Basken

autochthones Volk am Golf von Biskaya
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Die Basken, Eigenbezeichnung Euskaldunak, sind eine autochthone Bevölkerungsgruppe mit einzigartiger Sprache und langer Vergangenheit, die an der Südwestecke des Golfs von Biskaya im Norden Spaniens und im äußersten Südwesten Frankreichs lebt.

Baskisches Sprachgebiet am Golf von Biskaya
Bauernhöfe im baskischen Norden Navarras

Definitionen

Die Frage: „Wer ist ein Baske?“ oder „Wer sind die Basken?“ steht im Spannungsfeld französischen, spanischen und baskischen Nationalismus. Es gibt mehrere gebräuchliche Definitionen, die einen beträchtlichen Personenkreis gleichermaßen umfassen, aber teilweise zahlreiche Personen ausschließen, die von anderen Definitionen mit eingeschlossen werden:

  • „Basken sind die Einwohner des Baskenlandes.“ Diese Definition geht über die kulturellen Besonderheiten der Basken hinweg und umfasst mehrheitlich Personen, die nach anderer Definition keine Basken sind. Darüber hinaus kann das Baskenland unterschiedlich definiert werden. Es gibt die Baskische Autonome Gemeinschaft[1] (Euskal Autonomia Erkidegoa, Comunidad Autónoma Vasca) und das französische Baskenland (Iparralde = „Nordseite“, Pays Basque). Das spanische Navarra wird je nach politischer Einstellung ganz, teilweise oder gar nicht dem Baskenland zugerechnet.
  • „Basken sind die Sprecher (oder Muttersprachler) der baskischen Sprache.“ Diese Definition verwendet die Sprache als Zuordnungskriterium. Allerdings haben in Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten, in denen spanischer und französischer Zentralismus die baskische Sprache benachteiligten oder gar unterdrückten, nicht wenige Kinder baskischer Eltern die Sprache ihrer Vorfahren verloren.
  • „Basken sind diejenigen, die sich als Angehörige eines baskischen Volkes betrachten und diese Identität über ihre spanische oder französische Staatsangehörigkeit stellen.“ Nicht alle baskischen Muttersprachler tun das und erst recht nicht alle Personen mit baskischen Vorfahren.
  • „Basken sind alle, die sich der baskischen Kulturgemeinschaft zugehörig fühlen, gleich, ob sie diese als Volk betrachten oder nicht.“ Auch diese Definition überlässt es dem Einzelnen, zu entscheiden, was er ist.
  • „Basken sind im Baskenland geborene Personen mit baskischem Namen.“ Diese Definition enthält mehrere der schon angedeuteten Probleme von der Geografie bis zur Sprache, kann aber für die Zuordnung historischer Personen von Belang sein.
  • „Basken sind Menschen mit (überwiegend) baskischen Vorfahren.“ (Vgl. [2]) Diese Definition löst nicht den Konflikt zwischen den voran ganannten, da auch die Identität der Vorfahren definiert werden muss. Sie wirft die Frage auf, wie viele Generationen zu betrachten sind, missachtet die Selbstidentifikation und gelebte Kultur.

Verbreitung und Zahlen

 
Unterschiede des baskisch sprechenden Bevölkerungsanteils

In den Jahren 2000 / 2001 wurden in Spanien und Frankreich Volkszählungen durchgeführt, die auch Auskunft über die neuere zahlenmäßige Entwicklung des baskischen Sprachgebrauchs geben.

Für den kleinen französischen Teil des Baskenlandes, baskisch Ipar Euskal Herria („Nordbaskenland“), werden für 2001 etwa 82.000 (zweisprachige) Sprecher des Baskischen angegeben bei einer Gesamtbevölkerung von 246.000, also ein Drittel.

Von den 2.123.000 Einwohnern der Autonomen Gemeinschaft Baskenland, baskisch Euskal Herria oder Euskadi, sprechen nur etwa 27 % Baskisch, 570.000 bis 580.000. Die Zahl derer, die ihre baskische Identität über die spanische Staatsbürgerschaft stellen, liegt höher, aber auch unter 50 % der Gesamtbevölkerung. Etwa 40 % der Einwohner sollen baskische Eltern haben.

In der Autonomen Gemeinschaft Navarra, baskisch Nafarroa, im weiteren Sinne auch dem Baskenland zugerechnet, spricht im gebirgigen Norden ein beträchtlicher Teil der Einwohner Baskisch, in den übrigen Teilen aber nur wenige, so dass der Anteil der Baskischsprecher insgesamt nur bei 12 % liegt, 61.166 der etwa 600.000 Einwohner.

Sprache und Selbstdefinition

 
Befragung des staatlichen „CIS“ (Centro de Investigaciones Sociológicas) in der Baskischen Autonomen Gem.

