Ein Rallycross (so die international übliche englische Schreibung – laut Duden jedoch Rallyecross bzw. ursprünglich auch Rallye-Cross) ist ein Autorennen im Sprintstil für geschlossene Fahrzeuge, auf einer gut überschaubaren permanenten Rennstrecke mit wechselndem Belag (meist Asphalt [min. 35% bis max. 60%] und Schotter). Als Abkürzung hat sich für Rallycross das englische RX (X = cross) etabliert, um eine Verwechslung mit radio controlled (RC) cars zu vermeiden. Rallycross ist als eigenständige Motorsportart von der Weltautomobilsporthoheit FIA anerkannt (die jährlich drei verschiedene Europameistertitel für RX-Fahrer ausschreibt) und darf deswegen auf gar keinen Fall mit diversen Stoppelfeld- oder Sandgruben-"Wettbewerben" verwechselt werden, deren (meist unseriöse) Veranstalter sich gerne dieses Namens in verschiedenen Schreibungen bedienen. Das europäische Rallycross hat so gut wie gar nichts mit dem RallyCross in den USA und den so genannten Cross-Country-Veranstaltungen (siehe z. B. Rallye Raid, Baja-Rennen etc.) zu tun und auch nur relativ wenig Gemeinsamkeiten mit Autocross (dort offene [!] und geschlossene Rennwagen, temporäre [!] oder permanente Rennstrecken mit auschließlich losem [!] Belag).
Die Wurzeln des Rallycross kommen aus der Rallye. Am 4. Februar 1967 ließ man auf der speziell dafür präparierten Rennstrecke Lydden Circuit (zwischen Dover und Canterbury in Kent, England) eingeladene Rallyefahrer erstmals in Vierergruppen bei kurzen Sprintrennen für eine TV-Produktion im direkten Vergleich gegeneinander antreten (Sieger wurde der spätere Monte-Gewinner Vic Elford). Dadurch hoben die Veranstalter einen gänzlich neuen Motorsport aus der Taufe, in dem aber schon bald darauf die Rallye-Werkspiloten von nun schnell heranwachsenden echten Rallycross-Spezialisten abgelöst wurden. Die wahren Erfinder des Rallycross waren der damals für ITV tätige Fernsehproduzent Robert Reed und der Rennveranstalter Bud Smith († 1994), während der Streckenbetreiber Bill Chesson († 1999) Lydden Circuit für diesen Zweck erweiterte und zur Verfügung stellte. Den Namen Rallycross aber dachte sich der Journalist, Rallyefahrer und Rennkommentator John Sprinzel aus, den man zusammen mit seinem Kollegen Barrie Gill auch getrost als "Geburtshelfer" der neuen Rennsport-Disziplin betrachten kann.
Am 25. November 1967 wurde, ebenfalls in Lydden, das erste Internationale Rallycross ausgefahren. Die dafür zum Start angemeldeten ausländischen Rallyefahrer machten sich jedoch schon vorzeitig wieder auf die Heimreise, weil die zuvor terminierte RAC-Rallye äußerst kurzfristig wegen der gerade auf der Insel grassierenden Maul- und Klauenseuche abgesagt werden musste. Das erste RX-Rennen auf dem europäischen Festland ging am 7. Juni 1969 auf einem Militärgelände nahe der niederländischen Stadt Venlo über die Runden. Mit dem Eurocircuit in Valkenswaard bei Eindhoven, das mit einem Rennen am 17. April 1971 eröffnet wurde, bauten die Niederländer auch die erste Rennstrecke Europas, die ausschließlich für Rallycross konzipiert wurde. Seit 1973 gibt es eine Rallycross-Europameisterschaft, die jedoch in den ersten drei Jahren ihres Bestehens von der FIA testweise "nur" toleriert wurde.
Als ersten Rallycross-Europameister (für 1973) betrachtet die Motorsport-Szene den Schotten John Taylor (Ford Escort RS 1600 BDA) und der erste RX-Eurochamp mit Segen der FIA wurde 1976 der Österreicher Franz Wurz (Lancia Stratos HF 2.4 24V), der Vater von F1-Pilot Alexander Wurz. Der erfolgreichste Rallycrosser der Geschichte ist (mit bisher 12 EM-Titeln!) der Schwede Kenneth Hansen und als bekanntester Repräsentant dieser Disziplin gilt der Norweger Martin Schanche (sprich: Skanke), der in den 25 Jahren seiner EM-Karriere sechs Europameistertitel errang und als "Mister Rallycross" weltweite Berühmtheit erlangte. Und Schanche-Landsmann und -Freund Petter Solberg ist eben jener "verlorene Sohn", der es nach seinen Lehrjahren in der nationalen norwegischen Rallycross-Szene sogar bis zum Gewinn der Rallye-Weltmeisterschaft 2003 gebracht hat.