Um Suchvorgänge und automatische Auswertung zu gewährleisten, ist in Artikeln ausschließlich die Bezeichnung
Nur Liste
zulässig.Die Ethologie ist ein Teilgebiet der Biologie und eng verwandt mit der Psychologie. Übersetzt bedeutet Ethologie die Lehre vom Verhalten oder Verhaltensforschung.
Im engeren Sinne versteht man heute unter Ethologie die klassische Ethologie, das ist die Instinkttheorie von Konrad Lorenz und Nikolaas Tinbergen (1951).
Sie besagt, dass Instinkthandlungen im Erbgut verankert sind und im Normalfall durch Schlüsselreize ausgelöst werden, solange eine innere aktionsspezifische Energie vorhanden ist. Die Zweckmäßigkeit des Verhaltens dient der Arterhaltung und erklärt sich aus der Evolutionstheorie.
- Beispiel Eirollbewegung der Graugans: Liegt ein Ei außerhalb des Nestes, dann rollt die Gans mit Hilfe des Schnabels das Ei zurück ins Nest. Diese Bewegung läuft immer auf die gleiche Weise ab und wird auch dann zu Ende geführt, wenn das Ei während des Vorgangs entfernt wird. Diese Art des Verhaltens wurde 1939 von den Wissenschaftlern als Erbkoordination bezeichnet.
Einige Konzepte der klassischen Ethologie sind teilweise veraltet und werden zur Zeit modifiziert oder druch neue Konzepte ersetzt:
So sind die „einfachsten Reiz-Reaktions-Verknüpfungen“, die monosynaptischen Reflexe, wesentlich komplexer als zunächst angenommen. Schon der Kniesehnenreflex weist zusätzliche hemmende Synapsen zur Hemmung des Antagonisten sowie aufsteigende Nervenverbindungen zum Gehirn auf. Es ist nicht auszuschließen, dass die ontogenetische Entwicklung solcher Reflexe, wie viele andere Teile des Nervensystems (siehe Sehrinde), von inneren und äußeren Faktoren abhängt.
Das Konzept des Instinktverhaltens in drei Phasen (ungerichtete Appetenz, Taxis, Endhandlung) ist vor allem zur Erklärung des Nahrungserwerbes von Beutegreifern geeignet, versagt aber schon bei Pflanzenfressern. Das neue Gebiet der Ethökologie (Verhaltensökologie) untersucht Nahrungssuche und andere Entscheidungsfindungen in Konfliktsituationen mit Hilfe des Konzepts der Kosten-Nutzen-Analyse (Decision Making / Entscheidungen treffen, Optimal Foraging / Optimierte Futtersuche).
Für die Untersuchung der Evolution von Verhalten liefert die Spieltheorie fruchtbare Ansätze.
Für die Untersuchung speziell von Sozialverhalten hat sich neben der klassischen Ethologie die Sozibiologie als eigenständige Richtung herausgebildet.
angeboren oder erlernt
Schwierig und problematisch ist eine Grundfragestellung der klassischen Ethologie, ob Verhalten angeboren oder erlernt ist. Die dazu entwickelten Untersuchungsmethoden liefern nicht immer eindeutige Ergebnisse. Möglicherweise muss man davon ausgehen, dass jegliches Verhalten genetische Grundlagen hat und durch Umwelteinflüsse moduliert werden kann. (Siehe dazu die Gewöhnung als Lernprozess bei unbedingten Reflexen von Aplysia)
Die Kaspar-Hauser-Methode (Aufzucht unter Erfahrungsentzug) kann nicht zweifelsfrei zur Klärung angeborenerer Verhaltensanteile herangezogen werden. So hängt es auch von Umweltfaktoren ab, ob ein Singvogel einen artfremden Gesang annimmt oder nicht: Man erhält unterschiedliche Ergebnisse im Experiment, je nach dem, ob der artfremde Gesang vom Tonband oder von einem lebenden Exemplar produziert wird. Bessere Ergebnisse würden Defektmutanten oder Hybride zwischen nahverwandten Arten liefern.
Der sogenannte „angeborene Auslösemechanismus (AAM)“ ist zu mindest beim Sehsystem des Menschen davon abhängig, welche Umweltreize während der frühkindlichen Entwicklung auf das Sehsystem einwirken und ist somit nicht vollständig und zweifelsfrei angeboren. Dieses Beispiel zeigt, dass die zentrale Fragestellung der modernen Ethologie nicht mehr „erbbedingt oder erfahrungsbedingt“ lautet, da bei einem ausgebildeten Verhaltensmerkmal kaum noch die Einflüsse von Umwelt und Erbgut zu trennen sind. Vielmehr geht es um die wechselweisen Einflüsse von Genen und Umwelt während der ontogenetische Entwicklung eines Verhaltensmerkmals.
