Hitlerjugend

Jugend- und Nachwuchsorganisation der NSDAP
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Die Hitler-Jugend (HJ) war die Jugend- und Nachwuchsorganisation der NSDAP. Nach deren Machtübernahme 1933 und dem Verbot sämtlicher konkurrierender Jugendverbände wurde aus der unbedeutenden Parteijugend eine Staatsjugend. Ihre Aufgabe war sowohl die Vermittlung der NS-Ideologie als auch eine paramilitärischen Ausbildung. Nach Einführung der Zwangsmitgliedschaft waren nahezu alle Jugendlichen in Deutschland Mitglieder der HJ.

Leistungsbuch der Hitlerjugend, in dem die für die für das Jungvolk- (oben) bzw. HJ-Leistungsabzeichen (unten) notwendigen Leistungen festgehalten wurden.
Flagge der Hitler-Jugend

Vorläufer

Die Geschichte der HJ begann bereits 1922 mit der Gründung des „Jugendbundes der NSDAP“ in München. Dieser Jugendbund war die erste offizielle Jugendorganisation der NSDAP, er war untergliedert in „Jungmannschaften“ (14-16-jährige) und den „Jungsturm Adolf Hitler“ (16-18-jährige). Die Initiative zur Schaffung dieses Jugendbundes ging vom NSDAP-Parteimitglied Adolf Lenk und nicht etwa von der Parteiführung aus. Der Jugendbund wurde in den Parteiapparat eingebaut, der „Jungsturm Adolf Hitler“ unterstand unmittelbar der SA-Führung. Er galt als Jugendabteilung der SA, anfangs trugen die Jugendlichen daher die gleiche Uniform wie die SA-Leute. Folglich wurde dieser Jugendbund in der Öffentlichkeit und sogar in weiten Teilen der Partei gar nicht als eigenständige Organisation wahrgenommen und blieb in einem relativ bedeutungslosen Stadium.

Nach dem gescheiterten Putsch von 1923 (Hitler-Ludendorff-Putsch) wurden verschiedene Gruppen des Jugendbundes unter Decknamen weitergeführt. Letztlich konnte sich nur eine Gruppe in Plauen/Vogtland um ihren Führer Kurt Gruber halten. Ihm gelang es, die Mitgliederzahl rasch zu steigern und 1926 kam auf Betreiben Grubers der Zusammenschluss einiger solcher Gruppen unter der Bezeichnung „Großdeutsche Jugendbewegung“(GDJB) zustande. Diese zunächst auf Sachsen beschränkte Bewegung unterstellte sich nun der nach Hitlers Entlassung neu gegründeten NSDAP, war aber keine Parteijugend. Mehrere Wehrjugendverbände konkurrierten um die parteiamtliche Anerkennung durch die NSDAP. Als schärfster Kontrahent zur GDJB erwies sich dabei die von Gerhard Roßbach gegründete „Schilljugend“. Nach einem kurzen Machtkampf setzte sich Gruber schließlich durch und die „Großdeutsche Jugendbewegung“ wurde zur offiziellen Jugendorganisation der NSDAP.

Gründung

Im Juli 1926 in Weimar, auf dem ersten Parteitag der NSDAP nach der Neugründung 1925, wurde die GDJB dann auf einer Sondertagung für Jugendfragen im Vereinslokal "Armbrust" in „Hitler-Jugend, Bund deutscher Arbeiterjugend“ umbenannt und war fortan einzige Jugendorganisation der NSDAP. Sie blieb allerdings bis zur Machtübernahme des Nationalsozialismus 1933 relativ unbedeutend. Namensgeber war Hans Severus Ziegler, später stellvertretender Gauleiter in Thüringen. Baldur von Schirach fungierte auf dem Parteitag als Melder. An der Gründung der HJ ist er - entgegen landläufiger Meinung - nicht beteiligt gewesen.

