Ainu

ostasiatische Ethnie
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Als Ainu (Aino) werden die Ureinwohner Japans bezeichnet. Ursprünglich waren sie FischerInnen, JägerInnen und SammlerInnen, die ältesten archäologischen Funde werden auf etwa 18000 v. Chr. datiert. Als ältere Bezeichnung für beziehungsweise als ehemals regionale Gruppe der Ainu werden die Emishi angesehen.

Ainu (1909)

Von den Japanern wurden die Ainu in den Norden des Landes abgedrängt (Hokkaidō-Ezo, Süd-Sachalin), außerdem leben noch einige Gruppen in Russland auf der Halbinsel Kamtschatka, auf den Kurilen und der Insel Sachalin. Auf den Kurilen konnten die Ainu ihre traditionelle Lebensweise am stärksten bewahren, ohne den jahrhundertelangen japanischen Einfluss. Daher geben die Sitten der Kurilen-Ainu die besten Beispiele für die ursprüngliche Ainu-Kultur. Historischen Dokumenten zufolge waren die Ainu bis zur frühen Neuzeit auch noch im nördlichen Gebiet von Honshū, heute die Aomori-Präfektur, ansässig.

Die isolierte Ainu-Sprache, welche keine Ähnlichkeit mit anderen asiatischen Sprachen besitzt, wird heute kaum noch verwendet, im Alltag sprechen fast alle Ainu Japanisch.

Neuere Forschungen und Funde (unter anderem Kennewick-Mann) legen nahe, dass die Ainu ein Urvolk von asiatischem Typus sind und Nordostasien schon vor den heutigen mongolischen Völkern besiedelten, mit denen sie nichts gemeinsam haben. Sie sind weißhäutig, haben runde Augen ohne mongolische Lidfalte, und die Männer tragen - anders als die Japaner - wallende, weiße Bärte. Ethnologen sehen in ihnen einen europiden Typus, und sie wurden mit den Kaukasiern verglichen, den indoeuropäischen Bewohnern des Kaukasus. Die Frauen weisen den sog. Ainu-Bart auf, eine Tatauierung (Tätowierung). Sie leben in einer klar getrennten Zweigeschlechter-Gesellschaft, praktizieren Ahnenkult und im Fall der japanischen Ainu übten sie das Kriegshandwerk gegenüber den sie verdrängenden Japanern aus, was ihrer Kultur aber nicht eigentümlich ist und ihre soziale Struktur ein Stück patriarchalisierte. Sie wurden 800 n.Chr. von den Japanern besiegt und sind heute zum Teil stark japanisiert.

Heute nennen sich die Ainu selber Ainu oder Utari. Dies bedeutet "Kamerad" oder auch "Mensch" in der Ainu-Sprache.

Gesellschaftsstruktur

Die Tätigkeiten und das spirituelle Leben, sowie die Genealogie sind bei den Ainu nach Geschlecht verschieden. Die Männer üben das Jagen und Fischen aus, die Frauen sind Sammlerinnen und Bäuerinnen.

Religion

Spirituell gibt es ebenfalls eine klare Zweiteilung: Die Männer üben die mit Jagd und Fischfang verbundenen Rituale aus während der Schamanismus bei den Frauen liegt. Die Schamaninnen heißen "Tusu Ainu" und sie sind Ahnenbeschwörerinnen, Heilerinnen und rezitieren die Mythen und Epen der alten Ainu-Kultur im Tanz.

Über ihre wichtigste Göttin Kamui Fuchi stellen sie die Verbindung zu den Geistern und anderen Göttern her. Es gibt dazu keine Tempel, sondern heilige Plätze im Freien und insbesondere den Herd im Zentrum des Hauses.

Genealogie

Bei den Ainu rechnen sich die Frauen nach der weiblichen Linie, die Männer dagegen nach der männlichen Linie. Nur jeweils in diesen Linien wirkt das in matriarchalen Gesellschaften übliche Verwandtschafts-Hilfssystem, was einen starken Zusammenhalt der Frauen einerseits und der Männer andererseits mit sich bringt. Hierbei gilt in der Mutterlinie strikte Exogamie, nicht aber in der Vaterlinie. Die Frauen tragen Gürtel unter der Kleidung als Zeichen ihrer sippenmäßigen Verbundenheit und ein Mann darf keine Frau heiraten, die denselben Gürtel wie seine Mutter trägt. Das hervortretende männliche Familienmitglied ist der mütterliche Onkel.

Bei den Ainu gibt es keine Monogamie, die Liebeswerbung kommt von seiten der Frau und auf den Kurilen lebt bis heute der Gatte nicht bei der Frau, sondern besucht sie in ihrem Haus (Besuchsehe).

Siehe auch

Literatur

  • J. Kreiner & H.D. Ölschleger: Ainu. Jäger, Fischer und Sammler in Japans Norden. Katalog der Sammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln. Köln 1987