Émile Jaques-Dalcroze

Schweizer Komponist und Musikpädagoge
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Emile Jaques-Dalcroze (* 6. Juli 1865 in Wien; † 1. Juli 1950 in Genf), eigentlich Jakob Dalkes, war ein Komponist und Musikpädagoge. Jaques-Dalcroze, häufig auch (falsch) Jacques-Dalcroze geschrieben, gilt als der Begründer der rhythmisch-musikalischen Erziehung. Dalcroze war zeitlebens auf der Suche nach Gesetzmäßigkeiten zum künstlerischen Ausdruck.

Leben, Werk und Wirkung

Jaques-Dalcroze war ein Schüler von Anton Bruckner (Wien) und Mathis Lussy (Paris). Inspiriert durch die additiven Modelle arabischer Rhythmik (er half 1886 für eine Saison in Algier als Kapellmeister aus), begann am Genfer Konservatorium zunächst als Theorierlehrer die Zusammenhänge zwischen Musik und ihrem tänzerischen Ausdruck über ihren Rhythmus zu untersuchen. Er entwickelte die musikpädagogische Methoden seiner Zeit weiter, wobei er im Solfège-Unterricht wiederum auf den Rhythmus, nämlich auf die rhythmische Mängel seiner Schüler gestoßen wurde. Von Genf aus verbreitete sich seit 1902 seine Methode als Rhythmische Gymnastik zunächst nach Deutschland (u.a. durch Alexander Sutherland Neill und Gertrud Grunow). 1906 hatte er eine Begegnung mit dem Architekten Adolphe Appia (1862-1928). 1911 gründete und leitete Jaques-Dalcroze zusammen mit Wolf Dohrn in Hellerau (bei Dresden) die Bildungsanstalt für Musik und Rhythmus (die 1925 nach Laxenburg verlegt wurde). Die dortigen Unterrichtsdemonstrationen und Inszenierungen zogen die europäische Avantgarde an, und seine pädagogische und künstlerische Arbeit erreichte Weltgeltung. 1915 eröffnet er das heute noch bestehende Jaques-Dalcroze Institut in Genf. Etwa seit 1925 ist Rhythmik ein Studiengang an den Musikhochschulen Deutschlands. 1926 wird die Internationale Vereinigung der Professoren der Jaques-Dalcroze-Methode gegründet. Diese Organisation wird 1977 zur FIER (Federation Internatonale des Enseignants de Rythmique) umbenannt um die vielen

Neben Genf gibt es heute noch ein Jaques-Dalcroze-Institut in Brüssel. Außerdem gibt es weltweit etwa 30 Ausbildungsstätten für Rhythmik, die sich zum Teil nach Jaques-Dalcroze nennen.

Emile Jaques-Dalcroze vertraute auf die Wechselbeziehung der musikalischen, körperlichen und emotionalen Erfahrung, die seine Arbeitsweise hervorrief. Über vielfältigste Übungen und die Improvisation wirkte sich die Rhythmik auf die musikalisch-künstlerische und die musikinterpretatorische Arbeit durch eine bewegte Darstellung aus. Er stellte fest, dass die Rhythmik eine positive Wirkungen in pädagogischen Prozessen und im sozialen Lernfeld zeigte. Er verstand sich u.a. in der Tradition von François Delsarte, der für die Pariser Oper in der Mitte des 19. Jahrhunderts Systeme zur Steigerung der menschlichen Ausdruckskraft entwickelt hat.

Zitate

Emile Jaques-Dalcroze (1944): Es ist sehr schwierig eine Methode in zwei Wörtern zu erklären, die selbstverständlich sehr ausführliche und sehr zahlreiche Studien und Erfahrungen verlangen wird. Es handelt sich darum, die verschiedenen Teile des Organismus der Kinder in Beziehung zu stellen: Gehirn, Rückenmark, figürliche Bewegungen, überlegte Bewegungen, ungewollte Bewegungen, Automatismen... und dann darum, die schlechten Automatismen zu zerstören, jene die sich der Freiheit ihrer Glieder widersetzen. Dafür habe ich den Beitrag der Musik, die sowohl regulierend, als auch stimulierend ist ...

Veröffentlichungen

  • Le rythme, la musique et l'éducation (1920) (deutsch als Rhythmus, Musik und Erziehung Basel 1921; Nachdruck: Kallmeyer, Göttingen 1977 ISBN 3-7800-6024-8)
  • Souvenirs, notes et critiques. (1942)

Literatur

  • Gernot Giertz: Kultus ohne Götter. Emile Jaques-Dalcroze und Adolphe Appia. Der Versuch einer Theaterreform auf der Grundlage der rhythmischen Gymnastik. Kitzinger, München 1975 ISBN 3-920645-19-7
  • Michael Kugler: Die Methode Jaques-Dalcroze und das Orff-Schulwerk "Elementare Musikübung". Lang, Frankfurt am Main 2000 ISBN 3-631-35252-2