Sattelpunkt

Wendepunkt, der Merkmale eines Extrempunkts aufweist
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In der Mathematik bezeichnet man mit Sattelpunkt oder Terassenpunkt einen kritischen Punkt einer Funktion, genauer eines Skalarfeldes, der kein Extremwert ist.

Datei:Sattelpunkt.png
Rot = Markierung des Sattelpunkts

Eindimensionaler Fall

Für Funktionen einer Veränderlichen   mit   ist das Verschwinden der ersten Ableitung an der Stelle  

 

eine Bedingung dafür, dass ein kritischer Punkt vorliegt. Ist die 2. Ableitung an dieser Stelle nicht gleich 0, so liegt ein Extrempunkt und damit kein Sattelpunkt vor. Für einen Sattelpunkt muss also ebenfalls die 2. Ableitung 0 sein. Dies ist allerdings nur eine notwendige Bedingung, wie man an der Funktion   sieht. Ist die 3. Ableitung ungleich 0, so liegt ein Sattelpunkt vor. Genauer muss für gerades   gelten:

 

Es sind also die ersten n Ableitungen gleich 0 und die (n+1)-te Ableitung ungleich 0.

Mehrdimensionaler Fall

Spezifikation über Ableitungen

Für Funktionen mehrerer Veränderlichen   mit   ist das Verschwinden des Gradienten an der Stelle  

 

eine Bedingung dafür das ein kritischer Punkt vorliegt. Ist zusätzlich die Hesse-Matrix indefinit, so liegt ein Sattelpunkt vor.

Spezifikation direkt über die Funktion

Für den Fall, dass der Sattelpunkt mit den Koordinatenachsen ausgerichtet ist, lässt sich ein Sattelpunkt auch ganz ohne Ableitungen in einfacher Weise beschreiben: Ein Punkt   ist ein Sattelpunkt der Funktion  , falls

 

für alle   erfüllt ist. Anschaulich bedeutet dies, dass der Funktionswert von   in  -Richtung kleiner wird, sobald der Sattelpunkt verlassen wird, während ein Verlassen des Sattelpunktes in  -Richtung ein Ansteigen der Funktion   zur Folge hat. Diese Beschreibung eines Sattelpunktes ist Ursprung der Namensgebung: Ein Reitsattel neigt sich senkrecht zur Wirbelsäule des Pferdes nach unten, stellt also die  -Richtung dar, während er in  -Richtung, d.h. parallel zur Wirbelsäule, nach oben ausgeformt ist.

Falls der Sattelpunkt nicht in Koordinatenrichtung ausgerichtet ist, stellt sich die obige Beziehung nach einer Koordinatentransformation ein.

Beispiel

Die Funktion

 

hat den Sattelpunkt  : Ist  , so ist   für alle  . Für   ergibt sich  .

Dass   ein Sattelpunkt von   ist, lässt sich auch über das Ableitungskriterium beweisen. Es ist

 

und nach Einsetzen von   ergibt sich  . Die Hesse-Matrix zu   ist

 

und nach Einsetzen des Sattelpunktes  :

 

Da ein Eigenwert von   positiv ist ( ) und einer negativ ( ), ist die Hesse-Matrix indefinit, was nachweist, dass tatsächlich ein Sattelpunkt vorliegt.

Siehe auch