Teil- und Randgebiete
Mit dem Verhalten des Menschen beschäftigen sich ausschließlich oder vorwiegend: die Humanethologie (siehe auch Anthropologie), die Sozialpsychologie, die evolutionäre Psychologie, die Verhaltenssoziologie, die Bioakustik, die Biolinguistik und die Kommunikationswissenschaft.
Dem Verhalten von Tieren und Menschen widmen sich Verhaltensbiologie, der Behaviorismus und die Ökologie (mit den Teilgebieten Sozioökologie, Verhaltensökologie, Populationsbiologie oder Demökologie.
Fragestellungen und Schlagworte
Die Ethologie versucht auch auf Fragen, die sonst nur für den Menschen gestellt werden, durch naturwissenschaftliche Beobachtung und Experimente, Antworten zu finden: Gibt es Trauer bei Tieren? Haben Tiere eine Bewusstsein? Ist Sprache wirklich auf den Menschen beschränkt?
Der Behaviorismus hat das Reiz-Reaktionsschema theoretisch entwickelt mit Reflex, Reflexbogen und Schlüsselreizen.
- Was ist Prägung?
- Verhaltensökologie
- Fortpflanzungsstrategien
- ife-history
- Kommunikation
- Habitatnutzung
- Ernährungsstrategien
- Verhaltensrhythmen
- Territorialverhalten
- Vigilanzverhalten
- Brutpflege
- Biologische Rhythmen
- Endokrinologie des Verhaltens
- Vogelzug
- Sozialverhalten
- Evolution von Sozialverhalten
- Lernen und Gedächtnis
Weitere Stichwörter
- akustische Kommunikation
- Wahrnehmungsmechanismen
- Verhaltensgenetik
- Ökoethologie
- Ethophysiologie
- Untersuchungen von Sozialstrukturen
- Chemische Ökologie
- akustische Kommunikation von Insekten
- visuelle Mustererkennung von Insekten
- Neurophysiologie bei Vögeln
- Artenschutzmanagement
- frühkindliche Entwicklung und biologische Rhythmen
- Verhaltensauffälligkeiten
- Tierhaltungsbiologie
- Räuber-Beute-Beziehungen zwischen Vögeln und Insekten
- Schlaf
- Verhaltensoptimierung
- Stress, Stressvermeidung
- Gehirn-und Verhaltensentwicklung
- Komfortbewegungen
- Pränatale Beeinflussung des Verhaltens
- Domestikation
- Vogeldialekte
- Verhaltensontogenese
- Wiederansiedlung
- Monitoring
- Elektro-Kommunikation
- Ontogenie des Verhaltens (Lernen u. Prägen)
- chemische Kommunikation und neurale Grundlagen
- Neurotoxikologie und Verhalten
- Wanderverhalten, Migration
Wichtige Vertreter
- Einer der herausragenden Vertreter der Ethologie war Konrad Lorenz. Für seine Leistungen erhielt er 1973 gemeinsam mit Karl von Frisch und Nikolaas Tinbergen den "Nobelpreis für Physiologie oder Medizin". Sie erhielten den Preis "für ihre Entdeckungen betreffend den Aufbau und die Auslösung von individuellen und sozialen Verhaltenselementen".
- Barlow, George
- Bateson, Patrick
- Bierens de Haan, Johan A(braham)
- Crook, John H.
- Darwin, Charles
- Dawkins, Richard
- Eibl-Eibesfeldt, Irenäus
- Grandin, Temple
- Hass, Hans
- Hassenstein, Bernhard
- Heinroth, Katharina Bertha Charlotte
- Heinroth, Oskar
- Hinde, Robert
- Huxley, Julian
- Immelmann, Klaus
- Lorenz, Konrad
- Schleidt, Wolfgang
- Spalding, Douglas Alexander
- Thorpel, William
- Tinbergen, Nikolaas
- von Frisch, Karl
- von Holst, Erich
- Wheeler, William Morton
- Wilson, Edward O.
- Wickler,Wolfgang
Der niederländische Schriftsteller Maarten 't Hart war, bevor er sich vollständig dem Schreiben widmete, als Dozent für Ethologie tätig.
Literatur
- Eibl-Eibesfeldt, Irenäus: Grundriss der vergleichenden Verhaltensforschung, München 1967
- Lorenz, Konrad: Er redete mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen. dtv 1998. ISBN 3-423-20225-4
- Lorenz, Konrad: The Foundations of Ethology. Wien 1992. ISBN 3-211-81623-2