Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde

Obertiefenbach ist eine Ortschaft in der Gemeinde Beselich im Landkreis Limburg-Weilburg in Hessen.
Obertiefenbach hat rund 2.500 Einwohner und ist eines der größeren Dörfer in seinem Landkreis.
Etymologie
Der Name Obertiefenbach, dessen Altform früher Oberen Dyffenbach oder superior Dieffenbach war, kommt von der Lage am Tiefenbach, der heute noch quer (weitgehend unterirdisch) durch den Ort fließt.
Geografie
Geografische Lage
Obertiefenbach liegt am nordöstlichen Rand des Limburger Beckens, am Fuß des Westerwaldes 220m über NN. Schon von weitem sichtbar ist der Beselicher Kopf (294m), der an der nordöstlichen Seite der Gemarkung steht. Obertiefenbach befindet sich im Tal des Tiefenbachs zentral im Landkreis Limburg-Weilburg (Hessen).
Geologie
Die Landschaft ist teilweise bewaldet und geprägt durch Ton-, Basalt- und Eisenerzvorkommen. Bis in die heutige Zeit wird in Obertiefenbach Ton abgebaut.
Nachbarorte
Im Norden: Heckholzhausen, im Osten: Schupbach, bis zum Mittelalter existierte auch ein kleiner Ort "Schuy" zwischen Obertiefenbach und Schupbach im Kuhweg, im Süden: Niedertiefenbach, im Westen: Oberweyer und Steinbach.
Chronik
Geschichtsverlauf
Obertiefenbach entstand vermutlich im 7./8. Jahrhundert. Durch Bodenfunde ist aber schon das Vorkommen von Menschen in grauer Vorzeit belegt. Über eine genaue Altersangabe gibt es jedoch keine Nachweise. Im Jahr 1234 wurde Obertiefenbach erstmals geschichtlich erwähnt. Um diese Zeit lebte dort die Adelsfamilie Hesse, von welcher der Ritter Heinrich Hesse geschichtlich erwähnt wird.
- Am 01.02.1376 wurde Obertiefenbach von dem Grafen von Diez als Pfandschaft in Mannslehen an die Brüder Dietrich und Siegfried von Runkel vergeben.
- Um 1500 leben durch die Auswirkungen der Pest nur noch ungefähr 50 Familien im Ort.
- 1580 wurde Obertiefenbach durch die Reformation zum Kalvinismus gezwungen.
- 1638 wütete ein Brand in Obertiefenbach und vernichtete das gesamte Dorf, bestehend aus 34 Häusern und 30 Scheunen.
- 1648 leben am Ende des Dreißigjährigen Krieges nur noch 13 Familien im Ort.
- Am 18. Mai 1649 verpfändete die Grafschaft Runkel das Pfarrdorf an den Fürsten Johann Ludwig von Nassau-Hadamar. Die Bevölkerung musste nach 100 Jahren wieder katholisch werden. Obertiefenbach war Privateigentum des Fürsten und gehörte nicht dem Fürstentum an.
- 1733 wurde eine neue Kirche erbaut.
- 1771 ging Obertiefenbach an die Grafen von Merode-Westerloo
- 1775 fand eine Schlacht zwischen Österreichern und Franzosen auf einem Obertiefenbacher Feld statt. Die Österreicher konnten die Franzosen zurückschlagen.
- Am 01.11.1813 zogen russische Truppen in Obertiefenbach ein.
- 1820 wurde ein laufender Brunnen als Viehtränke angelegt.
- 1835 wurde der heutige Friedhof am Weg nach Oberweyer erbaut.
- Ab 1848 gab es durch die Deutsche Revolution das Dorfoberhaupt des Bürgermeisters.
- 1849 wurde das alte Rathaus eingeweiht. Es war in der heutigen Pizzeria (Nähe Pfarrkirche) untergebracht.
- 1880 wurde die Freiwillige Feuerwehr Obertiefenbach gegründet.
- 1886 wurde die Kirche völlig umgebaut. Der alte Kirchturm blieb bestehen.
- Im 1. Weltkrieg fielen 32 Männer aus Obertiefenbach.
- Am 06.09.1917 kamen die ersten Pallottinerinnen-Schwestern nach Obertiefenbach.
- Am 21.06.1923 brannten die ersten elektrischen Lampen im Dorf.
- An Ostern 1927 wurde die erste Wasserversorgungsleitung gebaut, mit der knapp 800 Haushalte versorgt wurden.
- Am 20.06.1945 wurde Alois Borbonus von der US-amerikanischen Besatzungsmacht als Bürgermeister eingesetzt und später von der Gemeindevertretung gewählt.
