Lagerlogistik und Verpackungslogistik darstellt.
Aufgaben und Einflussfaktoren
Eine der wichtigsten Aufgaben der Logistik ist der Transport. Logistik ist verantwortlich für den Transport vom Hersteller zum Unternehmen, den innerbetrieblichen Transport, sowie den Transport zum Kunden. Sie ist damit stark abhängig von einer ausgebauten und effizienten Verkehrsinfrastruktur.
Weitere Funktionsbereiche sind:
- Warenprüfung und Handhabung
- Lagerung und Kommissionierung
- Verpackungen
- Steuerung und Planung der Produktionsabläufe
- Koordination der Prozessdurchführung
Spezialaufgaben der Logistik sind z. B. die Sicherung der Güter während der Lagerung und während des Transportes, dies nicht nur bei wertvollen Gütern wie Geldtransporte, sondern auch ganz besonders beim Gefahrgut.
Die Ziele der Logistik sind die Erbringung einer hochwertigen Leistung, Qualität und Kostensenkung. Hierbei entstehen Zielkonflikte. Beispielsweise wird ein hoher Lagerbestand zwar die Fehlmengenkosten vermindern sowie die Lieferbereitschaft erhöhen, jedoch steigen dadurch automatisch die Lagerhaltungskosten. Die Logistik-Kostenrechnung dient hierbei als Instrument zur Optimumsermittlung.
Die logistische Kette
Der logistische Kanal (der Weg vom Hersteller bis zum Endkunden) wird durch Schnittstellen miteinander verbunden, die Grenzen darstellen und den logistischen Fluss behindern. Das Ziel der logistischen Kette ist es, diese Schnittstellen in Nahtstellen zu transformieren, indem sie durchgängig abgestimmt und Prozessabläufe systemübergreifend gesteuert werden.
Die logistische Kette bringt u. a. folgende Vorteile:
- Durch das Zusammenfassen der Hauptprozessketten wird die Duplizierung logistischer Aktivitäten vermieden.
- Transporteinheiten werden aufeinander abgestimmt, wodurch der Umschlags- und Verpackungsaufwand vermindert wird.
- Die logistische Flussorientierung wird verwirklicht.
Siehe auch
Literatur
- Timm Gudehus, Logistik, Grundlagen, Strategien, Anwendungen, Springer-Verlag, 3. Aufl. 2005; Berlin-Heidelberg-NewYork
- Grosvenor E. Plowman: Elements of Business Logistics, Stanford, . 1. Auflage. Standford 1964.
- Reinhardt Jünemann: Materialfluß und Logistik, Springer Verlag - Systemtechnische Grundlagen mit Praxisbeispielen. Springer, Berlin 1889, ISBN 3-540-51225-X.
- D. Arnold, H. Isermann, A. Kuhn, H. Tempelmeier: Handbuch Logistik. 2. Auflage. Springer, Heidelberg 2004, ISBN 3-540-40110-5.
- Kai Beckmann: Logistik. Merkur-Verlag, Rinteln 2007, ISBN 978-3-8120-0637-8.
- Harald Ehrmann: Logistik. 5. Auflage. Kiehl Verlag, Ludwigshafen/Rhein 2005.
- Ingrid Göpfert: Logistik Führungskonzeption. Grundlagen, Aufgaben und Instrumente des Logistikmanagements und -controllings. München 2000.
- Peter Klaus, Winfried Krieger: Gabler Lexikon Logistik. 3. Auflage. Gabler, Wiesbaden 2004.
- Peter Klaus: Die TOP 100 der Logistik. 3. Auflage. Deutscher Verkehrsverlag, Hamburg 2003.
- S. Kummer, O.Grün, W. Jammernegg: Grundzüge der Beschaffung, Produktion und Logistik. Pearson Studium, München 2006.
- Hans-Christian Pfohl: Logistiksysteme - Betriebswirtschaftliche Grundlagen. 7. Auflage. Springer, Heidelberg et al. 2003.
- Christof Schulte: Logistik. 3. Auflage. Franz Vahlen, München 2004, ISBN 3-8006-2454-0.
- U. Thonemann: Operations Management. Pearson Studium, München 2004.
- Horst Wildemann: Logistik Prozeßmanagement. 2. Auflage. München 2001.
- Hartmut Werner: Supply Chain Management; Grundlagen, Strategien, Instrumente und Controlling. 2. Auflage. Gabler, 2002.
- Rolf G. Poluha: Anwendung des SCOR-Modells zur Analyse der Supply Chain. 3. Auflage, Lohmar und Köln 2007, ISBN 3-89936-587-9.
- Peter A. Bolstorff, Robert G. Rosenbaum, Rolf G. Poluha: Spitzenleistungen im Supply Chain Management. Berlin und Heidelberg 2007, ISBN 3-54071-183-X.