Translit

Methode, um kyrillische Schrift mit lateinischen Buchstaben darzustellen
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Translit ist ein Methode, um kyrillische Schrift mit lateinischen Buchstaben darzustellen. Der Begriff stammt von Transliteration, die Übertragung von nicht zu übersetzenden Begriffen, wie zum Beispiel Namen oder geographischen Bezeichnungen. Für Translit gibt es keine offiziellen oder genau festgelegten Tanskriptionsregeln. Tanslit unterscheidet sich von der normalen Transliteration durch die zusätzliche Verwendung von Ziffern und Sonderzeichen - z.B "4" für "ч". Es werden lateinische Buchstaben, arabische Zahlen und Sonderzeichen verwendet sowie grafische Symbole aus der Codetabelle, die auf der PC-Tastatur zur Verfügung stehen.

Ähnliche inoffizielle Transkriptionssysteme mit lateinischen Buchstaben gibt es auch für anderen Schriftsprachen: griechisch, arabisch, japanisch usw. In früheren Jahrhunderten wurde gelegentlich, aus verschiedenen Gründen bulgarischer Text mit griechischen Buchstaben geschrieben.

Entstehung

Eine Art Translit wurde bereits vor dem Computerzeitalter in der internationalen Telegraphie verwendet. Mit der Verbreitung der modernen Informationstechnologien und dem Aufkommen des Internets nach dem Zerfall der Sowjetunion verbreitete sich Translit zusehends. Da die meiste Computerharware und -software an der englischen Sprache orientiert war und die Zeichenkodierung oft sogar völlig inkompatibel zur kyrillischen Sprache war, war Translit die einzige Möglichkeit, um in der kyrillischen Muttersprache (z.B. Russisch, Ukrainisch, Weißrussisch, Bulgarisch) zu kommunizieren.

Oft war entweder der Absender oder der Empfänger nicht mit einer kyrillischen Tastatur ausgestattet bzw. hatte keine kyrillische Schriftart für seinen Monitor. In der Anfangszeit des Computers wurde die Situation durch das Vorhandensein unterschiedlicher, inkompatibler Kodierungssysteme für das kyrillische Alphabet verstärkt, so dass Absender und Empfänger nicht unbedingt das gleiche Kodierungssstem zur Verfügung hatten. Außerdem war die 7-Bit-Kodierung der Schriftzeichen in der Anfangszeit des Computers ein zusätzliches Hindernis. Diese technischen Probleme bei der Benutzung kyrillischer Schrift wurden aber Ende der 90er Jahr in Russland behoben.

Translit wird in Webforen, Chats, Messengern und E-Mails verwendet. Auch in MMORPG und anderen Netzwerkspielen ist es weit verbreitet. Auch an kyrillische E-Mails von Firmen wird gelegentlich eine Textwiederholung in Translit angehängt, um sicher zu gehen, dass der Empfänger die E-Mail auf seinem Computer lesen kann, falls er keine kyrillischen Buchstaben darstellen kann. Einige Internetseiten werden ebenfalls neben der kyrillischen Version zur Sicherheit zusätzlich in Translit erstellt, falls der Benutzer Probleme mit der Zeichenkodierung hat.

Als die Netzwerktechnologien mit der kyrillischen Sprache kompatibel wurden, wurde die Verwendung von Translit zunehmend abgelehnt und als schlechte oder gar unakzeptable Gewohnheit angesehen. In manchen Communities mit kyrillischer Schriftsprache werden Translit-Benutzer ignoriert oder ganz verbannt. Lediglich bei der Kommunikation mit ausländischen Benutzern, die keinen Computer haben, der mit kyrillischen Buchstaben kompatibel ist, wird Translit uneingeschränkt akzeptiert.

Eingabe

Einen neuen Impuls bekam Translit in den kyrillisch schreibenden Ländern mit der Verbreitung des Mobiltelefones. Zuerst war die Situation wie bei den Computern. Es wurden nur lateinische Buchstaben von den Mobiltelefonen und den dazugehörigen Netzwerken unterstützt. Obwohl danach auch kyrillische Schrift unterstützt wurde, hatte sie den Nachteil, dass Nachrichten in kyrillischer Schrift nicht so lang sein konnten.