- 1951 kam Hermann-Josef Heyer als Pfarrer nach Obertiefenbach.
- 1962 wurde erstmals Alfred Roth als Bürgermeister in sein Amt gewählt. Er wurde nach dem Zusammenschluss 1971 Bürgermeister der neu entstandenen Gemeinde Beselich.
- 1963 wurde die Kläranlage in Betrieb genommen.
- 1964 wurde die Mehrzweckhalle eingeweiht.
- 1968 wurde die Friedhofshalle eingeweiht.
- 1969 wurde Georg Leber Ehrenbürger von Obertiefenbach.
- Am 31.12.1970 schlossen sich die selbständigen Gemeinden Obertiefenbach, Schupbach, Heckholzhausen und Niedertiefenbach freiwillig zur Gemeinde Beselich zusammen. Namensgeber war das Kloster (Basilika) Beselich.
- Am 01.07.1974 wurde Obertiefenbach als Ortsteil Beselichs durch die Zusammenfassung des Oberlahnkreises mit dem Kreis Limburg dem neuen Landkreis Limburg-Weilburg zugeordnet.
- 1975 wurde die Kreismülldeponie zwischen Obertiefenbach und Heckholzhausen eingerichtet.
- Am 08.10.1977 wurde der Erdgasanschluss in Obertiefenbach in Betrieb genommen.
- 1982 wurde Günther Gutensohn Pfarrer von Ober- und Niedertiefenbach.
- 1983 wurde die Grundschule Beselich in Obertiefenbach eingeweiht.
- 1984 wurde die "Alte Schule" im Ortsmittelpunkt unter Denkmalschutz gestellt.
- 1986 wurde erstmals Hans-Peter Wahl zum Bürgermeister der Gemeinde Beselich gewählt.
- Am 19.12.1990 wurde die neu erbaute Sporthalle in Obertiefenbach eingeweiht.
- Am 31.03.1992 verließen die Pallottinerinnen-Ordensschwestern das Schwesternhaus im Auer Weg.
- 1993 wurde die Sportwettkampfmannschaft der Freiwilligen Feuerwehr Obertiefenbach bei den X. Internationalen Feuerwehrwettkämpfen des Feuerwehrweltverbandes CTIF in Berlin Weltmeister in der Disziplin Löschangriff.
- 1998 wurde Martin Rudersdorf neuer Bürgermeister der Gemeinde Beselich.
- Am 28.07.1999 war Richtfest des Alten- und Seniorenzentrums "Maria Hilf" in der Au.
- Am 15.10.2000 wurde Otto Latzel Pfarrer der Pfarrgemeinde.
- Am 11.10.2001 wurde das Bürgerhaus eingeweiht, welches die bisherige Mehrzweckhalle ersetzt.
- Am 21.02.2002 war Richtfest für das Jugendzentrum in der Steinbacher Straße.
- Am 08.10.2003 wurde die Teilortsumgehung Richtung Schupbach und eine Brücke über die Bundesstraße 49 eingeweiht.
- 2004 entstand das neue Investzentrum an der Bundesstraße 49.
- Im Februar 2007 wurde Dr. Cesar Mawanzi Pfarrer des pastoralen Raums Beselich.
Ortsoberhäupter
- Löw, Heinrich (vor dem 30-jährigen Krieg)
- Meilinger, Johannes (während dem 30-jährigen Krieg)
- Schmitt, Jacob (1712)
- Daub, Johann Wilhelm (1721-1727)
- Weiß, Franz (1733)
- Jung, Wilhelm (1739-1740)
- Horn, Hans Peter (1748-1771)
- Abel, Johannes (um die Wende des 18. Jhs.)
