Chinaschilf (Miscanthus sinensis), auch unter dem Namen Elefantengras bekannt, ist ein aus Südostasien (u. a. China, Japan und Korea) stammendes ausdauerndes Süßgras. Erst 1935 wurde eine spezielle hochwüchsige Sorte, Miscanthus x giganteus, von Japan über Dänemark nach Mitteleuropa eingeführt, die im europäischen Raum über drei Meter hoch wird. In warmen Sommern kommt es zwar auch hier zur Blüte, keimfähige Samen werden aber nicht ausgebildet. Eine Vermehrung findet hier daher ausschließlich vegetativ statt. Bei Chinaschilf handelt es sich um eine sogenannte C4-Pflanze, die im Vergleich zu den in Mitteleuropa heimischen C3-Pflanzen ein höheres Massenwachstum aufweist.
Chinaschilf | ||||||||||||
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![]() Chinaschilf (Miscanthus sinensis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Miscanthus sinensis | ||||||||||||
Anderss. |
Chinaschilf als Energielieferant
Inzwischen findet das schnellwüchsige Chinaschilf wegen seines hohen Brennwertes und seiner günstigen Kohlendioxidbilanz zunehmend Verwendung als Brennstoff zur Energiegewinnung in Biomasseheizkraftwerken. Pilotprojekte existieren in Österreich und Deutschland. Das Energieäquivalent ist derzeit noch nicht fixiert, es könnte bis ca. 14.000 l Heizöl je Hektar liegen.[1] In Österreich sind bereits jetzt Förderungen des Anbaus über den Umweg der Stilllegungsprämie der Landwirtschaftskammer möglich.
Vorteile
Ein Vorteil von Chinaschilf ist die Verlagerung der Nährstoffe aus den Blättern in das Rhizom gegen Ende der Vegetationsperiode. Zudem produziert die Pflanze ihren (Stickstoff-)Dünger mit Hilfe von (diazotrophen) Bakterien auch noch selber [2]. Dadurch ist der Düngungsbedarf dieser Pflanze gegenüber anderen Nutzpflanzen deutlich reduziert. Kleine Kaligaben (Asche) verbessern die Stängelfestigkeit. Die in Österreich im Jahre 1989 angelegten Versuchsflächen wurden bisher noch nie gedüngt und weisen keinen nennenswerten Ertragsrückgang auf. Durch die mehrjährige Ernte ohne jährliches Ansäen entfallen auch die jährlichen energieintensiven Bodenaufbereitungsarbeiten, was der Energiebilanz deutlich gegenüber anderen nachwachsenden Rohstoffen, wie z. B. Raps als pflanzlicher Kraftstoff verbessert.[3]
Vergleich: von einem Hektar Raps kann mit Energieprodukt Rapsöl ein Heizwert von ca. 1000 l Heizöl erreicht werden, mit Chinaschilf dagegen bis 14.000 l Heizöl/ha, wobei bei Raps noch ca. 2 t Rapskuchen anfallen, die auch energetisch verwendet werden können (entspricht ca. 2x 560 l Öl).[4]
Nachteile
Von Nachteil für den Produzenten sind die geringen Anbauerfahrungen, die hohen Investitionen für das Pflanzgut und die bei mehrjährigen Kulturarten dauerhafte Flächenbindung, die einer flexiblen Reaktion auf Änderungen der EU-Agrarpolitik entgegenstehen.
Durch die relativ geringe Schüttdichte ist, abgesehen von den oben genannten Anbauproblemen, ein Transport über längere Wegstrecken unrentabel. Bei einer räumlich nahen Verwendung zur Förderung einer regionalen Energieautonomie ist dieser Umstand allerdings wegen der kurzen Wege nicht mehr als Nachteil zu betrachten. Abhilfe kann außerdem ein Pelletieren des Rohstoffes schaffen, die ersten Pelletierversuche befinden sich aber noch im Anfangsstadium. Erprobt hingegen ist bereits die Brikettierung: mit hydraulischen Brikettierpressen lassen sich Briketts mit einem Durchmesser von 5 bis ca. 7 cm wesentlich kostengünstiger herstellen als Pellets mit einer Pelletiermaschine.
Problematisch ist immer noch die Schlackenbildung bei der Verbrennung des Häckselgutes, das – ähnlich wie Stroh – einen hohen Siliziumanteil aufweist und daher (noch) nicht in allen Hackschnitzelfeuerungen verbrannt werden kann. Durch das wachsende Interesse, nicht zuletzt wegen der steigenden Rohölpreise, ist aber eine verstärkte Entwicklung seitens der Heizkesselhersteller zu beobachten.
Siehe auch
- Nutzpflanze – allgemein zu Energie und Kraftstoffe liefernden Pflanzen
- Ziergras – Chinaschilf als Zierpflanze
Literatur
- Werner Kuhn, Steffen Jodl: Vom Ziergras zur Rohstoffpflanze: 10 Jahre Miscanthus-Forschung. Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG)
- D. Wolters: Bioenergie aus ökologischem Landbau: Möglichkeiten und Potentiale. Wuppertal Paper Nr. 91, 1999
- Christine Rösch: Nachhaltige Nutzung von Biomasse als Energieträger. Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS), Forschungszentrum Karlsruhe, TA Datenbank-Nachrichten, Nr. 3, 10. Jahrgang, Sept. 2001, S. 27-34
- Wolfgang Ständer: Energieprobleme in Zukunft gelöst. Broschüre der Gesellschaft für Gesundheitsberatung GGB e.V., 1990
Weblinks
- www.miscanthus.de. Informationen der Lehr- und Forschungsstation der Universität Bonn zu Miscanthus sinensis
- Feste Biomasse. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
- Biomasse – was ist das? Planet-Wissen. WDR/SWR/BR-alpha, 2006.
- Biomasse als Energieträger. In: Faktor Vier. Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie GmbH.
- Miscanthus als Heizstoff. Ökowärme Falzberger KEG: Auspflanzung, Pflanzenschutz