Vorlage:Doppeleintrag Es war die Zeit der Außerparlamentarischen Opposition (APO) und der Straßenkämpfe um politische Ansichten und besetzte Häuser. Mordkommandos der RAF um Ulrike Meinhof hatten den Generalbundesanwalt Siegfried Buback erschossen.
In seinem Pamphlet "Buback - ein Nachruf", welches am 25. April 1977 in den Göttinger Nachrichten (der damaligen Zeitung des AStA der Universität Göttingen) veröffentlicht wurde, stellte der "Göttinger Mescalero" - trotz rationaler und politischer Verurteilung des Buback-Attentates - seine emotionale Sympathie für den Mord am damaligen bundesdeutschen Generalbundesanwalt Siegfried Buback dar. In den Medien wurde insbesondere die vom Verfasser geäußerte "klammheimliche Freude" zitiert und kritisiert.
Der Schreiber nannte sich «Stadtindianer» und unterzeichnete das Pamphlet mit «Mescalero», dem Namen eines Apachenstamms. Er gab sich als Mitglied der Bewegung «Undogmatischer Frühling» zu erkennen, die damals mit der «Sozialistischen Bündnisliste» den Göttinger AStA stellte.
Der "Göttinger Mescalero", wollte "nach dem Abschuss von Buback" seine "klammheimliche Freude nicht verhehlen". Er fragte: "Warum diese Politik der Persönlichkeiten? Könnten wir nicht mal zusammen eine Köchin entführen und sehen, wie sie dann reagieren die aufrechten Demokraten. Sollten wir uns nicht überhaupt mehr auf die Köchinnen konzentrieren?"
Einer, der von diesem Schreiben nicht angeekelt schien, war der damalige Student der Sozialwissenschaften und Aktivist linker Studentengruppen Jürgen Trittin, Jahrgang 1954. Er hing als junger Mann in Göttingen dem "Kommunistischen Bund" an, war bei Häuserbesetzungen dabei und saß eine Zeit lang im ASTA. Trittin: "Wir wollten einen anderen Staat." Auch nachdem er 1990 grüner Minister in Niedersachsen geworden war, mochte er sich nicht von dem Mescalero-Brief distanzieren. "Noch 1993 verteidigte Trittin den ,Nachruf' als ,radikal pazifistische Absage an den Terrorismus'", berichtete die FAZ 1999.
Der inzwischen bekannte Autor, Klaus Hülbrock, schrieb darin diesen am heftigsten kritisierten Satz: «Meine unmittelbare Reaktion, meine 'Betroffenheit' nach dem Abschuss von Buback ist schnell geschildert: Ich konnte und wollte (und will) meine klammheimliche Freude nicht verhehlen.» Und weiter: «Ich habe den Typ oft hetzen hören. Ich weiß, was er bei der Verfolgung, Kriminalisierung, Folterung von Linken für eine herausragende Rolle spielte.»
Der zweite Teil des Textes, eine Lossagung von der Gewalt, wurde damals zumeist nicht von dem Medien veröffentlicht. Darin warnte er: «Unser Weg zum Sozialismus (wegen mir Anarchie) kann nicht mit Leichen gepflastert werden.»
Vier Tage nach dem Erscheinen erstattete der Ring Christlich-Demokratischer Studenten RCDS Strafantrag. Die Göttinger Justizbehörden leiteten ein Ermittlungsverfahren ein. Auch der Präsident des Niedersächsischen Landtages, Heinz Müller (CDU), erstattete Strafanzeige.
Mit dem Göttinger AStA und anderen, die den Artikel nachdruckten, gab es insgesamt mehr als 140 Beschuldigte. Die Verfahren, zuletzt gegen 13 niedersächsische Hochschullehrer und 35 Kollegen aus dem übrigen Bundesgebiet, die eine Dokumentation «Buback ein Nachruf» veröffentlich hatten, endeten zumeist mit Freispruch oder kleineren Geldstrafen.
Das Pamphlet sorgte seinerzeit für eine starke Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit: Gegen die Veröffentlichung des Pamphletes wurde nachdrücklich angegangen.
Deswegen wurden verschiedene Fassungen publiziert: Die erste Fassung war der originale Beitrag in der Göttinger AStA-Zeitung, die zweite Fassung ist erweitert um eine Vorrede von einer Reihe deutscher Professoren, in der sie die Reaktion der bundesdeutschen Gesellschaft kritisieren. Ein Auszug aus dieser Erklärung: Dieser Nachruf hat heftige Reaktionen ausgelöst: seine Verbreitung wird von Justiz und Polizeiorganen sowie von Hochschulleitungen verfolgt; in den Massenmedien, auch in den bürgerlich-liberalen Zeitungen, wird dieser Nachruf als Ausgeburt "kranker Gehirne" und als Musterbeispiel für "blanken Faschismus" (Frankf. Rundschau) deklariert. Der vollständige Text wird nirgends veröffentlicht im Gegenteil, die zentrale Intention des Artikels - seine Absage an Gewaltanwendung - wird unterschlagen.
Ähnliches taten auch Studenten: An verschiedenen Universitäten veröffentlichten die jeweiligen Studentenzeitungen Kopien des Pamphletes. Sie hatten sich darufhin mitunter mit Geldstrafen oder Problemen mit der Leitung der Universität auseinanderzusetzen.
Siehe auch: Rote Armee Fraktion, Deutscher Herbst