- Wagner, Johann Wilhelm (vor dem 7-jährigen Krieg bis 1786)
- Abel, Johannes (1786-1816)
- Höchst, Johannes sen. (1816-1827)
- Höchst, Johannes jun. (1827-1848)
- Gräf, Joseph (1848-1861)
- Schmitt, Johannes (1861-1891)
- Wagner, Wilhelm (1891-1908)
- Schlitt, Heinrich (1908-1923)
- Becher, Joseph (1923-1945)
- Borbonus, Aloys (1945-1962)
- Roth, Alfred (1962-1986), ab 1971 - Gemeinde Beselich
- Wahl, Hans-Peter (1986-1998 - Gemeinde Beselich)
- Rudersdorf, Martin (seit 1998 - Gemeinde Beselich)
Obertiefenbacher Kirmes
Die Obertiefenbacher Kirmes findet jedes Jahr am ersten Septemberwochenende statt. Sie ist das Kirchweihfest der Obertiefenbacher Pfarrkirche „St. Aegidius“. Die Kirmes beginnt am Samstagmittag, wenn die Kirmesburschen traditionell auf dem Tanzplatz vor dem Rathaus den Kirmesbaum stellen. Dabei ist für das leibliche Wohl gesorgt und ein Blasmusikorchester spielt Volkslieder. Anschließend öffnen die Schausteller auf dem Kirmesplatz ihre Buden und Fahrgeschäfte. Samstagabend findet im Bürgerhaus eine Tanzveranstaltung statt. Am Sonntagmorgen wird dann zusammen mit den Kirmesburschen in der Pfarrkirche der Festgottesdienst gefeiert. Nach der Mittagsandacht holen die Kirmesburschen ihre Kirmesmädchen zum Tanz um den Kirmesbaum beim Vortänzer ab. Am Montag gibt es dann einen großen Frühschoppen und am Abend werden die Kirmesburschen bei der Abschlussveranstaltung im Bürgerhaus von ihren Nachfolgern „rausgeschmissen“.
Religionszugehörigkeit
Obertiefenbach ist durch den römisch-katholischen Glauben geprägt, beheimatet aber auch andere Konfessions- und Glaubensrichtungen.
Berühmte Persönlichkeiten
Georg Leber (* 7. Oktober 1920 in Obertiefenbach), deutscher Politiker (SPD), ehemaliger Bundestagsvizepräsident (1979-1983), Mitglied des Deutschen Bundestags (1957-1983), Mitglied des Europäischen Parlaments (1958-1959), Bundesverkehrsminister (1966-1972) (ab 1969 gleichzeitig Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen) sowie Bundesverteidigungsminister (1972-1978), Ehrenbürger der Gemeinde Beselich (seit 1969).
Einrichtungen und Freizeitmöglichkeiten
Einrichtungen:
- Freiwillige Feuerwehr Beselich-Obertiefenbach, gegr. 1880
- Grundschule Beselich in der Schupbacher Straße
- Kath. Kindergarten "St. Aegidius" im Auer Weg
- Kath. öffentliche Bücherei "St. Aegidius" in der Steinbacher Straße
Freizeitmöglichkeiten:
- Bürgerhaus
- Sportplatz
- Tennisanlage
- Große Sporthalle
- vier Spielplätze
- Wanderwege
Vereine:
- MGV "Eintracht-Liederkranz" 1874 e.V. Obertiefenbach
- Freiwillige Feuerwehr Beselich-Obertiefenbach e.V., gegr. 1880
- TuS Obertiefenbach 1912 e.V.
- Sängerchor "Frohsinn" 1925 e.V. Obertiefenbach
- Kirchenchor "St. Aegidius" Obertiefenbach, gegr. 1940
- Brieftaubenzuchtverein "Heimatliebe" Obertiefenbach, gegr. 1955
- Verschönerungsverein Obertiefenbach e.V., gegr. 1960
- Kleintierzuchtverein H 198 e.V. Obertiefenbach, gegr. 1962
- Musikverein e.V. Obertiefenbach, gegr. 1966
- Tennisclub Beselich e.V., gegr. 1979
- Beselicher Hundesportclub 1987 e.V. Obertiefenbach
- Schützenverein 1994 Beselich e.V.
- Fastnachtsgarde 1995 der Obertiefenbacher Vereinsgemeinschaft
- Förderverein Grundschule Beselich e.V., gegr. 2001
- Zucht-, Reit- und Fahrverein Obertiefenbach e.V.
- Obertiefenbacher Vereinsgemeinschaft, gegr. 1999
- VdK Ortsgruppe Obertiefenbach
- Kath. Frauengemeinschaft Obertiefenbach, gegr. 1945
Obertiefenbach verfügt über ein Gewerbegebiet, in dem sich Verbrauchermärkte und weitere Einkaufsläden angesiedelt haben, sowie über ein Investzentrum in dem Autohändler, Werkstätten, Fuhrunternehmen und Tankstellen beheimatet sind.
Bauwerke
Kath. Pfarrkirche St. Aegidius
Die auf dem Kirchberg erstmals im Jahr 1773 erbaute katholische Kirche wurde in den Jahren 1884 bis1886 grundlegend umgebaut und 1888 eingeweiht. Dabei blieb nur der 47 Meter hohe Kirchturm bestehen. Das Kirchenschiff wurde um 90 Grad gedreht. Die Kirche ist dem heiligen Ägidius von St. Gilles geweiht und wird von der Kath. Kirchengemeinde St. Aegidius genutzt.
