Otto Wöhler (*12. Juli 1894 in Burgwedel; † 5. Februar 1987 ebenda) war ein deutscher General der Infantrie, der im Zweiten Weltkrieg in verschiedenen Positionen Generalstabsoffizier und zuletzt Oberbefehlshaber der 8. Armee und Chef der Heeresgruppe Süd war.
Wöhler stammt aus einer in Burgwedel alteingesessenen niedersächsischen Bauernfamilie, die schon im 19.Jahrhundert Gemeindevorsteher stellte[1]. Er wählte eine Laufbahn als Berufssoldat, nahm als Leutnant (20. Mai 1914, Patent von 1912 „ohne Protektion“) am 1.Weltkrieg teil (Eisernes Kreuz 1. und 2. Klasse, Hausorden von Coburg und Waldeck, Ritterkreuz des Königlichen Hausordens der Hohenzollern mit Schwertern), wo er zuletzt ein Bataillon in seinem Infantrie-Regiment Nr.167 an der Front kommandierte und dreimal verwundet wurde. Er blieb nach Ende des Krieges 1919 als Regimentsadjutant in der Reichswehr, wo er 1923 zum Oberleutnant und 1924 zum Hauptmann befördert wurde und 1926 den Generalstabslehrgang absolvierte. 1932 war er Major, 1935 Oberstleutnant und 1938 Oberst im Generalstab der Wehrmachtsakademie Berlin. Bei Kriegsbeginn war er erster Generalstabsoffizier („Ia“) der 14. Armee (von Kleist) im Polenfeldzug und 1940 Generalstabschef des 17. Armeekorps (aus Wien) im Frankreichfeldzug. Vom 1. Oktober 1940 bis 1942 war er Generalstabschef der 11. Armee, wo er ab September 1941 unter dem Oberbefehl von Erich von Manstein diente (ab Januar 1942 im Rang eines Generalmajors, später im Jahr zum Generalleutnant befördert, 1943 erhielt er für seine Rolle bei der Eroberung der Krim 1941 den Krimschild)[2], und danach ab April 1942 der Heeresgruppe Mitte unter Feldmarschall Günther von Kluge. 1943 war er Kommandeur des 1. (ostpreussischen) Armeekorps der Heeresgruppe Nord, ab Juni 1943 im Rang eines Generals der Infantrie. Für seine Teilnahme an der Schlacht am Ladogasee bei Leningrad im Frühjahr 1943 erhielt er im August 1943 das Ritterkreuz. Am 22.8.1943 übernahm er den Oberbefehl über die neu aufgestellte 8. Armee (die ehemalige Armeegruppe Kempf), die er in Rückzugsgefechten schrittweise vom Dnepr bis nach Rumänien führte. Sein Stabschef war dabei zeitweise der spätere NATO-General Hans Speidel. In den Kesselschlachten der Operation Jassy-Kischinew August 1944 in Moldawien konnte er nur einen Teil der 8. Armee nach Ungarn retten, wo er am 28. Dezember den Oberbefehl über die Heeresgruppe Süd übernahm, den er fast bis Kriegsende behielt[3]. Am 28.11.1944 erhielt er das Eichenlaub zum Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz verliehen für seine Beteiligung an den Abwehrschlachten bei Debrecen, nachdem er schon im selben Jahr den höchsten rumänischen Orden „Michael der Tapfere“ erhalten hatte. Hitler lehnte eine Beförderung zum Generaloberst ab mit der Begründung er wäre zwar ein guter General, aber ein schlechter Nationalsozialist.[4]
Nach dem Krieg wurde er wie später sein ehemaliger Chef Manstein vor ein Militärgericht gestellt wegen der Einsatzgruppenaktivitäten während seiner Zeit als Generalstabschef der 11.Armee[5] und in Nürnberg 1948 („OKW-Prozesse“) zu acht Jahren Gefängnis verurteilt, kam aber schon Ende 1950 wieder frei.
Wöhler war in Burgwedel über lange Jahre im Rat vertreten, war Vorsitzender des Forstverbandes Fuhrberg, im Verwaltungsrat der Pestalozzi-Stiftung und als Schirmherr vieler Vereinen aktiv. Er liegt in Burgwedel neben seinem einzigen Sohn Gert begraben, der als Seekadett mit seinem Schiff 1944 im finnischen Meerbusen unterging. Er war zweimal verheiratet. Nach seinem Tod hinterließ er einen Teil seines Vermögens einer nach ihm benannten sozialen Stiftung, die aus den Vermögenserträgen u.a. Bedürftige unterstützt.
Literatur
- Erich Stoll „Großburgwedel Chronik“, Hannover 1972, S.128ff (mit Stammbaum S.127 und einem plattdeutschen Gedicht von Wöhler)
- von Manstein „Verlorene Siege“, Athenäum Verlag 1955
- Jörg Friedrich Das Gesetz des Krieges – der deutsche Krieg in Russland und der Prozess gegen das Oberkommando der Wehrmacht, Piper Verlag, 3. Auflage 2003, 1050 Seiten, ISBN 3492221165
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ So sein Vater Heinrich (1868-1953), der von 1908 bis 1935 Gemeindevorsteher war. Seine Mutter starb 1895. Wöhler wohnte später in der nach seinem Vater benannten Straße in Großburgwedel, wo heute ein Museum ist.
- ↑ Manstein äußert sich in Verlorene Siege, 1955, mehrfach lobend über Wöhler, der ihm beim Krimfeldzug durch seine unerschütterliche Ruhe eine wertvolle Stütze gewesen sei (S.208). Auf S.259 hebt er seine eisernen Nerven hervor, seine stets gleichbleibende Liebenswürdigkeit und sein Gespür für die besonderen Bedürfnisse und Nöte der Truppe.
- ↑ Am 7.4.1945 wurde er in die „Führerreserve“ versetzt.
- ↑ Stoll, loc.cit., S.132
- ↑ Obwohl er die Spielräume der SD-Einsatzgruppe D unter Otto Ohlendorf 1941 im Gegensatz zu den Verhältnissen beispielsweise bei der Heeresgruppe Mitte stark einzuschränken versuchte und diese auch zur Partisanenbekämpfung einsetzte. Johannes Hürter „Hitlers Heerführer“ 2007, S.526. Auch Manstein berichtet darüber in seinen Memoiren, loc.cit. S.533. Er hätte mit einem hohen SS-Offizier, Schützling von Himmler, „gehörig deutsch geredet“. Im Prozess in Nürnberg, in dem Ohlendorf als Zeuge aussagte, wirkte sich seine Einflußnahme allerdings negativ aus, da sie bewies, dass er von den Erschießungen wußte. Wöhler verbot auch ausdrücklich Fotos von den Erschießungen anzufertigen und Wehrmachtseinheiten, sich daran zu beteiligen. Ralf Bierod, Bericht in der Nordhannoverschen Zeitung, 1.Dezember 2007.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Wöhler, Otto |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher General |
GEBURTSDATUM | 12. Juli 1894 |
GEBURTSORT | Burgwedel |
STERBEDATUM | 5. Februar 1987 |
STERBEORT | Burgwedel |