Hazara

Ethnie in Afghanistan und umliegender Regionen
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Die Hazara (auch Hasara geschrieben) sind ein turkmenisch-mongolischstämmiges[1] Volk. Sie stammen aus der Region des heutigen Zentralafghanistans und sind mit circa fünf Millionen Einwohnern auch heute größtenteils dort ansässig. Daher wird diese Region auch als Hazarajat oder neuerdings auch als Hazaristan bezeichnet.[2] Ihre Hauptsiedlungsgebiete sind die Provinzen Bamiyan, Daikondi (ehemals nördlichster Bezirk von Oruzgan), Ghazni und Wardak. Viele leben in Folge von Emigration im Ausland, davon circa 200.000 im Iran und circa 100.000 in Pakistan, wo sie im Stadtteil Mariabad in Quetta die Mehrheit der Bevölkerung bilden. Ihre heutige, dem Persischen zuzurechnende Sprache Hazaragi weist einen großen Bestand an mongolischen aber auch türkischen Wörtern auf. In der Nähe Herats spricht noch eine Handvoll Hazara die alte Sprache der Moghol, ein weitgehend unverfälschtes Mongolisch, das ansonsten überall verschwunden ist. Hinsichtlich der Abstammung der Hazara werden in der einschlägigen Literatur verschiedene Ansichten vertreten. Das Wort Hazara ist vom persischen Hazar-ha, Tausendschaft, abgeleitet und ist womöglich eine Anspielung auf die Tausendschaft der Mongolenarmee unter Dschingis Khan. 1316 konvertierte der Il-Khan Abu Sa'id, ein direkter Nachkomme Dschingis Khans, zum schiitischen Islam, und mit ihm viele seiner Anhänger. Gegen eine solche Abstammung sprechen archäologischen Funde, nach welchen die Hazara sich über 6000 Jahre im Raum Afghanistan nachweisen lassen.[3] Die Hazara gehören überwiegend dem schiitischen Islam an. Bis heute bilden die Hazara eine bedeutende schiitische Gemeinde im traditionell sunnitischen Zentralasien.


Aufgrund ihrer Konfession und ihrer mongolischen Abstammung sind die Hazara nach dem Fall der schiitischen Safawiden und der Gründung des modernen Afghanistans, wo sie sowohl eine ethnische als auch eine konfessionelle Minderheit sind, immer wieder Opfer von Diskriminierung und Unterdrückung gewesen - besonders durch die tadschikische und paschtunische Elite.[4] Im afghanischen Bürgerkrieg waren die Hazara immer wieder Opfer von Angriffen. So galt 1992 ein Angriff des Tadschiken Ahmad Schah Massoud in Kabul hauptsächlich der dort lebenden Hazara-Bevölkerung. Während der Herrschaft der paschtunischen Taliban kam es mehrmals zum Genozid gegen die Hazara.[5] Beim sogenannten Massaker von Yakaolang wurden Anfang 2001 mehrere Tausend Hazara aufgrund ihrer Abstammung, ihrer Sprache und ihrer Konfession von den Taliban ermordet.[6] In jüngster Zeit geriet der indische Film Kabul Express des paschtunischen Regisseurs Kabir Khan im Zusammenhang mit der Diskriminierung der Hazara in die Kritik; ihm wurden rassistische Beleidigungen gegenüber den Hazara vorgeworfen. [7] Literarisch wurde die Diskriminierung der Hazara beispielsweise im Bestsellerroman Drachenläufer des Authors Khaled Hosseini thematisiert. [8]

Die politisch-militante Organisation Hizb-e Wahdat (eine schiitische Gruppierung in Afghanistan, die massiv vom Iran und von der fundamentalistischen Hizbullah Libanons unterstützt wird) wird von den Hazara dominiert. Ihr geistiger und ideologischer Vater, Abdul Ali Mazari, wurde 1995 bei Kämpfen gegen die Taliban gefangen genommen und zu Tode gefoltert. Im August 1998, nach der Eroberung der Stadt Mazar-e Scharif durch die Taliban, wurden viele Hazara am Grab Mazaris rituell ermordet.

Vor dem Bürgerkrieg und der sowjetischen Invasion besuchten jährlich bis zu 100.000 Touristen Hazarajat um die Buddha-Statuen von Bamiyan zu sehen, welche vor ihrer Zerstörung die größte Touristenattraktion Afghanistans darstellten.

Die Musik der Hazara ist stark geprägt vom Hazaragi und der Dambora, dem Volksinstrument der Hazaras. Die Dambora ist ein der türkischen Saz sehr ähnliches Seiteninstrument. Der bekannteste Sänger ist Dawood Sarkhosh.

Quellen

  1. http://lexikon.meyers.de/meyers/Hazara
  2. http://www.strategische-studien.com/uploads/media/PaperBirkFrick9.5.06.pdf
  3. http://www.strategische-studien.com/uploads/media/PaperBirkFrick9.5.06.pdf
  4. http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan_aid_123589.html
  5. http://www.gfbv.it/3dossier/asia/afghan/afghan-as3.html
  6. http://www.hrw.org/reports/2001/afghanistan/afghan101-03.htm#P126_15001
  7. http://archive.gulfnews.com/articles/07/01/08/10095284.html
  8. http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/256991/