Pflichtmitgliedschaft

Um die Jugendlichen dazu zu bewegen, in die Hitlerjugend einzutreten, lief eine gewaltige Werbekampagne: Geworben wurde mit Fahrten und Zeltlagern. Die Reiter-, Motor-, Flieger-, Marine-, Nachrichten- HJ sprach die technisch begabten und sportlichen Jugendlichen an; die Jugendlichen, deren Talent im künstlerischen Bereich lag, konnten sich bei Fanfarenzügen und Theaterspielscharen betätigen. Feiern wie zur Sommersonnenwende oder zum Gedenken an die "Märtyrer der Bewegung" versprachen das Erlebnis von Gemeinschaft. Wer der HJ nicht beitrat, zählte als Außenseiter. Beamte wurden dazu verpflichtet, ihre Kinder in die HJ zu schicken.

Seit dem 1. Dezember 1936 war die Mitgliedschaft gemäß dem „Gesetz über die Hitlerjugend“ und zusätzlich bekräftigt durch die „Jugenddienstpflicht“ (25. März 1939) nicht mehr freiwillig, das heißt, die Mitgliedschaft in der Hitler-Jugend konnte auch gegen den Willen der Eltern polizeilich erzwungen werden. Ab dieser Zeit wurde der Großteil der Jugend (Jungen und Mädchen) in der Hitler-Jugend erfasst. Am 9. Mai 1940 wurden die Bestimmungen und Vorschriften in der Polizeiverordnung "Zum Schutz der Jugend" vergrößert.

Aufgaben

 
HJ-Armband für medizinisches Personal

Die Aufgabe der Hitler-Jugend bestand darin, die Kinder bzw. Jugendlichen im Sinne der herrschenden nationalsozialistischen Ideologie zu erziehen und zu beeinflussen. Der Alltag in der Hitler-Jugend war militärisch organisiert. Auf dem täglichen Stundenplan standen Exerzieren, jede Art von Sport, Schießübungen, Fahnenappelle, Geländemärsche und Zeltlager. Fahrten durch Deutschland ergänzten das Programm. Bei all diesen Übungen und Veranstaltungen kam es den Führern der Hitler-Jugend nicht darauf an, das selbstständige und kritische Denken der Kinder zu fördern. Ziel war allein die körperliche Tüchtigkeit und die soldatische Disziplin der Mitglieder. Dabei sollte vor allem das Gefühl und das Empfinden der Kinder angesprochen werden, sie sollten von den gemeinsamen Ausflügen und Fahrten ein Gesamterlebnis "mitnehmen". Weiterhin wurden die Angehörigen des Jungvolks und der Hitler-Jugend zum Hilfsdienst für das „Winterhilfswerk“ (WHW) herangezogen: Sammeln von Geldspenden mit Sammelbüchsen auf der Straße mit Abzeichenverkauf, Sortieren und Verpacken der Sachspenden. Es gab auch einen vorerst freiwilligen Reichsarbeitsdienst (RAD) für Jugendliche. Ab 1935 wurde dieser Pflicht für die männliche und ab 1939 für die weibliche Jugend. Dieser Dienst wurde u.a. beim Bau von Straßen, Kanälen und Befestigungen (z.B. Westwall) eingesetzt. Ab 1943 stand auch der Kriegsdienst als Luftwaffenhelfer und Marinehelfer in Verbindung mit der Hitler-Jugend.

Einer der für die Jugendlichen attraktivsten Programmpunkte waren die Jugendfilmstunden, die seit 1934 einmal monatlich veranstaltet wurden. Im selben Jahr begann die HJ auch, eigene Filme herzustellen. Bis zum Kriegsende entstanden rund 15 kurze und mittellange Filme (z. B. "Die Stadt der weißen Zelte") sowie eine sechsteilige Reihe von Wochenschaubeiträgen, die 1942/43 unter dem Titel "Junges Europa" in den Kinos liefen.

Die HJ im „Volkssturm“

Im April 1945, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, fanden in der Nähe des Berliner Olympiastadions Tausende jugendliche Mitglieder der Hitler-Jugend als Teil des sogenannten Volkssturms den Tod. Auf Veranlassung des Sportfunktionärs Carl Diem und des Reichsjugendführers Arthur Axmann waren sie gegen die von Westen ins eingekreiste Berlin vorrückenden schwerbewaffneten sowjetischen Panzertruppen als letzte Reserve eingesetzt worden, um das schon von der Roten Armee eingenommene Reichssportfeld zurückzuerobern.

