Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Die Stadt Isny im Allgäu ist ein heilklimatischer Luftkurort im württembergischen Allgäu in Baden-Württemberg. Die ehemalige freie Reichsstadt liegt an der Hauptroute der Oberschwäbischen Barockstraße.
Geografie
Im Osten der Gemeinde liegt die Adelegg, ein sehr waldreicher Mittelgebirgszug, der als ein Nordausläufer der Allgäuer Alpen weit in das Alpenvorland reicht und mit dem „Schwarzen Grat“ (1.118 m) die höchste Erhebung Württembergs aufweist.
Klima
Der Jahresniederschlag beträgt 1600mm. Der Niederschlag liegt im oberen Drittel der Messstellen des Deutschen Wetterdienstes. Über 98% zeigen niedrigere Werte an. Der trockenste Monat ist der Oktober; am meisten regnet es im Juni. Im niederschlagreichsten Monat fällt ca. 1,7mal mehr Regen, als im trockensten Monat. Die jahreszeitlichen Niederschlagschwankungen liegen im oberen Drittel. In über 94% aller Orte schwankt der monatliche Niederschlag weniger. |
Geschichte
Auf einem Moränenhügel beim Weiler Burkwang unweit der Argen befand sich in spätrömischer Zeit das Kastell Vemania. Archäologen gehen davon aus, dass es unter Kaiser Probus angelegt worden war, um die Römerstraße zwischen Bregenz und Kempten zu sichern. Germanen haben es offenbar mehrfach überfallen, ehe die 200 Reiter starke Truppe um das Jahr 401 nach Italien abgezogen wurde.
Das heutige Isny wurde um das Jahr 1043 vom Grafen von Altshausen gegründet. 1096 wurde die Kirche den Mönchen von Hirsau zur Gründung des Klosters St. Georg übergeben. Um das Jahr 1235 – Isny hatte bereits das Marktrecht – erhielt der Ort das Stadtrecht.
1284 fielen Stadt und Kloster einem Brand zum Opfer. 1365 erkauften sich die Isnyer die Rechte einer Freien Reichsstadt von ihrem Vogtherren, dem Truchsessen von Waldburg. 1401 brannte es erneut in Isny. 1507 erhielt die Stadt das Münzrecht.
Isny war eines der Zentren der Reformation im Allgäu und wurde 1529 protestantisch. Hier arbeitete der Prediger und Reformator Paul Fagius, der hier dem jüdischen Dichter und Grammatiker Elijah Levita einige beachtliche Druckwerke in Auftrag gab. Die Stadt gehörte zu den Vertretern der protestantischen Minderheit (Protestation) am Reichstag zu Speyer. Ihre Bürgerschaft forderte die ungehinderte Ausbreitung des evangelischen Glaubens.
Im Jahr 1631 zerstörte ein Großbrand um die 380 Gebäude, auch die beiden Kirchen und das Kloster. Wie viele andere Städte auch litt Isny unter den Wirren des Dreißigjährigen Krieges.
1802 wurde die Reichsstadt mediatisiert und kam zunächst an die Reichsgrafen von Quadt, 1806 kam Isny zum Königreich Württemberg. Die Bevölkerung favorisierte eine Eingliederung zu Österreich oder alternativ nach Bayern. Durch die Angliederung an das Königreich Württemberg und das damit verbundene Abschneiden der traditionellen Wirtschaftsbeziehungen wurde die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt über viele Jahre hinweg gehemmt.
Am 15. August 1874 wird die erste Bahnlinie nach Leutkirch eingeweiht.
Politik
Dem Gemeinderat gehören 29 Mitglieder aus den Fraktionen der CDU (13), FWV (7) und einer Fraktionsgemeinschaft der SPD (9).
Vorsitzender des Gemeinderates ist Bürgermeister Manfred Behrning. Seine ehrenamtlichen Stellvertreter sind Dieter Hechelmann (1., CDU) und Sibylle Lenz (2., FWV). Am 11. November 2007 wurde der parteilose Regierungsbaumeister Rainer Magenreuter zum neuen Bürgermeister gewählt. Er übernimmt die Amtsgeschäfte am 20. Januar 2008.
