Zur sog. Subprime-Krise kam es im Sommer 2007, nachdem die bis dato steigenden Immobilienpreise in den USA stagnierten bzw. fielen, und gleichzeitig immer mehr Kreditnehmer ihre Kreditraten nicht mehr bedienen konnten.
Davon waren zunächst in erster Linie sog. US-amerikanische Subprime-Kredite, also Kredite, die überwiegend aus Kreditnehmern mit geringer Bonität bestehen, betroffen.
Entstehung und Ursachen
Im Frühjahr 2007 erreichten in den USA die Zahlungsausfälle auf diese Kredite den höchsten Stand der letzten Jahre, verursacht durch kontinuierliche Zinserhöhungen bei gleichzeitig stetigem Verfall der Immobilienpreise in den USA. Dutzende Baufinanzierer, die sich gerade auf diese Kredite spezialisiert hatten, mussten Gläubigerschutz beantragen. Weiterreichende Auswirkungen ergaben sich dadurch, dass die Subprime-Kredite über strukturierte Anlageformen im Kapitalmarkt refinanziert wurden. Die Hauskredite, d.h. die Rückzahlungs- und Zinszahlungsansprüche gegen die Schuldner, wurden als Wertpapiere verbrieft und als Forderungsbesichertes Wertpapier (ABS) verkauft. Aufkäufer waren vielfach Fonds, Versicherungen und andere Banken. Unter den Fonds waren nicht nur risikobereite Hedgefonds, sondern auch Publikumsfonds vertreten. Da aber insbesondere Hedge-Fonds stark in die risikobehafteteren Wertpapiertranchen investierten, kam es bei diesen zu erheblichen Verlusten, die teilweise zur Schließung und Abwicklung der Hedgefonds führten.[1] Aber auch Investmentbanken selbst waren betroffen.
Die Schließung von Hedgefonds und die Verluste bei den Investmentbanken führten am Kapitalmarkt zu einer schlagartigen Abnahme der Risikobereitschaft privater und institutioneller Anleger. Diese zogen nun in kurzer Zeit erhebliche Beträge aus dem Kapitalmarkt ab (z.B. durch Rückgabe von Fondsanteilen) oder hielten sich mit neuen Investments in risikoreiche oder auch nur möglicherweise risikoreiche Anlagen zurück. Der durch die Krise ausgelöste hohe Liquiditätsbedarf spiegelte sich am Geldmarkt durch einen Anstieg der Geldmarktzinsen wieder. Am Geldmarkt beschaffen sich große Akteure wie Banken und Großunternehmen kurzfristige Liquidität beispielsweise durch Geldmarktkredite.
Die steigenden Geldmarktzinsen und die Risikobereitschaftsabnahme der Investoren brachte die Refinanzierung der von Banken gesponsorten Conduits und Structured Investment Vehicles durch Asset-backed Commercial Papers (ABCP) zum Stillstand. Investoren waren aus Unsicherheit über die den Investmentvehikeln zugrunde liegenden Vermögensgegenständen nicht mehr bereit, ABCP jedweder Art zu kaufen. Dies führte dazu, dass Banken, welche meist zu 100% diese Investmentvehikel sponsorten, Liquidität für diese bereitstellen mussten. Daraufhin waren Banken auch untereinander nicht mehr bereit, die vorher im großen Maße ausgereichten Liquiditätslinien an andere Banken zu verlängern bzw. neu auszureichen.
Hierdurch sahen sich wiederum die Zentralbanken wichtiger Wirtschaftsnationen veranlasst, dem Geldmarkt kurzfristig Liquidität in einem hohen dreistelligen Milliardenbetrag zur Verfügung zu stellen, um zu verhindern, dass die Subprime-Krise eine allgemeine Kreditkrise auslöst und auf die Konjunktur schlägt. Allein die Europäische Zentralbank hatte in wenigen Tagen über 200 Milliarden Euro durch sogenannte Schnelltender zur Verfügung gestellt.[2]. Die US-amerikanische Federal Reserve stellte im November 2007 weitere rund 40 Mrd. US-Dollar zur Verfügung - die größte Geldmarkt-Intervention seit September 2001[3].
