Schloss Freiensteinau, ein Amtshaus der Uradelfamilie Riedesel Freiherrn zu Eisenbach aus dem Vogelsberg im Norden von Hessen
Lage: Etwa 80 Kilometer entfernt im Norden von Frankfurt am Main / Heesen / in der Mitte Deutschlands. Autobahn A 66 Richtung Fulda, Abfahrt Steinau an der Strasse (Wohnort der Gebrüder Grimm). Sie fahren 15 Kilometer über die Deutsche Märchenstrasse direkt nach Freiensteinau. Der heutige Kirchturm war etwa im 8. Jahrhundert ein Wehrturm, an welchem im 11. Jahrhundert eine Kirchenschiff angebaut und somit umfunktioniert wurde. Ein Teil des Wehrgrabens befindet sich noch heute unterhalb der ehemaligen Wehrmauer, die um den Tumr herum verlief.
In Freiensteinau steht unterhalb der Kirche das bescheidene Landschloss, welches 1688 als Hauptgebäude eines Amtshofes errichtet wurde. Der Amtshof der Freiherren Riedesel zu Eisenbach in Freiensteinau ist der östlichste Verwaltungsbezirk gewesen. Das Ensemble besteht des Weiteren aus einem Bauernhaus, Stallungen und Scheunen sowie einem Gärtnerhaus auf einer Grundfläche innerhalb des Dorfes von etwa 15.000 Quadratmetern.
Das Schloss ist ein zwei-geschossiges Gebäude mit einer Grundfläche von mehr als 200 Quadratmetern und einem steilem Satteldach mit Biberschwanzziegeln gedeckt. Insgesamt umfasst das Gebäude mehr als 600 Quadratmeter Wohnfläche. Die Außenmauern mit etwa drei Meter starkem Querschnitt im Fundament sind aus Basaltsteinen. Ein natürlicher Rohstoff aus dem Vogelsberg, welcher ein erloschener Vulkan ist und zur Errichtung solcher Bauwerke und insbesondere dem Amtshof verwendet wurde. Basaltsteine wurden aus den Ackerflächen entfernt, um eine bessere landwirtschaftliche Nutzung zu erzielen. Schieferschindeln verkleiden die Giebel sowie die Gauben. Fenster und Türen sind aus Sandstein eingefasst und unterstreichen dadurch die eingebauten Sprossenfenster. Besonders ist zudem, dass eine mittelalterliche aus Sandstein gehauene Wendeltreppe vom Erdgeschoss zum ersten Stock verläuft. Das ursprünglich eingeschossige Gebäude wurde Anfang des 19. Jahrhunderts aufgestockt und in Inneren mit Fachwerkbau aus Eichenbalken errichtet. Das Gebäude umfasst etwa 16 Zimmer bis unterhalb des Dachstuhls. An jeder Hausecke befinden sich Fratzenköpfe, um die bösen Geister zu vertreiben. Die Vorderseite des Gebäudes zur Strasse hin ist die Prachtseite, welche symmetrisch gestaltet und mit einer beidseitigen Wendeltreppe in der Mitte des Gebäudes versehen ist. Ein Wappen der Riedesel findet man im Torbogen und oberhalb des Treppenaufganges an der Eingangstür auf der Prachtseite. Das Schlossgebäude ist einzigartig im gesamten Vogelsberg. Ein ähnliches Gebäude steht im Übrigen in Rudlos, allerdings kleiner und unscheinbarer.
Leider existieren keine Dokumente oder Pläne zum Anwesen, selbst nicht in den Archiven der Riedesel in Lauterbach/Hessen, wo sich auch der Stammsitz der Riedesel'schen Familie noch heute befindet in einer herrlichen Burg aus dem Mittelalter. Bekannt ist, dass nur ein Ehepaar der Riedesel'schen Familie dort lebte, die beide Söhne bedauerlicherweise im zweiten Weltkrieg verloren haben. Das Grab des Ehepaares befindet sich auf dem eigenen Friedhof, welches beidseitig von Gedenkkreuzen der gefallen Söhne flankiert ist. Den Friedhof findet man oberhalb der Parkanlage.
Die Umgebung von Freiensteinau war einmal der nördlichste Zipfel von Bayern und wird deswegen auch das blaue Eck genannt! Mehr Informationen hierzu unter http://www.blaueseck.de.
Seit 1975 wechselte der Privatbesitz durch Verkauf an eine Familie aus dem thüringen'schen Uradel, die Freiherren v. Westernhagen, welche aus dem Eichsfeld stammen. Stammsitz der Seniorfamilie derer v. Westernhagen ist in Teistungen auf dem Oberhof. Siehe auch Homepage derer v. Westernhagen unter http://www.von-westernhagen.com.
Der neue Besitzer Thilo Freiherr v. Westernhagen ist am 9. Juni 2004 verstorben und auf dem gleichen Friedhof begraben. Heute wird das Anwesen vom ältesten Sohn Hubertus Freiherr v. Westernhagen bewirtschaftet.
Instandgesetzt ist bisher das Bauernhaus, nebst Stallungen sowie das Gärtnerhaus. Das eigentliche Schloss befindet sich noch in Renovierung. Das Schloss wurde in den Rohbauzustand versetzt und der riesige Gewölbekeller freigelegt. Im Januar 2007 beschädigte der Sturm Kyrill das Dach schwer. Instandsetzungskosten verschlingen mehr als € 80.000,00.
Bilder und weitere Details zum Anwesen und den Renovierungsarbeiten finden sie unter http://www.schloss-freiensteinau.de. Besichtigungen möglich nach Terminabsprache. Spenden zur Sanierung willkommen. Kontaktadresse Schloss Freiensteinau: Am Kirchberg 4 - 36399 Freiensteinau - Telefon: +49.6666.522 - Telefax: +49.6666.1269