Partnerstädte
Isny unterhält Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:
- Andrychów (Polen)
- Notre Dame de Gravenchon (Frankreich)
- Street (England)
- Flawil (Schweiz)
- Sotkamo (Finnland)
Wirtschaft und Infrastruktur
Ansässige Unternehmen
Die nach Beschäftigungszahlen am Standort Isny größten Betriebe sind:
- Waldburg-Zeil-Kliniken, ca. 850
- Dethleffs (Wohnwagen, Wohnmobile), ca. 700 Beschäftigte ohne Fremdkräfte
- Gardinia (Vorhangschienen), ca. 450 (mit Heimarbeitern ca. 600)
- Stephanuswerk (Altenhilfeträger, Rehabilitation), ca. 385
- Landes (Lederwaren), ca. 205
- Blaser (Jagdwaffen), ca. 200
- Motan (Gerätebau), ca. 160
- Walcker (Offsetdruck), ca. 150
- Aquatec (med. Geräte), ca. 100
- Volksbank Allgäu-West eG, ca. 90
- Edelmann & Ridder „Edelrid“ (Litzen, Seile), ca. 80
- Wittner (Feinmechanik und Kunststoff), ca. 84
- Naturwissenschaftlich-Technische Akademie Isny (ca. 70)
Verkehr
Die Stadt ist mit einigen Buslinien u.a. mit Leutkirch, Wangen im Allgäu und Kempten im Allgäu verbunden und gehört dem Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo) an. Früher bestanden Eisenbahnverbindungen mit diesen Städten, von denen die Verbindung nach Kempten Isny-Bähnle, einstmals die höchststeigende Normalspurbahn in Deutschland, als letzte 1983 stillgelegt wurde. Isny ist im Straßenverkehr nach Westen über die B12 mit Wangen im Allgäu verbunden. Es besteht hier sowie auch nach Norden bei Leutkirch ein Anschluss an die A96 Nach Osten hin besteht nach dem Ausbau der B12 eine Verbindung nach Kempten an die Autobahnen A980 und A7.
Bildung
Die Stadt Isny ist Träger einer Grundschule in der Kernstadt sowie von Grundschulen in Beuren, Neutrauchburg und Rohrdorf. Außerdem gibt es eine Hauptschule mit Werkrealschule, eine Realschule (gegründet 1998) und ein Gymnasium. Die Eduard-Schlegel-Schule als staatliche Förderschule und eine private Schule für Erziehungshilfe im Evangelischen Kinder- und Jugenddorf Siloah runden das allgemeinbildende Schulangebot ab.
Eine Außenstelle der Wirtschaftsschule Wangen in Trägerschaft des Landkreises Ravensburg ist baulich im Gymnasium Isny integriert.
Mit der privaten Naturwissenschaftlich-Technischen Akademie Prof. Dr. Grübler (nta) ist in Isny auch ein Berufskolleg und eine Fachhochschule für die Fachrichtungen Physik, Chemie, Informatik und Medizin ansässig. Diese kam 1950 als „Chemieschule Prof. Dr. Grübler“ nach Isny.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sammlungen und Museen
- Prädikantenbibliothek
- Im Turm über der Sakristei der Nikolaikirche befindet sich eine in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eingerichtete Predigerbücherei, die in Einrichtung und Bestand fast originalgetreu erhalten ist und als „biobliothekarisches Gesamtdenkmal“ gilt.
- Die Prädikantenbibliothek enthält zahlreiche Handschriften und Inkunabeln, darunter das „Isnyer Graduale“ von ca. 1200, Schriften der Reformatoren Luther und Melanchthon, das „Straßburger Gesangbuch“ (1541) und der Weltatlas des Amsterdamer Kartographen Abraham Ortelius (1640–1650).
- Museum am Mühlturm
- Museum zur Stadtgeschichte mit Spezialausstellungen zum Flachsanbau und zur Weberei sowie zur Münzgeschichte der Stadt. Eine besondere Attraktion ist die Münzwerkstatt, in der Besucher auf Wunsch selbst eine Erinnerungsmünze prägen können.