Auswirkungen
Vereinigte Staaten
Unzählige Hedgefonds mussten geschlossen und liquidiert werden. Mehrere speziell auf das Subprime-Segment ausgerichtete Hypothekenfinanzierer mussten Gläubigerschutz beantragen. Die großen amerikanischen Investmenbanken verzeichneten Verluste in Milliardenhöhe. Allein die amerikanische Investmentbank Merrill Lynch musste 8,4 Milliarden Dollar an Abschreibungen verbuchen, überwiegend aufgrund von Neubewertungen von Investmentprodukten, die im Zusammenhang mit Subprimehypothekendarlehen stehen (wie. z.B. Collateralized Debt Obligations und Asset Backed Securities)[4] Diese Verluste führten zum Rücktritt des Unternehmensvorsitzenden Stan O'Neal. [5] Auch das Unternehmen Citigroup meldet Milliardenabschreibungen und den damit verbundenen Rücktritt des Unternehmensvorsitzenden Charles Prince. [6]
Deutschland
Die Subprime-Krise in den USA und die plötzliche Illiquidität der ABCP-Papiere und ABS-Anleihen brachten im Jahre 2007 die beiden Bankhäuser IKB Deutsche Industriebank und Sachsen LB in existenzbedrohende Krisen, da sie ihre angekauften Forderungen nicht mehr im Geldmarkt refinanzieren konnten.[7][8]
Schweiz
Im Sommer 2007 musste die schweizer Großbank UBS ihren hauseigenen Hedgefonds Dillon Read schließen, der sich mit US-Hypothekenpapieren im Wert von 150 Mio. Franken verspekuliert hatte. Im Juli trennte sich UBS daraufhin von ihrem Vorstandsvorsitzenden Peter Wuffli.[9]
Großbritannien
Die durch die Subprime-Krise ausgelöste Vertrauenskrise unter den Banken führte dazu, dass sich die große britische Hypothekenbank Northern Rock nicht mehr bei anderen Banken refinanzieren konnte. Kunden der Bank verloren das Vertrauen in die Sicherheit ihrer Einlagen und zogen im September 2007 in wenigen Tagen 3 Milliarden Pfund (4,35 Milliarden Euro) aus dem Geldhaus ab.[10] Die Bilder von vor den Bankfilialen Schlange stehenden Kunden weckten Erinnerungen an Bilder, die während der Weltwirtschaftskrise entstanden. Für Beruhigung sorgte erst eine staatliche Garantie der Einlagen. [11]
Die britische Bank HSBC musste 880 Millionen US-Dollar aus ihrem US-amerikanischen Hypothekengeschäft abschreiben. [12]
Weblinks
Fußnoten
- ↑ http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9905E7D61431F933A15754C0A9619C8B63
- ↑ Chronik eines Flächenbrandes, auf www.handelsblatt.com (Handelsblatt) vom 28. August 2007.
- ↑ Fed Pumps $41B Into US Financial System auf biz.yahoo.com
- ↑ http://www.spiegel.de/international/0,1518,513748,00.html
- ↑ Ftd:Blackrock-Mann rückt an die Spitze von Merrill Lynch
- ↑ Ftd:Citigroup löst Finanzbeben aus
- ↑ IKB-Krise verschärft sich, auf www.sueddeutsche.de (Süddeutsche Zeitung) vom 11. August 2007.
- ↑ Unternehmen droht Kreditklemme, auf www.handelsblatt.com (Handelsblatt) vom 20. August 2007.
- ↑ http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Stan%20O%20Neal%20Wall%20Street/271490.html
- ↑ http://www.welt.de/finanzen/article1192739/Anleger_erleichtert__Bankkunden_zweifeln.html
- ↑ http://www.welt.de/finanzen/article1191234/Deutschland_fuerchtet_eine_Bankenkrise.html
- ↑ http://www.finanztreff.de/ftreff/kurse_einzelkurs_news,b,2,id,27416635,l,276,n,Deutsche%20Bank,popup,0,r,20,s,514000,seite,kurse,sektion,nachrichten.html