Heinrich Dathe

deutscher Zoologe
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Prof. Dr. sc. nat. Dr. hc. Heinrich Dathe (*17. November? 1910 in Reichenbach; † 6. Januar 1991 in Berlin-Friedrichsfelde) war 34 Jahre der in der DDR sehr bekannte und allseits beliebte Direktor des Tierparks Berlin.

Als Sohn eines Bürovorstehers verbrachte er seine Kindheit in Reichenbach. Seine Familie zog nach Leipzig als er 14 Jahre alt war. Hier beendete er 1936 die Schule mit dem Abitur. Da er sich schon als Junge für Reisen und die Forschung interessierte, wie er selbst sagte: „Ich wollte Forscher werden oder Reisender. Am liebsten reisender Forscher und an einem Museum arbeiten, das mich zu Expeditionen um die ganze Welt schickte. Ich mochte als Junge auch keinen Zoo. Ich hielt ihn für ein Gefängnis, in dem man Tiere einsperrte.“, studierte Heinrich Dathe ab 1930 eine Fächerkombination von Zoologie, Botanik und Geologie an der Universität in Leipzig. Am Anfang seiner beruflichen Laufbahn steht 1934 die Assistentstelle bei Prof. Dr. Karl Max Schneider im Leipziger Zoologischen Garten. In dieser Zeit schreibt er seine Doktorarbeit „Über den Bau des männlichen Kopulationsorgans beim Meerschweinchen“, eine anatomische Arbeit zur Fortpflanzungsbiologie stachelschweinverwandter Nagetiere. Zum stellvertretenden Direktor des Zoos wurde er im Jahr 1940.

Nach überstandenen Krieg und russischer Kriegsgefangenschaft kehrte er 1947 nach Leipzig zurück. Im Jahre 1950 erfolgte die Wiederanstellung im Leipziger Zoo und lehrte an der Leipziger Universität.

Seine Lebensaufgabe fand er als Tierparkdirektor in Berlin, den er 1954 begann mit aufzubauen. So entstand der damals flächengrößte Tierpark der Welt mit 160 ha. Heute ist dieser immer noch der größte Europas. Den Professorentitel bekam der Zoologe 1957. Seine Popularität erreichte er durch die Radiosendung „Im Tierpark belauscht“, die er zusammen mit der Reporterin Karin Rohn an 1.774 Sonntagen für den Berliner Rundfunk gestaltete und der Fernsehsendung „Zoo Teletreff“ mit Moderatorin Annemarie Brodhagen. Mit dem Nationalpreis der DDR würdigte die DDR Prof. Dr. Dathe 1966 für seine Aufbauarbeit des Tierparks.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und Berlins stand der Tierpark im Osten Berlins vor dem Aus, da mit dem Zoo in Westberlin es nun zwei große Tiergärten in Berlin gab. Die Querelen und die drohende Schließung seines Lebenswerkes setzten dem 79-jährigen Zoologen auch gesundheitlich zu. Kurz nach seinem 80-sten Geburtstag Anfang Dezember 1990 wurde er schließlich zwangspensioniert, weil der Einigungsvertrag eine Übernahme von Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes über 60 Jahre nicht zuließ. Die damalige Ostberliner Kulturstadträtin Irana Rusta schickte ihm ein Schreiben mit der Kündigung seiner Dienstwohnung im Tierpark, die er durch den Verlust seines Arbeitsplatzes nun auch räumen sollte. Nach diesen zermürbenden Monaten verließen den 80-jährigen Pensionär die Kräfte, und er starb am 06. Januar 1991. An der Trauerfeier in Berlin nahmen viele tausend Menschen teil, und nicht nur Berliner Bürger.

Zum 50-jährigen Jubiläum des Berliner Tierparks 2005 soll auch Heinrich Dathe für seine Verdienste geehrt sowie ein Platz und eine Promenade gegenüber vom Tierpark nach ihm benannt werden. An diesem Punkt erheben Historiker des Vereins "Institut für Biografieforschung-, Regional- und Institutionenkunde" in Berlin Einspruch gegen dieses Vorhaben. Dathe trat 1932 in die NSDAP ein und blieb deren Mitglied bis zum Ende des 2. Weltkriegs. Historiker Jürgen Hofmann Chef des Lichtenberger Kulturausschusses, meint, die Verstrickungen Heinrich Dathes werden nicht als bedeutend eingeschätzt: "In all den Diskussionen sind wir nie zu dem Schluß gekommen, dass die Mitgliedschaft in der NSDAP ein Ausschlußgrund der Würdigung wäre." Dathe selbst hat nie seine Vergangenheit verheimlicht: "So bin ich im September 1932 der NSDAP beigetreten. Ich war 21 Jahre jung und schon von meiner Erziehung her voller patriotischer Gefühle". Auch seine kurzzeitige Tätigkeit als Blockwart verschwieg er nicht.