- Wassertormuseum
- Ausstellungen zur Feuerwehrgeschichte, zum Wintersport in Isny, komplett eingerichtete historische Schuhmacherwerkstatt und Türmerwohnung.
- Kunsthalle im Schloss
- Die Kunsthalle im Schloss zeigt eine ständige Ausstellung von Werken des Malers Friedrich Hechelmann sowie wechselnde Sonderausstellungen. Außerdem wird eine Sammlung hellenistischer Skulpturen gezeigt.
Bauwerke
- Nikolaikirche
- Diese dreischiffige Pfeilerbasilika wurde ursprünglich 1288 erbaut, im 15. Jahrhundert restauriert und nach dem großen Brand 1631 wieder neu ausgebaut. Sie besitzt einen spätgotischer Chor mit Sternrippengewölbe.
- Georgskirche
- Ehemalige Klosterkirche im Rokoko- und Barockstil. Ursprünglich erbaut im 11./12. Jahrhundert. Nach dem großen Brand 1631 neu erbaut. Die Innenraumgestaltung war erst im 18. Jahrhundert fertiggestellt und die Kirche enthält heute wertvolle Deckenfresken und Altäre.
- Rathaus
- Eine Verbindung von drei ehemaligen Patrizierhäusern mit Bausubstanz aus dem 15. Jahrhundert. Von 1682 bis 1687 um- und ausgebaut im frühbarocken Stil. Das Knorpelschnitzwerk auf den Türblättern, die Holzkassettendecken in den Erkersälen und vor allem der Winterthurer Fayence-Kachelofen sind sehenswert.
- Neidhammelbrunnen
- Eine Menschenfigur mit Hammelkopf, die immer wieder das Glück der Anderen bespuckt.
- Die Brunnenfiguren wurden nach einem Disput vor der Realschule in Isny von den Brüdern Immler errichtet, die in der Stadt ein Bauunternehmen betreiben.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Kinderfest, immer am zweiten Juli-Wochenende
- Isny-Oper-Festival, Mitte Juli
- Theaterfestival Isny, Anfang August
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Johannes Nider (1380–1438), Dominikanermönch und Theologe
- Melchior Specker (+ 1569), Theologieprofessor in Straßburg
- Eduard Schlegel (1787–1830), Unternehmer und Philanthrop
- Franz Ehrle (1845-1934), Jesuit und Kurienkardinal der römisch-katholischen Kirche
- Hubert Netzer (1865–1939), Bildhauer und Akademieprofessor
- Ernst Mutschler (* 1931), Pharmakologe
- Günter Herburger (* 1932), Schriftsteller
- Hartmut Krebs (1946–2007), Staatssekretär und Unternehmer
- Friedrich Hechelmann (* 1948), Maler
- Karl Immler (* 1948), Unternehmer und Stifter
- Jakob Immler (* 1950), Unternehmer und Stifter
- Peter Rohwein (* 1962), deutscher Meister im Spezialspringen 1984, deutscher Skisprungnationaltrainer
- Maximilian Mechler (* 1984), Skispringer im DSV-A-Kader und Weltcupteilnehmer
Sonstige Persönlichkeiten
- Elijah Levita (1469–1549), Dichter und Grammatiker, lebte zeitweise in Isny
- Paul Fagius (1504–1549), Prediger und Reformator, lebte in Isny
- Jutta Kleinschmidt (* 1962), Rallyefahrerin, studierte in Isny
- Frank Höfle (* 1967), deutscher Behindertensportler und vielfacher Paralympics-Sieger, lebt in Isny
Literatur
- Karl Friedrich Eisele (Red.): Isny im Allgäu. Ein Führer durch die Stadt und ihre Geschichte. Stadt Isny, Isny 1992
- Sylvia Greiffenhagen, Gesa Ingendahl: Isny im 19. und 20. Jahrhundert. Stadt Isny, Isny 2003, ISBN 3-00-012529-9
- Helmut Schmid: Die mittelalterliche Predigerbücherei zu Isny (= Kleinode, Band 7). Kreissparkasse Ravensburg, Ravensburg 2000
- August Friedrich Pauly: Gemeinde Isny. In: Beschreibung des Oberamts Wangen. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1841 (Volltext bei Wikisource)