Hercules W 2000

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Die Hercules W 2000, auch Hercules Wankel 2000 genannt, ist ein von einem Wankelmotor angetriebenes Motorrad der Firma Hercules.

Hercules Wankel 2000 Injection

Hercules als älteste deutsche Fahrrad-, Moped- und Motorradfabrik (gegründet 1886) wurde ab Mitte der 1960-er Jahre dem Konzern Fichtel und Sachs angegliedert. Bereits viele Jahre zuvor arbeitete man mit diesem damals größten deutschen Zulieferer von Zweitakt-Einbaumotoren sehr intensiv zusammen.

Fichtel & Sachs hatte schon Anfang der 1960er Jahre die Lizenzrechte zur Fertigung von Wankelmotoren von NSU erworben, ursprünglich für Stationärmotoren bis max. 30 PS (22 kW). Ende der 1960-er Jahre entschloss man sich, nachdem Sachs-Wankelmotoren sich bereits zigtausendfach in Schneemobilen und für stationäre Anwendungen bewährt hatten, zu Versuchen mit einem Motorradantrieb.

So erschien zur Internationalen Fahrrad- und Motorradaussstellung (IFMA) 1970 eine Modellstudie von Hercules, bei der versuchsweise ein Sachs Schneemobil Wankelmotor in leicht abgewandelter Form mit einem Vierganggetriebe und einem Kardanantrieb von einer BMW R 27 quer zur Fahrtrichtung in einen von Hercules entwickelten Motorradrahmen eingebaut worden war.

Das allgemein große Interesse der Fachpresse und auch der IFMA-Besucher an dieser Maschine führte letztlich zu der unternehmerischen Entscheidung von Sachs/Hercules, ein Wankelmotorrad in Serie zu fertigen. In einem nächsten Schritt legte man eine Vorserien-Testreihe von 50 Maschinen auf, die 1973 an ausgesuchte Sachs/Hercules-Händler geliefert wurden. Die Erfahrungen aus diesem Feldversuch sollten danach in der späteren Serienfertigung berücksichtigt werden.

Die Serienfertigung des Motorrads Hercules W 2000 "Wankel 2000" (spöttisch auch Staubsauger genannt - wegen eines dem Motor vorgelagerten groß dimensionierten Kühlluftgebläses) wurde 1974 aufgenommen. Die Maschinen hatten 25 PS (18 kW), später 27 PS (20 kW) bei einem Einzelkammervolumen von 294 cm³ und erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h. Die erste Bauserie wurde ab September 1974 und im Jahr 1975 an die Kunden ausgeliefert.

Da zur gleichen Zeit auch andere Motorradhersteller (Suzuki, Honda, Yamaha - und sogar im damaligen Ostdeutschland, der DDR - Firma MZ) mit dem Wankelantrieb experimentierten, hatte man es sich bei Hercules zum Ziel gesetzt, als weltweit erster Hersteller die Serienfertigung aufzunehmen. Dieses Ziel wurde auch erreicht. Allerdings wurde deswegen die Serienfertigung verfrüht aufgenommen, wodurch etliche konstruktive Schwächen noch nicht ausgemerzt waren, was dann später zu entsprechenden Kundenreklamationen führte.

Wegen des verhaltenen Kundeninteresses (letztlich auch in Folge der Ölkrise von 1973 und des insgesamt sich verschlechternden Rufs des Wankelmotors im Autobau), legte man zur IFMA 1976 eine modifizierte Variante mit einigen technischen Verbesserungen "Hercules Wankel 2000 Injection" auf. Diese Maschinen waren mit einer Getrenntschmierungsanlage mit separatem Öltank und Öldosierpumpe ausgestattet.

Insgesamt wurden knapp 1.800 Motorräder der beiden Baureihen gefertigt. Die letzten Maschinen wurden bis Ende der 1970er Jahre an den Fachhandel ausgeliefert. Einige wenige Exemplare haben bis zur Jahrtausendwende in Händlerlagern "überlebt" ohne jemals für den Straßenverkehr zugelassen worden zu sein! Sie sind heute gesuchte Sammlerstücke.