Bāb

Stifter des Babismus
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Dieser Artikel befasst sich mit dem "Bab", dem Stifter der Religion des Babismus.
Für die Verwendung als Abkürzung siehe BAB.


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Schrein des Bab am Baha'i Weltzentrum, Haifa, Israel

Der Bab (Arabisch "das Tor"), mit bürgerlichen Namen Mirza Ali Muhammad (* 20. Oktober 1819 in Shiraz; † 9. Juli 1850 in Täbris) war Stifter der aus dem Islam hervorgegangenen Religion des Babismus.

Mirza Ali Muhammad entstammte einer persischen Kaufmannsfamilie in Shiraz und verlor früh den Vater. Mirza Ali Muhammad fiel seinen Lehrern durch sein intuitives Wissen auf. Er wurde selbst Kaufmann und heiratete 1842 Khadijih-Bagum. Dieser Ehe entstammte ein Sohn Ahmad, der aber im Kindesalter starb.

Die Geburtsstunde der Babi-Offenbarung ist die Nacht des 23. Mai 1844. Zeuge war Mulla Husayn aus Bushruyyih, der der erste Jünger der neuen Offenbarung wurde. Der Bab schrieb in jener Nacht in Shiraz mit großer Geschwindigkeit das erste Kapitel seines Kommentars zur Joseph-Sure des Korans mit dem Titel Qayyumu'l-Asma (Der, der die Namen zur Auferstehung bringt). Hierin erhob Mirza Ali Muhammed, der sich fortan Bab nannte, den Anspruch, das von den Propheten vergangener Zeiten verheißene Sprachrohr Gottes und zugleich Vorbote eines unermeßlich Größeren als er selbst zu sein. In kurzer Zeit fanden ihn 17 weitere Gläubige durch eigenes Suchen. Als letzte dieser 18 "Buchstaben des Lebendigen" bekannte sich eine hochbegabte Dichterin und die erste Frauenrechtlerin des Mittleren Ostens, die unter dem Namen Qurratu'l-Ayn (Trost der Augen) oder als Tahirih (die Reine) bekannt ist. Der Bab sandte die 18 "Buchstaben des Lebendigen" nach verschiedenen Teilen Persiens und Turkestans, um die Nachricht seines Kommens zu verbreiten. Der Bab selbst begab sich im November 1844 mit dem "Buchstaben des Lebendigen" Quddus auf die Pilgerreise nach Mekka und Medina, wo er offen seine Sendung erklärte. So offenbarte er dort ein Epistel an den Scherif von Mekka und sandte es ihm. Außerdem offenbarte er zwischen den heiligen Städten das Sahifiy-i-baynu'l-Haramayn. Inzwischen hatten die Aktivitäten der Babi in Shiraz Geistlichkeit und Behörden aufgeschreckt. Als der Bab im Frühjahr 1845 zurückkehrte, wurde er von einem Reitertrupp des Gouverneurs empfangen und interniert. Im September 1846 begab sich der Bab nach Isfahan, wo er eine Zeitlang in den Häusern des christlichen Gouverneurs der Stadt lebte. Nach dem plötzlichen Tod des Gouverneurs änderte sich die Lage schlagartig. Im Sommer 1847 wurde der Bab in die Bergfeste Mah-Ku in Aserbeidschan verbannt und im April 1848 in die Festung Chihriq überwiesen. Im Juli 1848 brachte man den Bab nach Täbris, wo er verhört wurde. Er erhielt die Bastonade und wurde erneut in Chihriq gefangengesetzt. Der Bab wurde am 9. Juli 1850 öffentlich hingerichtet. Seine irdischen Überreste hielt man in Persien versteckt bis sie 1899 nach Haifa (Israel) verbracht und 1909 von Abdul Baha in einem Mausoleum am Berg Karmel zur Ruhe gebettet wurden. Das Mausoleum war zuvor an dem von Baha'u'llah, dem Stifter der Baha'i-Religion, vorherbestimmten Platz errichtet worden. Shoghi Effendi liess über dem Grabmal einen vergoldeten Kuppelbau errichten, der 1953 fertiggestellt wurde. Die Baha'i betrachten den Bab als Herold Baha'u'llahs und als eigenständigen Religionsoffenbarer. Daher ist dieser Schrein im Baha'i-Weltzentrum integriert und der 9. Juli (Märtyrertod des Bab) als auch der 23. Mai (Erklärung des Bab) sind Feiertage im Baha'i-Kalender.

Der Bab gibt 1847 oder 1848 im Persischen Bayan an, dass er bereits 500.000 Verse offenbart hat. Diese ungeheure Anzahl wurde in nur ca. 4 Jahren offenbart und ist somit in den Annalen aller früheren Religionen ohnegleichen. Der Koran, der in einem Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren offenbart wurde, besteht nur aus etwas mehr als 6.000 Versen. Die wichtigsten Werke des Bab sind das Qayyumu'l-Asma, der Persische und der Arabische Bayan, Dala'i-i-Sab'ih (Die sieben Beweise) und das Kitab-i-Asma (Buch der Namen), welches die Quelle für den Baha'i-Kalender ist. Neben dem bereits erwähnten Qayyumu'l-Asma hat der Bab weitere Kommentare zum Koran und zu verschiedenen Überlieferungen geschrieben. So z.B. seine Kommentare über die Suren Kawthar (108) und Va'l-'Asr (103). Des weiteren schrieb er eine Abhandlung über die besondere Sendung Mohammeds und das Khasa'il-i-Sab'ih, in dem die Weisung zur Änderung der Formel des Adhan (Gebetsruf) enthalten ist. Außerdem hat er Briefe an die Geistlichen in allen Städten Persiens und auch in Kerbela und Nadschaf gerichtet, in denen die Irrtümer dargelegt werden, die jeder von ihnen begangen hatte. Schließlich seien die Sendschreiben an Muhammad Schah, an Najib Pasha, den Vali von Bagdad und an den Sultan Abdul-Majid erwähnt. Neben dem Umfang ist auch die Mannigfaltigkeit der in seinen Schriften behandelten Fragen im Vergleich zu allen früheren Religionen ohnegleichen. So findet man in ihnen eine Vielfalt von Gebeten, Predigten, Ansprachen, Besuchstablets, wissenschaftlichen Abhandlungen, Lehr- und Mahnreden sowie Gesetze und Verordnungen.

Literatur

  • Der Bab: eine Auswahl aus Seinen Schriften, Hofheim 1991.
  • Balyuzi, H.M., The Bab: The Herald of the Day of Days, Oxford 1973.
  • Seyyed Ali Mohammed dit le Bab, Le Beyan Arabe, le livre sacre du babysme, übersetzt von A.-L.-M. Nicolas, Paris 1905.
  • Seyyed Ali Mohammed, dit le Bab, Le Beyan Persan, 4 Bde., Paris 1911-1914.


Hinweis zu allen Baha'i Themen: Die korrekten Rechtschreibformen sind "Bahá'í", "Bahá'ís", "Báb" und "Bahá'u'lláh". Aufgrund der technischen Begrenzungen werden die Formen "Baha'i", "Baha'is", "Bab", und "Baha'u'llah" häufig verwendet, die auch eine Erleichterung für den Leser darstellen."