Alte Schule
Das alte Schulgebäude wurde 1872/73 im Ortskern erbaut und am 15.10.1873 der Bestimmung übergeben. Nachdem im Jahr 1983 die Grundschule Beselich in der Schupbacher Straße genutzt wurde, konnte die Kath. Kirchengemeinde St. Aegidius das Gebäude von der Gemeinde Beselich übernehmen und kann es als Pfarrheim nutzen.
Kath. Wallfahrtskapelle "Maria Hilf"
Die Kapelle "Maria Hilf" liegt auf dem Beselicher Kopf. Diese Kapelle zu Ehren der 14 Nothelfer verdankt ihren Ursprung der Initiative eines Franziskaner-Eremiten, des Ordensbruders Leonhard (bürgerlicher Name: Georg Niederstraßen). Er wurde 1709 geboren und baute nach einem ausgedehnten Wanderleben um 1760 hier an der Stätte des ehemaligen Klosters Beselich mit Hilfe der Bevölkerung eine Kapelle und eine Eremitage, die im Jahr 1767 eingeweiht wurden. Die Kapelle wurde im Jahr 2002 durch Spenden der Bevölkerung und mit Unterstützung des Bistums Limburg innen renoviert und zum Teil im ursprünglichen Zustand wieder hergestellt. Heute ist die Kapelle täglich das Ziel vieler Pilger und Beter. In den Monaten Mai bis Oktober finden an jedem Freitag um 18:00 Uhr eine Eucharistiefeier und an den Sonntagen um 17:00 Uhr eine Marienandacht mit Predigt und sakramentalem Segen statt. Zum Gebet ist die Kapelle ganzjährig geöffnet. Auf dem Weg von Obertiefenbach bis zur Wallfahrtskapelle stehen 7 kleine Kapellchen zum Gedächtnis der 7 Schmerzen Mariens.
Klopfsteinmühle
Die Klopfsteinmühle wurde zur Verarbeitung von Basalt im 19. Jahrhundert im Wald am Beselicher Kopf errichtet. Vor dem II. Weltkrieg wurde der Betrieb eingestellt.
Fachwerkhäuser
Im Ortskern von Obertiefenbach findet man vereinzelt bis zu 400 Jahre alte Fachwerkhäuser, die als Zeugen der früheren Baukunst meist unter Denkmalschutz stehen. Die wohl ältesten Straßennamen sind der "Kellerweg" und die "Milchkammer", die bereits Ende des 13. Jh. vorhanden sein sollen.
Bürgerhaus
Das jetzige Bürgerhaus Obertiefenbach in der Steinbacher Straße mit Verbindung zuer Gemeindeverwaltung wurde im Jahr 1964 als Mehrzweckhalle erbaut. In den Jahren 2000 bis 2001 wurde dieses Gebäude Im Rahmen der Dorferneuerung Obertiefenbach vollständig zum Bürgerhaus umgebaut.
Grundschule
Die Grundschule Beselich in der Schupbacher Straße in Obertiefenbach wurde 1983 eingeweiht. In der Grundschule werden alle Kinder aus der Gemeinde Beselich aufgenommen.
Sporthalle
Die direkt neben der Grundschule befindliche Sporthalle, welche im gemeinsamen Eigentum der Gemeinde Beselich mit dem Landkreis Limburg-Weilburg steht, wurde am 19.12.1990 ihrer Bestimmung übergeben. In der Sporthalle sind alle Hallensportarten möglich. Die Sporthalle steht vormittags der Grundschule Beselich, nachmittags und abends sowie an Wochenenden den ortsansässigen Vereinen der Gemeinde zur Verfügung.
Seniorenzentrum "Maria Hilf"
Im Mai 2000 wurde in der Au in Obertiefenbach das von der Gemeinde errichtete und vom Caritas Verband betriebene Seniorenzentrum "Maria Hilf“ offiziell seiner Bestimmung übergeben. Die Einrichtung verfügt über eine Sozialstation, 22 Langzeit- und 10 Kurzzeitpflegeplätze. Zu Beginn des Jahres 2006 wurde das Angebot durch die Bereitstellung von 11 seniorengerechten Wohnungen erweitert.
Quellen
- Georg Wagner: Obertiefenbach in seiner Vergangenheit, Wiesbaden-Dotzheim, 1954
- Freiwillige Feuerwehr Obertiefenbach e.V.: 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Obertiefenbach, ISBN: 3-926262-02-8, Beselich, 1986
- Freiwillige Feuerwehr Obertiefenbach e.V.: 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Obertiefenbach, Beselich, 2005