Als Sehbahn bezeichnt man die neuronale Verschaltung des optischen Systems vom Auge bis zum Gehirn.
Die Stäbchen und Zapfen der Netzhaut (Retina) sind das 1. Neuron der Sehbahn. Von hier wird die Erregung auf die inneren Körnerzellen der Retina weitergeleitet. Diese bipolare Nervenzellen sind das 2. Neuron der Sehbahn. Deren Axone ziehen zu den multipolaren Nervenzellen im Stratum ganglionare der Netzhaut, die das 3. Neuron darstellen. Die ersten beiden Umschaltungen erfolgen also bereits innerhalb der Retina.
Die langen Axone des 3. Neurons bilden den Sehnerven, Nervus opticus. Dieser zieht durch den Canalis opticus zur Sehnervenkreuzung (Chiasma opticum) an der Gehirnbasis. Hier kreuzen, je nach Spezies, zwischen 50% (Primaten) und 90% (Huftiere) aller Fasern aus der nasalen Netzhauthälfte auf die Gegenseite, wobei die Kreuzung der Hälfte der Fasern optimal für das binokuläre Sehen ist. Bei niederen Wirbeltieren und den Vögeln (mit Ausnahme der Eulen) kreuzen alle Fasern auf die andere Seite.
Vom Chiasma opticum setzt sich die Sehbahn als Tractus opticus zum Corpus geniculatum laterale des Zwischenhirns fort. Hier werden die Fasern auf das 4. Neuron der Sehbahn umgeschalten. Dessen Axone verlaufen als GRATIOLET-Sehstrahlung (Radiatio optica) zur primären Sehrinde im Okzipitallappen des Cortex.
Einige Sehnervenfasern ziehen ohne Umschaltung vom Corpus geniculatum laterale zum Nucleus pretectalis und den Colliculi superiores im Mesencephalon. Diese Anteile sind für Akkomodation, Pupillenreflexe und die Richtungsbewegungen der Augen zuständig.
Siehe auch: Hemianopsie - Visueller Neglect - Perimetrie