Eine 2005 durchgeführte Umfrage unter 2.466 Bürgern in den drei Provinzen der Autonomen Gemeinschaft Baskenland ergab folgende Ergebnisse: Von den Befragten konnten

  • 53,8 % Baskisch verstehen,
  • 41,4 % es lesen,
  • 37,2 % es fließend sprechen und
  • 33,7 % korrekt Baskisch schreiben.

Von denselben 2.466 Personen bezeichneten sich

  • 26 % ausschließlich als Basken,
  • 21,8 % eher als Basken denn als Spanier,
  • 38,5 % gleichermaßen als Basken und als Spanier,
  • 4,3 % eher als Spanier denn als Basken,
  • 3,8 % ausschließlich als Spanier.

(5,6% antworteten „Weiß nicht“ oder „Keine dieser Optionen trifft zu“.)[3]

Die Stichprobe hatte gegenüber der Gesamtbevölkerung einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Baskischsprechern.

Sprache und Biologie

Die baskische Sprache ist als isolierte Sprache zu bezeichnen, weil in Europa und weltweit keine ursprüngliche Verwandschaft zu anderen Sprachen gefunden wurde. Demgegenüber lassen biochemische Untersuchungen keine Abgrenzung zwischen Basken und anderen Europäern erkennen. Manche unter Basken häufigen Genvarianten kommen allerdings im übrigen Europa weniger oft und außerhalb Europas selten vor. Aus beiden Befunden schließen manche Wissenschaftler, dass die Basken den Rest einer Bevölkerung darstellen, die im übrigen Europa von der Ausbreitung der indoeuropäischen Sprachen erfasst wurde. [4]

Geschichte

 
Vorrömische Sprachen:
- dunkelgrün Aquitanisch (Altbask.)
- hellgrün Iberisch
- leuchtend blau Keltiberisch
 
Dinar (2. Jh. v. Chr.): „BaSKuNES“

Auf das besonders hohe Alter der baskischen Sprache weist linguistisch außer der isolierten Position auch das Vokabular hin; die Bezeichnungen diverser Trennwerkzeuge vom Beil bis zur Schere enthalten den Wortstamm aitz oder haitz („Stein“), was auf einen bis in die Steinzeit (auf der Iberischen Halbinsel bis vor etwa 4000 jahren) zurückreichenden Grundwortschatz hinweist.

Es gibt zwar Schriftfunde in aquitanischer (altbaskischer) Sprache, geschrieben in iberischer Silbenschrift, aber diese beschränken sich auf Personen- und Götternamen. Ein vielzitierter Münzfund aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. zeigt nicht die Eigenbezeichnung der Basken, sondern die Fremdbezeichnung „Ba-S-Ku-N-E-S“. Zusammenhängende baskische Texte sind erst seit dem 16. Jahrhundert erhalten. Daher stützt sich das geschichtliche Wissen über die Basken weitgehend auf römische Quellen und Beschreibungen in Nachbarsprachen.

In Texten aus dem Römerreich werden die Stämme VASCONES und AVSCI erwähnt, letztere in Aquitanien außerhalb des heutigen baskischen Sprachgebietes. Auch sind vorrömische Ortsnamen erwähnt, die aus baskischen Worten bestehen, beispielsweise Eliumberrum („Neustadt“) für das heutige Auch [5]. In seinem – propagandistischen – Eroberungsbericht De Bello Gallico unterschied Caesar gleich im ersten Satz dieses Aquitanien vom eigentlichen Gallien. Teile dieser Stämme wurden romanisiert. Es entstanden lateinische Provinzialdialekte, die von baskischen Aussprachegewohnheiten geprägt waren. So ist zum Beispiel die heutige französische Regionalsprache Gascon entstanden. Seit der Römerzeit ist das baskische Gebiet kontinuierlich geschrumpft.

 
1030: Leon (orange), Navarra (gelb), Kalifat von Córdoba (braun)

Seit der Völkerwanderungszeit gehörten große Teile Galliens und des heutigen Spaniens zum Tolosanischen Reich der Westgoten, nicht aber das Baskenland und die Nordküste der iberischen Halbinsel. Ab 711 eroberten die Mauren die Iberische Halbinsel und drangen weiter bis nach Poitiers vor. Zum Schutz des Frankenreiches vor den Mauren gründete Karl der Große die Spanische Mark. Nun lavierten die Basken an der Grenze zweier Machtblöcke. Literarisches Zeugnis davon ist das Rolandslied; nach heutiger Historikersicht waren es Basken, die den karolingischen Markgrafen Roland im Hochtal von Roncesvalles (bask.: Orreaga) besiegten und töteten.

