Das Schloss Schönhausen (zwischenzeitlich Schloss Niederschönhausen) ist ein Barockschloss im Ortsteil Niederschönhausen des Berliner Verwaltungsbezirkes Pankow. Es ist von einem Schlosspark, durch den die Panke fließt, umgeben. Das Schloss gehört zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, die seine Wiederherstellung im historischen Zustand und die Wiedereröffnung für die Öffentlichkeit im Jahr 2009 plant.

Geschichte
Preußische Geschichte
1662 erwarb Gräfin Sophie Theodore zu Dohna-Schlobitten, eine geborene von Holland-Brederode, die Ländereien Niederschönhausen und Pankow, damals weit vor den Toren Berlins. Sie ließ 1664 auf dem Rittergut Niederschönhausen ein Herrenhaus und eine Melkerei im holländischen Stil erbauen. Nacheigentümer wurde Anfang 1680 Oberhofmarschall und Großkanzler Joachim Ernst von Grumbkow. Im Jahr 1691 kaufte Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg Schloss und Ländereien für 16.000 Taler von der Witwe des 1690 verstorbenen Grumbkows. Er unterstellte die Ländereien dem Amt Niederschönhausen.
Das Schloss ließ Kurfürst Friedrich III. 1691 bis 1693 nach Plänen von Johann Arnold Nering umbauen. Im August 1700 bereitete der Kurfürst im Schloss Schönhausen seine Krönung zum preußischen König vor. 1704 ließ der nunmehrige König Friedrich I. in Preußen das Schloss von Eosander von Göthe erweitern sowie zu einem Lustschloss und königlichen Sommersitz umgestalten. Nach dem Tod des Königs im Jahr 1713 kümmerte sich sein Sohn und Nachfolger, König Friedrich Wilhelm I. nicht weiter um das Schloss, in das Beamte einzogen. Teile des Grundbesitzes wurden verpachtet. In den folgenden Jahren verwahrlosten Schloss und Park zunehmend.
Unter König Friedrich II. wurde Schloss Schönhausen wieder königliche Residenz. Er schenkte es seiner Gemahlin Königin Elisabeth Christine, die es von 1740 bis 1790 als ständige Sommerresidenz nutzte, nachdem ihr Gatte sie verstoßen hatte. Der auch „Alter Fritz“ genannte König hat seine Gemahlin auch nie hier besucht. Im Siebenjährigen Krieg verwüsteten die nach Preußen eingedrungenen russischen Truppen das Schloss. Im Jahr 1764 wurde es dann erneut umgebaut und erhielt seine heutige Gestalt. Der Schlosspark wurde im französischen Stil als Rokoko-Lustgarten neu angelegt. Nach dem Tod der Königin Elisabeth Christine 1797 wurde das Schloss zeitweilig noch weiter bewohnt und diente ansonsten als Lager für Möbel und Gemälde. Im Schloss lebten auch Prinz Louis von Preußen und seine Ehefrau Friederike.
Angeblich soll König Friedrich II. im Schlosspark nahe der Panke sein Lieblingspferd Condé begraben haben. Ob sich unter einem heute noch erhaltenen Hügel tatsächlich das Grab des Pferdes befindet, ist bis heute nicht nachgewiesen. Im 19. Jahrhundert wurde der Schlosspark durch Peter Joseph Lenné in eine englische Parklandschaft umgestaltet.
Nachpreußische Geschichte
Das Schloss verblieb weiter im Besitz der preußischen Herrscherfamilie. Nach dem Ende der Monarchie in Preußen und im Deutschen Reich ging es 1920 in den Besitz des preußischen Staates über. Es wurde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und von zahlreichen Kunstvereinen für Ausstellungen genutzt. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde es für die Einlagerung der sogenannten Entarteten Kunst von der Reichskunstkammer genutzt. Während der Kämpfe um Berlin am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Schloss leicht beschädigt. Einige dieser Schäden wurden 1945 von einer Künstlerinitiative aus Pankow repariert. Das Schloss konnte so im September 1945 für eine Kunstausstellung genutzt werden.
Bald danach beschlagnahmte die sowjetische Militärverwaltung das Schloss, sperrte es für die Öffentlichkeit und richtete ein Offizierskasino ein. Später wurde es Schule und Internat für sowjetische Schüler. Mit Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 wurde Schloss Schönhausen von der Sowjetunion an die DDR übergeben und diente von 1949 bis 1960 als Amtssitz des Präsidenten der DDR Wilhelm Pieck. Nach dessen Tod beherbergte das Schloss zunächst bis zur Fertigstellung des Staatsratsgebäudes 1964 den Staatsrat der DDR, welcher sich 1960 auch im Festsaal konstituierte. Danach wurde es zum Gästehaus der DDR-Regierung umfunktioniert, die es offiziell als Schloss Niederschönhausen bezeichnete. Zahlreiche Staatsgäste der DDR aus Ost und West wie Indira Gandhi und Fidel Castro logierten hier. Einer der letzten Gäste war im Oktober 1989 der damalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow mit seiner Frau. Das Schloss mit einem kleinen Teil des von Reinhold Lingner gestalteten Schlossparks war während der Zeit der DDR für die Öffentlichkeit gesperrt und von einer Mauer umgeben.
