Posttraumatische Belastungsstörung

psychische Erkrankung nach belastendem Ereignis
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Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine emotionale Störung, die als Reaktion auf ein psychisches (Trauma) auftritt, das die individuellen Bewältigungsstrategien der betroffenen Person deutlich überfordert hat. Die PTBS ist nur eine der möglichen Folgereaktionen auf z.B. sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung, Krieg, Katastrophen aller Art und Diagnose von Krankheiten. Im typischen Fall ging das verursachende Trauma mit Todesangst einher.

Charakteristisch für die PTBS sind Albträume, Schlafstörungen sowie das immer wiederkehrende unwillkürliche Nacherleben der bedrohlichen (oder als bedrohlich erlebten) traumatisierenden Situation in sogenannten Flashbacks. Diese Flashbacks sind typischerweise sehr deutlich, ähnlich einer filmischen Aufzeichnung, sie sind von Gerüchen, Geräuschen und Emotionen begleitet. Da auch Amnesien typisch für PTBS sind, fehlen häufig Teile dieses "Films". Therapien, die Erinnerungen an diese Elemente wiederherstellen wollen, sind äußerst umstritten, siehe False-Memory-Syndrom. Untersuchungen haben ergeben, dass Traumata physische Gehirnschäden hinterlassen können (insbesondere eine Verkleinerung des Hypothalamus).

Typisch ist weiters, dass auf bestimmte persönliche Auslöser ("Trigger"), die akustisch oder visuell sein können, starke Gefühle von Angst oder Panik auftreten.

Im Unterschied zur akuten Belastungsreaktion verläuft die PTBS chronisch.

Alternativ zum Begriff Posttraumatische Belastungsstörung oder der englischen Bezeichnung Posttraumatic Stress Disorder (PTSD) wird auch Posttraumatische Belastungsreaktion verwendet. Damit soll betont werden, dass manche psychischen Reaktionen auf Traumata keine krankmachende Wirkung haben, sondern als das Überleben ermöglichende Reaktion verstanden werden können. Weitere Synonyme sind Posttraumatisches Belastungssyndrom und Posttraumatische Belastungserkrankung.

Ebenfalls wird der Begriff Psychotraumatische Belastungsstörung in der Literatur genutzt, um zu verdeutlichen, dass das Trauma nicht mit dem traumatischen Ereignis gleichzusetzen ist.

Diagnoseschemata

Nach der ICD-10 (International Classification of Diseases) der WHO hat die PTBS den Code F 43.1. Diese psychologisch-psychiatrische Diagnose fand 1980 erstmals Eingang in das auch international bedeutsame amerikanische Diagnose-Manual DSM 4, das von der American psychiatric association (APA) [1] herausgegeben wird. Dort ist das Syndrom heute unter 309.81 als eine Form der Angststörung gelistet.

Häufigkeit

Ob eine PTBS auftritt, ist stark abhängig von der Art des erlebten Traumas.

Symptome

Symptome können sowohl direkt nach Erleben des Traumas, aber auch mit Verzögerung von vielen Jahren oder Jahrzehnten auftreten.


Symptome sind z.B.:

Bei Kindern

  • siehe oben

bei sexuellem Missbrauch:

  • stark sexualisiertes Verhalten
  • nicht altersgemäßes, sexuell geprägtes Spiel

Therapie

Prävention
Vorbeugend wird versucht, durch eine frühzeitige Intervention die akute Belastungsreaktion für den Betroffenen handhabbar zu machen und frühzeitig adäquate Bearbeitungsstrategien zu aktivieren. Für Einsatzkräfte sind die SbE-Teams (in Deutschland PSU-Teams (Psychosoziale Unterstützung für Einsatzkräfte) genannt), für Angehörige und sonstige Betroffene ist die Krisenintervention im Rettungsdienst zuständig. Beide geben konkrete Hinweise auf weiterbetreuende psycho-soziale Einrichtungen.

PTSD wird durch eine Kombination von Psychotherapie (z. B. kognitive Verhaltenstherapie oder Gruppentherapie) und medikamentöser Therapie (SSRIs, wie etwa Fluctine oder Zoloft) behandelt. Bei schwerer Traumatisierung kann eine stationäre Traumatherapie sinnvoll sein. Auf jeden Fall sollte sichergestellt werden, dass die betroffene Person keinen weiteren Traumaeinwirkungen ausgesetzt ist/wird.

In den neunziger Jahren erfolgte die Behandlung im englischsprachigen Raum häufig im Rahmen des sogenannten Recovery-Paradigma mittels Regressionshypnose; heute ist dieses Verfahren der Rückerlangung von Erinnerungen an das traumatische Ereignis umstritten.

Literatur

  • Gottfried Fischer, Peter Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie, Ernst Reinhardt-Verlag München/Basel 1998 ISBN 3-8252-8165-5
  • Hans Keilson: Sequentielle Traumatisierung bei Kindern. Stuttgart 1979
  • Kinzie, David J.; Goetz, Rupert, R. (1996): A. Century of Controversy Surrounding Posttraumatic Stress-Spectrum Syndromes: The Impact on DSM-III and DSM-IV. In: Journal of Traumatic Stress 9(2), S. 159-179.
  • Laibow, Rima E.; Laue, Shaffia (1993): Posttraumatic Stress Disorder in Experienced Anomalous Trauma. In: International Handbook of Traumatic Stress Syndroms, Hrsg. John P. Wilson und Beverly Raphael, New York: Plenum Press, S. 93-103.
  • Nash, Michael R. (1994): Memory Distortion and Sexual Trauma: The Problem of False Negatives and False Positives. In: International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis 42, S. 346-362.
  • Streeck-Fischer, Anette; Sachsse, Ulrich; Özkan, Ibrahim (2001): Perspektiven der Traumaforschung. In: Körper, Seele, Trauma. Biologie, Klinik und Praxis, Hrsg. Anette Streeck-Fischer, Ulrich Sachsse und Ibrahim Özkan, , Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 12-22.
  • van der Kolk, Bessel A.; Weisaeth, Lars; van der Hart, Onno (2000): Die Geschichte des Traumas in der Psychiatrie. In: Traumatic Stress, Grundlagen und Behandlungsansätze, Hrsg. Bessel A. van der Kolk, Alexander C McFarlane und Lars Weisaeth Paderborn: Junfermann, S.71-93.
  • Wilson, John P. (1992): Post-traumatic Stress Disorder (PTSD) and Experiences Anomalous Trauma (EAT): Similarities in Reported UFO Abductions and Exposure to Invisible Toxic Contaminants. In: Anomalous Experience & Trauma. Current Theoretical, Research and Clinical Perspectives, Hrsg. Rima E. Laibow, Robert N. Sollod und John P. Wilson. New York: TREAT, S. 31-45.
  • Miller, Alice (2004): Die Revolte des Körpers, Suhrkamp, Frankfurt am Main

Siehe auch