Dieser Artikel beschäftigt sich mit Begriff Traktor als Zugmaschine. Für weitere Bedeutungen siehe Traktor (Begriffsklärung)
Ein Traktor (Mehrzahl Traktoren, von lateinisch trahere, ziehen) ist eine Zugmaschine, die in erster Linie in der Landwirtschaft benutzt wird. In Norddeutschland werden statt Traktor die Begriffe Schlepper, Ackerschlepper und Trecker verwendet. Letzterer stammt aus der niedersächsischen Sprache stammt und ist von trecken (ziehen) abgeleitet. Im Süddeutschen Raum werden auch die Begriffe Schlepper und Bulldog verwendet. In Österreich lautet der amtliche Begriff für Traktor Zugmaschine.
Allgemein
Traktoren werden zum Ziehen von Wagen und landwirtschaftlichen Geräten benutzt. Vielfach lassen sich auch landwirtschaftliche Maschinen direkt an den Traktor anbauen und über eine Antriebswelle (Gelenkwelle/Zapfwelle) vom Motor des Traktors oder über die Hydraulik antreiben. Um für die Feldarbeit die notwendige Geländegängigkeit zu erreichen, besitzen Traktoren oft Allradantrieb und mindestens zwei, heute oft auch vier sehr große Räder mit grobstolligen Reifen.
Moderne Traktoren gibt es heute für viele Verwendungszwecke in allen Formen, wie ganz kleine, wie sie vor allem im Gebirge in der Forstwirtschaft oder Almwirtschaft eingesetzt werden können, oder schmale für den Weinbau oder große für das Flachland im Ackerbau. Moderne Traktoren besitzen oftmals ein Lastschaltgetriebe oder ein stufenloses Getriebe und einen Frontlader, sie sind meistens mit einer Kabine und Klimaanlage ausgestattet.
Sonderformen stellen der Geräteträger und der so genannte Muli dar, die etwas länger sind. Der Geräteträger hat in der Regel vorn vor dem Motor eine zusätzliche Ladepritsche oder Anbauplatz für Geräte, während der Muli hinter der Fahrerkabine eine Transportfläche aufweist und sehr geländegängig ist. Er wird deshalb vor allem in Westösterreich, der Schweiz und Südtirol eingesetzt. Eine weitere vereinfachte Schlepperform ist der handgeführte Einachsschlepper.
Der Trend zu immer stärkeren und schwereren Maschinen (höhere Zugkraft) hat als nachteilige Folge auch eine höhere Bodenverdichtung und damit geringere Bodenerträge zur Folge. Dem kann mit dem Aufziehen von ballonartigen Niederdruckreifen, die das Fahrzeuggewicht besser verteilen, oder der Einsatz von Zwillingsreifen (Montage eines zweiten, vollständigen Rades am eigentlichen Rad des Schleppers) entgegengewirkt werden.
Die häufigsten Unfälle mit Traktoren geschehen in bergigen Gegenden durch Umkippen. In Österreich müssen sie deshalb seit 1960, in Deutschland seit etwa 1967, mit einem Überrollbügel ausgestattet werden. Im Zuge dessen wurden vermehrt überrollsichere Kabinen aufgebaut.
Geräte, die mit dem Traktor gezogen oder angetrieben werden können
In der einfachsten Form, wird der Traktor nur als Zugfahrzeug genutzt |
Es wird das Gerät gleichzeitig gezogen und über die Zapfwelle angetrieben |
Das Gerät wird über die Zapfwelle oder die Hydraulik angetrieben, während der Traktor steht |
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Hinsichtlich der Anbringung am Traktor wird bei diesen Geräten unterschieden zwischen
- Anbaugeräten, die (flexibel) in die Dreipunkthydraulik eingehägt werden und
- Aufbaugeräten, die (extrem belastbar) fest mit den Rahmen verbunden sind.
Aufbaugeräte finden sich z.B. bei Schleppern mit Forstausrüstung (schwere Doppeltrommel-Seilwinde mit Funkausrüstung, Polterschild, "Frontpolterteil", Sicherheitskabine, Fensterschutzgitter, schwingungsgedämpften Fahrsitz, Astabweisern, Schutzabdeckungen - u.a. Reifenventile, Unterboden - sowie verstärkten Reifen). Solche Traktoren stellen einen Übergang zu Spezialmaschinen dar (z.B. Forstspezialmaschinen mit Knicklenkung).