Nach der Wende
In der Wende-Zeit tagte 1989/1990 in den Nebengebäuden des Schlosses der sogenannte Runde Tisch. Zudem fanden hier wesentliche Teile der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen statt. Heute erinnert eine Gedenktafel an diese Zeit.
Nach der deutschen Wiedervereinigung war das Schloss zunächst im Besitz des Bundesvermögensamts. 1991 nutzte die Bundesrepublik das Schloss als Gästehaus während des Staatsbesuches von Königin Beatrix der Niederlande und übergab es mit dem Schlosspark im gleichen Jahr an das Land Berlin. 1997 übergab der damalige Stadtbezirk Pankow das Schloss an den Liegenschaftsfond des Landes Berlin mit dem Ziel des Verkaufs. Im Jahr 2003 war zunächst geplant, das Schloss als zeitweilige Residenz des Bundespräsidenten für die Dauer der Sanierung von Schloss Bellevue herzurichten. Wegen der damit verbundenen Kosten für Instandsetzung und Umbau von 12 Mio. € wurde dieser Plan aber wieder aufgegeben. Wegen der Belastung des Dachgebälks mit giftigen Holzschutzmitteln konnten in den Folgejahren nur die unteren beiden Etagen zeitweise für Feiern und Führungen genutzt werden.
Am 24. Juni 2005 wurde Schloss Schönhausen vom Land Berlin an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg übergeben. Für die Wiederherstellung des Schlosses sind 8,6 Mio. € Fördermittel bereitgestellt. Die Sanierung und Wiederherstellung wird finanziert durch die Europäische Union, den Bund, die Bundesländer Berlin und Brandenburg, die Stiftung Deutsche Klassenlotterie sowie private Spender. Als größten Einzelbetrag steuerte Ruth Cornelsen, Frau des Verlegers Franz Cornelsen, eine Spende von einer Million Euro bei. Die Eröffnung des Schlosses ist für Sommer 2008 geplant, wobei die Restaurierung der Räume nicht abgeschlossen sein wird. Neben den wiederhergestellten historischen Räumen aus der Zeit der preußischen Königin sollen auch Repräsentationsräume aus der DDR-Zeit und ein erhalten gebliebenes ehemaliges Gästeappartement der DDR-Regierung belassen werden. Das ehemalige Arbeitszimmer von Wilhelm Pieck wird ebenfalls originalgetreu wieder errichtet. Im Souterrain werden die originalen Kamine, Spiegelrahmen und Paneelen wiederhergestellt und, soweit vorhanden, mit dem Inventar aus der Zeit um 1797 ausgestattet. Neben den Möbeln und Kunstwerken aus der Sammlung von Elisabeth Christine wird zukünftig im Schloss auch die Kunstsammlung Dohna-Schlobitten, die zurzeit noch im Schloss Charlottenburg untergebracht ist, zu besichtigen sein. Der Festsaal, als einziges komplett erhaltenes Rokoko-Interieur in Berlin, soll für verschiedene Konzerte, Lesungen und festliche Empfänge genutzt werden.
Gleichfalls ist die Wiederherstellung des Schlossgartens in der Gestaltung von Reinhold Lingner aus der Zeit als Sitz des Präsidenten der DDR vorgesehen. 1949/50 wurde der sogenannte „Innere Schlossgarten“ von dem übrigen historischen Areal durch eine Mauer abgetrennt. Zurzeit wird die künftige Nutzung der unter Denkmalschutz stehenden Nordgaragen (vormals Fuhrpark Amtssitz Wilhelm Pieck) geprüft und eine Übertragung an den Bürgerverein „Für Pankow“ durch das Land Berlin verhandelt, um dort ein Kastellansbüro, ein Café und einen Museumsshop unterzubringen.
Nach Sanierung und Umbau, welche im Sommer 2008 weitgehend abgeschlossen sein soll, wird hier ebenfalls ein Museum eröffnet, das dem politischen Erinnern an die vergangenen zwei deutschen Diktaturen gewidmet ist. Unterstützt und begleitet wird diese Aufarbeitung durch einen Lehrauftrag des Potsdamer Zentrums für Zeithistorische Forschung, das auch in die links und rechts der Zufahrt stehenden ehemaligen Wachhäuser mit Informationsräumen einziehen wird.
Seit 2003 ist in den Nebengebäuden (ehemalige Präsidialkanzlei und Casino) zum Schloss Schönhausen die Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) untergebracht (in den Häusern „Bonn“ sowie „Berlin“).
Radwege
Durch den Schlosspark führt der Radfernweg Berlin-Usedom, der in Berlin-Mitte am Schloßplatz beginnt und nach Usedom führt und hier mit dem Panke-Radweg entlang der Panke identisch ist.
Weblinks
- Stiftung Preußische Schlösser und Gärten - Schloss Schönhausen
- Einträge in der Berliner Landesdenkmalliste: Schloss und Schlosspark
- „Schlosspark Niederschönhausen“ bei berlin.de
- Berliner Morgenpost: Geschichten von Schloß Schönhausen
- Bilder und Bürgerinitiative