Gliederung

Formationen der Hitler-Jugend

  • das Deutsche Jungvolk (10- bis 14-jährige Jungen), seine Mitglieder Pimpfe genannt
  • die eigentliche Hitler-Jugend (14- bis 18-jährige Jungen)
  • der Jungmädelbund (10- bis 14-jährige Mädchen)
  • der Bund Deutscher Mädel (BDM) (14- bis 17-jährige Mädchen)
  • das BDM-Werk Glaube und Schönheit (17- bis 21-jährige Mädchen)

Sonderformationen

  • die Flieger-HJ
  • die Motor-HJ
  • die Marine-HJ
  • die Nachrichten-HJ
  • die Reiter-HJ
  • die HJ-Feuerwehrscharen
  • die HJ-Bergfahrtengruppen
  • der HJ-Streifendienst
  • die HJ-Feldschere
  • die BDM-Gesundheitsdienstmädel
  • die Gebirgsjäger-HJ

Jährliche Parolen des Reichsjugendführers

Ab 1934 stand jedes Jahr unter einem besonderen Motto, nach dem der „Dienstplan" der HJ schwerpunktmäßig ausgerichtet wurde. Diese hießen im Einzelnen:

  • 1934 Jahr der Organisation
  • 1935 Jahr der Schulung
  • 1936 Jahr der Ertüchtigung
  • 1937 Jahr des Jungvolks
  • 1938 Jahr der Heimbeschaffung
  • 1939 Jahr der Verständigung
  • 1940 Jahr der Gesundheit
  • 1941 Jahr der Bewährung
  • 1942 Unser Leben: Ein Weg zum Führer
  • 1943 Jahr des Osteinsatzes und des Landdienstes
  • 1944 Kriegseinsatz der deutschen Jugend
  • 1945 Jahr der Kriegsfreiwilligen

Dienstränge

Datei:Rangabzeichen-HJ.png
Rangabzeichen der HJ

Die Ränge in der Hitlerjugend waren: Hitlerjunge, Rottenführer, Oberrottenführer, Kameradschaftsführer, Oberkameradschaftsführer, Scharführer, Oberscharführer, Gefolgschaftsführer, Obergefolgschaftsführer, Hauptgefolgschaftsführer, Stammführer, Oberstammführer, Bannführer, Oberbannführer, Hauptbannführer, Gebietsführer, Obergebietsführer, Stabsführer der RJF, Reichsjugendführer.

Daneben gab es (erwachsenes) medizinisches Personal mit den Diensträngen: Oberfeldscher, Hilfsarzt, Truppenarzt, Hauptarzt, Hauptstabsarzt.

Die Ränge im Deutschen Jungvolk waren: Hordenführer, Oberhordenführer, Jungenschaftsführer, Oberjungenschaftsführer, Jungzugführer, Oberjungzugführer, Fähnleinführer, Oberfähnleinführer, Hauptfähnleinführer, Jungstammführer, Oberjungstammführer, Jungbannführer, Oberjungbannführer, Hauptjungbannführer und Gebietsjungvolkführer. Alle genannten Dienstgrade wurde am rechten Oberarm auf runden schwarzen Scheiben in Form von weißen Winkeln: 1 Winkel, 2 Winkel, 1 Stern, Stern und 1 Winkel, 2 Sterne und 1 Winkel in der vorgenannten Reihenfolge angebracht. Wie bei der HJ, gab es sowohl den Dienstrang wie den Dienstgrad. Der Dienstgrad war an den sogenannten "Führerschnüren" (weißrot= Jungenschaftsführer, grün= Jungzugführer,grünschwarz= Hauptjungzugführer, grünweiß= Fähnleinführer, weiß= Jungstammführer) erkennbar. Die letzten vier Schnüre wurden von der Brust bis zur Schulterklappe getragen. Am linken Arm wurde das Gebietsdreieck und die Sigrune getragen.

