Ein Violoncello (auch umgangssprachlich Cello genannt; Plural: Celli; Abk.: Vc; ital. kleiner Violone) ist ein, aus Holz gefertigtes Streichinstrument der da braccio Familie. Die Bauweise entspricht im Wesentlichen der der Violine, nur ist es größer und die Zargen sind im Verhältnis zum Umfang deutlich höher. Das Cello wird vom Cellisten (wie alle Streichinstrumente) mit einem Bogen gestrichen (Streichinstrument). Im Gegensatz zur Violine oder Bratsche wird das Instrument aufrecht (mit dem Hals nach oben) zwischen den Beinen gehalten (es gehört dabei dennoch nicht zur da gambaFamilie), es steht heute dabei meistens auf einem ausziehbaren Stachel aus Metall. In der Anfangszeit wurde das Cello ohne Stachel zwischen die Beine geklemmt. Das wird auch heute noch bei Konzerten mit historisierender Aufführungspraxis (Historisch informierte Aufführungspraxis) so gehandhabt. Für Kinder, die das Instrument erlernen, gibt es verkleinerte Bauarten (Viertelcello, Achtelcello) mit enger aneinanderliegenden Saiten.
Stimmung und Umfang
Das Violoncello ist heute mit vier Saiten im Quintenabstand bespannt: C - G - d - a. Der Tonumfang reicht von C zum zweigestrichenen a (als Flagolett auch zum viergestrichenen a). Heute ist das Bassinstrument um eine Oktave tiefer, als die Viola gestimmte. Die Notation erfolgt im Baß- und für die höheren Töne im Tenor- und Violinschlüssel.
Physik
Auf dem Griffbrett befinden sich keine Bünde zur Orientierung wie bei der Gitarre. Daher muss der Cellist, um die Tonhöhe einer Saite zu verändern, die Stelle, an der er sie niederdrücken muss, aus dem Gedächtnis treffen. Durch schnelles Hin- und Herbewegen des Fingers wird ein Vibrato (vibrierender Ton) erzeugt. Der Steg ist ein eingekerbtes Holzplättchen in der Mitte des Instrumentenkorpus, über das die gespannten Saiten geführt werden. Die Schwingungen der Saiten werden vom Steg auf die Korpusdecke übertragen und vom Korpus als Resonanzkörper verstärkt.
Klang
Das Besondere am Violoncello ist einerseits der weiche und vielfältige Klang, andererseits der große Tonumfang von rund 5 Oktaven. Werden die Seiten gezupft (pizzicato) klingt es volltönig und markig.
Entwicklungsgeschichte
Das Violoncillo wurde bald nach der Konstruktion der ersten Violinen von Oberitalienischen Meistern gebaut. Die Amati, Gasparo da Salo, Magini u. a. (1550-1600) bauten bereits Celli, doch nahm das Instrument zunächst einen untergeordneten Rang ein, kam als Soloinstrument gegenüber der Gambe nur sehr langsam auf und wurde hauptsächlich zur Ausführung einfacher Begleitbässe (in Violinsonaten, Flötensonaten, Arien etc.) verwendet, auch meist kurzweg als "Baß" (basso, basse) bezeichnet. Das Vioncello stammt zweifelsohne von der da braccio Familie und entspricht in Seitentenzahl, Form, Steg, Größenverhältnis, Schallöchern der Violine auch wenn es der Größe nach an die Tenor-Gambe erinnert. Die Größe des Schallkörpers schwankte allerdings anfänglich und war meist etwas größer als die des Violoncellos, so wie es später Antonio Stradivari mustergültig baute, dessen Maße für das Violoncello mit den heutigen weitgehend identisch sind. In Laufe der Entwicklung des Instruments variierte sowohl die Saitenzahl (5 bis 7 Saiten) als auch die Stimmung, auch wenn wohl von Anbeginn die Quintenstimmung bestimmend war. Seit 1730 überwog die heute übliche Beseitung C G d a, so wie sie auch Stadivari baute. In dieser Zeit emanzipierte sich das Violoncello von der Gamba und bekam zunehmend mehr Bedeutung als nur die Generalbassbegleitung. Anders als die Gambe bekam das Cello seit etwa 1800 der an der Unterseite des Korpus in die Zargenwand eingelassen war, der sich mit Schraubmechanismus ab etwa 1860 entgültig durchsetzte. Mit der Entwicklung des Streichquartetts und der Stilwende zur Mannheimer Schule in der Orchesterbildung übernahm das Cello nun auch große solistische Aufgaben.
Maße
- Korpuslänge: 750 - 760 mm
- Zargenhöhe: 111 mm
- Schwingende Seitenlänge: 69 cm
- Bogenlänge: 71 - 73 cm
Violoncelloliteratur
Die Literatur beginnt im Wesentlichen mit den Solo-Suiten von J. S. Bach. Die Literatur vor diesen Kompositionen sind fast alle für Gamben geschrieben, werden heute aber auch gerne mit "modernerer" Besetzung zu Gehör gebracht. Während Mozart dem Violoncello solistisch keine Bedeutung beimaß, gibt es von fast allen anderen namhaften Komponisten Werke für Violoncello und Orchester (Konzerte und Konzertstücke) und Sonaten für Violoncello und Klavier. Auch wenn die Zahl der Werke sich nicht mit denen für Violine oder Klavier messen lässt, so ist doch ihre Qualität im Allgemeinen mindestens ebenbürtig. Als wichtige Cellokonzerte der Klassik und Romantik sind zu erwähnen:
- Das C-Dur und das D-Dur Konzert von Joseph Haydn
- Die Konzerte von Luigi Boccherini (insbes. das B-Dur-Konzert)
- Das a-Moll Konzert von Robert Schumann
- Das a-Moll Konzert von Camille Saint-Saëns
- Das h-Moll Konzert von Antonín Dvořák
- Das e-Moll Konzert von Edward Elgar
- Die Konzerte op. 107 und 126 von Dmitri Schostakowitsch
- Sowie diverse zeitgenössische Konzerte u.a. von György Ligeti, Krzysztof Penderecki, Witold Lutosławski und Frangis Ali-Sade
Ferner spielt das Cello in dem Tripelkonzert von Beethoven und dem hiervon inspirierten Doppelkonzert von Johannes Brahms eine wichtige Rolle.
Klassische Lehrbücher des Violoncellspiels schrieben Bernhard Romberg, Friedrich Dotzauer und Friedrich Kummer, Sebastian Lee.
Bekannte Cellisten
Zu wirklich angemessener Bedeutung in solistischer Hinsicht konnte das Violoncello allerdings erst im 20. Jahrhundert gelangen. Viele Kompositionen, die das Cello in seiner ganzen Vielfalt umfassen, wurden von den großen Virtuosen dieses Jahrhunderts inspiriert und sind diesen gewidmet. Allen voran sind wohl Casals und Rostropowitsch zu nennen.
Erwähnt sei noch eine ganz neue Verwendung des Violoncellos: Die Gruppe Apocalyptica, die mit elektronisch verstärkten und veränderten Cello-Klängen Instrumentalmusik realisieren, die wohl der Heavy Metal Musik nahe kommt. Auch hier zeigt sich wieder die große Vielfalt des Cello-Klangs.
siehe auch: