Carl Uhde

deutscher Kaufmann und Südamerika-Sammler
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Carl Adolf Uhde (* 2. Februar 1792 in Brandenburg; † 17. November 1856 Handschuhsheim) war ein deutscher Kaufmann und Südamerika-Sammler.

Familie

Uhde ist der Sohn des Friedrich Ludwig Uhde (1763-1809), erster Oberbürgermeister von Brandenburg,[1] und der Caroline Fischer. Sein Bruder Friedrich Gustav Uhde (*1794, + 1814) ist Kaufmann in Hamburg, und seine Schwester mit Konsul Eschenburg in Buenos Eires verheiratet.

Er ehelichte um 1813 in London Eliza Hinrichs. Kinder: 1.) Karl (Charles) Uhde(*1814,+1859), 2.) Albertina Eliza Uhde (*1817), 3.) Emma Caroline Uhde (*1821), 4.) Adolf Wilhelm Bernhard Uhde (*1822), 5.) Albert Rodney Uhde (*1836)

Biografie

Seine Kindheit verbrachte Uhde in Alt Brandenburg an der Havel, wo er auch in die Schule gegangen sein dürfte. Von 1806 bis 1808 waren die Franzosen in der Stadt. 1809 verliert er mit 17 Jahren seinen Vater. Während der jüngere Bruder 1814 seine kaufmännische Tätigkeit in Hamburg aufnimmt, ist er als deutschen Kaufmann in London etabliert, mit der Londonerin Eliza Hinrichs verheiratet und hat das erste Kind. Bis 1822 sind es vier Kinder.

Dann folgt ein 13-jähriger Geschäftsaufenthalt in Mexiko von 1823-1835, währenddessen er eine intensive Sammeltätigkeit entfaltet, die sich nicht nur auf archäologische Fundstücke richtete, sondern auch auf Mineralien, Pflanzen und Bücher.

Der jüngste Sohn wird 1836 in Stuttgard geboren, von wo aus Uhde im gleichen Jahr das Handschuhsheimer Schlösschen, eines Gutshof aus dem 18 Jh. erwirbt, welcher ab 1783 der Familie Rottmann gehörte. Er baut einen durch Pergula mit dem Schloss verbundenes Nebengebäude als Museum für seine in Mittel- und Südamerika erworbenen Sammlungen aus.

„Die Sammlung war von `unvergleichlicher Reichhaltigkeit`. Besonders beeindruckend waren die Werke indianischer Bildhauerkunst: Gestalten des aztekischen Götterhimmels, meist aus vulkanischem Gestein, und weitere Zeugnisse aus dem einst im Hochland von Mexiko errichteten Aztekenreich, das in den Jahren 1519 bis 1521 von den spanischen Eroberern vernicht worden war. Ferner gab es noch eine Fülle anderer Exponate: Götzen aus gebranntem Ton, eine riesige Klapperschlange aus Granit, eine Menge Gesichter aus Stein gehauen, Schmuck, Steine, Perlen aus reinem Golde, Töpfergeschirr, Schwerter Pfeilspitzen, Messer aus Obsidian, Beile von Kupfer und Stein und anderes mehr. Außer diesen `Altherthümern` besaß Uhde noch eine Sammlung mexikanischer Naturprodukte: ausgestopfte Tiere, über 500 verschiedene Arten von Vögeln, Insekten aus allen Klassen, ein Herbarium und schließlich noch eine reiche Mineralienschau. Namhafte Wissenschaftler, darunter Historiker und Archäologen, Botaniker, Zoologen und Mineralogen fanden in den folgenden Jahren den Weg nach Handschuhsheim, um die Sammlungen zu sehen, die Uhde `mit zuvorkommender Güte und Belehrung den Besuchenden zeigte`.“ [2]

Die Familie verkehrte in höchsten gesellschaflichen Kreisen. Zwei Töchter ehelichten deutsche Grafen, [3] der älteste Sohn Charles heiratete Olympia Cockborn-Campbell, Tochter des Baronets Alexander Cuckburn-Campbell. Charles Uhden erbte nach Tod des Vaters 1856 das Schlösschen. Nach seinem Tod 1859 fiel es an den jüngeren Sohn Adolph Uhde, Kaufmann in Matamarus (Mexiko) und damals in Handschuhsheim wohnhaft, der am 1. Mai 1861 das Schlösschen mit Zubehörungen für 35.000 Gulden an den australischen „Minenkönig“ John Benjamin Graham verkaufte, jedoch ohne Sammlung. Für letztere wurde der 14 Dezember 1861 als Auktionstag angesetzt.