 
Hitlerjunge (1) Rottenführer (2) Oberrottenführer (3) Kameradschaftsführer (4) Oberkameradschaftsführer (5) Scharführer (6) Oberscharführer (7) Gefolgschaftsführer (8) Obergefolgschaftsführer (9) Hauptgefolgschaftsführer (10) Stammführer (11) Oberstammführer (12)
 
Bannführer (13) Oberbannführer (14) Hauptbannführer (15) Gebietsführer (16) Obergebietsführer (17) Stabsführer (18) Reichsjugendführer (Kragenspiegel) (19)

Literatur

  • Peter D. Stachura: Nazi Youth in the Weimar Republic. Clio Books, Santa Barbara (California/USA) 1975 (= Studies in comparative politics, 5), ISBN 0-87436-198-2. (engl.; S. 20–40)
  • Hannsjoachim W. Koch: Geschichte der Hitlerjugend. Ihre Ursprünge und ihre Entwicklung 1922–1945. 2. Aufl., Schulz-Verlag, Percha am Starnberger See u.a. 1979, ISBN 3-7962-0070-2. (dt. Übers.; engl. Originaltitel: The Hitler youth)
  • Werner Klose: Generation im Gleichschritt. Die Hitlerjugend. Ein Dokumentarbericht. Im Anhang aktualisierte u. um ein Nachw. erw. Neuausg., Stalling-Verlag, München u.a. 1982, ISBN 3-7979-1365-6.
  • Karl-Heinz Huber: Jugend unterm Hakenkreuz. Ungekürzte Ausg., Ullstein Verlag, Frankfurt am Main u.a. 1986 (= Zeitgeschichte), ISBN 3-548-33072-X.
  • Christoph Schubert-Weller: Hitlerjugend. Vom „Jungsturm Adolf Hitler“ zur Staatsjugend des Dritten Reiches. Juventa-Verl., Weinheim u.a. 1993 (= Materialien zur historischen Jugendforschung), ISBN 3-7799-1123-X.
  • Hans Siemsen: Die Geschichte des Hitlerjungen Adolf Goers: Nachdr. der dt. Erstausg. (= Komet-Verl., Düsseldorf 1947), mit einem Nachw. von: Jörn Meve, Verlag Rosa Winkel, Berlin 2000 (= Bibliothek rosa Winkel, Bd. 24), ISBN 3-86149-090-0.
  • Arno Klönne: Jugend im Dritten Reich. Die Hitler-Jugend und ihre Gegner. Vom Autor überarb. Ausg., 1. Aufl., Dt. Taschenbuch-Verl., München 1990 (= dtv, Zeitgeschichte, 11173), ISBN 3-423-11173-9; Sonderausg., PapyRossa-Verl., Köln 2003, ISBN 3-89438-261-9.
  • Michael Buddrus: Totale Erziehung für den totalen Krieg. Hitlerjugend und nationalsozialistische Jugendpolitik. 2 Teile, Saur-Verlag, München 2003 (= Texte und Materialien zur Zeitgeschichte, 13), ISBN 3-598-11615-2.
  • Michael H. Kater: Hitler-Jugend. Lizenzausg., Wiss. Buchges., Darmstadt 2005, ISBN 3-534-17673-1. (dt. Übers.; engl. Originaltitel: Hitler youth) Rezension
  • Heinz Schreckenberg: Erziehung, Lebenswelt und Kriegseinsatz der deutschen Jugend unter Hitler. Lizenzausg., Wiss. Buchges., Darmstadt 2005 (= Geschichte der Jugend, 25), ISBN 3-534-17673-1. (dt. Übers.; engl. Originaltitel: Hitler youth)
  • Olaf Zwake, Helmut Lensing: Die Hitler-Jugend im Lingener Land 1933 – 1936. Eine neue Sozialisationsinstanz zwischen Anspruch und Alltagsleben In: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.): Emsländische Geschichte; Bd. 13; Verl. Ed. Temmen, Bremen 2006, ISSN 0947-8582. (S. 199-318)

Siehe auch

Commons: Hitlerjugend – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien