Parabel (Mathematik)

Kurve zweiter Ordnung
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In der Mathematik ist eine Parabel (v. griech.: παραβολή parabole = das Daneben-Gehende; der Vergleich, v. altgriech.: paraballein = nebeneinanderstellen) eine Kurve, genauer ein Kegelschnitt, der entsteht, wenn man den Kegel mit einer Ebene schneidet, die parallel zu einer Erzeugenden des Kegels ist. Wenn die Ebene selbst eine Tangentialebene des Kegels ist, erhält man eine Gerade als degenerierte Parabel.

Ein hüpfender Ball beschreibt, wenn man den Reibungsverlust vernachlässigt, Parabelbögen.

Außerdem stellen die Funktionsgraphen von quadratischen Funktionen Parabeln dar.

Darstellungsformen

 
Eine Parabel

Neben der oben genannten Definition als Kegelschnitt kann eine Parabel auch als Punktmenge in einem kartesischen Koordinatensystem beschrieben werden:

Eine Parabel ist die Menge aller Punkte  , deren Abstand zu einem festen Punkt (dem Brennpunkt  ) und einer Geraden (der Leitgeraden  ) gleich ist.

 

Jener Punkt, der in der Mitte zwischen Brennpunkt und Leitgerade liegt, heißt Scheitel   der Parabel. Die Verbindungsgerade von Brennpunkt und Scheitel wird Achse der Parabel genannt. Sie ist die einzige Symmetrieachse.

Das Koordinatensystem wird im Folgenden so festgelegt, dass A die Koordinaten (0,0) und F die Koordinaten (0,f) besitzt. Für jeden Punkt   auf der Parabel gilt dann   und damit

 .

Hieraus folgt der funktionale Zusammenhang zwischen   und   für alle Punkte  :

 

Jede quadratische Funktion der Form   ist somit eine Parabel mit dem Brennpunkt  .

Eigenschaften

Da die Parabel nur von einem Parameter abhängig ist (dem Abstand von Leitgerade und Brennpunkt   bzw. dem Parameter   in der Gleichung), sind alle Parabeln zueinander ähnlich. Geometrisch gedeutet ist der Parameter die Länge jener Parabelsehne, die senkrecht zur Achse ist und durch den Brennpunkt geht; sie ist 4-mal größer als der Abstand zwischen Brennpunkt und Parabelscheitel.

Die Unterschiede in der Krümmung entstehen nur durch das Vergrößerungsverhältnis. Insbesondere ist die numerische Exzentrizität ε  und die lineare Exzentrizität oder Brennweite  .

Parabeln können als Grenzfall einer Ellipse oder einer Hyperbel angesehen werden, wenn ein Brennpunkt fix ist und der andere unendlich weit in die eine oder andere Richtung entfernt wird.

Wird ein Strahl, der parallel zur Achse einfällt, an der Parabel gespiegelt, so geht der resultierende Strahl durch den Brennpunkt, und umgekehrt. Die Geraden durch einen Punkt der Parabel und den Brennpunkt nennen wir dann Brennlinie, Leitstrahl, oder Brennstrahl des Punktes. Diese Eigenschaft hat auch ein Rotationsparaboloid, also die Fläche, die entsteht, wenn man eine Parabel um ihre Achse dreht; sie wird häufig in der Technik verwendet (siehe Parabolspiegel).

Beweis:

Die Steigung der Tangente an die Parabel   im Punkt   ergibt sich zu:

 

Die Nullstellen der Tangenten   erhält man mit Hilfe der allgemeinen Geradengleichung über:

 

Für die Tangente durch einen beliebigen Punkt   der Parabel gilt:

 


und damit für die Tangentengleichung:

 

Die Nullstelle   der Tangente (für  ) lautet somit:

 

Also der Punkt  . Dieser liegt also genau in der Mitte zwischen   und  . Damit wird das gleichschenklige Dreieck   in zwei kongruente Dreiecke zerlegt. Die Reflexion an der Parabel entspricht der Reflexion an der Tangente.

Der Einfallswinkel   ist gleich dem Ausfallswinkel  . Damit treffen alle Strahlen auf  .

Jedes Teilchen, das sich in einem gleichförmigen Gravitationsfeld ohne Einwirkung anderer Kräfte bewegt (zum Beispiel ein Baseball, wenn man den Luftwiderstand ignoriert), folgt einer parabelförmigen Bahn (Wurfparabel). In radialsymmetrischen Gravitationsfeldern, wie sie idealerweise um einen Himmelskörper herrschen, ist die Parabel eine der Lösungen einer Keplerbahn.

Parabeln als Funktionsgraphen

Manchmal werden alle Graphen von Polynomfunktionen als Parabeln bezeichnet. Zum Beispiel ist der Graph eines Polynoms von Grad 4 eine Parabel 4. Ordnung, der Graph eine Polynoms vom Grad 3 eine kubische Parabel. Mit der Definition der Parabel als Kegelschnitt stimmen nur Parabeln zweiter Ordnung, also von Funktionen der Form  , überein.

Scheitelform

Die Scheitelform oder Scheitelpunktform ist in der Mathematik eine spezielle Darstellung der Parabelfunktion. Mit ihr kann man den tiefsten bzw. höchsten Punkt einer Parabel ablesen.

Die Scheitelpunktfunktion in der allgemeinen Form:  

Das Extremum

Anhand der Scheitelpunktform kann man direkt die Lage des Scheitelpunktes, also des einzigen Extremwerts S(c|d) erkennen. f(c) = d gibt damit also den Extremwert an.

Stauchung und Streckung

Durch den Koeffizienten a wird die Stauchung bzw. Streckung der Parabel und die Art der Extremstelle ausgedrückt. Die Normalparabel wird durch den Faktor   gestreckt. Daraus ergeben sich die folgenden Möglichkeiten:

a > 1
Streckung bzgl. y-Achse
a = 1
Normalparabel
1 > a > 0
Stauchung bzgl. y-Achse
a = 0
Die Funktion ist keine Parabel sondern eine Konstante (bzw. unendlich stark gestaucht)
0 > a > -1
Stauchung bzgl. y-Achse, Spiegelung bzgl. x-Achse
a = -1
Spiegelung der Normalparabel bzgl. x-Achse
a < -1
Streckung bzgl. y-Achse, Spiegelung bzgl. x-Achse

Beispiele

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Siehe auch

Interessantes

 
Genanntes Beispiel

Die Parabel der Funktion   ist eine „Multiplikationsmaschine“. Man kann mit dieser das Ein-mal-Eins berechnen. Dazu muss man zuerst eine Parabel der Form   in einem kartesischen Koordinatensystem einzeichen. Danach die Faktoren der Multiplikation als  -Werte mit zugehörigem  -Wert als Punkt im Koordinatensystem eintragen, wobei das Vorzeichen beider  -Werte nicht die selben sein dürfen und diese verbinden. Der Schnittpunkt der Geraden mit der  -Achse (Ordinate) ist das Ergebnis der Multiplikation.

Für das Beispiel   trägt man die Faktoren als  -Werte mit unterschiedlichen Vorzeichen in das Koordinatensystem ein. Man wählt also folgende Punkte:  ,   oder  ,  .

Verbindet man die Punkte durch eine Gerade, erkennt man, dass der Schnittpunkt der Geraden mit der y-Achse gleich 6 ist.