Alanen

antike Ethnie nordöstlich des Kaspischen Meeres
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Die Alanen sind ein indoeuropäisches Steppenvolk der iranischen Gruppe, das als Teilstamm der Sarmaten insbesondere den Roxolanen nahe stand. Die Alanen existierten als Stammesverband aber viel länger als die Sarmaten, und nahmen in der späteren Zeit auch andere Kulturelemente auf. Die Alanen sind unmittelbare Vorfahren der heute im nördlichen Kaukasus lebenden Osseten, von wo aus die Alanen im 1. Jahrhundert Richtung Westen aufbrachen.

Geschichte

  • im 1. Jahrhundert nördlich des Kaukasus wohnhaft, unternahmen sie von dort Raubzüge nach Armenien und Kleinasien (Medien)
  • in römischen Diensten kamen viele Alanen nach Gallien und Britannien, wo sie auch Siedlungen gründeten. Noch im Frühmittelalter waren viele französische und bretonische Adlige stolz auf ihre alanisch-römische Herkunft
  • 370 Unterwerfung durch die Hunnen
  • in der Schlacht von Adrianopel 378 waren schwergepanzerte alanische Kataphraktoi maßgeblich am Sieg der Goten über die Römer beteiligt
  • von den Hunnen nach Westen gedrängt, schloss sich ein Teil der Alanen 406 den Wandalen auf dem Zug über den Rhein und 409 Richtung Spanien an.
  • bis 418 existierte dort ein alanisches Königreich (Katalonien = Got-Alanien), das in diesem Jahr von den Westgoten erobert wurde
  • 429 schlossen sich die verbleibenden Alanen den Hasding-Wandalen auf dem Zug nach Nordafrika an. Seit dem Wandalenkönig Hunerich waren sie direkt den Wandalenkönigen zugehörig
  • Alanische Kavallerie stand als Söldner häufig in byzantinischen Diensten
  • Bei der Entstehung der Kiewer Rus spielten die Alanen als Kriegerelite im Süden des Reiches (um Kiew) wahrscheinlich eine wichtige Rolle
  • im 13. Jahrhundert (um 1237) wurden einige tausend Alanen - zusammen mit ca. 40.000 Kiptschak-Türken (auch Kumanen genannt, Vorfahren der heutigen Gagausen), mit denen sie verbündet waren - von den Mongolen nach Ungarn abgedrängt. Die im heutigen Ungarn lebenden rd. 100.000 Jaszy (in der Provinz Jaszag) sollen die Nachfahren dieser Gruppe sein. Im Nordkaukasus leben möglicherweise (strittig) bis heute die direkten sprachlichen, ethnischen und kulturellen Nachfahren der Alanen, die Osseten

Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft der Alanen

Die Alanen waren ein männerbündlerisches Reitervolk, das ursprünglich halbnomadisch als Viehhirten in den südrussischen Steppen lebte, wo sie Schafe, Ziegen, Rinder und Pferde hüteten. Die Alanen lebten meist in Jurten und auf Wagen (siehe auch: Wagenburg) und zogen mit ihren Herden in andere Weidegebiete sobald das Land abgefressen war. Die Alanen ernährten sich hauptsächlich von Milchprodukten (Käse, Joghurt/Kefir) und Fleisch. Im Zuge des Kontaktes mit dem Bosporanischen Reich, den Römern und im Laufe der Völkerwanderung wurden die Alanen zunehmend sesshaft, unter anderem am Kuban, im Kaukasus, um Kiew herum, in Anatolien und Konstantinopel, in Ungarn, im Hunsrück, in Norditalien, in der Bretagne und in Aquitanien, in England, in Katalonien, in Portugal und in Tunesien.

Typisch für die alanische Kunst sind die verschlungenen Tiermuster des skythisch-sarmatischen Tierstils, der unter den Alanen die Kunst der germanischen Völkerwanderungszeit prägte (zuerst bei den Goten, dann bei den Wandalen, und schließlich die merowingerzeitlichen Franken).

Alanische Krieger waren mit einem skythischen Reflexbogen, einem langen zweischneidigen Schwert (dem sog. sarmatischen Langschwert), einem Dolch, und einer Lanze (oft vom Contus-Typ) ausgestattet. Schwer gepanzerte Kataphrakte waren bei den Alanen nicht ganz so häufig anzutreffen wie bei den anderen sarmatischen Stämmen, die Alanen kämpften häufiger als leichte Lanzenreiter. Eine typisch alanische Kampftaktik war die vorgetäuschte Flucht und der Parthische Schuss. Im Gegensatz zu den Sarmaten (siehe auch: Amazonen) haben wir bei den Alanen keine Hinweise darauf, dass auch Frauen kämpften.

Was bleibt von den Alanen

Die Vornamen Alain, Alanus, Alan, Alanis, der Nachname FitzAlan und unzählige Ortsnamen wie zum Beispiel Alainville oder Alaincourt weisen noch heute auf die Präsenz der Alanen in Europa hin, speziell in England und Frankreich, und im Namen der spanischen Provinz Katalonien haben sie sich nach der Völkerwanderung zusammen mit den Goten verewigt. Der Name der berühmten polnischen leichten Kavallerie, der Ulanen, kommt wahrscheinlich auch von den Alanen, die einst im ganzen frühmittelalterlichen Europa für ihre Lanzenreiter berühmt waren und als Söldner angeworben wurden.

Laut einigen deutschen, russischen und britischen Sprachwissenschaftlern und Historikern könnte die Bezeichnung Rus, der alte Name Russlands und der Russen, auf den alanischen Teilstamm der Ruchs-as oder auf die sarmatischen Roxolanen zurückgehen. In beiden Stammesnamen steckt, wie auch in den iranischen und russischen Vornamen Rustam und Ruslan, altnordiranisch Raochschna = "weiß, Licht" drin, Rus als Volksname würde demnach "die Hellen, Strahlenden" bedeuten. Die Anwesenheit von nicht-assimilierten Alanen in den Siedlungen und Städten der frühen Kiewer Rus ist archäologisch belegt. Allerdings wird die Rukhs-as-Theorie von den meisten Wissenschaftlern zurückgewiesen, man identifiziert das Wort "Rus" als Bezeichnung der Skandinavier in Russland.

Siehe auch