Böllerschießen

Tradition
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Böllerschützen nennt man Vereine, deren Vereinsziel es ist, die Tradition des Böllerschießens zu pflegen.

Arten des Böllerschießens

Beim Abfeuern von Böllern wird unterschieden zwischen Handböllern, Standböllern und Kanonen. Handböller unterteilen sich in pistolenartige oder auch gewehrartige, welche dann Schaftböller, Böllerbüchse, Böllerstutzen oder bairisch-österreichisch Prangerstutzen genannt werden.

Ladung

Die Böller sind in der Regel Vorderlader und werden mit Böllerpulver befüllt. Das Böllerpulver besteht aus Schwarzpulver gewisser Körnung und hat eine Abbrandgeschwindigkeit von ca. 600 m/s. Die Entzündungstemperatur liegt bei etwa 300°C, die Verbrennungstemperatur bei etwa 2500°C.

Das Böllerpulver wird im Böller mit Hilfe eines Korkens verdämmt, andere Verdämmungsmaterialien sind in Deutschland nicht mehr erlaubt. In Österreich ist es noch erlaubt auch Papier oder Holzstoppeln zur Verdämmung zu benutzen. Letztere bestehen meistens aus Fichtenholz. Holzstoppeln finden meist bei Böllerstutzen Verwendung. Die Verdämmung wird mithilfe eines Ladestocks und eines Hammers in das Rohr geschlagen.

Gezündet wird die Ladung durch ein Zündhütchen welches wiederum durch einen Schlagbolzen (meist bei Kanonen und Standböllern) oder durch ein Perkussionsschloss (bei Handböllern) gezündet wird. Ebenfalls möglich ist eine elektrische Zündung, was gerade bei großkalibrigen Standböllern zunehmend Verwendung findet.

Bei Hinterlader-Kanonen wird das Pulver nicht von vorne in das Rohr eingebracht, sondern in form einer fertigen Kartusche von hinten geladen.

Zweck des Böllerschießens

Am deutschen Volkstrauertag wird der Brauch des Böllerschießens zumeist in süddeutschen Dörfern (z.B. in Rechbergreuthen) gepflegt, um somit die Opfer und gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege zu ehren.

Das Böllerschiessen findet auch bei Beerdigungen von Kriegsveteranen und langjährigen Vereinsmitgliedern in Schützen- und Veteranenvereinen statt. Zum anderen wird auch an besonderen Festtagen geschossen (z.B. Hochzeiten, Schützenfeste, Kirchweihen, an Heiligabend in Degerndorf oder an Neujahr in Happing bei Rosenheim). Dies geschieht, um böse Geister zu vertreiben und die anstehende Zeit mit guten Vorzeichen zu beginnen. (Siehe hierzu auch Karbidschießen)

In vielen süddeutschen Regionen finden zudem jährliche Böllerschützentreffen statt.

Arten des Schußfolgen

Es wird nach bestimmten Reihenfolgen geschossen, die der Schützenmeister vorgibt.

Folgende Grundformen von Salven sind üblich:

  • Das Lauffeuer wird im gleichen Takt geschossen (man wartet etwa, bis man den Schall vom Vorgänger wieder hört). Das geht mehrere Runden durch, daher muss der einzelne Schütze schnell beim Nachladen sein, damit es keine Verzögerungen gibt.
  • Das Schnellfeuer wird wie das Lauffeuer im gleichmäßigem Takt ausgeführt, allerdings erfolgen die Schüsse mit kürzestem Abstand unmittelbar hintereinander.
  • Der Salutschuss erfolgt gleichzeitig von allen Schützen.
  • Das Rad wird mit zunehmender Geschwindigkeit geschossen, bis die letzten 2-3 schon fast gleichzeitig abdrücken.
  • Gern geschossen wird auch der Doppelschlag, bei dem zwei Schützen direkt nacheinander abfeuern und dann etwas gewartet wird, bis die nächsten beiden feuern

In der Präzision oder dem Tempo dieser Salven und ihrer Kombinationen zeigt sich die Qualität einer Schützenformation.

Rechtsgrundlagen

Für jedes Böllerschießen wird eine Genehmigung von der Gemeinde benötigt, außerdem ist das Schießen bei der örtlichen Polizei anzuzeigen. Es ist nicht erlaubt, auch nicht an Silvester, ohne Erlaubnis zu böllern.

Böllerpulver unterliegt dem Sprengstoffgesetz in Deutschland und dem Pyrotechnikgesetz in Österreich. In Deutschland muss für jeden einzelnen Böller eine Beschussbescheinigung vorliegen, die Böllergeräte müssen turnusmäßig alle fünf Jahre dem Beschussamt zur Nachprüfung, bzw. bei Standböllern und Böllerkanonen zum Nachbeschuss vorgeführt werden.

Zu weiteren Informationen siehe Rechtshinweise im Artikel Schwarzpulver.