Gerade in der Landwirtschaft werden diese Geräte oft regional sehr unterschiedlich bezeichnet. Viele Geräte, die früher von einem Traktor angetrieben wurden, sind heute selbst so groß und speziell, dass sie eigenständige Maschinen sind, wie z. B. Mähdrescher oder Forstspezialmaschinen.
Historisches
Die ersten Traktoren wurden durch Dampfmaschinen angetrieben (Lokomobile). Später setzte sich der Dieselmotor als Antriebsquelle durch. Bis in die 1970er Jahre hatten Traktoren eher geringe Motorleistungen, dafür jedoch hohe Drehmomente und stark untersetzte Getriebe. Moderne Traktoren weisen vielfach über 100 kW Leistung auf und können manchmal mehr als 80 km/h Geschwindigkeit erreichen.
Besonders hohe Leistungen weisen Sporttraktoren auf, die für das Traktor-Pulling eingesetzt werden, eine Motorsportart, die Mitte des 20. Jahrhunderts in USA aufkam und bei der es darum geht, einen schweren Schlitten zu ziehen. In der Freien Klasse liegen die Leistungen der Traktoren bei bis zu 10.000 PS.
Eine sehr bekannte Konstruktion war der Lanz Bulldog von 1921, der auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch als Vorbild für Nachbauten diente und heute noch zu jedem Treffen historischer Traktoren gehört. Das Lanz-Werk in Mannheim wurde 1956 von John Deere übernommen und ist heute die größte Traktorfabrik Europas. Wegweisend in der Treckerentwicklung war auch die Erfindung der hinteren Dreipunktaufhängung mit Hydraulik (durch Harry Ferguson), die sich ab 1960 allgemein durchsetzte und die aus der landwirtschaftlichen Zugmaschine einen vielseitig nutzbaren Geräteschlepper machte.
Außerhalb der Landwirtschaft werden Traktoren auch als Zugmaschinen für Zirkusse und im Straßenbau eingesetzt. Auch in der kommunalen Grünpflege und Straßenreinigung hat die Verwendung spezieller meist kleinerer Traktoren immer mehr zugenommen.
In Österreich gibt es einige Traditionsvereine, die vor allem einen der ersten Modelle von Steyr den so genannten 15-er, der erstmals Ende der 1940er Jahre bis in die 1960er gebaut wurde, sammeln und pflegen.
Bekannte und unbekannte Traktormarken
A-K | L-Z |
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In der konventionellen Landwirtschaft in Deutschland kommen heute überwiegend die Marken Case, Deutz, Fendt, Ford, John Deere und Massey Fergusson zum Einsatz. Claas hat erst 2003 die Traktorensparte von Renault übernommen. Aufgrund der herausragenden Bedeutung des Unternehmens als Hersteller von Mähdreschern dürfte die Akzeptanz der Traktoren in Deutschland schnell an Bedeutung gewinnen.
Fahrerlaubnis
Die Führerscheinklassen zum Betrieb landwirtschaftlichen Gerätes sind in Europa national geregelt, sie gelten nicht international.
Deutschland
In Deutschland ist zum Führen eines Traktors ein Führerschein der Klasse L (früher Klasse 5) erforderlich. Die Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h darf beim Ziehen eines Anhängers nicht überschritten werden. Ohne Anhänger darf man Maschinen mit einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit bis 32 km/h fahren. Zum Führen eines schnelleren Traktors ist Klasse T erforderlich. Ab 16 Jahren (mit Sondergenehmigung ab 15 Jahren) bis 18 Jahren ist maximal 40 km/h erlaubt. Ab 18 darf man mit der Klasse T landwirtschaftliche Zugmaschinen mit einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h fahren.
Österreich
Notwendig ist ein Führerschein der Klasse F. Wenn aber die höchste zugelassene Geschwindigkeit nicht über 10 km/h (Zusatztafel 10 km/h und kein Kennzeichen) liegt, so ist kein Führerschein notwendig. Den Führerschein dieser Klasse kann man bereits mit 16 Jahren erlangen. Mit dem Führerschein der Klasse F dürfen alle Zugmaschinen gelenkt werden, deren Bauartgeschwindigkeit 50 km/h nicht übersteigt. Es dürfen damit auch alle Anhänger ohne eigenen zusätzlichen Anhängerführerschein gezogen werden.
Für schnellere Zugmaschinen benötigt man entweder Klasse B (bis 3.500 kg) oder C.