Noch rechtzeitig reiste der der Direktor der Königlich Preußischen Kunstkammer in Berlin Leopold von Ledebur an und besichtigte den Nachlass, die s.g. „Uhde´sche Sammlung in Handschuhsheim. Mit einem Gebot von 18.000 Gulden erhielt das Königlich Preußische Museum zu Berlin den Zuschlag.

Die umfangreiche Sammlung wurde geteilt. Die Bücher gingen an die Königliche und Museums-Bibliothek Berlin, Universitätsbibliothek Bonn, Breslau und Königsberg und zum Germanischen Museum in Nürnberg (Germanisches Nationalmuseum); die zoologische Slg. an das Zoologische und Anantomische Museum Berlin, das zoologische Museum in Breslau, Bonn, Halle, Königsberg und an die kgl. Realschule (Ort?); die botanische Sammlungen an das Herbarium in Berlin und Halle; die Mineralien und Versteinerungen an das Mineralien-Cabinet in Berlin, Breslau, Königsberg, Halle, Greifswald, Bonn, Münster; die Münzen wurden dem kgl. Münzcabinet (Münzkabinett Berlin) überwiesen.

Die archäologischen Stücke wurden durch Ankauf erworben und zum 6.August 1870 in das Eingangsbuch der Königlich Preußischen Kunstkammer in Berlin eingetragen. Die Sammlung umfasste über 4000 Objekte, vorwiegend mexikanisch, welche sich heute in der Archäologischen Sammlung des Ethnologischen Museums Berlin befinden.

Fußnoten

  1. Sein zweiter Sohn bezeichnet ihn 1818 in Hamburg in seinem Verheiratungsprotokoll als Oberbürgermeister (siehe von Marchthaler, während er im "Geschlechts-Register der Uden oder Uhden" des Gustav Uhde von 1855 nur als "Bürgermeister" geführt wird. Möglicherweise hatte 1809 beide Ämter inne.
  2. Eberhard Schöll
  3. Albertina Eliza Uhde ehelichte Rudolf Graf von Uxkull-Gyllenbrand, ihre Schwester Emma Caroline Uhde ehelichte Otto Eckbrecht Graf v. Dürkheim-Montmartin und

Quellen

  • Archivmaterial im Ethnologischen Museum Berlin: I/MV 0418 (I B 088 Asien, 1910-1934)

Alb. Uhde, Lichtenthal (Ludwigsbad), Schreiben vom 25.9,1892 an Adolf Bastian (?), Anfrage zum Verbleib der Sammlung des Großvaters. - Antwort des Museums für Völkerkunde vom 3. Oktober 1892 mit Aufstellung zum Verbleib der Sammlung.

  • Martin Jordan, Die Handschuhsheimer vor 1900, Ortssippenbuch Heidelberg-Handschuhsheim, Verlag Brigitte Guderjahn, Heidelberg, 1988, S. 464
  • Hildegard von Marchthaler, „Materialsammlung zu vielen Familien aus Hamburg und dem hamburgischen Umland“, Ordner St-Z, Nr. 93.30.06, /Nachlaß im Archiv der Genealogischen Gesellschaft Hambung e.V., Alsterchaussee 11, 20149 Hamburg
  • Eberhard Schöll, Mexiko – Handschuhsheim – Berlin, Auf den Spuren von Karl Adolf Uhdes Sammlung „Mexikanische Alterthümer und Naturalien“ in Jahrbuch 1999 Stadtteilverein Handschuhsheim e.v., S. 25 und 26
  • Gustav Uhde, „Geschlechts-Register der Uden oder Uhden“, Breslau 1855,
  • [1] MEXIKO UND MESOAMERIKA IM DEUTSCHEN SPRACHRAUM (16.-19. Jahrhundert), Bibliographie-Katalog im Aufbau der Universität Wien
  • [2] Familie UHDEN auch UHDE geschrieben ursprünglich aus Gardelegen in der Altmark,