In der Folgezeit entstanden im Norden der iberischen Halbinsel mehrere kleine Staaten, von denen Königreich Navarra große Teile des damaligen baskischen Gebietes umfasste. Sein bedeutendster König Sancho III. (* um 990, regierte 1000 – 1035) wurde auch „König aller Basken“ genannt. In die Aufstiegszeit dieses Königreiches im 10. Jahrhundert fiel auch die für westeuropäische Verhältnisse äußerst späte Christianisierung der Basken. Später ging das Königreich Navarra schrittweise in den großen Nachbarstaaten Frankreich und Spanien auf.

In Spanien, das erst 1479 unter dem Königspaar Isabella von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón zu einem Staat vereinigt wurde, hatten die Basken lange Zeit Sonderrechte, die so genannten Fueros. Unter dem Zentralismus der spanischen Bourbonen wurden diese aber weitgehend beschnitten. In den Karlistenkriegen 1833 – 1849 zwischen den Anhängern zweier Zweige des Bourbonenhauses versuchten die baskischen Provinzen (damals einschließlich Navarra) erfolglos, eine eigene Rolle zu spielen. Dieser Misserfolg gab einen wesentlichen Anstoß, dass – später als die meisten anderen europäischen Völker – nun auch die Basken einen Nationalismus entwickelten, der Konflikte mit dem französischen und vor allem dem spanischen Nationalismus heraufbeschwor.

Im republikanischen Spanien erhielt das Baskenland ein Autonomiestatut. Franco, der den spanischen Bürgerkrieg entfachte und gewann, verbot den Gebrauch der baskischen Sprache. Die ETA, die einen militanten Widerstand gegen den Frankismus führte, ist im heutigen demokratischen Spanien selber ein Relikt aus undemokratischen Zeiten.

 
Navarra: baskisch-, gemischt- und spanischsprachige Zone

Mit der Transición, dem Übergang Spaniens zur Demokratie, wurden die unseren Bundesländern entsprechenden Autonomen Gemeinschaften konstituiert. Die Baskische Autonome Gemeinschaft (Cumunidad Autónoma Vasca) ist heute komplett offiziell zweisprachig, in der Autonomen Gemeinschaft Navarra ist es nur der Nordteil. Darum wurden die Gemeinden (Municipios) von Navarra 1986 amtlich drei Sprachzonen zugeteilt, einer baskischsprachigen, einer gemischten und einer spanischsprachigen. Etwas verzögert wurde das Baskische auch im französische Baskenland aufgewertet (z. B. zweisprachige Ortsschilder). Das 1995 eingerichtete Pays Basque (Vgl. französische Wikipedia) ist allerdings keine der den Départements übergeordneten Regionen Frankreichs. Es liegt organisatorisch unter der Ebene des Départements, neben der traditionellen Distrikteinteilung.

Einzelnachweise

  1. Spanien wurde nach dem Ende der Franc-Diktatur in Autonomen Gemeinschaften (Comunidades Autónomas) eingeteilt, die etwa den deutschen Bundesländern entsprechen. Sie umfassen zumeist mehrere Provinzen. Navarra und ein paar andere bestehen nur aus einer einzigen Provinz
  2. Deutsche im Sinne Grunsgesetzes
  3. La mitad de los vascos aboga por la redacción de un nuevo Estatuto, según una encuesta del CIS, Artikel in El País vom 24. Juni 2005 (spanisch), CIS-Webseite
  4. Basken als Überbleibsel des vor-indoeuropäischen Europa
  5. Pomponius Mela : « Nam a Pyrenaeo ad Garumnam, AquitaniAquitanorum clarissimi sunt AusciUrbes opulentissimae in Auscis Eliumberrum » (III 15) « Die Aquitanier erstrecken sich von den Pyrenäen bis zur Garonne… Die Ausci die wichtigsten Aquitaner… Die blühendste Stadt ist Eliumberrum, bei den Ausci … »

Artikel zum Thema Basken

 
Symbolbaum:
Die Eiche von Gernika

Mit Kultur, Geschichte und Gegenwart der Basken befassen sich folgende Artikel:

Parteien und Organisationen:

 
Politische Wandmalerei

Prominente Basken:

 
Pelota-Spiel

Sonstiges:

Siehe auch

Literatur

  • Kasper, Michael: Baskische Geschichte in Grundzügen. Darmstadt 1997.
  • Núñez, Xosé M.: Spanischer Nationalismus, periphäre Nationalbewegungen und Staatskrise (1917-1936). In: Timmermann, Heiner (Hrsg.): Nationalismus und Nationalbewegungen in Europa 1914-1945. Berlin 1999
  • Römhildt, Kerstin: Nationalismus und ethnische Identität im ′spanischen′ Baskenland. Münster, Hamburg 1994
  • Collins, Roger: The Basques, Basil Blackwell Ltd., Oxford 1986
  • Bladé, Jean-François: Études sur l′orogine des Basques, Slatkine-Megariotis Reprints, Genève 1976