Deep Blue

von IBM entwickelter Schachcomputer
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Deep Blue war ein von IBM entwickelter Schachcomputer.

Deep Blue gelang es als erstem Computer der Welt, einen amtierenden Schachweltmeister, namentlich Garri Kasparow, in einer Partie mit regulären Zeitkontrollen zu schlagen. Kasparow konnte das erste Match am 10. Februar 1996 für sich entscheiden; er gewann 3 Partien und machte 2 Remis, womit er Deep Blue 4:2 schlug. Die erste Partie des Matches Deep Blue - Kasparov, 1996, Game 1 wurde berühmt.

Anschließend rüstete IBM seine Maschine mit stärkerer Hardware aus und trat im Mai 1997 erneut gegen Kasparow an. Deep Blue gewann die Revanche 3,5:2,5. Damit war das System auch der erste Computer, der einen Wettkampf unter Turnierbedingungen gegen einen amtierenden Schachweltmeister für sich entscheiden konnte.

Inventor des Projekts war Feng-hsiung Hsu. Er startete es 1985 mit der Entwicklung eines auf einem Chip integrierten Zuggenerators als "ChipTest" an der Carnegie Mellon Universität und gab dem fertigen System den Namen "Deep Thought", nach dem gleichnamigen fiktiven Computer im Roman Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams. 1989 trat Hsu dem Team von IBM bei und forschte mit Murray Campbell über Problemstellungen der Parallelrechnung. Deep Blue entstand aus dieser Arbeit.

Das System bezieht seine Spielstärke hauptsächlich aus seiner enormen Rechenleistung; diese erreichte es durch die Integration eines Zuggenerators und der Bewertungsparameterevaluierung auf einem von Hsu entwickelten Schachchip. Deep Blue ist ein massiv paralleler, SP-basierter RS/6000-Rechner mit 32 Knoten und 256 speziellen VLSI-Schachprozessoren. Seine Schachsoftware ist in C geschrieben und läuft unter dem Betriebssystem AIX. Es berechnet bis zu 100 Millionen Stellungen pro Sekunde.

Seine Bewertungsfunktion bestand aus der in Hardware ausgeführten umfangreichen Parameterevaluierung und der in Software ausgeführten Gewichtung dieser Parameter (z.B. wie wichtig ist die Königssicherheit im Vergleich mit einem Raumvorteil im Zentrum, etc.). Die optimalen Werte dieser Parameter wurden vom System selbst bestimmt, indem es Tausende von Meisterpartien analysierte. Vor dem zweiten Match wurde das Schachwissen des Programms von Großmeister Joel Benjamin optimiert; das Eröffnungsbuch kam von den Großmeistern Miguel Illescas, John Fedorovich und Nick De Firmain.

Nach dem verlorenen Match meinte Kasparow, in manchen Zügen der Maschine, die er nicht verstand, hohe Intelligenz und Kreativität beobachtet zu haben. Auch vermutete er, der Maschine könnte während des Spiels von Menschen geholfen worden sein. Kasparow verlangte vordergründig Revanche, aber IBM verweigerte u.a. aufgrund der unsportlichen Anschuldigungen dem Weltmeister ein Rematch und zerlegte Deep Blue in seine Einzelteile. So blieb das System für alle Zeit ungeschlagen.

Die Regeln boten den Programmierern die Möglichkeit, das Programm zwischen den Partien zu modifizieren, was sie auch taten. Der Code wurde zwischen den Partien von Fehlern befreit und geändert, um sich besser an Kasparows Stil anzupassen, was Deep Blue etwa davor bewahren sollte, ein drittes Mal einer Falle zum Opfer zu fallen, die der Weltmeister ihm bereits zweimal zuvor gestellt hatte. Auf der anderen Seite gestand man natürlich auch Garri Kasparow zu, sich am Verlauf der bereits im Match gespielten Partien zu orientieren und sich in den Folgepartien besser auf den Spielstil von Deep Blue einzustellen.

In seinem Buch Behind Deep Blue: Building the Computer that Defeated the World Chess Champion behauptet Feng-hsiung Hsu, er habe von IBM die Rechte an den von ihm geschaffenen Schachchips erworben und er würde bei Bedarf eine noch stärkere Maschine bauen und mit dieser Kasparows Rematch-Angebot annehmen, aber Kasparow verweigerte sich einem Rematch (siehe Link).