François-Marie Arouet

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Voltaire, eigentlich François-Marie Arouet (* 21. November 1694 in Paris; † 30. Mai 1778 in Paris), war ein französischer Schriftsteller und Philosoph der Aufklärung.

Leben

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Moreau le Jeune: Voltaire

Als Sohn eines wohlhabenden Notars besuchte Voltaire das Jesuitenkolleg Louis-le-Grand. Hier fiel er bereits durch seinen wachen Geist und sein Sprachtalent auf. Von einem Onkel wurde er in freidenkerische Kreise eingeführt, die ihm das oppositionelle Gedankengut der Frühaufklärung vermittelten. Voltaire wollte Schriftsteller werden, sein Vater zwang ihm jedoch 1711 ein Studium der Rechte auf, das Voltaire aber nie beenden sollte, interessierten ihn doch viel mehr intellektuelle Diskussionen und Liebesabenteuer. Wegen seiner nicht genehmen Ansichten, die er unter anderem in Spottversen zum Besten gab, wurde er 1717 für elf Monate in der Bastille eingekerkert. Weil er die Beleidigung durch einen Adligen nicht hinnehmen wollte und ihm deshalb eine zweite Verhaftung drohte, emigrierte er von 1726 bis 1729 nach England. Er wurde dort durch John Lockes Empirismus, die naturwissenschatlichen Studien Newtons und den aufkommenden Deismus stark beeinflusst. Von diesen und der liberaleren Gesellschaftsform in England berichtete er in seinen berühmten Lettres philosophiques (1731), die in Paris, wo man die Kritik verstanden hatte, sogleich öffentlich verbrannt wurden.

 
Adolph von Menzel: Tafelrunde König Friedrich II. (mitte) in Sanssouci mit Voltaire (links) und den führenden Köpfen der Berliner Akademie, 1850, ehem. Nationalgalerie, Berlin, 1945 im Flakturm Friedrichshain verbrannt.

Als Freidenker und Freimaurer übte Voltaire an jeder Form von institutioneller Religion, aber auch an politischen Missständen Kritik. Er selbst betrachtete den Glauben und insbesondere dessen Grundlage, die Bibel, als überholt: "In hundert Jahren wird die Bibel ein vergessenes und unbekanntes Buch sein, sie wird nur noch als Rarität in den Rumpelkammern und Altertumssammlungen als Zeuge der Torheit früherer Geschlechter zu finden sein." Ein interessantes Kuriosum im Zusammenhang mit diesem Zitat: Im ehemaligen Wohnhaus Voltaires befindet sich heute die Verkaufsstelle einer Bibelgesellschaft.

 
Voltaire

Als 1734 erneut ein Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde, floh er nach Lothringen. Von 1734 bis 1748 lebte er zusammen mit seiner Freundin Gabrielle-Émilie le Tonnelier de Breteuil, Marquise des Châtelet, die unter anderem Newtons Philosophiae naturalis principia mathematica übersetzte und kommentierte, auf Schloss Cirey in der Champagne. Hier schrieb er eine Fülle naturwissenschaftlicher, historischer und politischer Abhandlungen, aber auch poetische und dramatische Werke. Durch die Vermittlung der Madame de Pompadour am französischen Hofe wieder zu Ansehen gelangt, wurde Voltaire 1745 zum Hofhistoriographen ernannt und 1746 in die Académie Française aufgenommen. Friedrich der Große, der selbst zu den aufgeklärten Geistern des 18. Jahrhunderts gehörte, holte ihn 1750 nach Potsdam, wo er dem antiklerikalen Denken frönen durfte und an einer Universalgeschichte, an Beiträgen für Diderots Encyclopédie und an ersten Artikeln für das Dictionnaire philosophique portatif arbeitete. Doch kam es zu Unstimmigkeiten mit Friedrich II., so dass Voltaire 1753 Potsdam wieder verließ. Den Briefwechsel mit Friedrich dem Großen pflegte er jedoch weiterhin. Voltaire wird eine homosexuelle Beziehung zum Preußen-König nachgesagt, dafür gibt es aber keine Belege. 1755 ließ er sich in der Nähe von Genf nieder, wo er auf seinem Gut Ferney die letzten Lebensjahrzehnte als "Weiser von Ferney" verbrachte.

Voltaire war für seinen beißenden Spott berühmt. Als man, um Geld zu sparen, die Hälfte der Pferde in den königlichen Ställen abschaffte, schlug er ironisch vor, man solle stattdessen lieber 50% der Esel am königlichen Hof entlassen.

Voltaire gilt zusammen mit Jean-Jacques Rousseau als Wegbereiter der Französischen Revolution. Große Verdienste erwarb er sich auch als aufgeklärter Historiker. Im Dictionnaire philosophique (1764) äußert er seine Vorstellungen vom Sensualismus.

Mit Peter Scholl-Latour (Afrikanische Totenklage, S. 260) sei kritisch angemerkt, "dass der 'Menschheitsbeglücker' Voltaire persönlichen Gewinn aus dem afrikanischen Sklavenhandel der französischen Hafenstadt Nantes gezogen hatte und dieses menschenverachtende Geschäft mit dem fürchterlichen Satz zu rechtfertigen suchte, es bestehe ein ebenso großer biologischer Unterschied zwischen dem Weißen und dem 'Neger' wie zwischen dem Schwarzen und dem Affen".

Voltaire soll täglich über 50 Tassen Kaffee getrunken haben.

Werke

Literatur