So konnte beispielsweise eine SMS in lateinischer Schrift 160 Zeichen enthalten oder 60 bis 80 Zeichen in kyrillischer Schrift. Das beeinflusst den Preis der SMS, so dass auch noch heute meist Translit für SMS verwendet wird. Einige Mobiltelefone von vor 2002 konnten keine kyrillische Schrift darstellen oder waren nur mit größerem Aufwand dafür umzurüsten. Längere Nachrichten lassen sich mit lateinischen Buchstaben wirtschaftlicher übermitteln. Bei der standardmäßig verwendeten 8-Bit-Kodierung waren die Nachrichten meist auf eine Länge von 160 Zeichen begrenzt. Das konnte mit lateinischen buchstaben voll ausgeschöpft werden. Dagegen mußte für Nachrichten in kyrillischer Schrift auf die 16-bit-Unicode-Kodierung zurückgegriffen werden und die Länge der Nachricht reduzierte sich damit annährend auf die Hälfte.

Translit hat weiterhin für ausländische Nutzer den Vorteil, dass sie meist wesentlich schneller auf einer lateinischen Tastatur (QWERTZ-Tastaturbelegung) schreiben können und nicht die kyrillische Tastatur erlernen müssen. Es gibt zwar Tastaturen mit doppelter Beschriftung, aber auch diese verlangen für eine angemessene Schreibgeschwindigkeit die Beherrschung der kyrillischen Tastatur. Auch die frei wählbare Belegung der Schreibtastatur entledigt den Schreiber nicht der Mühe, teilweise eine neue Tastaturbelegung zu erlernen, da es 33 kyrillische Buchstaben gibt (im Russischen), aber nur 26 lateinische Buchstaben. Das Hauptproblem ist, dass für einige kyrillische Buchstaben ein lateinisches Äquivalent fehlt, das sich mit jeweils einem Buchstaben darstellen läßt.

Eine weitere bequeme Möglichkeit besteht in der Benutzung kleiner Schreibprogramme, die den in Translit eingegebenen Text in kyrillische Buchstaben umwandeln. Meist lässt sich auch bei diesen Programmen die Tastaturbelegung frei wählen. Allerdings sind in Translit meist mehr Tastenanschläge erforderlich als bei kyrillischer Schrift. Insbesondere die Zischlaute werden durch Kombinationen lateinischer Buchstaben dargestellt - z.B. tsch, scht, zh, jo.

Zeichenzuordnung

а ─ a к ─ k х ─ kh
б ─ b л ─ l ц ─ c (ts)
в ─ v м ─ m ч ─ ch
г ─ g н ─ n ш ─ sh
д ─ d о ─ o щ ─ shch
е ─ e п ─ p ъ ─ "
ё ─ jo р ─ r ы ─ y
ж ─ zh с ─ s ь ─ '
з ─ z т ─ t э ─ eh (e)
и ─ i у ─ u ю ─ ju
й ─ jj (j) ф ─ f я ─ ja

Wegen des Fehlens eines einheitlichen Systems haben sich viele Benutzer ihr eigenes Translit-System zurechgelegt.

Die nebenstehende Tabelle zeigt die gebräuchliche Transliterationen in Translit.

Gelegentlich wird auch:

  • "y" für "й",
  • "yu" für "ю",
  • "yo" für "ё",
  • "ye" für "э",
  • "ya" für "я" verwendet.

In jüngerer Zeit ist eine radikalere Form von Translit entstanden, die besonders von Jugendlichen benutzt wird, die die bisherigen Translitregeln nicht beachten. Dabei werden Ziffern für einige kyrillische Buchstaben verwendet - z.B. "4" für "ч" (tsch). Die "4" (in offener Schreibweise) ??? ähnelt dem kyrillischen Buchstaben "ч". Das russische Wort für "Vier" (четыре) fängt auch mit einem "ч" an.

Weiterhin können Ziffern als Ersatz für ganze Wortteile geschrieben werden - z.B. "sov7" für "sovsem" ("sieben" heißt auf Russisch "sem") oder "posmo3" für "posmotri" ("drei" heißt auf Russisch "tri").

Gebräuchliche Abkürzungen für Ziffern
Ziffer übliche Trasliteration russ. Originalwort
1 od odin
2 dv dva
3 tr tri
4 ch chetyre
5 p pyat'
6 sh shest'
7 s sem'
8 _ vosem'
9 _ devyat'

So stark modifizierter Translit ist auch von den meisten Muttersprachlern nur schwer zu entziffern. In Internetcommunities stößt solche Art von Translit meist auf völlige Ablehnung.

Volapuk

Eine andere Möglichkeit der Transliteration der kyrillischen Schrift stellt Volapuk dar. Im Gegensatz zu Translit, wo die Buchstaben so ersetzt weden, dass der gleiche Wortklang entsteht, werden bei Volapuk die Buchstaben so ersetzt, dass entweder der gleiche Wortklang entsteht oder aber das gleiche Schriftbild.

Der Name kommt von der Plansprache Volapük. Kyrillische Texte, die so geschrieben werden, sehen für die meisten Leser sehr seltsam aus, so wie Volapüktexte.

Damit die lateinischen Schriftzeichen in Volapuk das gleiche Aussehen haben, wie die kyrillischen gedruckten bzw. handgeschriebenen Buchstaben, wird auch die gezielte Groß- und Kleinschreibung eingesetzt.

  • die kyrillischen Buchstaben "а", "е", "к", "м", "т", "о" und "у" werden durch die "gleichen" lateinischen Buchstaben "a", "e", "K", "M", "T", "o" und "y" ersetzt. dabei wird "K" groß geschrieben, weil das kleine "k" stärker vom Aussehen des russischen "к" abweicht. ebenso wird "M" groß geschrieben, da das kleine "m" eher dem russischen "T" ähnelt. Das "T" wird auch groß geschrieben, da es so eher dem russischen "т" ähnelt, als das klein geschrieben lateinische "t".

Ähnlich aussehende Buchstaben werden ersetzt: "в" - "B", "г" - "2" (ähnelt dem handschriftlichen russischen "г" ), auch "г" - "r" ist möglich, "з" - "3", "л" - "J", "н" - "Н", "п" - "n" (wegen der handschriftlichen Ähnlichkeit), "р" - "p", "с" - "c", "х" - "x", "ч" - "4".


Alle anderen, nur schwer darzustellenden Buchstaben, werden mit den vielfältigsten Variationen dargestellt. Beispielsweise: "ж" - "*", "я" - "91", "э" - "-", "щ" - "LLI_". Insbesondere für die Darstellung von "щ" gibt es 15 verschieden Möglichkeiten.

Einige kyrillische Buchstaben können in Anlehnung an Leetspeak auch durch Zahlen dargestellt werden.


Leetspeak ähnelt Volapuk wegen der Benutzung von Zahlen, hat aber andere Entstehungsgründe und wird nur von einer eng spezialisierten Computergemeinde benutzt.

Kritik

Besonders wegen der chaotischen und vielfältigen Varianten von Translit wird es in Internetgemeinden meist abgelehnt. In vielen Diskussionsforen, die Translit ablehnen, sind "Konverter-Programme" installiert, die mit lateinischen Buchstaben geschriebenen Translit-Text in kyrillischen Text umwandeln, was aber oft misslingt, da es keinen festen Standard für Translit gibt.

Beispiele

  • Kyrillisch: СОВЕТСКИЙ СОЮЗ; Translit: SOVETSKIY SOYUZ, Volapuk: COBETCKIJ COIO3, Deutsch: Sowjetunion (Deutsch)

Quellen

  • А.В. Фролов, Г.В. Фролов: Электронная почта. Ваш спутник в Интернете, Russkaya Redaktsiya Publishers (Русская Редакция), 2000, ISBN 5-7502-0156-2. (Frolov, A.V. and Frolov, G.V. Electronic Mail. Your Internet Companion; Chapter 6 online)